… was Väter können, was sie fürs Vatersein noch benötigen
und was sie gemeinsam lernen können
Diese Fragen werden beim ersten VäterSummit in NRW am 26.
August in Essen thematisiert. Am Vormittag wird Teresa Bücker, Journalistin und
Autorin des Buchs ‚Alle Zeit‘ unter der Überschrift ‚Ist es radikal, wenn Väter
sich mehr Zeit für die Familie nehmen?‘ ihre Gedanken und Vorschläge zu dem
Thema formulieren. Eingerahmt wird ihr Beitrag durch Impulse ‚aus dem
Väter-Leben‘ mit Comedian Florian Hacke. Moderiert wird der Väter von Sascha
Verlan, Mitinitiator des ‚Equal Care Days‘
Inhaltlich geht es dann nach der Mittagspause mit einem
BarCamp weiter. Die Väter können ihre Anliegen vorbringen und in zwei Runden
gemeinsam mit anderen Vätern bearbeiten. Unterstützt werden sie dabei unter
anderem Heiner Fischer (www.vaterwelten.de),
Hans-Georg Nelles (www.lag-vaeterarbeit.nrw)
und Sascha Verlan.
Für die Kinder gibt es den ganzen Tag spannende Spiel und
Bastelangebote.
Der #VaeterSummitNRW wird von der LAG Väterarbeit NRW gemeinsam mit den Gleichstellungsstellen in Bonn, Dortmund, Essen und Münster veranstaltet und richtet sich an Väter mit ihren Kindern sowie an Väterarbeit interessierte Fachkräfte. Weitere Informationen und eine Anmeldemöglichkeit zur Veranstaltung am 26. August finden Sie hier.
Vom 16. Mai bis zum 14. Juni zeigte die LAG Väterarbeit NRW
in der Zentralbibliothek in Düsseldorf Schwarz-Weiß-Fotografien von Vätern und
ihren Kindern. Martin Moog, Fotograf aus Frankfurt, der seit knapp 20 Jahren
als ‚Tagesvater‘ arbeitet, hat Väter mit ihren Kindern und Männer, die in
verschiedenen Situationen für Kinder Verantwortung übernommen haben,
porträtiert. Seine Fotografien zeichnen ein Bild davon, wie ‚engagierte
Vaterschaft‘ aussehen kann und welche Zufriedenheit Männer und Kinder in dieser
Zweisamkeit ausstrahlen.
Das Selbstverständnis von Vätern sowie die Zuschreibungen
und Erwartungen an sie sind seit Jahrzehnten im Wandel. Väter wollen gute Väter
sein, von Anfang an für ihre Kinder da sein, ihre Entwicklung aktiv begleiten,
es besser machen als ihre eigenen, vielfach abwesenden Väter.
Im Alltag fällt es ihnen, auch aufgrund von unpassenden Rahmenbedingungen, schwer,
diese Vorstellungen zu leben. Die Bilder sind auch eine Ermutigung, diese
Wünsche nicht vorschnell aufzugeben.
Konfrontiert und ergänzt wurden die Fotografien mit Aussagen
von Vätern sowie Zahlen und Fakten zu den vielfältigen Lebenswirklichkeiten von
Vätern in NRW.
Eröffnet wurde die Ausstellung am Dienstag, den 16. Mai mit einer Lesung von Tillmann Prüfer, Autor des Buchs ‚Vatersein, Warum wir mehr denn je neue Väter brauchen‘ und der Zeit Kolumne ‚Prüfers Töchter‘ Im Gespräch mit dem Vorsitzenden der LAG-Väterarbeit, Hans-Georg Nelles hat er unter anderem die Geschichte der existierenden ‚Väterbilder‘ skizziert und dargelegt, dass es nur eine Person auf der Welt gibt, die einem Mann beibringen kann, wie gutes Vatersein geht: … das eigene Kind.
Zuvor hatte Norbert Kamp, Leiter der Bibliotheken in Düsseldorf,
in seinem Grußwort auf die Aktualität und gesellschaftliche Bedeutung des ‚Väterthemas‘
hingewiesen und Martin Moog etwas zur Idee und Entstehungsgeschichte der Fotografien
erzählt. Der Ort der Ausstellung, der ‚Freiraum‘ befindet sich im
Eingangsbereich der Zentralbibliothek gegenüber der Düsseldorfer Hauptbahnhofs.
