der VÄTER Blog

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Es braucht eine aktive Männer- und Väterpolitik

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 1. Dezember 2018

Erich Lehner, Obmann des Dachverbands der Männerarbeit Österreichs (DMÖ), beschreibt in einem Kommentar in ‚Der Standard‘ die Vorteile aktiver Vaterschaft: „Über die Bedeutung des Vaters lässt sich trefflich streiten. Beklagt wird seine Abwesenheit und im Zusammenhang damit der „Vaterhunger”, der als schwerwiegendes Defizit in der Entwicklungsgeschichte Heranwachsender wahrgenommen wird. Seine Wichtigkeit wie sein Mangel werden oft stark an der Bedeutung seiner Männlichkeit festgemacht.

So betonte schon Sigmund Freud die Bedeutung des Vaters ab der ödipalen Phase, wenn das Kind den Geschlechterunterschied zwischen Mutter und Vater erkennen kann. Bis dahin hält er die Beziehung zur Mutter für bedeutsamer. Hinter dieser Sichtweise steckt die Struktur der bürgerlichen Kleinfamilie, die dem Vater die Versorgung der Familie durch außerhäusliche Erwerbstätigkeit und der Mutter die Ernährung, die emotionale Versorgung und den Schutz des Kindes zuschreibt. Auch heute noch ist diese traditionelle Ansicht präsent, wenn es etwa heißt, dass für ein Kind unter drei Jahren die Mutter am wichtigsten ist.

Dagegen sieht die moderne Entwicklungspsychologie das „primäre Dreieck” als basale Beziehungsstruktur an, in der beide Elternteile und das Kind vom Anfang an miteinander verbunden sind. Damit ist einerseits gesagt, dass ein Neugeborenes von Anfang an nicht nur zur leiblichen Mutter, sondern zu mehreren Personen Beziehung aufnehmen kann. Andererseits hat in diesem Beziehungsdreieck auch jede Teilbeziehung – also Mutter/Kind, Vater/Kind, Mutter/Vater – ihre eigenständige Bedeutung und wirkt sich auf die Entwicklung des Kindes aus. Ein Vater ist wichtig von der Empfängnis an und seine Präsenz hat positive Auswirkung auf die Entwicklung von Kindern. „Umfassendes väterliches Engagement,” so formuliert der Vaterforscher Wassilios Fthenakis, „wirkt sich insbesondere auf die Entwicklung kindlicher Eigenschaften wie Empathie, soziale Kompetenz, schulische Leistungsfähigkeit und Problembewältigungsfertigkeiten aus”.

Worin besteht nun seine Wirkmächtigkeit? Die von Fthenakis angesprochenen positiven Auswirkungen wurden bei Kindern festgestellt, deren Väter 40 Prozent und mehr der alltäglichen Versorgungsarbeit übernommen haben. Die Bindungsqualität zwischen Vätern und Kinder ist ab einem gewissen qualitativen Niveau durch vermehrte Anwesenheit nicht mehr zu steigern. Was jedoch zur Vertiefung der Beziehung beitragen kann, ist die Involvierung in reproduktive und pflegende Tätigkeiten. Je mehr sich also Väter zu Hause engagieren, desto unterstützender werden sie von ihren Kindern wahrgenommen. …”

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EU-Vereinbarkeitsrichtlinie – Jetzt mehr Väterbeteiligung sichern!

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 16. November 2018

Männern den Weg in die Vaterrolle ebnen? Die EU könnte dafür wichtige Impulse setzen. Derzeit finden in Brüssel die Trialog-Verhandlungen zwischen Kommission, Ministerrat und Europäischem Parlament zur finalen Fassung der Richtlinie „Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben für Eltern und pflegende Angehörige“ statt. Die Richtlinie soll noch in diesem Jahr oder Anfang 2019 verabschiedet werden.

Worum geht es?

Aus männer- und väterpolitischer Sicht sind insbesondere zwei Punkte des Vorschlags für eine EU-Vereinbarkeitsrichtlinie von Interesse:

Einerseits die EU-weite Einführung einer bezahlten zweiwöchigen Vaterschaftsfreistellung nach der Geburt (paternity leave). Für Deutschland wäre dies ein Novum und würde bedeuten, dass eine neue familienpolitische Leistung für Väter eingeführt werden müsste. In vielen anderen europäischen Ländern gibt es bereits Regelungen zum „Vaterschaftsurlaub“.

