der VÄTER Blog

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Archiv für die 'Vater werden' Kategorie

#TollerPapa

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 4. Oktober 2021

… lautet der Titel des #Vaeter Buchs von Benjamin Wockenfuß, dass an diesem Freitag erscheint. Grafisch ist es ein Hingucker und auf den zweiten Blick fällt auf, dass es eigentlich mindestens zwei Bücher sind. Am einen Ende ist ein in sieben Kapitel gegliederter ‚Wissens-Input‘ wie es der Autor nennt, am anderen Ende ist eine wunderbare ‚Power-Papa & Kreativ-Kid Geschichte, die von Stefanie Messing bebildert ist. In der Mitte des Buches ein analoges Planungstool für die ersten 22 Tage #TollerPapa.

Man kann das Buch aber auch einfach umdrehen und dann ergibt sich eine andere Reihenfolge und eine andere Perspektive. Das gibt den Anspruch und die Haltung von Ben, so tritt der Autor den Lesern und Leserinnen gegenüber, ganz gut wieder. Sein Buch soll kein Fachbuch sein und die fachlichen Erfahrungen die er weitergibt sind seine Erkenntnisse, seine Wahrheit und seine Gefühle.

Das besondere an dem Buch ist, dass es nicht nur an verschiedenen Stellen an fachlich fundierte Texte verweist, die per QR-Code leicht zu erreichen sind, sondern auch in den sozialen Medien über den im Titel formulierten Hashtag eine Community für #Vaeter eröffnet und diese zum aktiven Austausch ihrer Erfahrungen einlädt.

Die im Untertitel vorsichtig formulierte These ‚Erziehung ist (auch) Männersache‘ bildet, versehen mit einem Ausrufezeichen und dem Zusatz ‚… Echt?‘ ist auch die Überschrift zum Kapitel 1. Der Autor positioniert sich hier aber eindeutig: ‚Jeder Mann kann Erziehung!‘ „Ein Vater ist mehr als nur ein Assistent der Mutter. Er hat eigene/ andere Fähigkeiten, die Kinder dringend brauchen.“

So ist es, aber so einfach ist es leider nicht. Lernen tut Mensch dass, was er tut und es gibt weder die geborene Mutter noch den geborenen Vater. Das was einen tollen Papa, einen (hinreichend) guten Vater ausmacht wird gelernt, indem ich es mache und von anderen abgucke. Das was Mann macht oder besser lässt hängt vielfach von gesellschaftlichen und eigenen Erwartungen und gegenseitigen Rollenzuschreibungen ab. Wockenfuß führt noch weitere Faktoren an, die den Lernprozess und eine gelingende Erziehungsgestaltung beeinflussen: Aktives Mitfühlen, Verantwortung annehmen und aushalten und trotz Uneinigkeit ein Elternteam bleiben.

Zu allen drei Punkten bietet er dann praktische Tools an, die dazu anleiten, sich mit seinen eigenen Positionen und Haltungen auseinanderzusetzen und diese auch zu visualisieren. Am Ende dieses und jedem der folgenden 6 Kapitel gibt es ein ‚Fazit to Go‘ einen Einseiter, auf dem die wichtigsten Aussagen noch einem kurz und grafisch ansprechend zusammengefasst werden.

Die einzelnen Abschnitte sind jeweils in sich abgeschlossen und das Buch kann kreuz und quer gelesen und bearbeitet werden. Dazu fordert der Autor auch explizit auf, es sei ein Arbeitsbuch und das Notieren von Gedanken und die Verschriftlichung von Routinen erleichtere den Blick auf das Wesentliche. Dazu bietet Wockenfuß an vielen Stellen neben den im Buch skizzierten analogen auch digitale Werkzeuge an und stellt deren Vorzüge heraus. Das macht er auch in Bezug auf die digitalen Medienzugänge für Kinder: „Durch digitale Medien, wie etwas Spiele-Apps, haben Kinder die Chance, kreative Gestalter:innen statt lineare Konsument:innen zu sein. Ein großer Schatz!“

Die im Kapitel 4 dargestellte ‚Einfachheit im Vatersein‘ und dem Plädoyer für Langeweile aus der Kreativität erwächst getreu der Gleichung ‚Weniger ist Mehr‘ erinnert mich an eine zentrale Aussage aus dem 2015 erschienen Buch ‚Geht Alles gar nicht Warum wir Kinder, Liebe und Karriere nicht vereinbaren können‘ von Marc Brost und Heinrich Wefing:

„ … Auch früher gab es Erwartungen an Väter …, aber sie waren klarer und eindeutiger, weil es auch klare und eindeutige Rollen gab. Heute dagegen gibt es unendlich viele Erwartungen, weil es unendlich viele Möglichkeiten gibt, … ein guter Vater zu sein, und deswegen scheint es das Beste zu sein, einfach alle Erwartungen zu erfüllen.“

Benjamin Wockenfuß zeigt einen ‚einfachen‘ Weg auf, mit diesen Erwartungen und Möglichkeiten umzugehen. Nicht nur zu Hause mit der Familie, sondern auch im Beruf. Er schlägt hier einen neues Verständnis dafür vor, wie Arbeitswelt und Vatersein zusammengehen können. „Welche Position in meinem Selbstbild übernimmt meine Arbeit eigentlich? Wie sinnstiftend ist sie für mich?“ Die praktischen Vorschläge an dieser Stelle sind meiner Auffassung nach eher auf Väter mit gut abgesicherten Jobs zugeschnitten. Diejenigen die zwei oder drei prekäre Jobs zur Absicherung des Lebensunterhalts haben, stellen sich die Frage „Brauche ich wirklich eine Vollzeitstelle“ wohl nicht.

Eine gute Zusammenfassung formuliert der als Experte in Kapitel 6 zitierte Organisationsberater Hendrik Epe: [es] … wird deutlich, dass ich (m)eine Rolle als Vater … darin sehe, Ambiguitätstoleranz vorzuleben. Es gibt nicht den einen, richtigen Weg in der Erziehung der Kinder, ebenso wenig wie es die eine, richtige Art und Weise der Gestaltung der Arbeitswelt der Zukunft gibt.

#TollerPapa liefert jede Menge Anregungen für Väter, diese ambivalenten Möglichkeiten zu entdecken, eigene Positionen zu bilden und sich gemeinsam mit den Kindern weiter zu entwickeln und der Papa zu sein, den man selber als Kind gebraucht hätte. Das Wendebuch zum Preis von 18 € ist eine tolle Investition sowohl für werdende als auch schon vor langer Zeit gewordene Väter.

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Daddy Blues – Depressionen von Vätern nach der Geburt eines Kindes

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 20. September 2021

Postnatale Depressionen bei Frauen sind glücklicherweise kein Tabu mehr, auch wenn sie vielfach immer noch als ‚Baby Blues‘ verharmlost werden. Im deutschsprachigen Raum ist aber wenig darüber bekannt, wie die Partner von postpartal depressiv erkrankten Müttern mit der mehrfachen Belastung umgehen, welche die Geburt eines Kindes und die gleichzeitige Erkrankung der Partnerin bedeutet. Abhilfe sollte eine von Marco Schraner und Claudia Meier Magistretti von der Hochschule Luzern durchgeführte Literaturstudie schaffen. Ziel der vom Verein Postnatale Depression Schweiz beauftragten Studie war es, mehr Wissen zu erarbeiten und in Erfahrung zu bringen, wie Väter diese Situation erleben, welche Bewältigungsstrategien sie entwickeln und welche Unterstützung ihnen helfen könnte, ihre Partnerinnen zu unterstützen und dabei selber gesund zu bleiben.

Die Aufmerksamkeit des medizinischen Personals ist bei der Geburt ebenso wie bei postnatalen Depressionen vor allem auf die Mütter gerichtet. Väter haben oft das Gefühl, nicht gehört zu werden und dass ihre Bedürfnisse übersehen werden. In Geburtskliniken werden Frauen selten, Männer üblicherweise nicht auf Depressionsrisiken hin untersucht. Das Problem wird also – wenn überhaupt – erst erkannt, wenn es auftritt. Dann allerdings, so hat sich gezeigt, fühlt sich das Pflegepersonal oft schlecht vorbereitet im Umgang mit den Bedürfnissen der Väter. Eine rechtzeitige Intervention könnte dagegen die psychische Gesundheit der Väter fördern.

Interventionen des medizinischen Personals, die z.B. Väter im Umgang mit ihren neugeborenen Babys schulen, sind dabei hilfreich: Väter fühlen sich dadurch in ihrer Erziehungskompetenz anerkannt, das Gefühl der wahrgenommenen Elternwirksamkeit und die Kontrollwahrnehmung der Väter wird gestärkt. Insgesamt wirken derartige Maßnahmen damit angstreduzierend.

