der VÄTER Blog

lebe deinen Traum!

Viele Firmen haben Vorbehalte gegen Väter in Elternzeit

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 27. November 2009

Dies ist ein Ergebnis der ‚Väter – Studie’, die die rheinland-pfälzische Familienministerin Malu Dreyer (SPD) am Freitag in Mainz vorgestellt hat. Wie offen die Unternehmen für die familiären Belange ihrer Beschäftigten sind, hängt stark von deren Größe, der Branche und dem Frauenanteil ab.

In der “Väter-Studie” wurde untersucht, welche Rahmenbedingungen nötig sind, damit Männer Familie und Beruf besser vereinbaren können. Das Frankfurter Institut für Sozialarbeit und Sozialpädagogik (ISS) befragte dafür in Rheinland-Pfalz 308 Personalverantwortliche aus Betrieben mit mehr als 20 Mitarbeitern sowie 301 Männer und Frauen zwischen 16 und 35 Jahren. Die wichtigsten Ergebnisse der Studie:

  • Es gibt eine gedankliche Abkehr vom Modell “Mann als Brotverdiener”, die aber bei 68 Prozent der Befragten noch nicht praktisch umgesetzt ist.
  • Traditionelle Rollenbilder sind bei Menschen mit einfacherer Bildung und mit Migrations-Hintergrund stärker ausgeprägt.
  • Fast 60 Prozent glauben, dass eher Väter als Mütter bei Firmenchefs keine Unterstützung erfahren, wenn sie Elternzeit beanspruchen.
  • Väter fürchten finanzielle und berufliche Nachteile durch die Elternzeit. Die Akzeptanz im Beruf wird als ausschlaggebend angesehen, damit mehr Väter Elternzeit nehmen.
  • Ein Drittel der Betriebe gibt an, es gebe keinen Bedarf für Elternzeit.
  • Betriebe mit mehr als 250 Beschäftigten und hohem Frauenanteil sind familienfreundlicher.
  • Es gibt eine Tendenz zu einer defensiven Familienpolitik in den Betrieben. Viele zeigen lediglich Interesse, machen aber nichts.
  • Die Entscheidung für Elternzeit fällt sehr früh und kann sogar Voraussetzung für eine Schwangerschaft sein.
  • Väter bewerten die durch Elternzeit entstandene Bindung zum Kind durchweg positiv und als Gewinn.

“Wir wollen Väter stärker zur Elternzeit ermutigen”, erklärte Dreyer zu der Studie. “Ziel muss es sein, Frauen und Männern echte Wahlfreiheit zu geben, wie sie die Erziehung gestalten.” Da gibt es ein großes Potenzial: 91 % der befragten Frauen und Männer sind überzeugt, dass mehr Väter Elternzeit beantragen würden, wenn diese keinen Karriereknick befürchten müssten.

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Väter in Elternzeit – allmählicher Anstieg statt gigantischer Sprünge

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 26. November 2009

Im Gespräch mit Zeit Online skizziert Svenja Pfahl, eine der Autorinnen der SowiTra Elternzeit Studie die Erfolgsfaktoren für einen weiteren Anstieg der ‚Väterquote’ bei der Elternzeit.

ZEIT ONLINE: Welche Erfahrung machen Führungskräfte, die selbst Väterzeit nehmen wollen?

Pfahl: Für sie ist es nicht schwieriger, obwohl man das vielleicht erwarten könnte. Ihnen kommt zugute, dass sie selbst gestalten können. Viele von ihnen kombinieren Elterngeldzeit mit Teilzeitmodellen oder sie nehmen eine sehr kurze Auszeit. Diese Männer sind wichtige Vorbilder, weil sie zeigen: Es ist nicht unmöglich, Führungsposition und Familie zu vereinbaren. Die Führungskräfte betonen, dass vieles mit einer guten Personalführung und Personalplanung zusammenhängt. Darum ist es auch wichtig, dass die Elternzeit sehr früh angesprochen und gut geplant wird. Die meisten Männer planen ihre Väterzeit sogar ein Jahr im Voraus. Darauf können sich die Unternehmen einstellen und so lässt sich auch der Wiedereinstieg gut planen.