Pro Monat hat die Bücherei etwa 100.000 Besucher.
Zum Abschluss der Ausstellung gab es am 12. Juni eine Finissage mit Fabian Soethof. „Väter können das auch!“, der Titel des Buchs von Fabian Soethof ist eine klare Ansage. Es ist wirklich Zeit, Familie gleichberechtigt zu leben. Die Fragen und Zweifel, die in dem Zusammenhang auftauchen drehen sich eher um das Wollen und Dürfen. Das wurde auch bei dem Talk und im Gespräch mit den Zuhörenden deutlich
Väter und Mütter wollen raus aus den traditionellen Mustern,
Erwartungen und Klischeefallen, das Vater- und Elternsein anders gestalten als
die eigenen Eltern. Das ist eine große Chance, aber auch eine Herausforderung,
die nicht nur aus unpassenden strukturellen Rahmenbedingungen besteht.
Fabian Soethof begleitet seine Leser:innen bei den
anstrengenden und verunsichernden Prozessen, Gewohntes in Frage zu stellen und
eigene Vorstellungen von Mann- und Vatersein auf den Prüfstand zu stellen.
Gleichzeitig inspiriert und ermutigt er Väter und Mütter, miteinander neue Wege
zu gehen.
Als die drei wichtigsten Punkte auf dem Weg zu mehr
Gleichberechtigung benannte er:
Privilegien,
patriarchale Strukturen, Rollenbilder und Ungerechtigkeiten erkennen: Nur
wer weiß, wie vergleichsweise gut er oder sie es hat, kann dafür sorgen,
dass es anderen auch mal besser geht.
Es
gibt kein Wissens-, sondern ein Handlungsdefizit: Fast alles, was in
meinem Buch steht, ist seit Jahren bekannt. Theoretisch steht
Gleichberechtigung also nichts mehr im Wege – praktisch unter anderem das,
was ich auf die erste Frage hin antwortete.
Das
Private ist politisch (und umgekehrt): Nur wer Gleichberechtigung
selbstverständlich in der Familie und von dort hinaus vorlebt, kann zu
einem Rollenwandel beitragen. Und nur, wer von Politik und Wirtschaft
dabei hinreichend unterstützt wird, kann sein Privatleben ändern.
Da es während der Ausstellung schon Fragen danach gab: die Ausstellung kann ausgeliehen und an anderen Orten gezeigt werden. Nachfragen können Sie gerne an die LAG-Väterarbeit stellen, die Ihr Vorhaben in NRW gerne unterstützt.
Der Titel des Buchs von Fabian Soethof ist eine klare
Ansage. Es ist wirklich Zeit, Familie gleichberechtigt zu leben. Die Fragen und
Zweifel, die in dem Zusammenhang auftauchen drehen sich eher um das Wollen und
Dürfen.
Klar wollen Väter und Mütter raus aus den traditionellen
Mustern, Erwartungen und Klischeefallen, das Vater- und Elternsein anders
gestalten als die eigenen Eltern. Das ist eine große Chance, aber auch eine
Herausforderung, die nicht nur aus unpassenden strukturellen Rahmenbedingungen
besteht.
Fabian Soethof begleitet seine Leser*innen bei den
anstrengenden und verunsichernden Prozessen, Gewohntes in Frage zu stellen und
eigene Vorstellungen von Mann- und Vatersein auf den Prüfstand zu stellen.
Gleichzeitig inspiriert und ermutigt er Väter und Mütter, miteinander neue Wege
zu gehen.
Fabian Soethof, 1981 am Niederrhein geboren, schloss ein
Studium als Kulturwirt und Kulturjournalist in Duisburg und Berlin ab und
schreibt u.a. für den Tagesspiegel, Mens Health Dad und Süddeutsche Zeitung. Seit
2016 leitet die Online-Redaktion des Musikexpress. Mit www.newkidandtheblog.de
war er einer der ersten bloggenden Väter. Soethof lebt mit Frau und zwei Söhnen
in Berlin.