Andererseits die Ausweitung individueller Anrechte auf bezahlte Auszeiten für Eltern (parental leave). Zur Diskussion stehen als EU-weiter Minimalstandard jeweils vier nicht übertragbare Monate für Mutter und Vater. Aus deutscher Sicht würde dies heißen, dass das 2007 eingeführte Elterngeld mit den nicht übertragbaren zwei Partnermonaten (12+2) entsprechend angepasst werden müsste. Beispielsweise: vier Monate für die Mutter, vier für den Vater und sechs Monate frei aufteilbar.

Die Richtlinie als Motor für neue gleichstellungspolitische Maßstäbe

Für das Bundesforum Männer geht es bei diesen Verhandlungen nicht nur um die Einführung EU-weit geltender Mindeststandards, sondern auch darum, auf europäischer Ebene neue gleichstellungspolitische Maßstäbe zu setzen. Denn vor allem nicht übertragbare und mit einer substantiellen Einkommensersatzleistung ausgestattete Elternzeit- bzw. Elterngeldmonate setzen hohe Anreize für Väter, diese Leistung auch tatsächlich in Anspruch zu nehmen. Zudem sind solche Rechtsansprüche auch für die Arbeitgeberseite ein überzeugendes Argument, dem Wunsch von Männern auf mehr Teilhabe am Familienleben zu entsprechen.

Gleichstellungspolitisch gilt – für Deutschland wie für Europa insgesamt – dass Männer in ihrer Familienrolle gestärkt werden müssen und Frauen in ihrer Erwerbsrolle. Eine Vaterschaftsfreistellung nach der Geburt sowie eine stärker paritätische Ausgestaltung der nicht übertragbaren Partnermonate beim Elterngeld wären dafür hilfreich und wünschenswert.

Auch der Zweite Gleichstellungsbericht der Bundesregierung hat dies klar unterstrichen und als empirischen Befund festgehalten: „Je früher Väter Verantwortung in der Betreuung und Erziehung von Kindern übernehmen, desto eher werden sie auf Dauer zu aktiven Vätern und desto nachhaltiger befördert dies die Gleichstellung“.

Eine EU-Vereinbarkeitsrichtlinie, die vom Standard her zumindest die Regelungen der ursprünglichen Fassung der Europäischen Kommission enthält, wäre hier ein wichtiger Motor!

Aktueller Stand und Positionen

Die EU Kommission hatte ihren Vorschlag für eine Richtlinie des Europäischen Parlaments und des Rates zur Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben für Eltern und pflegende Angehörige ursprünglich im April 2017 vorgelegt. Seit dem wurde dieser innerhalb der EU debattiert. Im Juni 2018 hat sich der der Europäische Rat „Beschäftigung, Sozialpolitik, Gesundheit und Verbraucherschutz“ schließlich auf eine allgemeine Ausrichtung zum Richtlinienvorschlag geeinigt, dabei allerdings die ursprünglichen Eckpunkte des Vorschlags deutlich abgeschwächt. Das Europäische Parlament und seine Ausschüsse haben im Anschluss ebenfalls ihre Position zum Richtlinienvorschlag verabschiedet und den ursprünglichen Kommissionsvorschlag demgegenüber weiter präzisiert. Eine vergleichende Gegenüberstellung der verschiedenen Fassungen finden sie hier.

Aktuell wird zwischen den Beteiligten nun eine finale Position verhandelt, die möglicherweise noch in diesem Jahr oder Anfang 2019 verabschiedet werden kann. Im Anschluss daran haben die Mitgliedsstaaten in aller Regel zwei Jahre Zeit, um die Richtlinie in nationales Recht zu überführen.

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Landesarbeitsgemeinschaft Väterarbeit in Hessen gegründet

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 7. September 2018

In Hessen machen sich viele Initiativen und Organisationen für die Väterarbeit stark. Meist lokal oder regional aktiv, bieten sie Vätern und Familien Orientierung und Unterstützung und nehmen Einfluss auf politische Prozesse. Um gemeinsam mehr Wirkung zu entfalten, hat sich auf Initiative der hessenstiftung – familie hat zukunft am 22. August 2018 in Frankfurt am Main eine landesweite Arbeitsgemeinschaft gegründet

Die neue Landesarbeitsgemeinschaft Väterarbeit in Hessen versteht sich als Interessensverbund von Initiativen und Organisationen vor Ort und als Schnittstelle zu den politischen Entscheidern. Gemeinsam wollen die Mitglieder erreichen, dass Väterpolitik stärker als gesellschaftliche Querschnittsaufgabe wahrgenommen wird. Laut Satzung möchte die Landesarbeitsgemeinschaft insbesondere in den Bereichen Familien- und Gleichstellungspolitik, Bildungs-, Rechts-, Arbeits- und Sozialpolitik aktiv werden.