ZEIT ONLINE: Wie leicht gelingt den Vätern dieser Wiedereinstieg?

Pfahl: Das ist abhängig davon, wie viel Kontakt sie mit ihrem Unternehmen während der Elternzeit hatten. 86 Prozent der Väter haben angegeben, dass sie keine beruflichen Nachteile durch die Elternzeit erlitten haben. Was jedoch stimmt, ist, dass ihr beruflicher Aufstieg während der Auszeit stagniert – hinterher können jedoch die allermeisten rasch wieder anknüpfen und manche machen danach wichtige Karrieresprünge, gerade weil sie in der Elternzeit wichtige soft skills erworben haben.

ZEIT ONLINE: Was ist Ihr Fazit: Werden wir in Kürze den Aufbruch der neuen Väter erleben oder bleibt es beim zweimonatigen Babyurlaub, den einige wenige, aber längst nicht alle nehmen?

Pfahl: Ich bin optimistisch, dass die Zahl der Väter in Elternzeit steigen wird und dass auch die Dauer der Auszeit länger wird. Aber die Männer sind vorsichtig. Viele beobachten erst einmal, nehmen beim ersten Kind acht Wochen und beim nächsten Kind dann vielleicht drei oder vier Monate. … wir werden zukünftig einen leichten, allmählichen Anstieg des Engagements von Vätern wahrnehmen. …

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Studie entlarvt den ‚Mythos vom nutzlosen Mann’

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 24. November 2009

Karrierefrauen wollen auch im Haushalt die Oberhand behalten. Sie bezichtigen ihre Männer der Faulheit – um sich weiblicher zu fühlen. Dies erklärt Dr. Rebecca Meisenbach, Junior Professorin an der University of Missouri in der Studie „The Female Breadwinner“ die in der Zeitschrift Sex Roles veröffentlicht wird.

Berufstätige Mütter sind sich ihrer Meinung nach in der Regel vor allem in einer Sache einig: Ihre Partner bringen sich im Haushalt zu wenig ein. Laut Meisenbach werden den Männern diese Vorwürfe zu Unrecht gemacht: Berufstätige Mütter bemühen den Mythos vom „nutzlosen Mann“, um sich selbst weiblicher zu fühlen. „Berufstätige Frauen, die den größeren Teil zum Familieneinkommen beitragen, beschreiben sich selbst als diejenige, die ‘es sieht’, wenn im Haushalt Unordnung herrscht und etwas dagegen getan werden muss. Sie wollen damit ein Stück weit eine traditionelle weibliche Identität aufrecht erhalten“.

Meisenbach ist der Ansicht, dass die Entwicklung hin zu immer mehr beruflich erfolgreichen Frauen und parallel dazu mehr männlichen Faulenzern ein Märchen ist, das sich Frauen gegenseitig erzählen, um „überwältigende Schuldgefühle“ auszugleichen. Von diesen würden die meisten karrierebewussten Frauen geplagt, weil sie immer weniger die Rolle der Mutter und Ehefrau ausfüllen.

„Diese Frauen kämpfen mit dem Konflikt, der zwischen ihrem Status als arbeitende Frau, die das höhere Einkommen hat, und den traditionellen Erwartungen an ihr Geschlecht besteht“, so Meisenbach. „Indem sie betonen, dass sie ihren Männern sagen müssen, was diese im Haushalt zu tun haben, versuchen sie die Rolle der Ehefrau, die den Haushalt managt und die Kinder versorgt, zurückzuerobern, damit sie sich irgendwie innerhalb der klassischen Geschlechtergrenzen bewegen. Wenn sie die Hausarbeit, die ihr Mann erledigt, anordnen, dann bewahren sie sich das Gefühl, weiterhin die weibliche häusliche Domäne zu dominieren. So versuchen sie, sowohl zuhause als auch im Berufsalltag Kontrolle und Verantwortung zu übernehmen. Für berufstätige Mütter ist das vielleicht notwendig, um mit den beiden konkurrierenden Diskursen – auf der einen Seite die perfekte Frau im Beruf, auf der anderen die hingebungsvolle Mutter – klarzukommen.“

Quelle, Übersetzung

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Männer: Rolle vorwärts, Rolle rückwärts?