Gestärkte Väter fühlen sich in der Folge vermehrt auch als Teil des ‚Elternbündnisses‘. Selbstverständlich müssen solche Interventionen auf die jeweiligen Bedürfnisse der Väter abgestimmt sein. Dazu gehört zum Beispiel das Überwinden der Unsicherheit, wie sie mit ihren Babys interagieren, wie sie deren Bedürfnisse erkennen und ihnen entsprechen können.

In der Zeit nach der Geburt eines Kindes sind Väter bzw. ihre Partner für die Mütter generell die wichtigste Unterstützung. Andererseits können Väter gerade nach der Geburt des ersten Kindes betreffend ihre neue Rolle als Kinderbetreuer und Partner stark verunsichert sein. Die Paare stehen also, wenn es um Unterstützung geht, in einer Art gegenseitiger Abhängigkeit zu einander. So kann aus der Depression eines Elternteils eine Abwärtsspirale für beide Partner entstehen. Eine zweite Wechselwirkung besteht zwischen einer nicht zufriedenstellenden Paarbeziehung und dem Auftreten einer väterlichen postnatalen Depression.

In Anbetracht der gravierenden Auswirkungen, die eine Depression auf das Familienleben, die Partnerschaft und das Kindeswohl haben kann, schlagen die Autor:innen vor, Maßnahmen der Früherkennung von depressiven Störungen nach der Geburt eines Kindes in Zukunft vermehrt auch für Väter zu ergreifen. Dies gilt insbesondere für Paare, in denen die Mütter von postnataler Depression betroffen sind.

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Eltern als Team – Ideen eines Vaters für gelebte Vereinbarkeit

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 5. Mai 2021

Das ist der Titel des ‚konstruktiven Buches‘ von Birk Grüling, Jahrgang 1985 und selbst Vater eines Sohnes. Konstruktiv in dem Sinne, dass er Vereinbarkeit für möglich hält und sich vor dem Hintergrund der eigenen Erfahrungen selbstkritisch mit den Möglichkeiten und Hindernissen auseinandersetzt. Diese subjektive Perspektive wird ergänzt durch die Perspektive von 16 Praktiker:innen, Coaches, Therapeut:innen, Trainer:innen und Personalverantwortlichen sowie zahlreichen Vätern und Müttern, die ihr Ringen um eine gemeinsame Lösung beschreiben.

„Eltern als Team“, das ist die Übersetzung des seit langem geäußerten Wunschs junger Mütter und Väter nach einer partnerschaftlichen Aufteilung von bezahlter Erwerbsarbeit und unbezahlter Familien- bzw. Care-Arbeit. Vereinbarkeit geht nur gemeinsam, wenn überhaupt.

Es ist noch gar nicht so lange her, dass sich ebenfalls Journalist:innen, Marc Brost und Heinrich Wefing mit „Geht alles gar nicht“ und Susanne Garsoffky und Britta Sembach mit „Die Alles ist möglich-Lüge: Wieso Familie und Beruf nicht zu vereinbaren sind“ ganz anders positioniert haben.

Aber auch Grüling macht an dieser Stelle keine falschen Versprechungen. Vereinbarkeit ist kein Sprint, den Mann oder Frau mal eben abläuft, sondern ein Marathon, der den permanenten Austausch zwischen Vater und Mutter erfordert. Und damit beginnen die werdenden Eltern am besten vor der Geburt.

Damit meint der Autor nicht nur die ‚Geburtsvorbereitung und den „Nestbau“, er skizziert quasi als Vorbereitung auf die Vereinbarkeit für eine gemeinsame ‚Familienvision‘ die natürlich voraussetzt, dass auch der werdende Vater eine Vorstellung davon entwickelt, welcher Vater er sein möchte. Wie dieser Visionsentwicklungsprozess aussehen kann, beschreibt er sehr anschaulich. „Die erste Frage für dich wäre also: Welches Bild von mir als Vater … habe ich selbst?“ und dabei geht es natürlich auch um die Auseinandersetzung mit den Erfahrungen mit dem eigenen Vater bzw. der eigenen Mutter.

Die Hinweise und Fragestellungen die Grüling an dieser, aber auch an vielen anderen Stellen formuliert, sind ein passendes Angebot und verleiten wirklich dazu, sich auf die entsprechenden Situationen und Herausforderungen einzulassen und im Anschluss daran, das Gespräch mit der Partnerin zu suchen.