Als Ziel nennt die Arbeitsgemeinschaft, dass Vaterschaft ein anerkannter gesellschaftlicher Wert und die Gleichstellung von Vätern und Müttern selbstverständlich werden. Politische Akteure sollen Väter ermutigen und unterstützen, sich von der alleinigen Funktion als Ernährer zu verabschieden und ihrer sozialen Funktion die Familie mehr Raum zu geben.

Für die Praxis will die Landesarbeitsgemeinschaft gelungene Beispiele von Väterarbeit austauschen und den Wissenstransfer über die Trägerorganisationen fördern. Dazu zählen funktionierende und vätertaugliche Orte und Möglichkeiten zur Vernetzung und zum Austausch der Väter über ihre familiären und beruflichen Pläne. Als Interessensverbund setzt sich die Landesarbeitsgemeinschaft für eine väterbewusste Familienpolitik und Unternehmenskultur ein, die es Vätern ermöglicht, Beruf und Vaterschaft nach dem jeweils bevorzugten Modell zu gestalten.

Gründungsmitglieder LAG_klein

Im Rahmen der Gründungsveranstaltung wählten die Mitglieder den Vorstand für die nächsten drei Jahre. Zum ersten Vorsitzenden wurde Ulrich Kuther (hessenstiftung – familie hat zukunft) gewählt, zum stellvertretenden Vorsitzenden Stefan Sigel-Schönig (Männerarbeit Ev. Kirche Kurhessen-Waldeck). Beisitzer wurden Alexander Miksch (Mütterzentrum Fulda), Uli Severin (Väteraufbruch für Kinder, Marburg) und Alexandros Stathopoulos (Verband binationaler Familien und Partnerschaften iaf e.V.).

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Expertenkommission empfiehlt 8 Wochen Väterzeit in der Schweiz

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 20. August 2018

Die Eidgenössische Koordinierungskommission für Familienfragen (EKFF) hat ein Forschungsbüro damit beauftragt, die zwischen 2010 und 2017 veröffentlichte Literatur zu den Auswirkungen einer Elternzeit und eines Mutter- oder Vaterschaftsurlaubs zu analysieren und einen Vergleich zwischen verschiedenen OECD-Ländern zu erstellen.

Den Ergebnissen der am Montag veröffentlichten Analyse zufolge bietet eine Elternzeit nicht nur Vorteile für Eltern und Kind, sondern auch für Gesellschaft und Wirtschaft. Alle Länder, die eine Elternzeit eingeführt haben, hätten diese auch beibehalten.

Das Schlusslicht in Bezug auf die Unterstützung junger Eltern bilde die Schweiz, die keine gesetzliche bezahlte Elternzeit kennt. Die EKFF äußert sich in einer Medienmitteilung überzeugt, dass die Einführung einer Elternzeit, die zwischen beiden Elternteilen aufgeteilt werden kann, sich positiv auf die Familien und die Gesellschaft auswirken würde.

Anhand der jüngst veröffentlichten Literatur hat die EKFF ihren Modellvorschlag aus dem Jahr 2010 überprüft und “mit Genugtuung” festgestellt, dass das 38-Wochen-Modell seine Gültigkeit behalten habe. Sie empfiehlt, acht Wochen der Elternzeit den Vätern vorzubehalten, da diese Zeit die Vater-Kind-Beziehung langfristig positiv beeinflusse.

Mit der Elternzeit könnte die Erwerbsquote der Frauen erhöht werden, was dem Fachkräftemangel entgegenwirken würde, argumentiert die EKFF. Außerdem könnten Mütter, die dies wollen, ihren Beschäftigungsgrad erhöhen.

Eine Studie aus dem Jahr 2010 schätzt die Kosten des EKFF-Modells auf 1 bis 1,5 Milliarden Franken. Mit einer Erhöhung der Erwerbsquote der Frauen um 1 Prozent und den dadurch generierten Steuereinnahmen wären die Kosten einer vollständig bezahlten Elternzeit von 18 bis 20 Wochen bereits gedeckt, schreibt die Kommission.

