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Archiv für die 'Unternehmen' Kategorie

Befristete Beschäftigung: erhöhtes Armutsrisiko und seltener Kinder

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 7. Dezember 2016

Fast jeder fünfte abhängig Beschäftigte unter 35 Jahren hat nur einen befristeten Arbeitsvertrag, mehr als 60 Prozent aller befristet Beschäftigten in Deutschland sind jünger als 35. Damit sind Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in der Berufseinstiegs- und Familiengründungsphase auch besonders stark von den Nachteilen dieser atypischen Beschäftigungsform betroffen. Das zeigt eine neue Untersuchung des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) der Hans-Böckler-Stiftung. Befristet Beschäftigte haben deutlich niedrigere Nettoeinkommen als gleich alte Arbeitnehmer mit unbegrenztem Vertrag. Dementsprechend sind sie trotz Arbeit doppelt so häufig von Armut bedroht. Junge Beschäftigte in befristeten Arbeitsverhältnissen sind zudem seltener verheiratet und haben deutlich weniger Kinder als unbefristet Beschäftigte.

„Der offenkundige Nachteil einer befristeten gegenüber einer unbefristeten Beschäftigung besteht darin, dass die Betroffenen mit erheblicher Planungsunsicherheit konfrontiert sind, die sich auch lebensweltlich auswirkt“, beschreibt WSI-Sozialexperte Dr. Eric Seils die Situation junger Menschen mit befristeter Beschäftigung. „Häufige Stellenwechsel, zum Teil verbunden mit Ortswechseln, erschweren die Bildung stabiler Partnerschaften. Und Kinder kosten Geld, daher dürften viele Paare die Realisierung ihres Kinderwunsches aufgrund wirtschaftlicher Unsicherheit verschieben“, so der Wissenschaftler.

Befristung_Jugend

Für seine Analyse hat Seils die aktuellsten vorliegenden Daten aus dem Mikrozensus 2015 ausgewertet. Die Kernergebnisse im Einzelnen:

Junge am stärksten betroffen. 19,3 Prozent aller Arbeitnehmer unter 35 Jahren haben nur einen befristeten Arbeitsvertrag. Dabei sind Auszubildende, Praktikanten oder Umschüler bereits herausgerechnet. Klammert man auch die Altersgruppe zwischen 15 und 20 Jahren aus, in der es viele befristete Ferienjobs geben dürfte, liegt die Befristungsquote der 20 bis 34-Jährigen immer noch bei 18,4 Prozent. Sie ist etwa doppelt so hoch wie im Durchschnitt aller Altersgruppen (9,3 Prozent

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Väter haben durch Elternzeit keine Lohneinbußen

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 28. November 2016

Wenn Väter Elternzeit nehmen, wirkt sich das nicht negativ auf die Entwicklung ihrer Löhne aus. Wählen Väter dagegen Teilzeit, um Beruf und Familie besser zu verbinden und mehr Zeit für ihre Kinder zu haben, müssen sie mit Lohneinbußen und Karrierenachteilen rechnen. Das fand Mareike Bünning, wissenschaftliche Mitarbeiterin der Nachwuchsgruppe Arbeit und Fürsorge am Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB), in einer Studie heraus.

Die WZB-Wissenschaftlerin untersuchte erstmals für Deutschland, ob Männer, die Elternzeit in Anspruch nehmen, berufliche Nachteile in Kauf nehmen müssen, und verglich die Auswirkung einer Elternzeit mit den Folgen einer Teilzeitarbeit. Dafür analysierte sie Daten des Sozio-oekonomischen Panels (SOEP) von 1991 bis 2013 und des Panels Familien in Deutschland (FiD) von 2010 bis 2013. Das Ergebnis: Weder im öffentlichen Dienst noch in der Privatwirtschaft ist Elternzeit für Väter mit Lohneinbußen verbunden, unabhängig davon, ob sie nur die beiden für sie reservierten Partnermonate oder eine längere Elternzeit in Anspruch nehmen. Das gilt für Väter mit Berufsausbildung wie für Väter ohne beruflichen Abschluss.

