der VÄTER Blog

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Ost – Väter ticken anders

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 30. April 2013

Die Elternzeit für Väter ist ein Erfolgsmodell. Doch ein genauer Blick auf die Landkarte zeigt regionale Unterschiede: So ist zum Beispiel für Väter im Osten die Inanspruchnahme der Elternzeit weniger wichtig. Dies belegt eine aktuelle Meinungsstudie, die YouGov im Auftrag der Babynahrungsmarke Aptamil durchgeführt wurde. Offenbar handhaben ostdeutsche Männer Familie und Beruf anders und kombinieren vielleicht geschickter. Aber was macht den Unterschied?

Im direkten Regionen-Vergleich schneiden die Ost-Väter schlecht ab. Weniger als 50 % sprechen sich für die Elternzeit aus. Die Väter im Rest der Bundesrepublik sind anderer Meinung. Im Norden, Süden und Westen räumen die Männer der Elternzeit mehr Bedeutung ein. Die Zustimmung, dass eigentlich jeder Mann Vaterzeit nehmen sollte, liegt immer über 50, im Norden und Westen sogar bei knapp 60 %.

Doch der erste Eindruck täuscht, denn die unterschiedliche Bewertung der Elternzeit hängt mit dem sozialistisch geprägten Lebensstil zusammen. Die Gleichstellung von Mann und Frau und die Eingliederung von Frauen in den Erwerbssektor haben im Osten Deutschlands eine lange Tradition und bestimmen heute noch Partnerschaft, Familie und Beruf. Auch durch gute Kinderbetreuungsmöglichkeiten sind Job und Elternrolle zeitgleich zu realisieren, die Doppelrolle wird nicht in Frage gestellt, sondern auch von Vätern eher als selbstverständlich wahrgenommen. Ganz anders sehen das die Väter im Süden. Sie hegen große Selbstzweifel und scheitern oftmals an der Vereinbarkeit von Familie und Beruf: 55 % glauben, dass sie zuwenig Zeit mit ihren Kindern verbringen (im Norden nur 34 %), 38 % finden es sehr schwierig, Familie und Beruf zu vereinen (im Westen nur 29 %) und 24 % haben Angst, Erziehungsfehler zu machen (im Norden nur 11 %).

Ein Grund für die ungleiche Wertung ist das Rollenverständnis der Ost-Väter. Wenn sich Nachwuchs ankündigt, bleiben in der Regel beide Elternteile im Beruf und teilen sich die aktive Elternrolle – aus Tradition. Denn Erwerbstätigkeit von Frauen ist seit DDR-Zeiten Normalfall. Weil die Alternative “Mutter in Vollzeit” nicht der angestrebten Familienpolitik entsprach, ist auch die gesellschaftliche Toleranz berufstätiger Frauen in Ostdeutschland tiefer verankert. Unabhängig von Generation, Alter und Geschlecht herrscht eine moderne Einstellung: Männer gelten nicht als die alleinigen Versorger der Familie.

Im Unterschied zu den meisten Regionen spielt z.B. die berufliche Etablierung weniger eine Rolle, wenn es um Familiengründung geht. Vielmehr sind die Gleichstellung der Partner sowie eine gute Familienbereuungsinfrastruktur von zentraler Bedeutung. Es hat also historische Gründe, dass Ost-Väter weniger Bedarf für die Elternzeit sehen. Die traditionelle Rolle der Väter ist im Süden weiterhin dominierend. Eine Balance zwischen Beruf und Familie in einer Doppelrolle findet weniger Anklang. Wenn überhaupt, dann geht es um eine “entweder-oder-Entscheidung”.

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Je kürzer, desto besser

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 23. April 2013

… titelt das Handelsblatt, Männer fürchteten die Elternzeit. Immer mehr Väter wünschten sich zwar mehr Zeit für ihre Familien – doch eine längere Auszeit im Beruf sei für Männer weiterhin selten. Viele hätten Angst um die Karriere – und das nicht zu Unrecht. Aber Bange machen gilt nicht, im Gegenteil, es braucht Ermutigung: durch Führungskräfte, Partnerin, familiäres Umfeld und natürlich passende Rahmenbedingungen.