Der EKFF gehören 15 Mitglieder aus familienpolitischen Organisationen, Instituten der Familienforschung und Fachleute aus dem Sozial-, Rechts- und Gesundheitsbereich an.

Im Juni 2017 war die Volksinitiative “Für einen vernünftigen Vaterschaftsurlaub – zum Nutzen der ganzen Familie” eingereicht worden. Urheber sind die Organisationen Travail.Suisse, männer.ch, Alliance F und Pro Familia Schweiz. Sie verlangt vier Wochen Vaterschaftsurlaub, was der Bundesrat als zu teuer erachtet.

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Väterpolitik muss beim gesellschaftlichen Bewusstsein ansetzen

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 14. August 2018

Katrin Harms, Referentin im niedersächsischen Ministerium für Soziales, Gesundheit und Gleichstellung für die Väterarbeit und koordiniert die Arbeit des Landesarbeitsforums. Sie hat die Entwicklung des Handlungskonzepts Zukunftsorientierte Väterpolitik in Niedersachsen begleitet. Ziel der darin beschriebenen Maßnahmen ist es, die Aufmerksamkeit für die Rolle der Väter in der Erziehung zu stärken und für mehr Akzeptanz in der Arbeitswelt zu sorgen. Im Interview erläutert sie Möglichkeiten und Grenzen einer Politik für Väter.

Frage: Welche Herausforderungen im Hinblick auf ein modernes Väterbild werden durch die Zusammenarbeit der unterschiedlichen Akteurinnen und Akteure im Landesarbeitsforum “Aktive Vaterrolle” sichtbar?

… Sicherlich gab es schon Momente, in denen erst mit Denkhemmungen aufgeräumt werden musste, bevor über das gemeinsame Ziel gesprochen werden konnte. Ich erinnere mich beispielsweise an die vereinzelt geäußerte Kritik, die Öffentlichkeitsarbeit zum Thema „Väterbilder” könne nicht von einer Frau erfolgen. In einer anderen Situation wurde deutlich, dass Väterarbeit von einem ausschließlich positiv besetzten Väterbild ausgehen soll. Dieser Ansatz ist sicherlich auch richtig, was Projekte wie “Achtung, Väter, los” belegen. …

Dessen ungeachtet ist die unterschiedliche Besetzung des Landesarbeitsforums für alle allein von Vorteil. Das unterschiedliche Wissen und vor allem die verschiedenen Netzwerke werden gut genutzt und stetig in die Arbeit eingebracht. Darüber hinaus schätze ich auch sehr den konstruktiven und kreativen Umgang aller, der immer von einem Miteinander und nicht von einem Gegeneinander geprägt ist.

Frage: Welche Zielgruppen sollten besonders in den Blick genommen werden?

Mit der Umsetzung des Handlungskonzepts nehmen wir zunächst zukünftige Väter, also Jungen, und Väter mit Migrationshintergrund in den Blick.

Frage: Wie können Väter im Hinblick auf berufliche Vereinbarkeit gestärkt werden?

Väter können vor allem durch die Mütter ihrer Kinder gestärkt werden, denn die Entscheidung über die Aufteilung von Familienaufgaben und Beruf fällt das Paar.

Das Leben von Familien mit Kindern hat sich in den vergangenen Jahren in vielerlei Hinsicht geändert. Das Selbstverständnis heutiger Väter hat sich dabei im Vergleich zu dem ihrer eigenen Väter sehr gewandelt. Viele Väter kümmern sich aktiver und intensiver um ihre Kinder als frühere Vätergenerationen dies taten. Dennoch verbringen Väter in Deutschland nach wie vor weniger Zeit mit ihren Kindern als Mütter. Mit der Reform des Elterngeldes im Jahr 2015 sind wichtige Weichen gestellt worden, um eine partnerschaftliche Aufteilung der Kinderbetreuung zwischen den Eltern zu stärken. Dennoch sehen wir am Antragsverhalten im Bereich des Elterngeldes, dass immer noch signifikant mehr Frauen Erziehungsaufgaben übernehmen.

Es bleibt also festzuhalten, dass bereits jetzt die gesetzlichen Möglichkeiten für Väter dieselben sind wie für Mütter und der Aushandlungsprozess in der Partnerschaft von Politik offenbar nur bis zu einem gewissen Punkt erfolgreich beeinflusst werden kann.