Anders sieht es bei der Teilzeitarbeit aus: Im Gegensatz zur Elternzeit ist Teilzeitarbeit mit Lohneinbußen verbunden. Mit jedem Monat, den Männer in Teilzeit statt in Vollzeit arbeiten, verringert sich ihr Stundenlohn um durchschnittlich 0,2 Prozent. Ein Jahr Teilzeitarbeit führt somit zu Lohneinbußen von etwa 3 Prozent. Das lässt sich möglicherweise darauf zurückführen, dass der Wunsch nach Teilzeitarbeit als Signal für mangelndes berufliches Engagement verstanden und entweder durch eine geringere Entlohnung oder durch das Ausbleiben einer Lohnerhöhung oder Beförderung sanktioniert wird, erklärt die Forscherin.

Die Studie ist gerade unter dem Titel Die Vereinbarkeitsfrage für Männer: Welche Auswirkungen haben Elternzeiten und Teilzeitarbeit auf die Stundenlöhne von Vätern? in der aktuellen Ausgabe der Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie erschienen.

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Väter-Barometer 2016 erschienen

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 22. November 2016

Bei Unternehmen gibt es in Sachen Väterfreundlichkeit noch einen deutlichen Handlungsbedarf – doch es bewegt sich was: Junge Väter nehmen, laut dem gerade veröffentlichten 2. Väter-Barometer, die Väterfreundlichkeit ihrer Arbeitgeber etwas positiver wahr als der Durchschnitt.

Eine väterbewusste Personalpolitik ist ein wichtiger Teil der Unternehmenskultur und als solche in der Arbeitswelt angekommen. Dies bestätigen Väter und Arbeitgeber in der jetzt erschienenen zweiten Auflage des Väter-Barometers. Die befragten Unternehmen haben erkannt, dass „klassische“ Vereinbarkeitsangebote Väter nicht angemessen ansprechen und bieten deshalb vermehrt individuell gestaltbare Maßnahmen wie flexible Arbeitszeit, flexible Führungsmodelle oder mobiles Arbeiten an. So plant beispielsweise mittlerweile jedes vierte Unternehmen Maßnahmen zur flexiblen Arbeitszeitgestaltung. Allerdings sind sie von einem niedrigen Niveau gestartet – gerade für Väter älterer Kinder bleiben Defizite bestehen, was Kommunikation und Angebote betrifft.

Die repräsentative Befragung von 1.000 Vätern und 300 Arbeitgebern zeigt, dass sich Väter ein Arbeitsleben wünschen, das mit dem Familienleben vereinbar ist. Gerade bei jungen Vätern zwischen 18 und 29 Jahren ist der Wunsch nach einer möglichen Arbeitszeitreduzierung zugunsten der Familie besonders stark: Sieben von zehn Befragten interessieren sich dafür. Insbesondere der Wunsch nach vollzeitnaher Teilzeit ist in dieser Altersgruppe ausgeprägt. Der Anteil der jungen Väter, die ihre Arbeitszeit um bis zu 20% reduzieren wollen, hat sich gegenüber 2015 auf 46% verdoppelt.

Zudem empfinden junge Väter die Kultur in ihren Unternehmen als väterfreundlicher als die Gesamtheit der Väter. Sie nehmen sowohl ein stärkeres systematisches Interesse der Arbeitgeber an ihnen und ihrer Rolle als Väter wahr und fühlen sich auch durch die Kommunikation der Unternehmen besser angesprochen als die Gesamtheit der Väter.

Deutschlands Arbeitgeber schätzen ihre Vereinbarkeitsangebote realistischer ein als noch 2015, haben ihr Angebot an Vereinbarkeitsmaßnahmen – gestartet von niedrigem Niveau – aber hinsichtlich flexibler Modelle ausgebaut. Die familienpolitischen Leistungen wie Elterngeld und ElterngeldPlus haben das Bewusstsein für die Bedürfnisse von Vätern gestärkt: Gerade junge Väter fühlen sich von den Angeboten angesprochen und haben das Gefühl, familiäres Engagement werde von den Unternehmen verstärkt akzeptiert und unterstützt. Die Unternehmen sind offen für väterfreundliche Maßnahmen – Väter machen gute Erfahrungen mit der Elternzeit. Spielräume für Verbesserungen gibt es aber für Väter älterer Kinder. Nun müssen gute Beispiele und Vorbilder auf allen Ebenen geschaffen und aktiv kommuniziert werden.