Bei diesem Online-Werkstattgespräch hat Marc Schulte vom
Papaladen in Berlin über die Erfahrungen mit dem von ihm und Eberhard Schäfer
entwickelten Ratgebers ‚Stark und verantwortlich – für Väter nach Trennungen‘
und dem damit verbundenen Gruppenprogramm berichtet.
Die Beratung von Vätern in Trennungssituationen ist ein
Baustein eines umfangreichen Beratungsangebots das auch Paarberatung,
psychosoziale, Elterngeld- und Strategie-Beratung umfasst. Die Väter die in
einer Trennungssituation ins Väterzentrum kommen, sind häufig (knapp 34 %) in
einer (hoch) strittigen Situation und erleben ihre „Trennung Hoch 4“ von
Partnerin, Kind(ern), sozialem Umfeld und Wohnung als fundamentale Lebenskrise
und ihre Situation als Einzelschicksal. Sie sehen im Rechtsweg häufig den
einzigen (Aus-) Weg und fühlen sich ohnmächtig, verzweifelt und wütend. Sie
sehen sich einem professionellen Frauennetzwerk gegenüber, erwarten eine
Beratung auf Augenhöhe und Gerechtigkeit.
Die von den Vätern vermutete „Fürsprecherrolle“ ermöglicht in
der Regel eine schnelle und positive Beziehungsaufnahme, die auch dadurch
gestützt wird, dass das Väterzentrum keine „klassische“ Beratungsstelle ist.
Die Beratungshaltung ist dabei durch folgende Grundsätze geprägt:
Annahme des Anliegens
Wertschätzung des Engagements des Vaters und
allem, was er in Bezug auf die Kinder tut und getan hat
Reflexion und Rückmeldung zu problematischen
Kommunikationsmustern
Perspektivwechsel (raus aus der Ohnmachts- und
Opferrolle hin zum Akteur – „Was geht gut, wie könnte es noch besser gehen?“
Trennung von Paarebene und Elternebene
Blick auf das Kind, seine Bedürfnisse,
Potenziale….
Wertschätzung gegenüber der Mutter (nicht jede
Handlung der Mutter ist gegen den Vater gerichtet)
Keine Festlegung auf ein „Ideal“ Familienmodell
nach Trennung
Sprachsensibilität z.B. statt „Umgang“ –
„Betreuungszeit“ – nicht „Kindesmutter“ sondern „Mutter der Kinder“
Das Gruppenprogramm „Stark und Verantwortlich“ für Väter
in Trennungssituationen
… wird seit 2009 kontinuierlich weiterentwickelt. Es gibt zwei
Durchgänge pro Jahr mit bislang rund 300 Teilnehmern. Es findet an 10 Abenden
jeweils drei Stunden mit 10 Teilnehmern statt. Grundlage ist die „kollegiale
Beratung“ – denn die Väter sind die Experten ihrer Situation. Dazu kommen Expertenabende
mit Vertreter:innen des Jugendamts oder des Familiengerichts und Themenabende.
Die Evaluation des Programms hat ergeben, dass 100% der
Teilnehmenden den Kurs weiterempfehlen würden, 76 % besser mit der
Gesamtsituation umgehen können und 25 % bessere Betreuungsvereinbarungen mit
der Mutter getroffen haben.
In der sich anschließenden Diskussion ging es zunächst
darum, welche Angebote es für Väter in einer Trennungssituation es in NRW gibt.
Mehrere, der selbst in der Beratung tätigen Teilnehmer empfahlen das Programm
‚Kinder im Blick‘, dass in vielen Städten angeboten wird.
Des Weiteren ging es um die Frage, wie Berater:innen in den
‚klassischen‘ Beratungseinrichtungen für die Anliegen von Vätern
‚sensibilisiert‘ werden können und der im Koalitionsvertrag der Bundesregierung
formulierte Anspruch, „in der Beratung nach Trennung und Scheidung insbesondere
das Wechselmodell in den Mittelpunkt zu stellen“ umgesetzt werden kann, zumal
dies in die Hoheit der Länder fällt.
Die LAG Väterarbeit wird dies unter anderem bei ihren
nächsten Gesprächen mit Landespolitiker:innen thematisieren.