Apropos Partnerschaft, dass es nicht nur um eine möglichst optimale und gleichberechtigte Aufgabenteilung geht, sondern um die Pflege einer Beziehung und die Selbstsorge, macht er in einem eigenen Abschnitt deutlich. Wie wichtig dies ist, macht das Zitat zu Beginn dieses Abschnitts deutlich, dass Jeder und Jede kennt, die schon einmal geflogen ist: „Im unwahrscheinlichsten Fall eines Druckverlusts falle automatisch Sauerstoffmasken aus der Kabinendecke … Atmen Sie normal weiter. Helfen Sie danach Kindern und hilfsbedürftigen Menschen.“ Nur in dieser Reihenfolge gelingen Beziehungen, Vereinbarkeit und Erziehung von Kindern.

Weitere Themen sind Elternzeit, Bedeutung und Auswahl von Kinderbetreuungseinrichtungen und die Routine, die sich irgendwann einstellt. Grüling spricht in diesem Zusammenhang auch von den „Drei Säulen der Vereinbarkeit“ und macht deutlich, dass sich zwar jedes werdende und gewordene Elternpaar für ihren Weg entscheidet, dass die Gestaltung der Rahmenbedingungen keineswegs nur Privatsache ist.

Diese eröffnen Möglichkeiten oder engen sie ein. Das fängt bei Regelungen im Steuer- und Sozialversicherungsrecht an, geht über die Kinderbetreuung und hört bei Regelungen zur Arbeitszeit noch lange nicht auf. Die „30 Stunden Woche“ taucht an vielen Stellen als Option auf und es wird deutlich, dass diese in der Lebensphase mit kleinen Kindern, der Weg sein kann, „Mental- und Financial Load“ gerecht zu verteilen und Väter und Mütter in die Lage zu versetzen, als Team zu agieren.

„Noch nie standen die Chancen besser, mit alten Werten zu brechen, der Last des alleinigen Ernährers zu entfliehen und die eigene Vaterrolle neu und anders zu gestalten.“ Lautet eine der Kernaussagen des Buchs, dies gilt insbesondere vor dem Hintergrund der Erfahrungen, die Familien in den vergangenen 14 Monaten gemacht haben. Der Ratgeber von Birk Grüling ist bestens dazu geeignet, die richtigen Lehren aus dieser Zeit zu ziehen und sich als werdende oder gewordene Väter und Mütter mit der eigenen Zukunft als Eltern und Paar auseinanderzusetzen.

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So verändert die Geburt des ersten Kindes die Väter

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 14. August 2020

Das Leben von Eltern ändert sich mit der Geburt des ersten Kindes schlagartig. Werden sie erwachsener, weil sie neue Verantwortung zu übernehmen haben? Dieser Frage gingen Eva Asselmann und Jule Specht von der Humboldt-Universität zu Berlin nach. Die Psychologinnen werteten Daten von knapp 20.000 Personen aus dem Sozioökonomischen Panel aus, einer bevölkerungsrepräsentativen Langzeitstudie aus Deutschland. Die Forscherinnen untersuchten die fünf Persönlichkeitsmerkmale Offenheit, Geselligkeit, Gewissenhaftigkeit, Verträglichkeit und emotionale Stabilität in den Jahren vor und nach der Geburt des ersten Kindes.

Danach hatten Personen, die weniger offen für neue Erfahrungen waren sowie extrovertierte Menschen eine höhere Wahrscheinlichkeit, in den Folgejahren eine Familie zu gründen. Nach der Geburt ihres Kindes waren Eltern weniger offen und die Geselligkeit (Extraversion) nahm ab. Eine Erklärung: Mit einem Baby bleibt oft kaum Zeit, um neue Dinge auszuprobieren oder Freunde zu treffen.

Komplexere Effekte zeigten sich für die anderen Persönlichkeitsmerkmale Gewissenhaftigkeit, Verträglichkeit und emotionale Stabilität. Sie waren teilweise vom Alter und Geschlecht der Teilnehmenden abhängig.

So zeigte die Studie, dass jüngere Eltern im ersten Jahr nach der Geburt ihres Kindes deutlich gewissenhafter waren als in den Jahren davor und danach. Späte Eltern dagegen waren nach der Geburt des ersten Kindes sogar weniger gewissenhaft als zuvor. Eine mögliche Erklärung: Gerade junge Eltern müssen oft schlagartig Verantwortung übernehmen. Dagegen haben sich späte Eltern bereits einen sozialen Status erarbeitet, der es ihnen erlaubt, nach der Familiengründung beruflich kürzer zu treten.