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Nicht nur Schweizer Väter am Limit

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 17. Oktober 2016

«Der Vater im Büro, die Mutter daheim – so wie es früher war, will ich es nicht. Ich möchte, dass mein Sohn schöne Erinnerungen an mich hat», sagt Gianfranco Sabatino. Der 29-jährige Bündner verbringt jeden Donnerstag daheim mit Sohn Noah. Trotzdem arbeitet der Bautechniker 100 Prozent: Er packt seine 42-Stunden-Woche einfach in vier Tage. Diesen Spagat zwischen Vollzeit-Job und Engagement als Vater machen viele Männer.

Väter leisten immer mehr Haushalts- und Betreuungsarbeit, das zeigen die jüngsten Zahlen des Bundesamtes für Statistik. Zugleich reduzieren sie nicht im Job: Nur 11 Prozent der Väter arbeiten Teilzeit, und nur ein Drittel von diesen gibt die Kinderbetreuung als Grund dafür an.

Die Männer bemühen sich zwar, engagierte Väter zu sein – machen im Job aber keine Abstriche. Diese Doppelbelastung bringt viele Väter an den Rand ihrer Kräfte, wie eine Recherche der «Rundschau» zeigt.

Auch Markus Theunert ist einer von ihnen. Der Vordenker der Schweizer Männerbewegung kämpft zwar für einen Rollenwandel, zerreisst sich selber aber zwischen 50-Stunden-Woche und Vaterpflichten.

Interview Theunert

«Auch ich möchte mich als Mann fühlen, der etwas schafft, eine Spur hinterlässt, etwas erreicht. Darauf will ich nicht verzichten »nur« weil ich Vater bin.» Denn Befriedigung zögen die Männer noch immer primär aus dem Job – und nicht aus der Kinderbetreuung, sagt Männerlobbyist Theunert.

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“Digitalisierte Arbeit und analoger Alltag – Wie gestalten Männer ihre Arbeit und ihr Leben morgen?

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 12. Oktober 2016

Arbeit_kleinDie 6. Impulstagung des Aktionsforums ‘Männer und Leben’ findet am 9. November 2016 beim Hessischen Rundfunk in Frankfurt statt.

Digitalisierung steht ebenso wie die Begriffe Arbeiten und Industrie 4.0 als Chiffre für Veränderungen, die einmal als Segen der Erleichterung und an anderer Stelle als Fluch der Fremdbestimmung und dem Verschwinden menschlicher Arbeit dargestellt werden.

Bei dieser Tagung geht es vor allem darum, die Handlungsmöglichkeiten zu identifizieren, die Männer und Frauen, Väter und Mütter haben, ihr Leben und ihre Arbeitsbedingungen vor dem Hintergrund der sich fortlaufenden Veränderungen zu gestalten. Und dies vor dem Hintergrund ihrer Vorstellungen und Wünsche, Erwerbsarbeit und Familienleben partnerschaftlich zu gestalten und (mehr) Zeit für Kinder, Familie und Partnerschaft zu haben.

Die Veranstaltung wird dazu beitragen, insbesondere folgende Fragen zu beantworten:

  • Wie möchten Männer und Frauen morgen leben und wie können sie die Digitalisierung dazu nutzen?
  • Welche Ansätze bietet die Politik, die Handlungsspielräume von Männern und Frauen zu erweitern?
  • Wie geht Schweden mit dem Thema um und was können wir aus ihren Erfahrungen lernen?
  • Welche Kompetenzen und Kulturen bzw. Haltungen bewirken und befördern Veränderungen?

Am Vormittag wird Frau Mackroth die Perspektiven der Familienpolitik im Hinblick auf neue Zeitmodelle skizzieren und deren Konsequenzen für gelingende Partnerschaft aufzeigen. Herr Berg wird anschließend über Erfahrungen aus Schweden zu den Themen Veränderungen von Rollenbildern, Unternehmenskulturen und Gleichstellung berichten.

In vier Workcafés werden am Nachmittag anhand von Impulsen und Praxisbeiträgen die aufgeworfenen Fragen diskutiert und Arbeitsansätze für die jeweiligen Arbeitsfelder formuliert. Abschließend geht es um die Frage, welchen Mehrwert Zeitsouveränität Männern und Frauen bietet, um Leben und Arbeiten in Zukunft selbstbestimmt gestalten zu können.

Hier können Sie sich zu der Veranstaltung anmelden.