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 18. November 2009

Dass moderne Gleichstellungspolitik Männer nicht nur auf ein Mehr an Verpflichtungen reduzieren, sondern ihre Rechte und Bedürfnisse in Erfahrung bringen sollte, konstatiert auch die gerade im Budrich Verlag veröffentlichte Untersuchung ‚Männer: Rolle vorwärts, Rolle rückwärts? – Identitäten und Verhalten von traditionellen, modernen und postmodernen Männern’ und löst diesen Anspruch direkt ein.

Gleichstellung ist heute in allen gesellschaftlichen Gruppen eine prinzipiell akzeptierte Norm, hinter die niemand zurück will. Es gibt bei Männern und Frauen ein breites Spektrum an Vorstellungen über Gleichstellung, die mit den jeweiligen Lebens- und Partnerschaftsmodellen korrespondieren. Es zeigt sich aber immer noch eine große Kluft zwischen den mentalen Gleichstellungsidentitäten der Männer und ihrem praktizierten Verhalten.

Die Männer sind in ihren Einstellungen gleichgestellter als  es die alltäglichen Strukturen zulassen, resümieren die Verfasser. Hier sei die Politik gefordert.

Eine Zusammenfassung der wichtigsten Ergebnisse gibt es hier.

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Elternzeit wirkt als Türöffner für Väter

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 13. November 2009

Am Freitag sind im Energieforum in Berlin die Ergebnisse der Studie zu Erfahrungen und betrieblichen Nutzungsbedingungen von Vätern in den ersten zwei Jahren nach Inkrafttreten der Neuregelung des Elterngeldes vorgestellt worden.

Die Verfasser, Stefan Reuyß und Svenja Pfahl, verfolgten bei ihrer explorativen Untersuchung folgende Leitfragen:

  1. Wie ist das Interesse bei Vätern und Müttern an der neuen gesetzlichen Regelung insgesamt?
  2. Welche Väter aus welchen Betrieben, Betriebsteilen und Branchen mit welchen Partnerinnen machen von der bezahlten Elternfreistellung Gebrauch?
  3. Welche Veränderungen ergeben sich aus der neuen Elterngeldregelung für die Nutzung der bezahlten wie der unbezahlten Elternfreistellung durch bzw. für Mütter?
  4. Welche Reaktionen zeigen sich in den Betrieben gegenüber einer Inanspruchnahme des neuen Elterngeldes durch Väter? Wie verhalten sich die betrieblichen Akteure hinsichtlich der zwei “Partnermonate”, wie im Hinblick auf eine längere Nutzung durch Väter?
  5. Welche betrieblichen Rahmenbedingungen unterstützen oder hemmen eine Inanspruchnahme durch Väter?
  6. Welche Möglichkeiten einer Kombination von Elterngeldnutzung und Teilzeitarbeit bestehen für Väter und Mütter?

Die wichtigsten Ergebnisse sind:

  • Die Elterngeldregelung wirkt als “Türöffner” für eine familienorientierte Arbeits(zeit)gestaltung.
  • Väter nutzen die Regelung in vielfältiger Art und Weise, je nach individuellen, partnerschaftlichen und betrieblichen Anforderungen.
  • Es zeigt sich sehr deutlich, dass gesetzliche Änderungen umfassende gleichstellungsorientierte Reaktionen in der Arbeitswelt haben können.
  • Viele Väter nutzen die Elterngeldzeit in Teilzeit (24 %) und weitere Väter würden dies gern tun. Diese Väter fordern die bestehende Betriebskultur am stärksten heraus.
  • Als wesentlicher Erfolgsfaktor erweisen sich die Rahmenbedingungen und Reaktionen am Arbeitsplatz; eine besondere Rolle kommt dabei den Führungskräften zu.
  • Väter entwickeln neue Ansprüche und Forderungen gegenüber ihren Betrieben, mit teilweise überraschendem Erfolg, von dem dann auch die Frauen im Betrieb profitieren und sie tragen ihre Ansprüche über die Elterngeldmonate hinaus.
  • Betriebliche InteressenvertreterInnen aber auch die Gleichstellungs- und Frauenbeauftragten treten bei der Realisierung der Elterngeldzeit durch Väter bisher noch selten in Erscheinung.

Die Studie ist als Band 239 in der edition der Hans Böckler Stiftung erschienen, eine Zusammenfassung kann bei mir angefordert werden.

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Vom Scheitern der Ansprüche an Väter

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 6. November 2009

Im Jugendmagazin Jetzt der Süddeutschen berichtet Tina Baier über die Fachtagung ‚Doing Family’ am vergangenen Mittwoch und Donnerstag in Berlin. Ihre These: ‚Männer wollen sich in der Familie engagieren, doch meist genügen sie ihren Ansprüchen nicht’. Ihr Resultat: ‚die Väter scheitern!’

Die Beiträge der anwesenden Forscher legen aber eine differenziertere Sicht nahe

“Die jungen Männer sind ziemlich verzweifelt auf der Suche nach Leitbildern”, sagte Karin Jurczyk vom Deutschen Jugendinstitut (DJI) auf der Fachtagung  “In unserer Gesellschaft gibt es kein positives Bild von Männlichkeit, das Väterlichkeit mit einschließt.”

Auffällig ist, dass gerade Männer, die vor der Geburt des ersten Kindes für Gleichberechtigung in der Partnerschaft eintreten, sich später sogar weniger an Erziehung und Haushalt beteiligen als Männer, die sich an einem traditionellen Familienbild orientieren. Fabienne Becker-Stoll vom Staatsinstitut für Frühpädagogik in München glaubt, dass dies auch an den Frauen liegt. Nach ihrer Erfahrung wünschen sich vor allem Paare aus der gut ausgebildeten Mittelschicht eine gleichberechtigte Partnerschaft. Wenn das erste Kind kommt, lasse sich jedoch immer wieder dasselbe Muster beobachten: Die zuvor beruflich sehr engagierte Mutter stürzt sich mit demselben Elan auf ihr “neues Projekt Kind”. Dem Vater bleibt oft kaum Raum, sich zu beteiligen.

Gleichzeitig fühlen sich solche Frauen mit dem ersten Kind sehr belastet, da sie enorme Ansprüche an sich als Mutter haben, aber – anders als im Berufsleben – noch über keiner Kompetenz auf diesem Gebiet verfügen. Das führt zu Stress und Problemen in der Partnerschaft; der Mann zieht sich in die Arbeit zurück, was sich auch ökonomisch gut rechtfertigen lässt, da bei Paaren, bei denen die Frau eine gut bezahlte Stelle hatte, tatsächlich ein großer Teil des Familieneinkommen wegfällt.

Damit sich Männer in Zukunft mehr als Väter engagieren können, muss sich die Arbeitswelt noch weiter verändern, glaubt Karin Jurczyk. Auch Männer müssten als Menschen mit Sorgeverpflichtungen betrachtet werden. Derzeit herrsche in den meisten Unternehmen noch eine Anwesenheitskultur: Nur wer lange da ist, gilt als wichtig – unabhängig von der Leistung.

Nach Ansicht von Hans Bertram von der Philosophischen Fakultät der Berliner Humboldt-Universität wird sich in Zukunft die eigentliche Konkurrenz auf dem Arbeitsmarkt nicht mehr zwischen Männern und Frauen abspielen, sondern zwischen Menschen, die hochflexibel den Anforderung der globalisierten Arbeitswelt entsprechen, weil sie keine Verpflichtungen haben und Menschen mit Fürsorgepflichten, sei es für Kinder oder pflegebedürftige Angehörige.