Es sind jedoch weitere Untersuchungen notwendig, um zu prüfen, durch welche konkreten Veränderungen im Alltag sich die einzelnen Ergebnisse erklären lassen. Dass die Geburt des ersten Kindes grundsätzlich mit einer Persönlichkeitsreifung einhergeht, konnte in der Studie nicht bestätigt werden.

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Väter sollen weiterhin einen Antrag stellen müssen

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 11. August 2020

Fast eineinhalb Jahre hat eine Arbeitsgruppe von acht Familienrechtler_innen aus Wissenschaft, Justiz und Anwaltschaft im Auftrag des Justizministeriums darüber beraten, wie das zuletzt 1998 umfassend geänderte Sorge- und Umgangsrecht modernen Betreuungsmodellen und geänderten Lebenswirklichkeiten vieler Familie angepasst werden kann.

Das Ergebnis waren 50 Thesen und Empfehlungen, die eine grundlegende Reform des geltenden Kindschaftsrechts bedeuten würden. Manche von ihnen bergen politisches Konfliktpotential. Eines der Ergebnisse.

Die elterliche Sorge sollte den rechtlichen Eltern eines Kindes von Anfang an gemeinsam zustehen. Auch unverheiratete Väter, deren Vaterschaft rechtlich anerkannt ist, sollen künftig mit Geburt des Kindes wie die Mutter automatisch sorgeberechtigt sein. Bislang bedurfte es hierfür einer gemeinsamen Sorgeerklärung beider Eltern. Weigerte sich die Mutter, mit dem Vater das Sorgerecht zu teilen, musste der Vater dann den Weg übers Familiengericht gehen.

Jetzt wird deutlich, dass es diese Regelung nicht geben wird. Warum Bundesjustizministerin Lambrecht in einem Interview trotzdem davon sprach, mit ihrem Vorschlag werde das gemeinsame Sorgerecht von nicht verheirateten Eltern „erleichtert”, erschließt sich Rechtsanwältin Eva Becker, Mitglied der Arbeitsgruppe und Vorsitzende des Geschäftsführenden Ausschusses der Arbeitsgemeinschaft Familienrecht im Deutschen Anwaltsverein, nicht.

„Auch weiterhin wird es Hürden für unverheiratete Väter geben, das gemeinsame Sorgerecht zu erlangen. Es ist bedauerlich, dass die Ministerin nicht der Auffassung der Arbeitsgruppe gefolgt ist. Kinder haben von Geburt an den Anspruch auf zwei sorgeberechtigte Eltern”. Die Anwältin hatte den Automatismus beim Sorgerecht mit Etablierung der rechtlichen Elternschaft seinerzeit als „Leitbild einer geplanten Reform” bezeichnet. Der Vorschlag war in der Arbeitsgruppe im BMJV ohne Gegenstimme angenommen worden.

Nach meiner Auffassung ist nicht der ‚Automatismus‘ das Leitbild, sondern die Rechte des Kindes auf die Sorge durch Vater und Mutter und die Bedeutung von Vätern für die Entwicklung ihrer Kinder. Die Missachtung des einstimmigen Votums der Arbeitsgruppe ist ein Skandal ebenso wie die Behauptung der Ministerin, das Vorhaben orientiere sich am ‚Kindeswohl‘.

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Vater werden – 280 Tage, die das Leben verändern

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 6. Juli 2020

Ein bisschen schwanger geht doch …

Vater werden ist nicht schwer …, dichtete einst Ernst Busch, aber heutzutage kommen die Kinder nicht einfach so. Werdende Väter, für die das Vaterwerden in erster Linie eine Kopfgeburt ist, machen sich jede Menge Gedanken und haben Fragen, auf die sie zunächst keine Antworten haben:

  • Ist JETZT der richtige Zeitpunkt für mich, Vater zu werden?
  • Wie sehr schränkt ein Kind mein Leben, meine Freiheit ein?
  • Wird mein Kind gesund sein und sich normal entwickeln?
  • Werden meine Partnerin und das Kind die Schwangerschaft und die Geburt gut überstehen?
  • Wie wird sich meine Partnerin als Mutter verhalten?

Vater werden – Wann ist der richtige Zeitpunkt?

