In einer gemeinsame Pressemitteilung des FrauenRat NRW, der Landesarbeitsgemeinschaft Familienverbände NRW, des Fachforums Familienselbsthilfe im Paritätischen Wohlfahrtsverband NRW und der Landesarbeitsgemeinschaft Väterarbeit NRW, wird eine nachhaltige Unterstützung von Familien eingefordert:
„In der Ausnahmesituation der Pandemie muss den unterschiedlichsten Bedürfnissen der Familien Rechnung getragen werden. Während der Corona-Krise verschärfen sich längst bekannte strukturelle Probleme.
„Wir wollen gestärkt aus der Krise hervorgehen, daher müssen
wir uns jetzt um grundsätzliche Lösungen bemühen“, sagt Hans-Georg Nelles,
Vorsitzender der Landesarbeitsgemeinschaft Väterarbeit NRW.
Mütter und Väter müssen in der aktuellen Situation
gleichzeitig Erwerbsarbeit, Erziehung, Betreuung, Beschulung und Pflege
stemmen. Sie sind am Rande ihrer Leistungsfähigkeit angelangt. Bestehende
strukturelle Diskriminierungen in Bezug auf Sexismus, soziale Lage,
Heteronormativität und Rassismus u.a. werden in dieser Situation noch
verschärft. Alleinerziehende können sich diese Belastungen mit niemandem
teilen.
Der komplette Ausfall der gesellschaftlichen Infrastruktur
muss durch die Familien im Privaten aufgefangen werden. Auch Homeoffice wird
für Eltern leicht zu einer Falle. Familien- und Berufsarbeit können nicht
gleichzeitig ausgeführt werden. Es sind eigenständige Tätigkeiten, mit jeweils
eigenem Zeitbedarf.
Eine alleinige verbale Würdigung dieser Leistungen von
Familien reicht bei weitem nicht aus. Auch die finanziellen Auswirkungen und
die Unsicherheit der zukünftigen Entwicklung führen zu Ängsten, zu
Existenznöten und zu noch mehr Kinderarmut. Familien, deren Mitglieder in
verschiedenen Ländern leben, wurden durch die strikten Grenzschließungen
zerrissen.
Fast immer sind es die Mütter, die bis zur Erschöpfung
arbeiten, um den Anforderungen in Beruf und Familie zu genügen. Dort, wo keine
partnerschaftliche Aufteilung zwischen Berufs- und Familienarbeit gelebt wird,
droht eine Überlastung der Mütter. Equal-Pay und Equal-Care werden zwar seit
Langem diskutiert, werden aber nicht ausreichend umgesetzt.
„Wir müssen verhindern, dass Mütter und Väter in das
traditionelle Rollenbild zurückgedrängt werden, das wir schon längst überwunden
geglaubt haben“, sagt Dr. Patricia Aden. „Im Gegenteil, wir müssen die
strukturellen Hindernisse beseitigen, die gleichberechtigten Lebensmodellen
entgegenstehen“, so die Vorsitzende des FrauenRat NRW.
„In der öffentlichen Diskussion der letzten Wochen kamen
Kinder mit ihren Rechten und besonderen Bedürfnissen nicht vor“, sagt Sabine
Nagl vom Kinderschutzbund LV NRW e.V.. „Die Schließung von Schulen, Kitas und
sogar von Spielplätzen sowie das Kontaktverbot beeinträchtigen die Kinder in
ihrer geistigen und sozialen Entwicklung“ so die Familienfachberaterin. Kinder
haben auch in Zeiten von Corona ein Recht auf Bildung. Die Schließung von
Bildungs- und Freizeiteinrichtungen diskriminiert vor allem Kinder aus
wirtschaftlich benachteiligten Familien sowie Kinder mit besonderem Förder- und
Pflegebedarf.
Finanzielle Entlastung wie ein einmaliger Kinderbonus und
eine befristete Senkung der Mehrwertsteuer sind zwar besser als eine rein
verbale Würdigung der Leistungen der Familien, aber sie genügen bei weitem
nicht, um die coronabedingten Ängste, Existenznöte und die wachsenden
Kinderarmut langfristig abzumildern.
„Familien sind systemrelevant. Sie sind das Rückgrat einer stabilen Gesellschaft. Wir, der FrauenRat NRW und die Landesarbeitsgemeinschaft der Familienverbände NRW, stärken dieses Rückgrat, machen es krisentauglich und fordern eine breite öffentliche Debatte über Familie und gute Rahmenbedingungen.“ sagt André Hartjes, Sprecher der Landesarbeitsgemeinschaft der Familienverbände NRW.“