Frage: Wie können Familien bei der Realisierung einer partnerschaftlichen Aufgabenteilung in der Erziehungsgemeinschaft unterstützt werden?

Zunächst müssen wir uns fragen, ob die gesetzlichen Rahmenbedingungen noch verbessert werden können. Das Elterngeld sichert die wirtschaftliche Existenz der jungen Familien und hilft Vätern und Müttern, Familie und Beruf besser zu vereinbaren. Allerdings zeigt der Bericht des Bundes über die Auswirkungen der Regelungen zum Elterngeld Plus und zum Partnerschaftsbonus sowie zur Elternzeit auch, wo Optimierungsbedarfe bestehen. So ist bekannt, dass Eltern sich u.a. gegen den Partnerschaftsbonus entscheiden, weil sie Unwägbarkeiten in der vollständigen Erfüllung der Leistungsvoraussetzungen und in der Folge Rückzahlungen der Leistungen befürchten. …

Dessen ungeachtet sollten wir im Moment neben der Verbesserung gesetzlicher Rahmenbedingungen mehr daran arbeiten, dass die bereits vorhandenen Möglichkeiten von beiden Geschlechtern auch genutzt werden. Diese Veränderung beginnt beim Paar, das Einigkeit über die Aufteilung des Einkommens und der Sorge fürs Kind erzielen muss und diese Einigkeit dann nach außen, beispielsweise gegenüber Arbeitgebern, vertreten muss. Der zukünftige Weg, für mehr Partnerschaftlichkeit zu werben, muss also – wie im Handlungskonzept vorgesehen – derzeit vor allem beim gesellschaftlichen Bewusstsein ansetzen.

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Fehlende Anerkennung macht Väter unglücklich

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 8. Juli 2018

Männer sind lieber im Büro als zu Hause bei ihrer Familie – so das Ergebnis einer neuen Studie des deutschen Soziologen Martin Schröder. Je mehr ein Vater also sein Arbeitspensum runterschraubt, desto unglücklicher wird er. Die Mütter hingegen? Die seien mit allen Situationen etwa gleich zufrieden, egal ob Vollzeit-Mami, Karrierefrau oder Teilzeit-Jobberin.

Im Gespräch mit dem Friday Magazin äußert sich Markus Theunert, Leiter des Schweizerischen Instituts für Männer- und Geschlechterfragen SIMG, der Fachstelle des Dachverbands männer.ch zu den Ergebnissen der Studie.

Herr Theunert, die meisten Väter wollen laut der Studie Vollzeit arbeiten – haben Sie mit diesem Ergebnis gerechnet?

Natürlich ist es einfacher, so zu leben, wie der Mainstream das will und wie es den veralteten politischen Rahmenbedingungen entspricht. Insofern überrascht mich das Ergebnis nicht. Mich überrascht höchstens die einseitige Interpretation der Ergebnisse. Es ist doch nicht die Teilzeitarbeit als solche, die Väter unglücklich macht – es ist die fehlende Normalität und Anerkennung teilzeitarbeitender Männer.

Also hätten Männer eigentlich gar nichts gegen Teilzeitarbeit einzuwenden?

Eine Studie von Pro Familia zeigt, dass 9 von 10 Männern in der Schweiz weniger und flexibler arbeiten möchten. Die meisten äussern auch den Wunsch, aktiv am Alltag ihres Kindes teilzuhaben. Die Umsetzung aber ist schwieriger: Wer im Job nicht dauernd verfügbar ist, gilt schnell als Underperformer. Die ganzen Rahmenbedingungen und unsere Arbeitskultur sind schlicht nicht auf eine faire Arbeitsteilung zwischen Müttern und Vätern angelegt. Die Sache ist also wesentlich komplexer und widersprüchlicher, als es diese Studie darstellt.

Verschiedene ältere Studien zeigen, dass Männer zwar vorhaben, ihr Pensum zu reduzieren – nach der Geburt ihres Kindes aber noch mehr Zeit im Büro verbringen. Ist das als Flucht vor dem anstrengenden Familienalltag zu deuten?

Väter scheuen nicht die Anstrengung. Sie scheuen das unangenehme Gefühl, etwas nicht oder noch nicht zu können. Ein Baby zu betreuen, das braucht Kompetenzen, ist fremdes Terrain. Gleich nach der Geburt sind Mutter und Vater zwar vergleichbar unbeholfen, dann aber schlägt die Traditionsfalle zu: Mütter entwickeln sich schnell, Väter lassen sich – gerade auch wegen des fehlenden Vaterschaftsurlaubs – abhängen. Und dann finden sie aus der undankbaren Assistenten-Rolle nicht mehr heraus. Genau in diesem Moment wird die Arbeit umso attraktiver, weil ich mich dort als Mann souverän bewegen kann.