Sicherlich tauschst du dich mit deiner Partnerin über deine Gedanken zur Vaterschaft aus, aber da gibt es doch Dinge, über die man besser mit anderen Männern redet. Du kannst den Austausch mit Männern, die bereits Vater sind suchen oder wenn es passt, mit deinem Vater darüber sprechen, wie er deine Geburt damals empfunden hat.

Die Wartezeit nutzen – gute Geburtsvorbereitung für werdende Väter 

Und dann gibt es ja noch die Geburtsvorbereitungskurse, die in der Regel von Hebammen oder in Familienbildungsstätten angeboten werden. Sie bieten Informationen über Schwangerschaft und Geburt, die Gelegenheit Gebärpositionen und Möglichkeiten der Schmerzverarbeitung kennenzulernen und gemeinsam zu üben, bieten wertvolle Tipps zum Wochenbett, fürs Stillen und die erste Zeit mit dem Kind Zudem sind sie ein gutes Forum, um Kontakt mit anderen werdenden Eltern zu knüpfen und bieten im Idealfall Raum für „Väterthemen“.

Und diese „Väterthemen“ oder Fragen rund ums Vaterwerden kommen dann am besten zum Zuge, wenn werdende Väter unter sich sind und diese Phase auch von einem erfahrenen Mann und Vater betreut wird:

  • Welche Wünsche und Befürchtungen habe ich für die Geburt?
  • Will ich bei der Geburt dabei sein? Was will ich sehen, was nicht?
  • Was ist mir wichtig für die erste Zeit zuhause?
  • Wie wird das Kind unsere Paarbeziehung verändern?
  • Wie hat sich die Sexualität mit meiner Partnerin seit Beginn der Schwangerschaft verändert? Wie gehe ich damit um? Wie kann sie sich nach der Geburt entwickeln?
  • Was möchte ich als Vater meinem Kind mitgeben?
  • Werde ich die finanziellen Herausforderungen (alleine) stemmen können? Wie viel Elternzeit können/ wollen wir uns leisten?

Welche Erwartungen habt ihr als Paar ans Elternwerden?

Über den Geburtsvorbereitungskurs hinaus ist es wichtig, dass du dich gemeinsam mit deiner Partnerin auf das Vater- und Muttersein vorbereitest und ihr euch gemeinsam über Erwartungen, Vorstellungen und Lebenskonzepte austauscht. Setzt euch in einer ruhigen Stunde zusammen und schaut euch eure Kinderfotos an. Wie hast du deinen Vater damals erlebt? Woran erinnerst du dich gerne, woran weniger gern? Stelle dir vor, du bist der Vater auf dem Bild, wie möchtest du als Vater sein? Was wird sich dein Kind von dir wünschen? Tausche dich mit deiner Partnerin darüber aus, welche Gedanken und Vorstellungen euch bei dem Blick in die Fotoalben in den Kopf gekommen sind.

Von Anfang an dabei – Väter bei der Geburt im Kreißsaal

Der beste Start ins Familienleben ist ein gemeinsamer. Während vor 40 Jahren ein Mann bei der Geburt des Kindes nichts zu suchen hatte, sind heute sind mehr als 90% der werdenden Väter dabei und stehen bzw. sitzen ihrer Partnerin zur Seite. Dies hat für alle Beteiligten positive Wirkungen. Die Art, wie Väter vor, während und nach der Geburt einbezogen werden, ist der wichtigste Impuls für den Mann auf dem Weg zum Vaterwerden. Er verringert beim Vater das Risiko einer nachgeburtlichen Depression. Der Mutter hilft es psychologisch, denn sie hat weniger das Gefühl, alleine und dem Geschehen „ausgeliefert“ zu sein. Die Einbeziehung der Väter beeinflusst den Geburtsverlauf und trägt dazu bei, mögliche Komplikationen zu verringern.

Vater werden wie ist das eigentlich?

Lerne deine eigenen Grenzen kennen – Welche Sorgen hast du vor der Geburt?

  • Was an der Geburt macht dir Angst?
  • Was möchtest du sehen, was nicht?
  • Auch wenn du Angst hast, gehe mit zur Geburt und nehmen dir gegebenenfalls Auszeiten
  • Spreche mit deiner Partnerin über deine Befürchtungen

Ergebnisse der Väterforschung zeigen, dass Väter, die bei der Geburt dabei sind, mehr Zeit mit ihren Kindern verbringen. Sie wickeln ihre Kinder häufiger, tragen sie mehr am Körper und sind  mehr mit ihnen an der frischen Luft unterwegs. Sie sind sicherer im Umgang mit dem Kind sind und haben mehr Spaß an der gemeinsamen Zeit. Davon profitiert auch die Partnerschaft!  Denn aus der Sicht der Mutter ist das väterliche Engagement ein entscheidender Faktor für die Partnerschaftsqualität. Und die wiederum – in einer Exceltabelle  stünde jetzt „Zirkelbezug“, ist für Männer der entscheidende Treiber für ihr Engagement in Familie.