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Mehr Väter erproben neue Rolle

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 5. November 2009

In Umfragen sind die neuen Väter bereits länger kein Randphänomen mehr. Schon seit einigen Jahren bevorzugen über 70 % der Männer mit kleinen Kindern das Vaterschaftsmodell des Erziehers gegenüber dem des Ernährers – zumindest theoretisch. In der Praxis nahmen 2001 allerdings erst 1,5 % der Väter den so genannten Erziehungsurlaub, 2006 gingen etwa 3 % in Erziehungszeit. Mit dem Elterngeldgesetz, das eine Lohnersatzleistung von bis zu zwei Dritteln vorsieht, sind die Zahlen nun deutlich gestiegen. Mitte 2008 beantragten über 18 % der Väter Elterngeld. Wie nutzen Väter die Möglichkeiten des neuen Gesetzes? Diese Frage beantwortet eine Untersuchung von Stefan Reuyß und Svenja Pfahl des Berliner Instituts für sozialwissenschaftlichen Transfer (SowiTra).

Die Forscher befragten 624 erwerbstätige Väter in Elterngeldbezug sowie  Personalverantwortliche und Betriebsräte. Eine Erkenntnis: Bereits in der ­Anfangsphase wirkt sich das neue Elterngeld wesentlich auf die Arbeitswelt aus. Zwar glauben Väter und Experten im Betrieb, die Nutzung der Elterngeldmonate klappe nur bei ihnen gut – in anderen Unternehmen sei dies schwierig. Jeder Vater, der seinen Anspruch nutzt, trage jedoch dazu bei, dass aus der Auszeit für Männer ein “normaler” Vorgang wird, so die Forscher.

Insgesamt identifizieren die Experten von SowiTra fünf unterschiedliche Nutzertypen:

  1. Die Vorsichtigen machen 46 % der befragten Väter aus. Sie nehmen nur ein bis zwei Partnermonate, fast immer als echte Auszeit und mehrheitlich direkt im Anschluss an die Geburt. Fast alle haben bisher keine Erfahrungen mit Elternzeit oder familienbedingter Teilzeit für ein früheres Kind. Sie betonen häufiger als andere Väter, dass sie sich auf Wunsch ihrer Partnerinnen an den Elterngeldmonaten beteiligen. Sie wollen nicht ihr berufliches Fortkommen gefährden, halten die Auszeit deshalb möglichst kurz.
  2. Die (Semi-)Paritätischen beziehen zwischen drei und acht Monaten Elterngeld und nehmen ihre Auszeit meist versetzt zur ebenfalls erwerbstätigen Partnerin. Eine möglichst kurze berufliche Auszeit für beide Eltern ist ihnen wichtig. Ihre Gruppe umfasst 14 % der Befragten.
  3. Die umgekehrten Nutzer. Sie nehmen eine längere Auszeit als ihre Partnerin. Für diese 6 % der befragten Väter ist es überdurchschnittlich wichtig, die Verantwortung für die Familie mit ihrer Partnerin zu teilen, aber auch deren berufliches Fortkommen zu unterstützen. Die eigene berufliche Karriere spielt eine untergeordnete Rolle.
  4. Die Familienorientierten. 9 % nehmen zwischen einem und acht Elterngeldmonaten, kombinieren dies aber mit sich anschließender, unbezahlter Elternzeit. Oder sie haben schon früher mit Elternzeit oder Teilzeitarbeit Erfahrungen gesammelt. Ihr Wunsch: Die Kinder sollen möglichst lange von einem Elternteil betreut werden können.
  5. Die Familienzentrierten. 5 % nutzen zwischen neun und zwölf Elterngeldmonate. Sie kombinieren diese aber noch mit zusätzlicher, unbezahlter Elternzeit oder haben Erfahrungen mit Elternzeit für ein früheres Kind. Für diese Väter ist es wichtiger als für alle anderen, schon frühzeitig viel Zeit mit dem Kind zu verbringen. Sie betonen, dass ihre Entscheidung nicht nur auf den Wunsch der Partnerin zurückgeht.