Für Max Beckmann, der Anfang 2013 Vater geworden ist, wohl nicht genug. Für den Fahrzeugbauer bei einem Sportwagenhersteller war zwar schnell klar, dass er eine aktive Rolle bei der Erziehung spielen will. „Früher war es noch selbstverständlich, dass der Mann arbeiten geht und die Frau mit den Kindern zu Hause bleibt“ sagt der 28-Jährige. Heute sei das anders, findet er. „Gerade die Anfangszeit mit einem Kind ist so wichtig – und die erlebt man nur einmal.“

Er blieb aber dennochdeutlich kürzer zu Hause als seine Frau. Und auch wenn die Aufteilung der Elternzeit bei Familie Beckmann früh klar schien, hätte sich der junge Vater schwer getan, bei seinem Arbeitgeber eine längere Auszeit zu fordern. „Es wäre sicherlich nicht einfach gewesen, mehr als zwei Monate Elternzeit zu beantragen. Bei Frauen wird so eine Auszeit in der Karriere viel eher erwartet, für Männer ist das noch kritischer“, so sein Eindruck.

Die Gespräche mit dem Vorgesetzten beim Sportwagenhersteller waren zwar kein Problem – zumal der 28-Jährige seine Elternzeit auf zwei Phasen von jeweils 4 Wochen aufgesplittet hat. Ein Bekannter Beckmanns hatte bei seinem Arbeitgeber jedoch deutliche Probleme, obwohl er nur 14 Wochen Elternzeit nehmen wollte – und dazu noch Urlaubstage genutzt hat.

Doch trotz aller Beteuerungen zur Gleichberechtigung: Neben den Hemmschwellen am Arbeitsplatz ist auch die klassische Rollenverteilung noch tiefer verwurzelt, als vielen bewusst ist – und steht der Erziehungszeit der Männer entgegen. Auch bei den Beckmanns gab schließlich neben den beruflichen Bedenken das traditionelle Eltern-Kind-Bild den Ausschlag. Bei der Entscheidung, wer wie lange mit dem Beruf aussetzt, wollten die Beckmanns vor allem das Wohl ihrer Tochter in den Vordergrund stellen. Die Stillzeit und eine sorgfältige Ausprägung der Mutter-Kind-Bindung sprächen dafür, dass die Frau länger zu Haus bleibt, findet das Ehepaar.

Ähnliche Präferenzen in der Bevölkerung spiegeln sich auch in den Untersuchungen von Professor Wiese wider. Die Wissenschaftlerin forscht seit Jahren zum Thema Elternschaft und Beruf, momentan zum Beispiel daran, wie sich das soziale Umfeld auf die Elternzeitpläne von Frauen auswirkt. Viele Frauen sehen die Mutter als die wichtigere Bezugsperson für das Kind an und wollen diese sich selbst zugedacht Rolle auch ausfüllen. „Eine solche Einstellung trägt bei Frauen dazu bei, länger aus dem Beruf aussetzen zu wollen“, sagt Wiese.

Und die gleiche Wirkung haben di e Erwartungen an die Väter, nämlich möglichst schnell zurück in den Job und die finanzielle Verantwortung wahrnehmen. Durch Beiträge wie ndiesen aus dem Handelsblatt wird der Effekt weiter verstärkt.

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Niebel möchte Väter für Elternzeit entwickeln

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 1. April 2013

Entwicklungsminister Dirk Niebel fordert Väter dazu auf, mehr Elternzeit in Anspruch zu nehmen und spricht in der ‚Welt‘ über seine Erfahrungen mit den ‚Vätermonaten‘.

Über seine eigenen Erfahrungen als junger Vater sagte Niebel: “So eine Phase kommt nie wieder im Leben. Man lernt in dieser Zeit unheimlich viel.” Der FDP-Politiker berichtete auch von skurrilen Situationen: “Das Kind liegt auf dem Wickeltisch, das Telefon läutet, dann klingelt es an der Tür. Und in dem Moment pinkelt das Baby einen an. Da stellt sich einem die Frage: Was hat jetzt Priorität?”

Niebel selbst sieht sich als Vorreiter für Männer, wenn es um berufliche Pausen zum Wohle von Kindern geht. “Ich bin einer der wenigen Politiker, die mal Erziehungsurlaub genommen haben”, sagte der Minister. “Das hatte allerdings mit Urlaub herzlich wenig zu tun.”

Er habe damals heftige Reaktionen bekommen. “Ich war damals Arbeitsvermittler und wusste, was es für meine Frau bedeutet, wenn man zu lange vom Erwerbsprozess abgekoppelt wird. Ich habe damals auf 19,25 Stunden reduziert, meine Frau hat halb gearbeitet”, berichtete Niebel.