Vater werden, Vater bleiben – Vaterschaftsanerkennung und was tun bei einer Trennung

An dieser Stelle ist es wichtig zu wissen, dass in Deutschland der Mann, der mit einer werdenden Mutter verheiratet ist, automatisch der Vater ist, auch wenn er es im biologischen Sinne gar nicht ist. Bei unverheirateten Paaren muss der leibliche Vater seine Vaterschaft anerkennen. Dies kann er vor oder nach der Geburt auf dem Standesamt, Jugendamt, Amtsgericht oder beim Notar beurkunden lassen. Anschließend kann er mit Zustimmung der Mutter beim zuständigen Jugendamt das gemeinsame Sorgerecht beantragen. Wenn die Mutter dem nicht zustimmt, hat der Vater eine Klagemöglichkeit. 

Mit einer Klage ist auch die Beendigung einer Ehe verbunden. Mehr als 30 Prozent der Ehen, in großen Städten fast die Hälfte, werden geschieden. Im siebten Monat nach der Geburt des ersten Kindes gibt es einen sogenannten “Scheidungspeak”. Wenn du im Falle einer Trennung als Vater präsent bleiben möchtest, lebe und liebe scheidungskompatibel. Pflege von Anfang so viel Kontakt zu deinen Kindern, wie dir lieb ist. Der Scheidungsrichter schenkt dir keine Minute mit den Kindern, die du nicht vorher schon mit ihnen gelebt hast. Baue also vom ersten Tag an eine eigene Beziehung zu den Kindern auf und teile die ökonomische Verantwortung für die Familie partnerschaftlich mit deiner Frau.

Was es bedeutet Vater zu werden!

Wir werden eine Familie: 1 + 1 = 3 Eltern werden, Partner bleiben

Für das beginnende Leben zu Dritt stellen sich drei entscheidende Fragen, die am besten zu einem frühen Zeitpunkt, wenn ihr beide (noch) erwerbstätig arbeitet, gemeinsam beantwortet werden:

  • Wer macht was? Wer stellt die Finanzen sicher und wer die Arbeit in der Familie (Care-Arbeit)?
  • Wie teilen wir uns die Elternzeit auf, wer betreut wann die Kinder?
  • In welchem Umfang wird die erwerbstätige Arbeit von wem ausgeführt? Vollzeit, vollzeitnahe Arbeitszeiten oder geringfügige Tätigkeit?

Die Entscheidungen, die hier getroffen werden, beeinflussen die Lebens- und Partnerschaftsqualität der nächsten Jahre und stellen für dich als Vater die Weichen, in welchem Umfang du Zeit und unbezahlte Arbeit mit den Kindern verbringen kannst oder ob du die traditionelle Rolle als Familienernährer wahrnimmst.

Auch wenn es wahrscheinlich anders kommt, als ursprünglich geplant: es ist in jedem Fall leichter einen neuen Plan zu machen, wenn Erwartungen und Wünsche schon ausgesprochen sind. Zumal die erste Zeit nach der Geburt erschwerte Bedingungen mit sich bringt, die sich zum Beispiel in durchgemachten Nächten und zu wenig Zeit für die Partnerschaft ausdrücken.

Apropos Zeit, lasst euch von Freunden und Verwandten zur Geburt Zeit schenken, Zeit zu zweit in Form von Gutscheinen fürs Babysitting. Damit du und deine Partnerin diese und andere Zeiten ruhigen Gewissens genießen könnt, habe ich 5 Tipps für dich:

  1. gewöhnt euer Kind frühzeitig an weitere Bezugspersonen, die euch ab und zu vertreten
  2. nehmt Kontakt zu Eltern mit etwa gleichalten Kindern in der Nähe auf und passt abwechselnd auf eure Kinder auf 
  3. richtet euch einen festen Paarabend in der Woche ein, der von Hausarbeit frei bleibt
  4. nutzt hin und wieder einen Lieferservice und investiert die Zeit in eure Beziehung
  5. richtet euch einen Raum ein, der zur babysachenfreien Zone erklärt wird

Und wenn der Start ins Vatersein geklappt hat, bist du auch gut auf die weiteren Situationen vorbereitet, die dein Leben als Vater und Mann verändern.

