Unsichere berufliche Zukunft drückt auf die Seele
Erstellt von Hans-Georg Nelles am Dienstag 5. Dezember 2006
Gesundheitsrisiken jenseits des „Normalarbeitsverhältnisses“
„Flexibilität“ ist Hauptanforderung und Hauptbelastungsfaktor für Beschäftigte, die als Zeitarbeiter, Teilzeitkräfte oder mit befristeten Verträgen unter besonderem Stress stehen. Sie müssen Arbeitgeber, Tätigkeitsbereiche oder Einsatzorte mehr oder weniger regelmäßig wechseln. Dabei ist davon auszugehen, dass Brüche in der Berufslaufbahn, fehlende Karriereperspektive und unklare Zukunftspläne spezifische Belastungen darstellen.
Ziel eines von der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) initiierten Forschungsprojekts war, ein Instrument zu entwickeln, um solche Belastungen zu erfassen. Damit sollten die charakteristischen Beanspruchungen in so genannten atypischen Beschäftigungsformen abgebildet und verglichen werden. Der Fokus des Projekts lag auf der Gegenüberstellung „normaler“ und atypischer Beschäftigungsverhältnisse.
Es zeigte sich, dass die als Kontrollgruppe herangezogenen Festangestellten mit den höchsten Graden an beruflicher Freiheit, Identifikation mit dem Unternehmen und finanzieller Stabilität die geringsten Belastungen erleben. Dem gegenüber empfinden die Gruppen der befristet Beschäftigten und Zeitarbeitnehmer die höchsten Belastungen. Diese Gruppen schmieden auch am wenigsten Pläne für ihre berufliche Zukunft. Zeitarbeitnehmer sind rückblickend mit ihrer beruflichen Entwicklung besonders unzufrieden. Der Arbeitsplatzunsicherheit und der Unklarheit über zukünftige Beschäftigungsmöglichkeiten kommt bei den Belastungen durch atypische Beschäftigung eine wesentliche Rolle zu. In der Studie gelang es auch, die These von der „Inkongruenz“ zwischen gewünschtem und tatsächlichem Beschäftigungsverhältnis als Belastungsfaktor zu belegen: Personen, die eine andere Beschäftigungsform als ihre derzeit ausgeübte bevorzugen würden, erleben ihre „ungeliebte“ Situation als belastender als solche, die in ihrem Wunschbeschäftigungsverhältnis stehen.
Eine Kurzfassung der Untersuchung finden Sie hier.