Finden Sie es problematisch, dass sich Männer – so der Soziologe und Initiator der Studie – sehr stark über ihren Job definieren?

Das wird dann zum Problem, wenn sie sich nur über ihren Job definieren. Es ist gefährlich und gesundheitsgefährdend, Identität und Selbstwert nur auf eine Säule zu bauen. Wichtig ist, der Familie, den Freunden, Hobbys und der persönlichen Entwicklung mehr Aufmerksamkeit und Wert zu geben. Das gesellschaftliche Männerbild muss sich wandeln. Es muss normal werden, dass auch der Mann seine Hälfte der unbezahlten Arbeit, die nun mal anfällt, leistet.

Haben Sie einen Rat für Mütter, die merken, dass sich ihre Männer vor dem Familienalltag drücken?

Männer drücken sich nicht. Sie leisten ja auch in der traditionellen Ernährerrolle viel für die Familie – aber halt wenig innerhalb der Familie. Müttern rate ich generell: Gebt euren Männern Raum und Zeit allein mit dem Baby, damit sie ihre Kompetenzen entwickeln können. Dann hilft auch die Biologie: Mütter schütten das Fürsorgehormon Prolaktin automatisch aus, Väter nur, wenn sie sich intensiv mit dem Baby beschäftigen.

Macht die Studie der Vaterschaftsurlaubs-Initiative einen Strich durch die Rechnung?

Ach was. Erstens ist Gleichstellung ein Verfassungsauftrag, bei dem es schlicht keine Rolle spielt, ob die Betroffenen Interesse daran haben. Es fragt ja auch niemand, ob jemand aus Interesse Steuern zahlt – oder aus Pflicht. Zweitens haben Väter natürlich ein Interesse daran, rund um die Geburt nahe bei Frau und Kind zu sein. Sie spüren aber auch, dass diese Erfahrung etwas in ihnen verändern wird, ihre einseitige Erwerbsorientierung in Frage stellen könnte. Das kann Angst machen – Pioniere haben es immer schwerer.

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EU stärkt Vätern den Rücken

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 25. Juni 2018

Eine gute Nachricht für die Gleichbefähigung von Männern: Europaweit sollen Väter bei der Geburt eines Kindes Anspruch auf 10 Tage bezahlten Urlaub haben. Das hat der EU-Ministerrat beschlossen. Bisher hatten Väter hierzulande keinen gesetzlichen Anspruch auf bezahlten Urlaub bei der Geburt eines Kindes. Wer seine Partnerin dennoch unterstützen wollte, musste unbezahlt zu Hause bleiben. Bis zur Umsetzung der Neuregelung kann es aber lange dauern.

Der Beschluss sieht auch vor, dass es zwei Monate bezahlte Elternzeit für Väter geben soll. In Deutschland ist dies bereits so geregelt, andere Länder wollten den Zeitraum auf einen Monat begrenzen, die Kommission hatte vier Monate vorgeschlagen. Das Ergebnis ist ein Kompromiss.

Bundesfamilienministerin Franziska Giffey (SPD) verbucht das Ergebnis dennoch als „Erfolgsmeldung“. Ein Sprecher ihres Ministeriums sagte der taz: „Die Beschlüsse werden dazu führen, dass mehr Männer für ihre Kinder da sein werden. Damit fördern wir in ganz Europa auch die Erwerbstätigkeit von Frauen.“ Nun müssen sich die europäischen Institutionen noch mit dem EU-Parlament abstimmen.

Dag Schölper vom Bundesforum Männer findet den Urlaubsanspruch „großartig“ und lobt die EU: „In Deutschland wäre man darauf nicht alleine gekommen. Das zeigt, wie wenig die Idee, dass der Vater eine Rolle spielt im Leben der kleinen Kinder, angekommen ist.“ Ein gesetzlicher Anspruch könnte einen „Kulturwandel“ einläuten. Schölper ist zuversichtlich, dass sehr viele Väter den Urlaub nutzen werden, um Partnerin und Kind zu unterstützen.