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Der Klassiker der Papa-Handbücher in neuer Auflage

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 2. Juli 2020

Das Papahandbuch von Robert Richter und Eberhard Schäfer begleitet werdende und gewordene Väter seit 15 Jahren in den neuen Lebensabschnitt in einer Familie zu Dritt und der Erfahrungsschatz der beiden Autoren ist heute genauso wertvoll wie in der ersten Auflage

Sie ermutigen Väter von Anfang an dabei zu sein und sich gemeinsam mit ihrer Partnerin vorzubereiten. Dazu geben die Beiden den werdenden Vätern in zahlreichen Checklisten wertvolle Hinweise und bereiten sie auch darauf vor, dass es anders kommen kann als geplant.
Worauf es für Väter im Kreißsaal ankommt und warum sie wichtig sind, beschreibt der wohl erfahrenste Gynäkologe in Deutschland, Prof. Abou Dakn im Gespräch mit den Autoren: ‘Insbesondere die, ein ‘Ruhepol’ für die Frau zu werden. Männer, die ihre Frau in ihrer Autonomie bestärken – das heißt, sie einfach nr positiv unterstützen -, helfen, das Geburtserlebnis zu verbessern und weniger Interventionen notwendig zu machen.’

Die 18 Euro für das Handbuch sind in jedem Fall eine lohnende Investition für den Start ins Familienleben, die ich jedem nur wärmstens empfehlen kann

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Die Geburt eines Vaters

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 25. Juni 2020

Es wird viel über Väter gesprochen – was aber, wenn sie selber zu Wort kommen? Der erste Schweizer Dokumentar-Film über Väter rund um die Geburt ist jetzt online. Nach den vier öffentlichen Filmpremieren mit anschließenden Live-Chats gibt es die fünf Episoden jetzt auf YouTube zu sehen.

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Wie beschreiben Sie die Rolle des Vaters?

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 20. Juni 2020

„Die Väter der Zukunft sitzen mit ihren Kindern am Fluss und sehen zu wie alles vergeht …“ Der Publizit Björn Vedder entwirft im Philosophischen Radio Bilder der ‚Väter der Zukunft‘. Wir leben in einer Gesellschaft, in der die Vaterrolle unklar ist, und das hat Folgen. Der Vater – ist vor allem ein abwesender Vater. Braucht es neue Väter der Zukunft?

(C) Hella Mittrücker

Schon in den 1960er Jahren etablierte der Psychologe Alexander Mitscherlich den Begriff der “vaterlosen Gesellschaft”, in der es an vorbildhaften Vaterfiguren mangelt. Heute ist das Problem noch viel drängender und konkreter sichtbar: Leibliche Väter sind oftmals abwesende Väter; sei es, weil Beziehungen zerbrochen sind, sei es, weil sie über die Maßen im Arbeitsprozess gefordert sind. Hinzu kommt: Es existiert im Grunde keine Idee, was eine gute Vaterschaft in diesen Zeiten überhaupt ausmacht. Zeiten, in denen es auch darauf ankommt, dass so eine Idee mit Genderdiskursen und Geschlechtergerechtigkeit vereinbar ist. Geht das überhaupt?

Klarheit, sagt der Philosoph Björn Vedder, gab es in der Frage des Vaterbildes höchstens zu Zeiten des Patriarchats, das mit seinen Vorstellungen von Vaterschaft im Prinzip allerdings seit der Französischen Revolution abgeschafft sei. Trotzdem hallen und wirken noch viele Aspekte dieser Zeit nach, gerade in der Frage der Vaterschaft. Und zum Teil werden sie im Zuge aktueller Wertediskussionen von konservativen Bewahrern sogar wieder zunehmend reaktiviert. Björn Vedder setzt alldem seinen Vorschlag eines demokratischen Vaters entgegen, der nicht formelle Autorität ausübt aus Prinzip, sondern seinen Kindern unterstützend Rahmen und Räume bietet, damit sie selbst ihren Weg in ein gutes Leben finden können. Dazu brauche es: Reflexion, Mut, Demut, Verzicht, Nähe – und natürlich: Liebe.

Die Sendung können Sie hier nachhören.

Quelle

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…von Anfang an

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 9. Juni 2020

Väter können unmittelbar nach der Geburt eine Beziehung zu ihrem KInd aufbauen …

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