Engagement von Vätern verbessert Karrierechancen von Frauen
Erstellt von Hans-Georg Nelles am 29. September 2006
Ein großer Teil der Führungskräfte in der Privatwirtschaft lebt in partnerschaftlichen Familienformen, verheiratet oder unverheiratet. Diese Partnerschaften gestalten sich allerdings bei Frauen und Männern ganz unterschiedlich: Die Partnerinnen von Männern in Führungspositionen sind mehrheitlich nicht erwerbstätig oder haben eine Teilzeitbeschäftigung.
Im Jahr 2001 schlossen die Bundesregierung und die Spitzenverbände der deutschen Wirtschaft eine freiwillige Vereinbarung zur Förderung der Chancengleichheit von Frauen und Männern in der Privatwirtschaft. In diesem Zusammenhang entstand die IAB-Führungskräftestudie, mit der der Anteil von Frauen und Männern in Führungspositionen in der Privatwirtschaft untersucht werden soll. Die Studie zeigt: Ein großer Teil der Führungskräfte in der Privatwirtschaft lebte in den Jahre 2000 und 2004 in partnerschaftlichen Familienformen. Diese Partnerschaften gestalten sich für Frauen und Männer allerdings unterschiedlich: Die Partnerinnen von Männern in Führungspositionen sind größtenteils nicht erwerbstätig oder haben eine Teilzeitbeschäftigung. Etwa ein Viertel von ihnen arbeitet Vollzeit und nur sieben Prozent haben selbst Führungsfunktionen inne. Umgekehrt sind die Partner von Frauen in Führungspositionen aber mehrheitlich vollzeiterwerbstätig oder selbst Führungskräfte.
Auch im Bezug auf die gelebten Familienformen zeigen sich deutliche Unterschiede zwischen Frauen und Männern in Führungspositionen. Frauen leben häufiger alleine oder mit einem Partner, aber meistens ohne Kinder oder sie sind allein erziehend, während Männer sehr viel häufiger mit einer Partnerin und Kindern zusammenleben. Für die Sorge um die Kinder und die familiären Pflichten kommen die Partnerinnen der männlichen Führungskräfte auf, die zugunsten der Kinder und der Karriere des Mannes ihre berufliche Verwirklichung nach hinten anstellen. Kurz: Beruf und Familie lassen sich für weibliche Führungskräfte selten miteinander vereinbaren. Sie leben öfter als Männer alleine oder mit Partnern, die selbst stark auf Beruf und Karriere hin orientiert sind, haben deutlich seltener Kinder und sind meist vollzeiterwerbstätig mit relativ langen Arbeitszeiten.
Bisher gilt noch immer: Kinder stellen für erwerbstätige Mütter ein Karriererisiko dar. Dies gilt besonders für Führungspositionen, weil die Vereinbarkeit von Familie und Beruf dort noch schwieriger ist als in anderen beruflichen Tätigkeiten. Aufgrund fehlender Betreuungsmöglichkeiten können Frauen beides häufig nur verbinden, indem sie Erwerbsunterbrechungen einlegen und ihre Arbeitszeit reduzieren. Beides wirkt sich oftmals negativ auf die anschließende Karriere aus.
Der Diversity-Experte, Michael Stuber, konstatiert: Noch immer ist Kindererziehung in Deutschland Frauensache, obwohl Männer heute häufig viel aufgeschlossener gegenüber Kindererziehung sind und gerade junge Männer den expliziten Wunsch danach äußern, mehr Zeit mit ihren Kindern zu verbringen. Die aktuelle Work-Life-Praxis Studie (WLPS) zeigt, dass bisherige familienorientierte Maßnahmen zu wenig darauf ausgerichtet, Männer zu einer aktiven Vaterschaft zu motivieren. „Vorurteile gegenüber Väter, die sich Zeit für eine Vaterschaft nehmen und berufliche Ziele zurückstecken, sind der Hauptgrund für deren geringe Beteiligung an der Familienarbeit hierzulande“, so Stuber weiter. Engagieren sich Väter stärker als bisher verbessern sich auch die Karrierechancen von Frauen, ist Stuber überzeugt. Quelle
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