Take
aways
Leitlinien für erfolgreiche gemeinsame Elternschaft für
die Familie nach der Familie
Die Gefühle gegen den Expartner sind weniger
wichtig als das aktuelle Verhalten ihm gegenüber. Die Zurückstellung von
negativen Gefühlen entspricht definitiv dem Kindeswohl.
Das Bedürfnis nach Privatsphäre ist zu
respektieren. Nur Informationen über das Kind müssen ausgetauscht werden.
Fragen von Unterhalt und Umgang sind getrennt zu
diskutieren.
Die Zeiträume mit dem Kind, die für jeden
Elternteil vorgesehen sind „heilig“.
Jedes Elternteil hat das Recht seinen eigenen
Elternstil zu entwickeln. Solange DADURCH kein Schaden für das Kind entsteht,
sollt dies akzeptiert werden.
Die Angebote , die der jeweils andere dem Kind
macht, eröffnen einen erweiterten Erfahrungsraum. Jedes Elternteil hat seine
besonderen Stärken und kann sie dem Kind zum nutzen vermitteln.
Diese Art von Beziehungsgestaltung erscheint für
sich trennende Eltern möglicherweise unangenehm und unbequem. Ist es einem
Elternteil möglich, diese Haltung durchzustehen, wird möglicherweise auch der
Expartner damit beginnen sich ähnlich konstruktiv zu verhalten.
Tillmann Prüfer
ist Vater von vier Töchtern und lebt mit seiner Familie in Berlin. Er
ist Autor des Buchs ‚Vatersein, Warum wir mehr denn je neue Väter
brauchen‘ und der Zeit Kolumne ‚Prüfers Töchter‘. Bei der Eröffnung
derAusstellung ‚kinder machen Väter – Väterbilder im Wandel‘ am 16. Mai,
um 19 Uhr, im KAP1 in Düsseldorf, wird im Gespräch mit dem Vorsitzenden
der LAG-Väterarbeit darlegen, warum Feminismus eine große Chance für
Väter ist, auch ihr Schweigen zu brechen und aus dem aktuellen Buch
lesen.
Ergänzen Sie bitte den Satz ‚Vater werden ist …‘
das Größte, was man im Leben erleben kann, besser wird es dann nicht mehr.
Welche Eigenschaften fallen ihnen beim Wort ‚Vater‘ ein?
Ein Vater soll der sein, der seinen Kindern Zuversicht vorlebt, der
zeigt, dass das Leben mit allem was es bietet, bewältigbar und
spannend ist. Er soll trösten können und nahbar sein – und er soll
vermitteln das dort immer jemand ist, auf den man sich verlassen kann.
Kurz: Er soll da sein (all das kann eine Mutter übrigens genauso gut).
Was sollte Mann beim Vater werden unbedingt beachten?
Man soll sich gut darauf vorbereiten, genau wie man sich auf alle
andere wichtige im Leben vorbereitet. Am besten zusammen mit der
Partnerin.
Was würde Ihrer Meinung nach Vätern in Zukunft das Vater sein erleichtern?
Wenn Sie von der Idee befreit werden, dass ein guter Familienvater auch immer ein Vollzeit-Familienernährer sein muss.
An welches Erlebnis mit Ihrem Vater erinnern Sie sich am liebsten?
Als er mir sehr überzeugend davon berichtet hat, dass er als Pirat in der Karibik gearbeitet hatte, bevor er wegen des Kinder seinen Job gewechselt hatte.
Fotografien von Martin Moog mit Texten und Impulsen zur
Vielfalt von Vätern in NRW
Das Selbstverständnis von Vätern sowie die Zuschreibungen
und Erwartungen an sie sind seit Jahrzehnten im Wandel. Väter wollen gute Väter
sein, von Anfang an für ihre Kinder da sein, ihre Entwicklung aktiv begleiten,
es besser machen als ihre eigenen, vielfach abwesenden Väter.
Im Alltag fällt es ihnen, auch aufgrund von unpassenden Rahmenbedingungen, schwer,
diese Vorstellungen zu leben.