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Bericht zur Beteiligung von Vätern an Familienarbeit in Europa

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 13. April 2018

Vaeter_PartnerschaftlichkeitDie familienpolitische Debatte in Deutschland ist aktuell von der Frage geprägt, wie eine partnerschaftliche Vereinbarkeit von Familie und Beruf gestaltet werden kann. Das Ziel, Väter stärker in Familienarbeit einzubinden und ihnen „mehr Zeit für Familie“ zu ermöglichen, steht auch europaweit vermehrt auf der politischen Tagesordnung. Nicht zuletzt setzt sich die EU dies zum Ziel in ihrem sogenannten Vereinbarkeitspaket als ersten Umsetzungsschritt einer Europäischen Säule sozialer Rechte. Es geht dabei grundsätzlich um eine Neuverteilung der Familienarbeit zwischen den Partnern: Einerseits wird eine aktive Beteiligung von Vätern an Familienarbeit gefördert und auch gefordert, andererseits werden Mütter bei Familienarbeit entlastet und können vermehrt einer Erwerbstätigkeit nachgehen.

Ein neuer Bericht der Beobachtungsstelle für gesellschaftspolitische Entwicklungen in Europa befasst sich mit der Beteiligung von Vätern an der Familienarbeit in acht europäischen Ländern (Deutschland, Estland, Island, Norwegen, Österreich, Schweden, Slowenien, Tschechische Republik). Die leitende Fragestellung lautete: Welche Maßnahmen und Instrumente fördern wirksam eine stärkere Beteiligung von Vätern an der Familienarbeit und welche Instrumente haben die untersuchten Staaten bereits eingeführt?

Der Bericht zeigt unter anderem auf, dass für eine partnerschaftliche Neuverteilung von Familienarbeit zwischen den Partnern verschiedene Faktoren eine Rolle spielen: finanzielle Ressourcen, Werte und Normen sowie politische Rahmenbedingungen. Für Väter reservierte Elternzeiten könnten dabei als Türöffner dienen, da sie an einer entscheidenden Stelle im Lebensverlauf ansetzen: Der Geburt des (ersten) Kindes, mit dem die Familienarbeit schlagartig ansteigt und ab der an häufig die Mütter in einen Großteil der Familienarbeit übernehmen, während Väter weiter erwerbstätig sind. Viele Staaten hätten Elemente von Väterzeiten eingeführt und damit gute Erfahrungen gemacht. Weitere Informationen unter:

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… schlechte Performance?

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 3. April 2018

Der Beitrag von Katja Lewina und Tina Epking in der ZEIT hat einigen Wirbel ausgelöst: „Warum wir keine Elternzeit genommen haben“ Die Autorinnen lassen drei Väter zu Wort kommen, die Arbeit und berufliche Entwicklung und ihre Rolle als Familienernährer in den Vordergrund stellen und sich als Väter in die dritte Reihe stellen:

„… Jetzt, wo die Kinder älter sind, spiele ich eine viel größere Rolle für sie als früher. Darum glaube ich auch, dass das erste Jahr, in dem die Kinder allein schon durch das Stillen sehr viel mehr auf die Mutter angewiesen sind, nicht das allergeeignetste für die väterliche Elternzeit ist. Jetzt kann ich meine Frau viel besser entlasten, indem ich zum Beispiel auch mal übers Wochenende mit den Jungs wegfahre. …“

„… Ich habe eine eigene Firma, die so klein ist, dass ich an der Spitze stehe und meine Kunden direkt betreue. … Sie haben meine Mobilnummer und melden sich zu jeder Uhrzeit. Oft geht es um akute Schadensfälle, um die man sich sofort kümmern muss und die keinen Aufschub dulden. Da ist es egal, ob es Wochenende oder spätabends ist oder ich gerade ein Kind bekommen habe. …“

„… Kurz bevor sich die Zwillinge ankündigten, hatte ich das Unternehmen gewechselt und eine neue Führungsposition übernommen. Ich war also gerade aus der Probezeit raus und meine Verantwortlichkeiten wurden nach und nach ausgebaut. In dieser Situation für längere Zeit auszusteigen, hätte mir das Gefühl gegeben, dass ich illoyal gegenüber meinem Arbeitgeber bin. …“

Sind das drei krasse Ausnahmen oder stehen sie stellvertretend für die 65 % Väter, die die Möglichkeit der Partnermonate noch nicht nutzen? Ich denke schon, dass ihre Motive, sich als Väter für die Absicherung der wirtschaftlichen Existenz der Familie verantwortlich zu zeigen, von der überwiegenden Anzahl der Väter, auch derer, die Elternzeit nehmen, geteilt wird. Diese Erwartung wird ja nach wie vor an Männer gerichtet.

