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Frauen scheuen den Wettbewerb schon im Kindesalter

Erstellt von Hans-Georg Nelles am Freitag 25. Juni 2010

Mädchen sind schon als Dreijährige deutlich seltener zum Leistungswettbewerb mit Gleichaltrigen bereit als Jungen. Das ist das Ergebnis einer aktuellen Studie, die beim Bonner Institut zur Zukunft der Arbeit (IZA) erschienen ist. Damit wird erstmals gezeigt, dass sich derartige Unterschiede zwischen den Geschlechtern bereits im Kleinkindalter ausprägen.

Die Studie basiert auf einem umfangreichen Experiment der Universität Innsbruck, in dem das Wettbewerbsverhalten von über 1000 Kindern und Jugendlichen zwischen 3 und 18 Jahren untersucht wurde. Je nach Alter mussten die Teilnehmer Rechenaufgaben lösen oder einen Wettlauf absolvieren und konnten dadurch Geld verdienen.

Im Laufe des Versuchs hatten sie die Wahl, ob sie gegen Gleichaltrige antreten wollten, um ihre Verdienstmöglichkeiten zu steigern. Im Schnitt entschieden sich 40 Prozent der Jungen, aber nur 19 Prozent der Mädchen für die Wettbewerbsvariante. In allen Altersgruppen lag der Abstand zwischen den Geschlechtern bei etwa 15 bis 20 Prozentpunkten. Dabei war es unerheblich, ob die Kinder in gemischten oder gleichgeschlechtlichen Gruppen gegeneinander antraten.

Ein weiterer interessanter Befund der Studie: Sowohl im Kopfrechnen als auch beim Wettlauf schnitten Jungen und Mädchen annähernd gleich ab. Allerdings neigen Jungen eher dazu, die eigene Leistung zu hoch einzuschätzen.

Wirtschaftsforscher sehen in der geringeren Wettbewerbsbereitschaft von Frauen eine mögliche Ursache für den Lohnabstand zwischen den Geschlechtern und den geringen Frauenanteil in Führungspositionen. „Unsere Ergebnisse legen nahe, das Wettbewerbsverhalten von Frauen schon in jungen Jahren gezielter zu fördern, um einen Beitrag zu mehr Chancengleichheit auf dem Arbeitsmarkt zu leisten“, sagt der Innsbrucker Verhaltensökonom Matthias Sutter, der die Studie mitverfasst hat.

Die englischsprachige Studie ist über die IZA-Homepage abrufbar.

Quelle

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Ein Kommentar zu “Frauen scheuen den Wettbewerb schon im Kindesalter”

  1. Thomas sagt:

    „Allerdings neigen Jungen eher dazu, die eigene Leistung zu hoch einzuschätzen.“

    Dieses Thema ging 2008/2009 auch vereinzelt durch die Medien nach Susan Pinkers „Geschlechterparadox“, und der FOCUS verwertete Aspekte in der Titelstory „Im Zweifel gegen den Mann“ vom 14.09.2009.

    Susan Pinker, „Das Geschlechterparadox“ behandelt diese Facette der Geschlechterseite – m.E. jedoch arg einseitig auf den biologischen Aspekt bezogen. Die soziokulturell-variable Variante beschreibt sie zum Schluß in der Zusammenfassung, „Männer und Frauen bei ihren Prädispositionen abzuholen.“

    Ich nutzte scheinbar früher diesen Effekt beim Kampfsport instinktiv, indem ich die Jugendlichen auf das „do“ und den partnerschaftlichen Aspekt des Sportes immer wieder hinwies.

    Ein paar charakteristische Zitate aus „Das Geschlechterparadox“, die die IZA-Studie bekräftigen :

    „… und daß 38% der Frauen eine Beförderung abgelehnt oder sich bewusst für eine schlechter bezahlte Position entschieden hatte (Sylvia Ann Hewlett, „Extreme Jobs. The Dangerous Allure of the 70 hour-workweek“, Harvard Business Review 12/2006, Hewlett und Luce, „off-ramps and on-ramps. Keeping talented woman on the road of success”, Boston, Mass.: Harvard Business School press, 2007).

    „.. durch ihre Suche nach inhärentem Sinn bei der Arbeit und über die geringere Stundenzahl, die sie in die Arbeit investieren wollten. Beides steht im Widerspruch zu Spitzengehältern und beruflichem Aufstieg.“ (Susan Pinker, “Das Geschlechterparadox, S. 100).

    „Die Frauen, die weniger rentable Berufsfelder und Tätigkeiten wählen, tragen selbst zu dieser Diskrepanz bei, als ob sie sagen wollten : Dies ist die Arbeit, die ich tuen möchte. Dies sind die Arbeitszeiten, die ich brauche. Und dafür nehme ich in Kauf, etwas weniger zu verdienen“ (Susan Pinker, “Das Geschlechterparadox, S. 88)

    „Unabhängig von Lernproblemen haben eine Reihe von Ökonomen belegt, daß Frauen häufig schlechter bezahlte Jobs auswählen, ihren eigenen Angaben aber zufriedener mit ihrer Arbeit sind. (Job satisfaction and gender : Why are women so happy at work? Labour economics 4, 1997, S.341; J.Oswald, Happiness and economic performance, economic journal 107, 11/1997, S.1815-1831.).

    „Wenn man die Berufsorientierungspräferenzen von Frauen und Männern betrachtet, finden sich die größten Unterschiede in den Ländern, die die größte Auswahl und Freiheit an Möglichkeiten bieten wie Deutschland, Schweiz, Norwegen, USA, Japan etc.“ (Marcia Barinaga, „Surprises across the Cultural Divide“, Science 263, 1994).

    Als Kapazität auf dem Gebiet der Präferenzenforschung ist auch Fr. Catherine Hakim zu nennen.

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