Martin Moog, Fotograf aus Frankfurt, der seit knapp 20
Jahren als ‚Tagesvater‘ arbeitet, hat Väter mit ihren Kindern und Männer, die
in verschiedenen Situationen für Kinder Verantwortung übernommen haben,
porträtiert. Seine Fotografien zeichnen ein Bild davon, wie ‚engagierte
Vaterschaft‘ aussehen kann und welche Zufriedenheit Männer und Kinder in dieser
Zweisamkeit ausstrahlen.
Konfrontiert und ergänzt werden die Fotografien mit Wünschen
von Vätern sowie Zahlen und Fakten zu den vielfältigen Lebenswirklichkeiten von
Vätern in NRW.
Ausstellungseröffnung
Dienstag, 16. Mai, 19 Uhr
Tillmann Prüfer, Autor des Buchs ‚Vatersein, Warum wir mehr
denn je neue Väter brauchen‘ und der Zeit Kolumne ‚Prüfers Töchter‘ wird im
Gespräch mit dem Vorsitzenden der LAG-Väterarbeit darlegen, warum Feminismus
eine große Chance für Väter ist, auch ihr Schweigen zu brechen und aus dem
aktuellen Buch lesen.
Ausstellungszeitraum
Dienstag, 16. Mai bis Mittwoch, 14. Juni, Freiraum im KAP1
Eine Ausstellung der Landesarbeitsgemeinschaft Väterarbeit in NRW im Rahmen der ‚Tage der Familie‘ des Ministeriums für Kinder, Jugendliche, Familie, Gleichstellung, Flucht und Integration des Landes NRW.
„Großeltern im Blick- Gedanken zur Rolle von Großvätern im
Familiensystem“
… lautete der Titel des Werkstattgesprächs der LAG Väterarbeit am 16. März. Jürgen Haas, Referent beim Institut Kirche und Gesellschaft
in Villigst, ist dabei unter anderem auf folgende Fragen eingegangen:
Welche Veränderungen hat es in den letzten
Jahrzehnten gegeben?
Wovon ist eine gute
Großeltern-Enkelkind-Beziehung abhängig und
welche Herausforderungen ergeben sich?
Welche Beziehung haben wir selbst zu unseren
Großeltern und
welche Erinnerungen sind damit verknüpft?
„Großeltern sind für Enkelkinder wichtig“, zu diesem und
anderen interessanten Ergebnissen kommt eine Studie des Deutschen
Jugendinstituts, die der Referent zitierte. Vorab schilderte er seine
persönlichen Erfahrungen mit dem Großvater werden und wie diese Erfahrung auch
die Arbeit mit Vätern beeinflusst hat.
Nie zuvor hat es eine Generation von Kindern gegeben, denen
der Zugang zu den leiblichen und sozialen Großeltern in dem derzeitigen
zeitlichen Umfang möglich war. Von einem guten Kontakt profitieren beide –
Enkelkinder und deren Großeltern.
Neben den leiblichen Großeltern gibt es oft auch Nenn-Omas bzw. Opas, ältere Menschen
in der Nachbarschaft, die das Aufwachsen der Kinder begleiten, in der
Anonymität der Großstädte und aufgrund großer Entfernungen zur eigenen
Herkunftsfamilie inzwischen auch ‚Leih-Omas bzw. Opas‘.
Die Bedeutung der Großeltern, die in aktuellen Studien
vielfach auf die Betreuungsfrage ‚reduziert wird‘ ist vielschichtig und
komplementär zu den Erziehungsaufgaben der Eltern: Sie sind Beziehungspersonen,
Entwicklungshelfer, Vermittler von Werten und Ritualen, in der Erziehenden
Rolle und unterstützen ihre Kinder und Enkelkinder auf vielfältige Weise.
Insbesondere Jugendliche schätzen an ihren Großeltern, dass diese Zeit haben
ihnen zuzuhören.
Dass Großeltern eine derartige Bedeutung erlangt haben, ist
nicht zuletzt auch der Verlängerung der Lebenserwartung zu verdanken:
Vor 100 Jahren hatten 80% aller 20jährigen eine
Mutter
Heute haben 90% aller 20jährigen eine Großmutter
und
20% aller Großeltern werden auch Urgroßeltern
Das liegt auch daran, dass 36% bei der Geburt ihres ersten
Enkelkindes noch keine 50 Jahre alt sind, 45% sind im Alter zwischen 50 und 60
Jahren.