Was es braucht ist erstens eine breite Diskussion und einen gesellschaftlichen Konsens darüber, dass Väter von Anfang an Bedeutung für die Entwicklung ihrer Kinder haben und eine Bindung aufbauen können. Und zweitens eine Vereinbarkeitsberatung für junge Paare und werdende Eltern, die die Konsequenzen dieser traditionellen Arbeitsteilung, nicht nur im Trennungs- oder Scheidungsfall, deutlich macht und Wege aufzeigt, wie eine partnerschaftliche Aufteilung von Erwerbs- und Familienarbeit realisiert werden kann.

Die im Gleichstellungsbericht geforderten ‚Papawochen‘ sind neben der Elternzeit und einer ausreichenden Anzahl von qualitativ hochwertigen Betreuungsplätzen genauso notwendige Voraussetzung wie (Familien-) Arbeitszeiten und berufliche Entwicklungspfade, die niemanden vor die Alternative ‚Beruf oder Familie‘ und ‚Kinder oder Karriere‘ stellt.

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Reservierte Elternzeit für Väter – die Konsequenzen von ‚Väter – Quoten‘

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 23. März 2018

Um Väter zu motivieren, Elternzeit zu nehmen, haben zahlreiche Länder ihre Elternzeitprogramme reformiert, die Lohnersatzleistungen erhöht und Elternzeittage für Väter reserviert. Obwohl die Akzeptanz zugenommen hat, ist bislang unklar, wie Väter auf finanzielle Anreize oder die „Nur – Vater”-Etiketten reagieren. Auch wenn der Vaterschaftsurlaub vorübergehende Veränderungen in der Arbeitsteilung im Haushalt erleichtern kann, ist wenig darüber bekannt, ob diese Effekte auch in späteren Jahren anhalten.

Ankita Patnaik untersucht in der Studie „Reserving Time for Daddy: The Consequences of Fathers’ Quotas“ diese Fragen anhand des „Quebec Parental Insurance Program“ (QPIP), einer wegweisenden Reform des Elternurlaubs in Kanada, die die Leistungen für alle Eltern erhöht und einige Wochen für Väter reserviert hat.

Alle Analysen deuten darauf hin, dass QPIP die Teilnahmequoten der Väter um 250% und die Nutzungsdauer um 3 Wochen erhöht hat. Außerdem zeigen die Ergebnisse, dass Väter nicht nur auf die höheren Leistungen im Rahmen von QPIP reagierten, sondern auch auf das Etikett „nur für Väter”, das mit der Quote verbunden ist. Eine Kombination dieser beiden Faktoren führte zu einem dramatischen Anstieg der Beteiligung von Männern am Elternurlaub. Diese Studie liefert somit auch den Beleg dafür, dass Papa-Quoten eine starke Kennzeichnungswirkung haben können, wenn sie mit einem erhöhten Nutzen einhergehen.

Auch die Untersuchung der langfristigen Auswirkungen auf die Haushaltsdynamik liefert den Beweis dar, dass die Inanspruchnahme des Vaterschaftsurlaubs einen großen und anhaltenden Effekt auf die Arbeitsteilung im Haushalt haben kann: Haushalte, die das QPIP nutzen konnten, sind deutlich weniger auf eine traditionelle Arbeitsteilung ausgerichtet.

Die Forschungsergebnisse geben auch Aufschluss darüber, wie Elternzeitregelungen gestaltet werden können, um Väter zur Teilnahme zu bewegen, und sie deuten darauf hin, dass kleine Veränderungen in der anfänglichen Erziehungserfahrung nachhaltige Auswirkungen auf das Verhalten der Eltern haben können. Sie machen auch deutlich, dass die Menschen auf eine Kombination von Labels und finanziellen Anreizen reagieren – und dass das Verhalten, das zu Beginn der Elternzeit gelernt wurde, in späteren Jahren tendenziell anhält. Die Ergebnisse legen nah, dass es keinen Kompromiss zwischen Geschlechtergleichstellung und Elternzeit mit Kindern geben muss: Vaterschaftsurlaub kann die Verantwortung für die Haushaltsarbeit gleichmäßiger verteilen und die Zeit, die Väter mit ihren Kindern verbringen, erhöhen.

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