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Verbale Aufgeschlossenheit ist in Unternehmen weit verbreitet

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 27. Juni 2016

Über 77 Prozent der Unternehmen messen dem Thema eine hohe Bedeutung bei. Aber in vielen Handlungsfeldern schätzen die Unternehmen ihre Angebote familienfreundlicher ein als ihre Beschäftigten. Personalverantwortliche unterschätzen zudem die Bedeutung familienfreundlicher Angebote für Beschäftigte. Nur 43 Prozent  glauben, dass dies für Personen ohne akute Betreuungspflichten wichtig ist, während 81 Prozent der Beschäftigten dies als wichtig erachten. 83 Prozent der Personalverantwortlichen und Geschäftsleitungen sind der Überzeugung, dass die Vereinbarkeit von Familie und Beruf in ihrem Unternehmen eine Selbstverständlichkeit sei, während nur 60 Prozent der Beschäftigten diese Einschätzung teilen.

Der “Unternehmensmonitor Familienfreundlichkeit” zeige, „Führungskräfte spielen eine Schlüsselrolle wenn es darum geht, dass eine bessere Vereinbarkeit auch gelebter Alltag in den Unternehmen wird. Auch dass gerade männliche Führungskräfte mit gutem Beispiel vorangehen, selbst Elternzeit nehmen oder auch Teilzeit arbeiten ist wichtig und hat eine positive Wirkung. Mütter und Väter wollen Verantwortung in der Familie übernehmen und im Beruf. Dafür brauchen sie familienfreundliche Arbeitsbedingungen”, sagte Bundesfamilienministerin Manuela Schwesig.

Der “Unternehmensmonitor Familienfreundlichkeit” wurde seit 2003 bereits zum fünften Mal vorgelegt. Damit ist eine Zeitreihe zum Stand der Familienfreundlichkeit der deutschen Wirtschaft entstanden. Erstmals wurde beim aktuellen Monitor 2016 auch eine Beschäftigtenbefragung durchgeführt, um abzubilden, wie Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer die Familienfreundlichkeit ihres Unternehmens bewerten.

Manuela Schwesig: “Noch besteht zwischen den Angeboten der Unternehmen und den Bedarfen der Beschäftigten eine Lücke. Hier müssen die Unternehmen noch innovativer werden und neue Zielgruppen wie Väter, Alleinerziehende und pflegende Beschäftigte mit in den Blick nehmen.”

Weitere zentrale Ergebnisse des Unternehmensmonitors:

  • Führung ist der entscheidende Erfolgsfaktor für eine gelebte familienfreundliche Unternehmenskultur. So steigt der Anteil der unzufriedenen Beschäftigten von knapp fünf Prozent auf 27 Prozent, wenn die Führungskraft die Inanspruchnahme familienfreundlicher Maßnahmen nicht unterstützt.
  • Eine familienfreundliche Unternehmenskultur setzt Vorbilder auf allen Ebenen voraus. Dies gilt insbesondere für die Väterförderung und damit für männliche Beschäftigte, die eine neue Balance zwischen Beruf und Familie suchen. Wo männliche Führungskräfte selbst Elternzeit in Anspruch nehmen, ist der Anteil der männlichen Beschäftigten in Elternzeit mit 16 Prozent fünfmal so hoch wie in Unternehmen ohne Führungskräftevorbilder.

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ElterngeldPlus könnte ein Schrittmacher für mehr Väterfreundlichkeit werden

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 7. Juni 2016

Mein Statement zu den Entwicklungsmöglichkeiten der neuen Elterngeldregelungen auf der Plattform ‚Erfolgsfaktor Familie‘:

Herr Nelles, welche Rolle kann das ElterngeldPlus dabei spielen, dem Vereinbarkeitsbedarf von Vätern entgegenzukommen?

Schauen wir kurz zurück auf das Jahr 2007, als das Elterngeld in Kraft trat: Es war eine Steilvorlage, mit den Vätern über ihre Vorstellungen von Vereinbarkeit von Beruf und Familie ins Gespräch zu kommen. Für zwei Monate Elternzeit besteht in Unternehmen mittlerweile großes Verständnis. Väter, die eine längere Elternzeit nehmen wollen, müssen sich rechtfertigen, genauso wie für den Wunsch, in Teilzeit zu arbeiten. Das neue ElterngeldPlus kann auch hier wieder Schrittmacher sein für die Anerkennung eines größeren Vereinbarkeitsbedarfs von Vätern, die sich um ihre Kinder kümmern wollen und ihre Partnerinnen in deren Karrieren unterstützen möchten. Es bietet ja die Möglichkeit, dass beide Eltern Teilzeit arbeiten und Elterngeld beziehen können, ohne dass es einen doppelten Anspruchsverbrauch gibt. Dies fördert eine Aufteilung von Erwerbs- und Familienarbeit auf Augenhöhe und damit auch das Verlassen ausgetretener Pfade in der jeweiligen Rollenzuweisung – für Arbeitgeber eine Gelegenheit, diese Pfade ebenfalls zu verlassen.