Knapp zwei Jahre hätten er und seine Frau sich so organisiert, nachdem der zweite Sohn geboren war. Ihm sei damals gesagt worden: “Mann macht so etwas nicht.”. Auch sei ihm ein ein Karriereknick vorausgesagt worden.

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Elternzeit von Vätern fördert partnerschaftliche Aufgabenteilung

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 14. März 2013

Im Interview mit Annette Prosinger erläutert Volker Baisch in der ‚Welt‘ die Ergebnisse der Trendstudie ‚Moderne Väter‘ und erklärt, warum die Elternzeit von Vätern zu einer partnerschaftlicheren Aufteilung von Erwerbs- und Familienarbeit in Familien führen könnte.

… Die Welt: Mehr als ein Viertel der Väter nutzt die Elternzeit. Ist das viel oder wenig?

Baisch: Nur sechs Jahre nach Einführung des Elternzeitgesetzes ist das eine enorme Steigerung: von fünf Prozent im Jahr 2007 auf jetzt knapp 30 Prozent. Vor allem aber hat die Elternzeit eine gesellschaftliche Diskussion ausgelöst, die uns bestimmt 20 Jahre weiter gebracht hat. Heute würde es kein Politiker mehr wagen, sich abfällig über Männer zu äußern, die sich mit ihren Frauen die Betreuung ihrer Kinder teilen. Und auch in den Unternehmen erkennt man allmählich: Der Kollege ist nicht nur Mitarbeiter, der ist ja auch Vater. Das war vorher überhaupt kein Thema.

Die Welt: Trotzdem haben wir immer noch eine der niedrigsten Geburtenquoten in Europa.

Baisch: Die Elternzeit ist ein Instrument, um eine partnerschaftlichere Aufgabenverteilung zu fördern.

Die Welt: Zur Steigerung der Geburtenquoten taugt sie also nicht?

Baisch: Wenn die Politik sich davon mehr versprochen hat, hätte sie die Kinderbetreuung mehr ausbauen oder berufliche Perspektiven und Sicherheiten für die Eltern schaffen müssen, so dass die Leute in den Staat und seine Familienpolitik mehr Vertrauen haben können. Aber für die jungen Familien hat das Elternzeitgesetz viel gebracht. Die Väter heute sind viel mehr in Betreuungsaufgaben eingebunden. So ist es heute nicht mehr ungewöhnlich, dass Väter die Eingewöhnung des Kindes in die Kita übernehmen.

Die Welt: Aber drei Viertel der Väter, die Elternzeit nahmen, blieben nur zwei Monate zu Hause. Und jeder Dritte Vater dachte gar, dass ihm mehr Zeit nicht zusteht.

Baisch: Ja, dieses Ergebnis unserer Studie hat mich auch erstaunt, man hätte mittlerweile doch erwartet, dass sich das besser rumgesprochen hat.

Die Welt: Vielleicht ist das nur eine Ausrede?

Baisch: Das glaube ich nicht. Viele Väter haben uns gesagt, dass sie nach den zwei Monaten gern noch länger daheim geblieben wären. Dass sie es dann nicht getan haben, hat unterschiedliche Gründe wie etwa die finanzielle Situation oder das Unverständnis der Arbeitgeber. Aber auch die Frauen spielen dabei eine Rolle. So sagen zwei Drittel aller Frauen: „Ich möchte die zwölf Monate.” Was völlig verständlich ist aufgrund des Stillens, der Körper muss sich erholen, das ist ja eine enorme Umstellung. Andererseits möchte die Frau zumeist auch eine egalitäre Partnerschaft. …“

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Elternzeit für Väter in Frankreich soll verlängert werden

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 8. März 2013

Der französische Präsident François Hollande wünscht sich, dass mehr Väter in Elternzeit gehen und so mehr Müttern eine frühere Rückkehr in den Beruf ermöglichen. Er wolle bis Mai einen entsprechenden Gesetzesentwurf ausarbeiten, kündigte Hollande bei einer Konferenz über Rechte von Männern und Frauen am Donnerstagabend in Paris anlässlich des internationalen Frauentages am 8. März an.

Der Vorschlag sieht vor, Vätern eine bezahlte Elternzeit von bis zu sechs Monaten nach der Geburt eines Kindes zu ermöglichen. Momentan können Väter unmittelbar nach der Geburt zwei Wochen bezahlte Elternzeit in Anspruch nehmen. Müttern werden mehrere Wochen Mutterschaftszeit vom Arbeitgeber bezahlt.

