Anruf von der Redaktion
Erstellt von Hans-Georg Nelles am Sonntag 17. September 2006
Eigentlich hatte ich mir ja geschworen hier nichts mehr über Frau Herrmann zu schreiben. Aber am vergangenen Mittwoch erhielt ich den Anruf der Redaktion eines angesehenen TV Nachrichtenmagazins. Man wolle den Medienhype, den ihre Äußerungen im Moment verursachen zum Anlass nehmen, sich noch einmal ernsthaft mit dem Thema Geschlechterrollen auseinanderzusetzen.
Frank Plaßberg hatte zu diesem Zeitpunkt sein ‚Evaloo‘ noch nicht erlebt. Nach Ansicht einiger Bekannter und Freunde ist es allein dem Auftritt von Armin Laschet zu verdanken, dass etliche Fernseher und Fensterscheiben nicht zu Bruch gegangen sind.
‚Ich wäre doch mit dem Thema befasst, ob ich nicht Väter oder Unternehmen kenne, die bereit wären zu einem kurzen Dreh, ca. 30 Minuten. So gegen 15:00 Uhr sei die Wochenkonferenz, da würden die Themen für die nächste Woche festgeklopft. 4 Stunden, das seien in der Medienbranche fast eine halbe Ewigkeit. Ob ich denn auch zu einem kurzen Interview …‘
Nach einem kurzen Fachgeplenkel sagte ich zu, mich bei den mir bekannten väterfreundlichen Unternehmen umzuhören, ob sie kurzfristig bereit seien, sich an dem Vorhaben zu beteiligen.
Nach anderthalb Stunden, der Prokurist des einen Unternehmens, auch ein junger Vater, musste erst im Urlaub angerufen werden, konnte ich dem Redakteur zwei Unternehmen nennen, die bereit waren, ihre Ansichten zum Thema ‚aktive Väter, ein Gewinn für Unternehmen!‘ öfffentlich darzustellen.
Dem Readkteur reichte das noch nicht, ob ich denn nicht auch noch einen Vater, der im Moment Verantwortung für Familie und Haushalt …
Also nochmal ans Telefon und nach eiteren 30 Minuten konnte ich wieder ‚Vollzug melden‘. Ich würde dann auch informiert wie es weiter geht.
Funkstille!
Am Freitag treffe ich den kaufmänniscchen Leiter des anderen Unternehmens bei einer IHK Veranstaltung in Köln, nein, man habe (noch) nichts von der Redaktion gehört. Ein Anruf bei dem aktiven Vater ergab die Auskunft, dass er nach Ansicht des Redakteurs wohl nicht so ganz ins Profil (welches Profil?) gepasst habe.
Fuck! Jetzt muss ich meinem Ärger doch mal Raum verschaffen. Ob es richtig war, das Thema als Antithese zu Frau H. aufzustellen, da hatte ich von Anfang an Bauchschmerzen. Mir war es daher auch wichtig, dass engagierte Unternehmen und glaubwürdige Vorgesetzte etwas zu dem Thema sagen, denn wie lautete zum Beispiel das Resümme der 2. Tagung des ‚Aktionsforums Männer und Leben‘ ‚Kinder machen Väter‘ im Januar beim Hessischen Rundfunk: ‚Engagierte Väter scheitern an ihrem Chef‘.
Für den Redakteur (und viele andere JournalistInnen) sah das Profil des gesuchten Vaters wohl so aus: Angesichts der Lektüre des oben erwähnten Buchs und dem Konsum der fünften Sendung mit bzw. über Frau H. entschließt sich Vater spontan und im Vorgriff auf die kommende Elterngeldregelung, die Geschlechterrollen zu tauschen, den Kinderwagen zu schieben und den Apfelkuchen zu backen.
Mit derartig individualisierten Sichtweisen auf das Thema dauert es noch länger bis sich was verändert.