Inwiefern können Unternehmen sich mit dem ElterngeldPlus denn als väterfreundlich positionieren?

Unternehmen können das ElterngeldPlus als Chance nutzen, den Vätern die Erfüllung ihres Herzenswunsches, mehr Zeit für Familie zu haben, „auf Probe“ zu ermöglichen. Väter können ausprobieren, wie es sich für sie anfühlt, parallel zu ihren Partnerinnen in den Bonusmonaten 25 bis 30 Stunden zu arbeiten, Elterngeld zu beziehen und Zeit für das Kind zu haben. Das Ganze ohne jedes Risiko, denn es besteht ja das Recht auf Rückkehr auf den Vollzeitjob. Betriebe können Väter bei genau diesen Wünschen abholen, sie intensiv zusammen mit ihren Partnerinnen beraten und sich so als väterfreundliche Unternehmen positionieren. Auch organisatorisch sollte dies kein großes Problem darstellen: Denn die Unternehmen haben mehr als ein Jahr Zeit, sich darauf vorzubereiten.

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‚Lieber wenig verdienen und viel bewegen als umgekehrt‘

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 14. Mai 2016

Im Interview mit Mathias Morgenthaler erklärt Andy Keel, Gründer des ‚Teilzeitmann‘ in der Schweiz, was ihm wichtig ist im Leben und warum er seine Entscheidungen nicht bereut:

„ …Bereuen Sie es manchmal, die Konzernkarriere frühzeitig abgebrochen zu haben?

Der Banker in mir provoziert manchmal den Unternehmer und wirft diesem vor, er sei nicht kreditwürdig, sondern wahnsinnig. Er reibt mir dann unter die Nase, welchen Preis ich für meinen Weg bezahlt habe. Grob gesagt verdiene ich heute einen Viertel von dem, was ich in Spitzenzeiten bei der Bank bekam. Rechnet man die Alimente mit hinein, lebe ich seit fünf Jahren am Existenzminimum. Die Kollegen von damals besitzen Häuser, Autos und anderen Luxus, ich lebe in Zürich-Wollishofen auf dem Campingplatz. Möchte ich deswegen mit ihnen tauschen? Auf keinen Fall!

Warum nicht?

Ich würde gar nicht mehr funktionieren in einem Konzern. Das wurde mir kürzlich wieder bewusst, als ich ehemalige Kollegen aus Bankerzeiten auf ein Bier traf. Sie verdienen zwar 200‘000 Franken und mehr, haben aber null Gestaltungsspielraum und grosse Angst vor Entlassung und Statusverlust. Sorgen machen sie sich hauptsächlich um die interne Positionierung. Oder um Grabenkämpfe zwischen verschiedenen Abteilungen. Wenn man sich selber gerade überlegt, wie man die Löhne der Angestellten bezahlen kann, wirkt das ziemlich befremdend. Dazu kommt etwas Zweites: Mein Anspruch, als Vater im Alltag präsent zu sein, liesse sich auch heute nicht mit einer anspruchsvollen Aufgabe in einem grösseren Unternehmen vereinbaren.

Damit sagen Sie auch: Das Projekt «Der Teilzeitmann» hat wenig verändert. Obwohl es vom Eidgenössischen Büro für die Gleichstellung von Frau und Mann mit 500‘000 Franken dotiert wurde und mit über 1000 Medienbeiträgen innerhalb von zwei Jahren grosse Resonanz hatte.

