Väter in Führungspositionen brauchen Vorbilder
Erstellt von Hans-Georg Nelles am Donnerstag 13. Oktober 2011
Väter in Führungspositionen, die Familienverantwortung aktiv ausfüllen wollen, sind ein wichtiger Hebel für eine familienbewusste Arbeitswelt: Sie sind sowohl Vorbilder als auch Umsetzer einer familienbewussten Personalpolitik. Dabei sind „Rücken-Freihalter“ wie neue Arbeitszeitstrukturen oder Serviceleistungen wichtige Komponenten. Das zeigt die Multiplikatorenveranstaltung „Erfolgsfaktor Familie“ zum Thema „Mütter und Väter in Führungspositionen – wie kann betriebliche Vereinbarkeit dazu beitragen und wie profitieren Unternehmen?“, zu der das Netzwerkbüro „Erfolgsfaktor Familie“ Ende September eingeladen hatte.
„Die Herausforderungen der Vereinbarkeit von Familie und Beruf machen auch vor Führungskräften nicht halt. Wir brauchen daher auch in diesem Bereich mehr Kreativität und neue Karriereformen“, so Dr. Achim Dercks, stellvertretender Hauptgeschäftsführer des DIHK, in seiner Begrüßungsrede vor über 200 Teilnehmerinnen und Teilnehmern. „Angesichts des steigenden Fachkräftebedarfs, gerade auch im Führungsbereich, dürfen und können wir auf Führungspersonal mit Familienaufgaben nicht verzichten“, erläutert Dercks weiter.
„Heißt Führungskraft sein automatisch, dass einem der Rücken frei gehalten wird?“, fragt Sofie Geisel, Projektleiterin des Netzwerkbüros „Erfolgsfaktor Familie“ und Moderatorin der Veranstaltung zu Beginn der Podiumsdiskussion. „Unser Bild von Führungskräften ist geprägt von Menschen, die von Alltagsaufgaben vollständig befreit sind“, bestätigt Vera Gäde-Butzlaff, Vorsitzende des Vorstands der Berliner Stadtreinigung. Gerade in Führungsebenen würden alte Muster herrschen, die einer Akzeptanz für ein anderes Leben neben der Arbeit und somit auch neuen Führungsmodellen (noch) im Wege stehen.
„Es gibt heute immer noch Irritationen, wenn man als Führungskraft zugibt, dass es noch andere Götter neben dem Job gibt“, unterstreicht Dr. Georg Barzel, Berater und Auditor der berufundfamilie Service GmbH. Zudem wird in der Diskussion herausgestellt, dass es bei Frauen keine Selbstverständlichkeit gäbe, als Mutter Karriere zu machen. Sobald eine Frau schwanger sei, würden ihr häufig Kompetenzen abgesprochen und Karriereschritte wie Gehaltserhöhungen auf Eis gelegt.
Damit kompetente Eltern in Führungspositionen kommen können, spielt das Vorleben von anders gelebter Führung offensichtlich eine wichtige Rolle. „Der Dreh- und Angelpunkt ist, dass mehr Führungskräfte in Teilzeit arbeiten müssen und so die Vorbilder von morgen abgeben“, konstatiert Andreas Krause, Leiter des Personalservices der DATEV, wo es neuerdings eine Initiative „Führung in Teilzeit“ gibt. Auch Jürgen Kühn, Diversity Manager der Telekom und „Spitzenvater des Jahres 2008“ unterstreicht, dass sich das Arbeitsleben bzw. die Rahmenbedingungen ändern müssen: „Eine Kultur des Erlaubens muss Top-down vorgelebt werden und aus allen Teilen des Unternehmens kommen, damit sich die Unternehmenskultur für mehr Mütter und aktive Väter nachhaltig ändert.“