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Vorlesende Väter fördern Kinder

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 2. November 2009

Väter bevorzugen beim Vorlesen einen monologisch-dozierenden Stil, es fällt ihnen schwerer, sich an die noch geringer entwickelten Fähigkeiten des Kindes anzupassen. Ihr Ziel ist mehr die kognitive Weiterentwicklung des Kindes als empathische Leistungen, hat Sabine Elias, wissenschaftliche Mitarbeiterin der Arbeitsstelle für Leseforschung und Kinder- und Jugendmedien der Universität Köln in einer Studie herausgefunden.

Erstmals hat sie die Lesesozialisationsforschung mit den Bezugsdisziplinen der sozialwissenschaftlichen Väterforschung verknüpft. Entscheidend seien die Vaterschaftskonzepte: Ob traditioneller Ernährer mit eindeutiger Rollenverteilung und geringem Engagement des Vaters, ob moderner Ernährers, tagsüber abwesend aber generell verfügbarer, ob familienzentrierter Vater, engagiert, verfügbar, verantwortlich oder ein egalitär-partnerschaftliches Familienkonzept, in dem beide Eltern etwa gleiche Anteile an der Erwerbs- und Erziehungsarbeit übernehmen.

Bei den Fallbeispielen der Studie stellte sich heraus, dass die größere Abwesenheit eines Elternteils nicht zwangsläufig mit einem Nicht-Vorlesen verbunden sein muss. Im Gegenteil wurde etwa ein abendliches Vorleseritual als gelungene Möglichkeit genutzt, eine exklusive Beziehung zum Kind herzustellen und den Verlust auszugleichen.

Stärker als die Mütter wollen Väter Wissen vermitteln, sie reden länger auf das Kind ein, wollen auch eine Geschichte ohne größere Unterbrechungen und Abschweifungen vorlesen, wobei wichtige Momente der Kommunikationsanbahnung verschenkt werden, zumal Kinder Interaktivität beim Vorlesen sehr schätzen.

Insgesamt hat das väterliche Vorlesen aber einen fördernden Einfluss auf Gedächtnisfunktionen: “Positiv unterstützen Väter Prozesse der wahrnehmung, sprachlichen Encodierung und Speicherung von Informationen mit der häufigen Nutzung von Text-Bild-Korrespondenzen“, so die Autorin der Studie.

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‚Das Wichtigste wäre ein richtig guter Vater’

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 1. November 2009

Der Hirnforscher Gerald Hüther fordert im Interview mit der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung bessere Vorbilder für Jungs. Dafür aber müssten Männer umdenken.

„… Ein Teil der Jungs bleibt auf der Strecke. Die Erfolgreichen landen in gesellschaftlich akzeptierten Positionen. Die anderen enden als Landstreicher, Drogenabhängige, Kriminelle, Schläger. Aber auch Nobelpreisträger und Hirnforscher sind letztlich nur Menschen, die gelernt haben, eine Rolle zu spielen. Männer sind, wie sie sind, weil sie innerhalb ihres Kulturkreises schon als kleine Jungs immer wieder eingeladen werden, genau solche Rollen zu übernehmen, die für die jeweilige Kultur wichtig sind – schon seit der Steinzeit. Es gibt keine Jahrtausende alten Programme, die unseren Männern Steinzeitverschaltungen ins Hirn bauen. In jeder neuen Generation muss jeder Junge, der auf die Welt kommt, die schmerzhafte Erfahrung machen, dass er den nötigen Halt nur findet, wenn er gewisse Erwartungen erfüllt. Aber das ist kein Wachstum, sondern Verbiegung oder Selbst-Abrichtung. Wenn man das weiter so machen will – meinetwegen. Ich würde mir für unsere Jungs allerdings wünschen, dass sie statt Rollenspielern authentische Männer werden.