Die Bilanz fällt für mich als Initiant zwiespältig aus. Seit 2012 hat sich der Anteil Teilzeit arbeitender Männer von 11 auf 16,3 Prozent erhöht. Allein im vergangenen Jahr haben sich in der Schweiz 40‘000 Männer für Teilzeitarbeit entschieden. Teilzeitarbeit entspricht also einem weit verbreiteten Bedürfnis und ist auf dem Vormarsch. Trotzdem gelang es uns nicht, für 2015 eine Anschlussfinanzierung durch Staat oder Stiftungen zu realisieren. Das Thema ist zwar gesellschaftlich und gleichstellungspolitisch relevant, aber es ist kein «Business Case». In den meisten Unternehmen dominieren nach wie vor patriarchale Führungsstrukturen, in denen hohe Präsenzzeit belohnt und Wissen monopolisiert wird. Teilzeit wird höchstens im 80- oder 90-Prozent-Pensum ausgeschrieben – wenn ein Kandidat 100 Prozent verfügbar ist, wird er bevorzugt. Dabei gibt es in allen Berufsgruppen hervorragende Leute, die gerne 50 oder 60 Prozent arbeiten würden. …“

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Familiengipfel betont Unternehmenskultur gegenseitiger Wertschätzung

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 20. Januar 2016

NRW Familienministerin Christina Kampmann hat heute beim Familiengipfel in Düsseldorf eine Erklärung zur besseren Vereinbarung von Familie und Beruf vorgestellt, mit der Wirtschaft und gesellschaftliche Verbände gemeinsam die Situation von Familien in Nordrhein-Westfalen deutlich verbessern wollen. “Wir wollen ein starkes familien-, wirtschafts- und gesellschaftspolitisches Signal setzen: Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf steht ganz oben auf der politischen Agenda der Landesregierung”, sagte die Ministerin.

Zu dem Treffen hatte Ministerin Kampmann Wirtschaftsminister Garrelt Duin sowie Vertreterinnen und Vertreter der nordrhein-westfälischen Wirtschafts- und Arbeitgeberverbände, des Deutschen Gewerkschaftsbundes, der kommunalen Spitzenverbände, der freien Wohlfahrtspflege, der Familienverbände, der Familienselbsthilfe, der Kirchen, der Fraktionen im nordrhein-westfälischen Landtag und einzelne Unternehmen ins Düsseldorfer Ministerium eingeladen.

In der gemeinsamen Erklärung sprechen sich alle Unterzeichnenden dafür aus, dass die Unternehmen sich weiter flexiblen und familienorientierten Arbeitszeitmodellen öffnen sollen. So sollen verstärkt unterschiedliche Formen ortsunabhängigen Arbeitens in den Blick genommen werden. Außerdem ist es das Ziel, Väter und Mütter gleichermaßen mit familienfreundlichen Personalmaßnahmen zu unterstützen. Führungskräfte sollen für das Thema “Vereinbarkeit von Familie und Beruf” sensibilisiert und  ermutigt werden, bei Bedarf selbst familienfreundliche Angebote in Anspruch zu nehmen oder auch “Führen in Teilzeit” zu praktizieren.

Unternehmen wird nahegelegt, mit ihren Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern regelmäßig in Mitarbeitergesprächen die Arbeitszeiten und das Stundenpensum zu reflektieren. Zudem wollen die Beteiligten in einem Dialog mit den Kommunen und den Trägern der Kindertagesbetreuung sowie der Jugendhilfe die Randzeitenbetreuung erweitern und verbessern, aber auch Ferienbetreuungsprogramme ausbauen.

In der Erklärung ist u.a. zu lesen, „… dass Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber mit Müttern und Vätern gemeinsam das Gespräch über die unterschiedlichen Ausgestaltungsmöglichen der Elternzeit suchen und den werdenden Müttern und Vätern Ansprechpartner zur Beratung und Beantragung des Elterngelds benennen, …“ und weiter unten „… dass Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber mit Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern und ihren Vertretungen in einer Kultur gegenseitiger Wertschätzung die Inanspruchnahme der Elternzeit festlegen.“

Im Abschnitt „Vereinbarkeit verbessern“ wird formuliert, „… dass Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber mit Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern und ihren Vertretungen gemeinsam eine Unternehmenskultur etablieren, die explizit die Fürsorgeverpflichtungen der Beschäftigten im Lebensverlauf gegenüber ihren Kindern und pflegebedürftigen Angehörigen berücksichtigt.“ Und „… dass ein stärkerer Erfahrungsaustausch und Vernetzung vor Ort auch auf der regionalen Ebene stattfinden“ soll.