Im Anschluss daran kann ein Elternteil für ein Kind ein halbes Jahr und mit zwei oder mehr Kindern bis zu drei Jahre Elternzeit in Anspruch nehmen. In dieser Zeit werden 500 Euro pro Monat von der Familienagentur bezahlt. Im Moment sind etwa 3,5 % der Nutzer dieser Regelung Väter.

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Väter – Die langfristigen Effekte des neuen Elterngeldes

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 5. März 2013

Vor gut drei Jahren hat SowiTra die bislang umfassendste Studie über Väter und ihre Erfahrungen mit der Elterngeldzeit in Deutschland durchgeführt. Bei der damaligen Online-Befragung wurden mehr als 800 Väter erreicht, die die Elterngeldmonate selbst genutzt hatten; darüber hinaus ließen sich weitere 30 Väter von uns persönlich zu ihren Erfahrungen in der Familie und am Arbeitsplatz interviewen.

Mit dem aktuellen Forschungsprojekt „Das neue Elterngeld – langfristige Effekte“ soll an das erfolgreiche Vorgängerprojekt angeknüpft werden. Der Fokus dieses Projektes liegt auf den gleichstellungspolitische Effekten der Elterngeldnutzung durch Väter. Darüber hinaus gilt es herauszufinden, was Väter davon abhält Elterngeldzeit zu nehmen.

Es wird versucht, zu ergründen, wie sich gesellschaftspolitische, betriebliche und partnerschaftliche Strukturen auf die Entscheidung der Väter auswirken und ob bzw. wie wiederum die Inanspruchnahme der Elterngeldzeit auf diese Strukturen rückwirken. Außerdem wird nach Hinweisen darauf gesucht, wie Väter ihren Wunsch nach einer Gleichzeitigkeit von Familie und Beruf besser umsetzen und was die Unternehmen tun können, um ihre Betriebe für Väter noch attraktiver erscheinen zu lassen.

Zur Zielgruppe der Onlinebefragung gehören zum einen erwerbstätige Väter, die seit 2007 ein Kind bekommen haben und somit vor der Entscheidung standen Elterngeldzeit zu nehmen sowie deren Partnerinnen.

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Manager verabschiedet sich mit Video in die Elternzeit

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 25. Januar 2013

Seine letzten Tage bei Spreadshirt nutzt Andreas Milles zu einem Rundumschlag: Per Video und im hauseigenen Blog ruft er dazu auf, ihm Fragen jeglicher Art zu stellen. Milles, der einst als Brand Evangelist bei Spreadshirt einstieg und sich mittlerweile Brand & Communications Director nennt, geht Anfang Februar für ein Jahr in Elternzeit.

Er hat die Markenkommunikation des Leipziger Online-Bekleidungshändlers geleitet, war für TV-Spots, Kataloge, den Firmenblog und sonstige Social Media-Kanäle verantwortlich. Jetzt verabschiedet er sich von diesem Netzwerk und ermuntert gleichzeitig, ihm noch bis 28. Januar Fragen zu stellen.

Im Blog und bei Youtube sind bereits die ersten Fragen eingegangen. Sie reichen von der persönlichen Lebensplanung nach der Elternzeit über das „next big thing” im Internet bis zur Nachhaltigkeitsstrategie von Spreadshirt. Beantwortet werden die Fragen dann Anfang Februar – vermutlich wieder per Video.

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Von wegen Vätermonate – Familienpolitik in den Niederlanden

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 2. Januar 2013

In einem Beitrag im Deutschlandfunk blickt Kerstin Schweighöfer auf die Familienpolitik unseres Nachbarn im Norden. Auch in den Niederlanden ist die Familienpolitik ein wichtiges Thema, das liberale Nachbarland ist hier aber eher konservativ eingestellt. Inzwischen versucht die Regierung, mit einer Elternzeit oder neuen Krippenplätzen die Situation für Eltern zu verbessern.

‚… Die skandinavischen Väter und auch die in Großbritannien, Spanien oder Frankreich kann der Niederländer nur beneiden. Denn die haben nach der Geburt eines Kindes Recht auf zwei Wochen bezahlten Vaterschaftsurlaub. In den Niederlanden sind es nur zwei Tage. Dass deutsche Väter unmittelbar nach der Geburt überhaupt keinen gesetzlichen Anspruch auf freie Tage haben, kann Erol kaum glauben. “Die leben ja noch weiter hinterm Mond als wir”, findet er.

