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Doppelte Belastung für Väter

Erstellt von Hans-Georg Nelles am Mittwoch 5. Mai 2010

den Anspruch, gleichzeitig traditioneller Versorger und fürsorglicher Vater zu sein. Diese These stellt Clara Ott in der Zeit auf und belegt sie mit zwei aktuellen Studien.

Ein Schweizer Forscherteam am Zentrum Gender Studies der Universität Basel erforscht derzeit die Krux zwischen alten Männlichkeitsnormen und neuen Ansprüchen. Die Wissenschaftler um Andrea Maihofer haben 60 männliche Akademiker befragt: Wieso bekommen manche Männer Kinder und andere nicht?

Das Ergebnis der dreijährigen Studie: Viele Männer wissen nicht, wie sie Familie und Beruf unter einen Hut bekommen sollen. „Die Festlegung auf eine Familie ist für viele unserer Befragten ein Thema, das mit Ängsten und Ambivalenzen verbunden ist.“ Heute muss ein Mann gleichzeitig als Vater präsent und aktiv, aber auch noch Versorger und liebevoller Ehemann sein. Für diesen neuen Mann fand man in Basel eine Umschreibung: Der „emotional involvierte, präsente Ernährer-Vater“. Dieser Anspruch steht im Widerspruch mit dem freien und unabhängigen Leben, das vor der Familienplanung als Ideal galt.

Aber was viele Männer nicht ahnen: Wer bis zum 45. Lebensjahr kein Vater ist, wird meist auch keiner mehr. Das hat der Bevölkerungsexperte Christian Schmitt von der Universität Rostock herausgefunden. Er sagt außerdem, dass viele Männer ökonomisch einschneidende Veränderungen befürchteten: „In Deutschland sorgt das Geschlechtergefälle beim Einkommen und die Betreuungssituation für Kinder dafür, dass die Rollenverteilung in den Köpfen zementiert ist“, erklärt Schmitt.

Zusammen mit seinen Kolleginnen Heike Trappe und Annelene Wengler untersuchte Schmitt die häusliche Aufgabenteilung von Paaren und fand heraus: Mit der Geburt des ersten Kindes fallen viele automatisch in ein traditionelles Rollenmuster zurück. Er sorgt für das Familieneinkommen, sie, die vorher schlechter verdient hat, kümmert sich um Haushalt und das Kind. Davor fürchten sich nicht nur die Frauen, sondern auch die Männer. Nur aus anderen Gründen.

„Deutschland hat ganz klar eine Tradition als Wohlfahrtsstaat mit der Fokussierung auf die Frau als Fürsorgeperson.“ Es sei auffällig, dass man hierzulande zwar von der skandinavischen Familienpolitik gelernt habe, aber in den Köpfen ein Denken herrsche wie in vielen südeuropäischen Ländern. Einen Wandel sieht Soziologe Schmitt da erst in „zehn plus X Jahren“.

Die Lösung liegt dabei vor allem in der Familienpolitik. „Es gibt feste Strukturen in den Köpfen der Männer. Die Normen müssen sich ändern und es muss selbstverständlich werden, dass ein Mann in die Kinderbetreuung einbezogen wird. … Die Vätermonate sind ein elementares Instrument, um die Männer in ihrem Beitrag zur Kinderbetreuung – und damit einer ausgeglicheneren Aufgabenteilung zwischen Mann und Frau – zu aktivieren“, urteilt der Bevölkerungsexperte.

Und das raten die Schweizer Forscher den Männern: Am Anfang stehen viele Fragen, die sich ein Mann stellen muss. „Fühlen Sie sich den eigenen Ansprüchen an eine Vaterschaft gewachsen? Was für ein Vater wollen Sie sein? Welche Veränderungen des eigenen Lebens würde das bedeuten? Ist dafür die richtige Partnerin vorhanden?“ Vermutlich entscheidet der letzte Punkt über Ja oder Nein zum Kind.

Quelle

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2 Kommentare zu “Doppelte Belastung für Väter”

  1. Martin Verlinden sagt:

    Wenn Männer es möchten, werden sie fast alle Väter.
    Zu der Aussage: >>was angeblich viele Männer nicht ahnen sollen: Wer bis zum 45. Lebensjahr kein Vater sei, würde meist auch keiner mehr. Das habe der Bevölkerungsexperte Christian Schmitt von der Universität Rostock herausgefunden.<<
    Mein Hinweis zu dieser unkorrekten und kontraproduktiven Behauptug: Der Anteil der kinderlosen Männer im Alter bis 45 Jahre liegt bei 28%, aber er sinkt bis zum 66. Lebensjahr um 19% Punkte auf die geringe Quote von 9%
    Von wegen geringe Chance 45 jähriger Männer noch erstmals Vater zu werden!! Wer einen Blick auf den Anteil ungebundener, und am anderen Geschlecht desinteressierter Zeigenossen wirft könnte ahnen, dass jeder Vater werden kann, der es im zeugungsfähigen Zustand noch will.
    Die herbeigeredte "Kinderlosigkeit alternder Männer" sehe ich hauptsächlich als Methodenproblem der Erhebungsverfahren an:
    Wenn unrepräsentative Meinungsumfragen mit invaliden Fragen gemacht werden oder eine amtliche Statistik nur die im Haushalt lebenden Kinder erfasst, ist die Datenlage beschämend lückenhaft.
    Denn statistisch werden meines Wissens nach im Mikrozensus nur als "Väter" gezählt, die mit Kindern unter 18 im Haushalt leben, wenn die Kids älter oder ausgezogen sind – dann haben diese Männer per Definition keine Kinder und sind keine "Väter"(mehr). Was sich logisch besonders auf die über über 45 Jahre alten Männer bezieht.
    Solchen Männern pauschal Kinderlosigkeit zu unterstellen ist schlicht falsch.
    Meines Wissens nach sind über 90% aller Männer über 65 Jahre in ihrem bisherigen Leben VÄTER geworden, vielleicht ist auch ein plausibler Rest für Frauen zu unattraktiv oder auch unfruchtbar! Die Quelle: Christian SCHMITT, 2004 in:
    https://www.diw.de/documents/publikationen/73/diw_01.c.41162.de/diw_rn04-01-34.pdf dort Seite 6

    Insgesamt waren 2008 unter den 40- bis 44-jährigen Frauen 21 Prozent kinderlos,
    der Anteil bei den 50- bis 54-jährigen Frauen lag bei 16 Prozent.
    Unter den 60 bis 64 Jahre alten Frauen hatten 12 Prozent keine Kinder geboren ebenda, S. 6
    und bei http://de.wikipedia.org/wiki/Kinderlosigkeit

    Nur das dazu….

    Martin Verlinden

  2. nelles sagt:

    Lieber Martin,

    vielen Dank für die Ergänzungen und die Quellen. Die Ergebnisse der Baseler Studie werden wohl im Sommer veröffentlicht. Dazu werde ich hier natürlich auch berichten.

    Hans-Georg

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