Angesichts von zahleichen Trennungen und Scheidungen ging es
auch um die Frage, ob Großeltern ein eigenes Umgangsrecht haben. Dies ist im
BGB § 1685 ‚Umgang des Kindes mit anderen Bezugspersonen‘ geregelt: „(1)
Großeltern und Geschwister haben ein Recht auf Umgang mit dem Kind, wenn dieser
dem Wohl des Kindes dient.“
Im Streitfall müssen die Großeltern begründen, dass ihr Umgang dem Wohl des
Kindes dient und im Konfliktfall wiegt das Erziehungsrecht der Eltern schwerer
als das Umgangsrecht der Großeltern.
Auch in der Väterarbeit sind aktive Großväter eine Ressource. Sie können Enkelkinder bei Vater-Kind-Angeboten begleiten, wenn der Vater, aus welchen Gründen auch immer, nicht zur Verfügung steht. Und Großväter sind selbstverständlich auch eine eigene Zielgruppe von Väterarbeit, wie z.B. das Wochenendseminar ‚Gemeinsam unterwegs‘ der Männerarbeit der Vater-Kind-Agentur der evangelischen Kirche.
In der dritten Ausgabe der monatlichen Webinar-Reihe begrüßt
das Team von „Following Young Father’s Further“ Dr. Aniela Wenham und Judith
Cork, um ihre Forschungen mit jungen Müttern zu diskutieren.
„Es geht nicht darum, ein Teenager zu sein, es geht um die
Mutterschaft.“ Das „Problem“ der jungen Mutterschaft neu formulieren.
Judith Cork (Koordinatorin des Programms für junge Eltern,
Romsey Mill) ist seit mehr als 20 Jahren in der Jugendarbeit tätig und arbeitet
seit 2009 in Romsey Mill, insbesondere mit jungen Eltern. Romsey Mill arbeitet
sowohl mit jungen Müttern als auch mit jungen Vätern und bietet ein breites
Spektrum an Unterstützung in Einzel- und Gruppensettings. Romsey Mill ist auch
vom Cambridgeshire County Council beauftragt, die Unterstützung für junge
Eltern in der gesamten Grafschaft zu koordinieren. Inspiriert durch ihre
Unterstützungsarbeit führte Judiths Wunsch, Veränderungen für Familien auf
systemischer oder gesellschaftlicher Ebene herbeizuführen, dazu, dass sie ein
Teilzeitstudium der Gemeindepsychologie an der Universität Brighton
absolvierte.
Die Präsentation gibt Einblicke in ein Forschungsprojekt, das
untersucht, wie junge Mütter in der heutigen englischen Gesellschaft
konstruiert sind. Mithilfe der kreativen Methode des Photovoice wurden von
ehemaligen jungen Müttern aufgenommene Fotos mit Bildunterschriften erstellt,
die in Online-Fokusgruppen mit Hebammen und jungen Müttern diskutiert und
anschließend in einer öffentlichen Online-Ausstellung mit einer begleitenden
qualitativen Umfrage gezeigt wurden.
Die Ergebnisse der Studie stellen negative Stereotypen über junge Mütter in Frage, und in dieser Präsentation wird argumentiert, dass defizitorientierte Diskurse über „problematische“ junge Mütter durch einen neuen Diskurs ersetzt werden sollten, der junge Mütter als Mütter identifiziert, die eher Empathie und Verständnis als Kritik und Sanktionen verdienen.
… dass bekommen jugendliche Väter eher selten zu hören. Eine Vaterschaft in ihrem Alter wird als riskant und unverantwortlich betrachtet. Ohne abgeschlossene Ausbildung und vielfach in prekären Lebensverhältnissen Vater zu werden gehört sich nicht. Wenn schon Sex, dann bitte mit Verhütung.
Jugendliche Väter werden beschämt und ihre Vaterschaft wird
problematisiert, gesellschaftlich anerkannte positive Bilder existieren nicht. Das
war und ist die Ausgangslage des Verbundprojekts ‚… jugendliche Väter im Blick‘.