Brauchen die keinen Halt von außen mehr?

Die haben Halt in sich. Ein authentischer Mann ist einer, bei dem Denken, Fühlen und Handeln eine Einheit sind. Neurobiologisch spricht man von Kohärenz. Menschen, die diese Kohärenz verkörpern, haben eine besondere Ausstrahlung. Das nennt man Charisma.

Wer sind solche Männer?

Nelson Mandela. Albert Schweitzer. Obama sieht ein bisschen danach aus, aber das wird sich mit der Zeit erst zeigen. Solche Männer sind selten.

Was also müssen Männer Ihrer Meinung nach tun?

Es ist nicht mein Anliegen, Menschen mit erhobenem Zeigefinger zu erzählen, wie sie ihr Leben zu gestalten haben. Ich stelle meine Erkenntnisse als Hirnforscher und Biologe zur Verfügung. Aber daraus ergibt sich eine banale Schlussfolgerung: Man kann sich das Hirn im Laufe der eigenen Entwicklung ruinieren und das seiner Kinder obendrein. Dann reifen Kümmerversionen dessen heran, was hätte werden können. Man kann aber auch versuchen, Bedingungen zu schaffen, damit angelegte Potentiale tatsächlich zur Entfaltung kommen. Dass ein Ausmaß an Vernetzung im Hirn hergestellt wird, mit dem man ein reicheres, offeneres, begeisterteres und gestaltungsfreudigeres Leben führen kann.

Und wie, bitte schön, geht das?

Zunächst müsste man sich mit sich selbst beschäftigen. Sich etwa die wunderbare Frage stellen: Warum bin ich eigentlich so geworden, wie ich bin? Welche Erfahrungen haben mich zu diesem Menschen gemacht? Dann würde man schnell darauf kommen, dass man als Erwachsener die Erfahrungsräume der nächsten Generation günstiger beeinflussen könnte, als das in der eigenen Entwicklung der Fall war. Aber wenn ich keine Lust habe, mein Leben zu ändern, setze ich mich vor den Fernseher, mache weiter wie bisher und sage, das sei genetisch. Männer sind so, alles angeboren, nichts zu machen. Dann bleibt wirklich alles, wie es ist.

Was braucht ein kleiner Junge?

Das Wichtigste wären ein richtig guter Vater und noch ein paar andere Männer Weiterlesen »

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Bitte nicht bügeln!

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 30. Oktober 2009

Väter können viel. Und stehen heftig unter Stress. Denn alle wollen etwas von ihnen: Der Arbeitgeber wünscht ständige Verfügbarkeit, für die Kinder ist er das tollste Spielgerät und die Partnerin verlangt Entlastung. Und nebenbei einen Rosenkavalier. Wie gehen Väter mit diesen Ansprüchen um? Was erwarten sie selbst vom Leben als Mann und Vater?

Antworten auf diese Fragen gibt Männerforscher Dr. Rainer Volz. Im Mai ist seine Studie “Männer in Bewegung: Zehn Jahre Männerentwicklung in Deutschland” erschienen (in Zusammenarbeit mit Paul M. Zulehner). Der Düsseldorfer Soziologe und Männerbeauftragte der evangelischen Kirche ist seit 14 Jahren in der Männerforschung tätig. An Studien wie “Männer im Aufbruch” und “Männer – weder Paschas noch Nestflüchter” hat er maßgeblich mitgearbeitet.

Die Veranstaltung ‚ Wofür setzen Väter ihre Zeit ein – in Familie, Partnerschaft und Beruf?’ am 19. 11. 2009, in Göttingen, läuft in der pädagogischen Verantwortung des VNB (Verein Niedersächsischer Bildungsträger) und wird unterstützt von der Männerarbeit der ev. Kirche im Sprengel Göttingen, vom ev. Kirchenkreis Göttingen und www.väterzeit.de.

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