Selbst unter dem (sprachlichen) Vorbehalt, dass dies unter Berücksichtigung der jeweiligen betrieblichen Bedingungen realisiert werden soll und sich alle ‚bemühen‘, in dem Text werden Zusammenhänge und Kausalitäten aufgezeigt, die deutlich machen, dass es nicht mehr um einzelne Angebote und Instrumente geht, sondern um einen Dialog auf Augenhöhe, zwischen Beschäftigten und Arbeitgebenden aber auch innerhalb von Partnerschaften. Der Gedanke, werdende Väter und Mütter gemeinsam an den Unternehmenstisch zu holen, um Gestaltungsmöglichkeiten von Elternzeit und sich anschließenden Arbeitszeiten auszuhandeln, ist ein innovativer Vorschlag der mit äußerst geringen Kosten aber großer Wirkung verbunden ist.

Wie die Situation in NRW derzeit aussieht zeigt die Zusammenfassung der Präsentation von Frau Prof. Gerlach:

ffp_familiengipfel

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Gehört Papa samstags der Firma?

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 3. November 2015

Im Jahr 2014 gaben in Deutschland über die Hälfte der vollzeittätigen Selbstständigen (53,0 %) an, gewöhnlich über 48 Stunden pro Woche zu arbeiten. Dies gilt nach internationaler Konvention als überlange Arbeitszeit. Unter den Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern in Vollzeit betrug dieser Anteil lediglich 7,0 %. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) anlässlich der Veröffentlichung des Berichts „Qualität der Arbeit – Geld verdienen und was sonst noch zählt“ mitteilt, lag damit im Jahr 2014 der Anteil der Vollzeiterwerbstätigen, die gewöhnlich mehr als 48 Stunden pro Woche arbeiten, bei 12,3 %. Der Anteil der Erwerbstätigen mit überlanger Arbeitszeit ist seit seinem Höchststand im Jahr 2012 (13,6 %) wieder etwas zurückgegangen.

Insbesondere Führungskräfte waren häufiger von überlanger Arbeitszeit betroffen: 37,6 % der Vollzeiterwerbstätigen in Führungsposition arbeiteten gewöhnlich mehr als 48 Stunden pro Woche. Dies ist jedoch zum Teil auch auf den überdurchschnittlich hohen Anteil Selbstständiger unter den Führungskräften (50,7 %) zurückzuführen. Während 63,9 % der selbstständigen Führungskräfte in Vollzeit Arbeitszeiten von mehr als 48 Stunden pro Woche aufwiesen, berichtete nur gut jeder vierte abhängig Beschäftigte in Führungsposition (26,4 %) von überlanger Arbeitszeit.

Vollzeiterwerbstätige Männer wiesen mit 15,0 % deutlich häufiger überlange Arbeitszeiten auf als Frauen (7,2 %). Dies lässt sich unter anderem darauf zurückführen, dass Frauen im Vergleich zu Männern deutlich seltener Führungspositionen ausüben.

Der Anteil der Teilzeiterwerbstätigen, die eigentlich eine Vollzeitstelle gesucht haben, lag im Jahr 2014 bei 13,6 %. Männer (18,5 %) waren häufiger betroffen als Frauen (12,4 %). Der Anteil der unfreiwillig Teilzeitbeschäftigten hat sich seit 1992 (5,4 %) fast verdreifacht. Nach seinem Höchststand von 22,3 % im Jahr 2006 ist er seit 2009 jedoch wieder kontinuierlich gesunken.

Abend- und Nachtarbeit, wie auch überlange Arbeitszeiten können den Raum für private Aktivitäten einschränken und auch mit gesundheitlichen Beeinträchtigungen einhergehen. Gut ein Viertel der Erwerbstätigen (25,7 %) arbeitete 2014 regelmäßig am Abend, das heißt von 18 bis 23 Uhr. Im Jahr 1992 hatte der Anteil mit 14,9 % auf einem deutlich niedrigeren Niveau gelegen. Im gleichen Zeitraum ist die Nachtarbeit (von 23 bis 6 Uhr) lediglich um 1,4 Prozentpunkte von 7,2 % auf 8,6 % gestiegen. Selbstständige (36,6 %) arbeiteten 2014 häufiger am Abend als Arbeitnehmer (24,4 %). Bei der Nachtarbeit zeigte sich ein umgekehrtes Bild: Während 5,2 % der Selbstständigen auch in der Nacht arbeiteten, lag der Anteil unter den Arbeitnehmern bei 9,2 %.

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