Die Projekte in Osnabrück, Rheydt und Düsseldorf machen jungen Männern
niedrigschwellige Angebote und tragen dazu bei, dass die jungen Väter
von
bestehenden Hilfsangeboten erreicht werden und ihre Ressourcen für ihre Kinder
einsetzen können. Gleichzeitig wird eine gesellschaftliche Debatte zur Bedeutung
jugendlicher Väter angestoßen
Bei dieser Fachtagung werden die beiden Keynote
Speakerinnen, Dr. Kim Bräuer und Prof. Anna Tarrant zunächst ihre aus
wissenschaftlicher Perspektive und praktischen Erfahrungen mit jugendlichen
Vätern gespeiste Expertise vortragen.
In den vier Workshops am Nachmittag haben die Teilnehmenden die Möglichkeit, sich mit den in verschiedenen Projekten gemachten Erfahrungen insbesondere mit dem Blick auf die Zugänge zu und die Erreichbarkeit von jungen Vätern auseinanderzusetzen und neue Ansätze kennenzulernen.
Das ist eine zentrale Aussage in dem Strategiepapier des ‚Runden
Tisches Elternwerden‘ das im Februar letzten Jahres erstmals veröffentlicht und
im August aktualisiert wurde. Dieser Aussage können wir uneingeschränkt
zustimmen. In unseren Augen braucht es aber es aber auch einen
Paradigmenwechsel im System der Geburtshilfe.
Und zwar was die Bedeutung der Väter angeht: werdende Väter sind neben den
Hebammen und dem ärztlichen Personal wichtige Akteure im gruppendynamischen
Geschehen einer Geburt. Ihre Handlungen beeinflussen den Geburtsprozess, die
Geburt selbst wirkt nachhaltig auf sie.
Die Vorbereitung auf die Geburt und das Vatersein, die Zuschreibung und das
Erleben der eigenen Bedeutung und Selbstwirksamkeit sind prägende
Weichenstellungen für zukünftiges väterliches Engagement und die Stabilität der
Paarbeziehung.
Mit den damit zusammenhängenden Themen und Herausforderungen werden
wir uns in diesem und dem kommenden Monat beschäftigen.
Väter ansprechen und erreichen
Väter sind schwer zu erreichen und Angebote, die in Kitas und
Familienzentren gemacht werden, kommen häufig nicht zustande, weil sich zu
wenige Väter anmelden.
Auf der anderen Seite wollen Väter mehr Zeit mit ihren Kindern verbringen und
suchen nach passenden Angeboten und Möglichkeiten sich mit anderen Vätern
auszutauschen.
Die Geschäftsstelle der LAG-Väterarbeit möchte dazu beitragen dieses Dilemma aufzulösen und bietet dazu Vorträge und Fortbildungen an, die Beschäftigten verschiedener Einrichtungen oder auch einzelnen Teams die Möglichkeit gibt, sich intensiv mit einem Thema auseinanderzusetzen und ihre Arbeit mit und die Angebote für Väter weiterzuentwickeln. Mögliche Themen sind: ‚Grundlagen der Arbeit mit Vätern‘, ‚Väter ansprechen und erreichen‘, ‚Wie ticken Väter eigentlich?‘, ‚Die Bedeutung von Vätern für die Entwicklung von Kindern‘, ‚Väter in den frühen Hilfen‘ …
Melden Sie sich einfach telefonisch oder per Mail bei uns. Die
Kontaktdaten finden Sie am Ende des Newsletters.
… mir fehlt vor allem eine systemische Perspektive
In den vergangenen beiden Monaten standen Väter und Kinder, die Opfer
von Gewalt geworden sind, im Blickpunkt.
Bei dem Werkstattgespräch am 12.
August berichtete Tobias Schiefer über die Arbeit der Männerschutzwohnungen in
Düsseldorf: Ziele des Schutzkonzepts, das mit regelmäßiger Beratung verbunden
ist, sind Schutz-, Rückzugs- und Wohnraum für einen begrenzten Zeitraum zur
Verfügung zu stellen. Die durchschnittliche Aufenthaltsdauer beträgt ca. 3
Monate.