Das finden auch die Grünen im niederländischen Parlament, die Groen-Links-Partei. Schon seit 2007 versucht sie, Anschluss an den Rest Europas zu finden und aus den zwei Tagen zwei Wochen zu machen.

“Höchste Zeit”, so Abgeordnete Linda Voortman, “dass wir von der Norm ‘Mama sorgt fürs Baby, Papa fürs Geld’ Abschied nehmen.”

Bislang jedoch sind die Grünen damit immer wieder gescheitert, auch kurz vor Weihnachten noch, bei ihrem letzten Vorstoß, obwohl sie dabei die Christdemokraten an ihrer Seite wussten. Aber den meisten anderen Parteien ist ein längerer Vaterschaftsurlaub einfach zu teuer – allen voran der rechtsliberalen Regierungspartei VVD von Premierminister Mark Rutte: In Zeiten der Krise, so ihr Hauptargument, dürfe man Arbeitnehmer nicht auch noch mit zusätzlichen Kosten belasten. “Unverständlich”, findet Grünen-Abgeordnete Linda Voortman:

“Wir Niederländer halten uns immer für unglaublich modern und progressiv, aber wenn es drauf ankommt, zieht sich der Staat aus der Verantwortung. Und wir sind hoffnungslos altmodisch.”

Anders, als ihr Ruf, sind die Niederlande nach wie vor in vielen Belangen eine sehr konservative Gesellschaft. Bis vor Kurzem war es für Frauen ganz normal, nach der Geburt ihres Kindes den Beruf an den Nagel zu hängen. Krippenplätze gab es nicht, wer sein Kind nicht selbst aufzog, galt oft als Rabenmutter. …‘

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Gestern Exoten, heute Väter 2.0 und morgen Normalität?

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 12. Dezember 2012

20121124_112454Die Jahreszeit bringt es mit sich, über getane Arbeit nachzudenken und die Herausforderungen der Zukunft zu sortieren. Die Gespräche mit Vätern in Unternehmen, in Kindertagesstätten und bei vielen anderen Gelegenheiten haben mir bewusst gemacht, dass Männer ihren schon lange geäußerten Wunsch, mehr Zeit für Kinder und Familie haben zu wollen, zunehmend ernst nehmen. Die Veränderungen der gesellschaftlichen Rahmenbedingungen und vor allem die Elternzeitregelungen, erleichtern ihnen dieses Vorhaben.

Was es aber auch braucht sind Unternehmen, in denen Führungspersonen Väter ermutigen, diesen Schritt zu gehen. Wohlwissend, dass das Engagement von Männern und Frauen in Familie keine verlorene Zeit ist, sondern eine Investition in die sozialen Kompetenzen ihrer Beschäftigten. Auch an dieser Stelle hat sich schon einiges getan, die zwei Vätermonate werden in der Regel durchgewunken, das Maß an Ermutigung und Rollenmodellen auf der Führungsebene ist aber noch ausbaufähig.

Verglichen mit der Bedeutung des Themas ‚aktive Vaterschaft‘ zur Jahrtausendwende in Unternehmen, ist der Bewusstseinsstand aber schon gut entwickelt. Ich erinnere mich noch genau an meine ersten Akquisegespräche, ausgesucht hatte ich mir das halbe Dutzend Unternehmen in NRW, die damals schon das Audit ‚berufundfamilie‘ hatten. Die Frage nach der Bedeutung des Themas ‚Väter‘ im Rahmen der familienfreundlichen Aktivitäten ergab in der Regel einige Schweigesekunden als Antwort. In einem Fall erhielt ich danach die Erklärung: ‚Väter? Sie meinen die Exoten, die Erziehungsurlaub nehmen? Da haben wir zur Zeit keinen, im letzten Jahr gab es einen.‘

Das mit den ‚Exoten‘ hat sich inzwischen erledigt, aus den Einzelfällen sind in fast allen Betrieben mehrere Fälle pro Jahr geworden. Immerhin nehmen inzwischen 27,3 % der Väter Elternzeit. Wir bezeichnen diese Männer als ‚neue, moderne’  Väter oder ‚Väter 2.0‘ um auszudrücken, dass diese voll im Trend liegen.

