Münchhausens Wickel – Geschichten
Erstellt von Hans-Georg Nelles am Dienstag 1. Mai 2007
‚Seit Anfang des Jahres können Väter in Elternzeit gehen – vom Staat finanziert. Auf große Nachfrage stößt das Angebot bisher nicht.’ Behauptet Anna v. Münchhausen in der FAS und liefert im Anschluss eine plausible Erklärung:
‚In der Regel wird es nach wie vor die Mutter sein, die ihr Kind im ersten Lebensjahr betreut. Zwei Monate länger wird das Elterngeld gezahlt, wenn auch der andere Elternteil sich zu Hause um das Kind kümmert.’
Mit dem Instrument der „Vätermonate“, Münchhausen greift hier nicht nur die diffamierende Bezeichnung des CSU-Bundestagsabgeordneten Peter Ramsauer „Wickel-Volontariat“ auf, sondern wertet auch die Erziehungsaufgabe ab.
Durch das Wickelvolontariat ‚sollen auch Erzeuger die Chance bekommen, den Nachwuchs zu versorgen – um Routine darin zu bekommen, Schnuller zu sterilisieren, Kirschkernkissen aufzuwärmen oder Koliken wegzustreicheln.’
Aber die Rechnung geht laut Münchhausen nicht auf. ‚Auch vier Monate nach Einführung der Gesetzesnovelle gibt es angeblich kaum Männer, die aufgrund der Neuregelung vorübergehend zum Vollzeit-Vater werden.
Aber was es bislang nicht gibt, sind verlässliche Zahlen. Das Familienministerium hat eine erste Übersicht für den 10. Mai angekündigt. Allein aus Baden Württemberg wurde schon am 1. März eine Zahl von 15% Vätern in Elternzeit gemeldet, was einer Verachtfachung der bisherigen Zahl ausmacht.
Aber Münchhausen bleibt in der Tradition ihres berühmten Vorfahren: spekulieren, diskriminieren, schwadronieren …:
‚Dass die Papis sich unmittelbar nach Einführung der Vätermonate nicht gleich scharenweise in die neue Aufgabe daheim stürzten, muss allerdings nicht unbedingt an einem mangelhaften Gesetzentwurf liegen, sondern hat womöglich biologische Gründe: Solange das Neugeborene gestillt wird, bleiben die jungen Mütter sowieso zu Hause und sehen wenig Veranlassung zum Rollentausch.
Sollte es aber die Absicht von Familienministerin Ursula von der Leyen gewesen sein, mehr Väter als bisher zu alleinverantwortlichen Vollzeit-Baby-Versorgern zu machen (also ohne die meiste Zeit ihre Frau an der Seite zu haben, die notfalls eingreifen kann), so wurde dieses Ziel zumindest bisher deutlich verfehlt. Die wenigen Männer, die das Experiment „Vätermonate“ wagten, nahmen die Elternzeit nämlich gleichzeitig mit der Mutter des Kindes, teilweise unmittelbar nach der Geburt.’
Diese Variante wird in der Tat vom Gesetz nicht bevorzugt, befördert aber meines Erachtens eine partnerschaftliche Aufteilung der neuen Aufgaben und eine Neujustierung der Partnerschaft mit Kind. Das ist allemal wertvoller als eine temporäre ‚Vollzeit-Baby-Versorgung’ durch eine(n) Volontär(in).