Eine letzte Chance, dem Vater zu begegnen
Erstellt von Hans-Georg Nelles am Dienstag 17. Juli 2012
Der britische Fotograf Phillip Toledano hat ein Buch ‚Letzte Tage mit meinem Vater‚ über seinen an Demenz erkrankten Vater gemacht. Es zeigt vollkommen ungeschönt den Zerfall eines Körpers – und eines Geistes. Doch die Haltung des Fotografen ist nicht voyeuristisch, sondern die eines liebenden Sohnes, der Abschied nehmen muss.
Der alte Mann zieht die Stirn kraus, die Augen in seinem hageren Gesicht schauen zu Boden, angespannt wirkt dieses Antlitz, in sich gekehrt. Dabei hat sein Sohn die Arme um den Alten geschlungen, drückt Nase und Stirn an die Schläfe des Vaters, hat die Augen geschlossen, als wolle er sich ganz auf diesen Moment der Nähe konzentrieren. Es ist eine innige Umarmung – allerdings eine einseitige.
Wie weit die Demenz das Gedächtnis des Vaters bereits geschädigt hat, wird dem Sohn erst klar, als die Mutter unerwartet stirbt. Der Sohn übernimmt die Pflege des 97 Jahre alten Mannes und entdeckt zu seiner eigenen Verwunderung, dass das nicht nur Last, nicht nur Schrecken ist, sondern eine letzte Chance, dem Vater zu begegnen, ihn im Abschied kennenzulernen.
Mittwoch 18. Juli 2012 um 12:51
Ich hatte die Website schon einmal gesehen und gelesen, bzw. die Fotos angeschaut. Die ist wirklich schön, würdevoll und gleichzeitig muss man dabei wirklich gegen die Tränen kämpfen…
Donnerstag 9. August 2012 um 14:28
Ich kann das nur bestätigen und verstärken, was in der Ankündigung des Buches steht:
Verpass nicht die Chance der 3. Elternzeit*, d.h. ich nehme mir Zeit für meinen Vater und meine Mutter, wenn sich die Eltern/ auch Schwiegereltern auf den Weg machen. Es ist nicht die Letzte, sondern „Die Chance“ zur Begegnung und zum gegenseitigen Loslassen, vielleicht sogar Versöhnung. Oft muss Mann eine neue Sprache lernen, ohne Worte. Vielleicht schweigt man sich zusammen, schaut sich in die Augen, wagt gegenseitige Berührung und loslassen, kann zulassen was ist.