Damit machen wir aber gewollt oder nicht deutlich, dass es anscheinend immer noch nicht Normalität ist, dass Väter neben ihrer Erwerbstätigkeit auch Fürsorgeaufgaben in der Familie übernehmen, erst Recht nicht nach den 2 Monaten Elternzeit. Und genau dies ist, das haben mir meine zahlreichen Gespräche mit Vätern und Führungspersonen deutlich gemacht, ein Grund dafür, dass viele Männer ihren Wunsch doch (noch) nicht umsetzen. Sie wollen nicht aus der Rolle fallen und Anerkennung für etwas ‚Außergewöhnliches‘ erhalten sondern Wertschätzung für normales und alltägliches Handeln erfahren.

Für Männer ist da, abgesehen von den Vätermonaten, anscheinend immer noch ausschließlich Erwerbsarbeit vorgesehen, so nehmen sie es mehrheitlich wahr und verpassen so die Rolle ihres Lebens. In diesem Sinne wären die Väter 2.0 die neuen Exoten.

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Ich dachte wir wären weiter

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 27. November 2012

Steffen Schmitt, stellvertretender Ressortleiter Wissen bei der Zeit ist gerade zusammen mit seiner Frau in Elternzeit und kümmert sich um die Drillinge Jonathan, Ella und Linus. Für die taz beschreibt er seine Beweggründe und Erlebnisse.

‚Seit Mai bin ich in Elternzeit. „Viel Spaß im Von-der-Leyen-Urlaub“, hatte ein Freund gefrotzelt. „Warte doch damit, am Anfang braucht ein Kind sowieso nur die Mutter“, hatte ein Kollege geraten. „Und was ist mit deiner Stelle?“, fragte meine Oma.

Das Thema steckt voller Projektionen. Es ist politisch. Es geht nicht nur um ein paar Monate Auszeit, sondern sozusagen um das Gegenstück zur Forderung nach Frauenquoten. Es geht darum, ob Eltern sich die Familienarbeit fair teilen.

Tagsüber, wenn ich den Kinderwagen durch die Stadt schiebe, sehe ich Väter mit Babys, zumindest in den Vierteln, wo man es auch vermuten würde. Doch auch dort sehe ich mehr Mütter als Väter. Wir Männer sind die Ausnahme. Als Vater von Drillingen bin ich erst recht Exot.

Anders ist es, wenn meine Liebste dabei ist. Dann wird sie mitleidig gefragt: „Haben Sie denn irgendeine Hilfe?“ Ich werde geflissentlich übersehen. Die Physiotherapeutin will ihr die neuen Übungen für die Babys zeigen, nicht mir.

Wenn uns Fremde fragen, wie wir das schaffen mit drei Säuglingen, und ich dann antworte „Prima“ (oder auch mal: „Geht schon“), ernte ich irritierte Blicke, die mir zu bedeuten scheinen, ich hätte da ja sicher gut reden.

Als einer der Jungs für eine Operation ins Krankenhaus musste, konnte ich nicht auf der Station mit den Elternbetten übernachten, weil da sonst nur Mütter waren. Väter als Besucher ja, aber als Babyzuständige, ganz selbstverständlich? Nein. Und das scheint weit übers Krankenhaus hinaus zu gelten.

Ich dachte, wir wären weiter. Waren nicht nach der Einführung des Elterngelds 2007 die Zeitungen voll von Erfahrungsberichten wickelnder Väter? Liest man nicht regelmäßig, sie nähmen vermehrt Elternzeit? …

Wie lange kann, soll, will ich? Mir hat mein dreifaches Kinderglück diese Entscheidung abgenommen. Es war klar, dass ich für die Drillinge lange aussetzen würde, gemeinsam mit meiner Frau. Ganze 14 Monate fehle ich in der Redaktion, verpasse ich den Flurfunk, werde ich bei meiner Rückkehr wieder aufholen müssen.

Meine Babys durch ihr erstes Lebensjahr zu begleiten, ihnen auf die Beine zu helfen und sie in der Krippe einzugewöhnen – das empfinde ich als Privileg. Endlos könnte ich von Lachen, Staunen und kostbaren Momenten schwärmen. Jedem Freund würde ich raten: Lass dir das nicht entgehen! Auch weil ich spüre, dass ich für meine Kinder genauso Bezugsperson werde wie ihre Mutter – eine Gleichwertigkeit, die vielen Männern lange verwehrt blieb. …‘

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