Im Mittelpunkt der Arbeit mit den Klienten steht deren psychische
Stabilisierung und Entlastung sowie die Stärkung der Handlungsfähigkeit und der
Selbstbestimmung. Perspektivisch geht es um die persönliche Weiterentwicklung
und Neuorientierung außerhalb der ‚Gewaltbeziehung‘ sowie die Vermittlung
weiterführender Hilfen.
In einem Interview mit Christoph Liel vom Deutschen Jugend Institut in München
äußerte er sich unter anderem zu den zukünftigen Bedarfen in diesem
Hanlungsfeld:
„Ich finde schon, dass es in Bezug auf Väter große blinde Flecken gibt, und
zwar sowohl in der Praxis wie auch in der Forschung. Und zwar im gesamten
erweiterten Kontext des Kinderschutzes. Weil Väter da häufig keine oder eine
untergeordnete Rolle spielen, obwohl sie sowohl eben als Gefährder für Kinder
auftreten können, wie auch als Unterstützer in der familiären Situation. Und da
brauchen wir sehr viel mehr Wissen.“ Die Aufzeichnung des Gesprächs können Sie hier nachlesen und
hören.
Welchen Kulturwandel brauchen Väter in der Geburtshilfe – aktuelle Eckpunkte und Perspektiven
Im System der Geburtshilfe rumort es. Immer mehr Geburtskliniken
schließen, aus Mangel an Hebammen oder Renditegründen. Während der Pandemie
wurden Väter ganz oder teilweise bei Vorsorgeuntersuchungen und der Geburt
ausgeschlossen und auch wenn sie dabei sein dürfen, fühlen sich Väter vielfach
nicht einbezogen.
Es gibt zwar seit 2016 ein auf 136 Seiten ausformuliertes ‚Nationales
Gesundheitsziel Gesunde Geburt‘, aber die von vielen Seiten erhobene Forderung
nach einem ‚Geburtsgipfel‘ und der im Frühjahr gestarteten Initiative ‚Bündnis
Gute Geburt‘ verdeutlichen den tatsächlichen Handlungsbedarf.
In dem Werkstattgespräch am 26. Oktober wird Hans-Georg Nelles, der u.a.
bei der Broschüre der BZgA ‚Väter auf die Geburt vorbereiten – Informationen
und praktische Tipps für Fachkräfte‘ mitgewirkt hat, Eckpunkte einer Reform in
der Geburtshilfe aus der Perspektive der Väter präsentieren und diese in die aktuelle
Diskussion einordnen.
Zu dem Werkstattgespräch können Sie sich hier anmelden
Jeder Mann sollte mit gutem Gefühl Vaterwerden können. Deshalb unterstützt die ‚Erzählcafé-Aktion‘ Väter mit einem kostenlosen Flyer voller Fakten & Forschung. Kurz und knackig bringt dieser auf den Punkt, was Männer beim Vaterwerden wissen sollten, auch um selbst gesund zu bleiben. „Lies los Mann, damit Du gestärkt aus dem größten Abenteuer Deines Lebens hervorzugehen kannst!“
Der Flyer ‚Respekt Mann, Du wirst Vater‘ ist kostenfrei und gibt es hier zum Download!
Ausblick
Das letzte Schwerpunktthema in diesem Jahr wird im November und
Dezember ‚Väter im Strafvollzug‘ sein. Dazu planen wir interessante Einblicke,
Praxistipps und ein Werkstattgespräch, bei dem es um die praktische Arbeit mit Vätern
und deren Kindern im Justizvollzug gehen wird.
Im kommenden Jahr haben wir uns vorgenommen, uns noch intensiver mit
den einzelnen Themen auseinanderzusetzen und vor allem durch unsere Arbeit
darauf hinzuwirken, in den angesprochenen Bereichen nachhaltige Veränderungen
für Väter und aktive Vaterschaft anzustoßen und da wo möglich auch strukturell
zu verankern.
Im Themenspeicher stehen jetzt schon ‚Großväter‘ und ‚getrennt
erziehende Väter‘.
Termine
25. Oktober 2022, 15:30 bis 17 Uhr, Online Member Meeting der LAG Väterarbeit
26. Oktober 2022, 15:30 bis 17 Uhr, Werkstattgespräch Kulturwandel in
der Geburtshilfe