Erstellt von Hans-Georg Nelles am 19. Dezember 2010
SPD-Generalsekretärin Andrea Nahles will zwei Monate nach der Geburt ihres Kindes im Januar wieder in den Beruf zurückkehren. „Für die ersten Monate ist geplant, dass mein Mann Elternzeit nimmt, und wir sind uns einig, dass er die Hauptverantwortung in der Erziehung übernehmen wird“, sagte Nahles.
Sie selbst wolle sich im Alltag „Inseln“ schaffen, die sie für die Familie und das Kind freihalte. „Für alle Fälle gibt es demnächst einen Wickeltisch hier im Willy-Brandt-Haus„, sagte Nahles der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung.
Mittlerweile gebe es für eine neue Rollenaufteilung mehr Verständnis als vor zehn oder fünfzehn Jahren. Trotzdem sieht Nahles Deutschland noch nicht als kinderfreundliches Land. Im Vergleich etwa zu Schweden sei die Bundesrepublik „kein Land, das freundlich ist zu Familien und deren Lebenssituation“, sagte die SPD-Generalsekretärin.
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Erstellt von Hans-Georg Nelles am 17. Dezember 2010
Wegen steigender Geburtenzahlen muss die Bundesregierung das Elterngeld aufstocken. Wie die ‚Passauer Neue Presse’ berichtete, hat das Familienministerium für 2010 dafür überplanmäßige Mittel von rund 140 Millionen Euro beantragt. Der Haushaltsausschuss des Bundestags habe dafür bereits grünes Licht gegeben.
„Ich bin sicher, über diese Extraausgaben freut sich sogar der Finanzminister. Sie sind der Beweis dafür, dass das Elterngeld nach wie vor eine großartige Erfolgsgeschichte ist“, sagte Bundesfamilienministerin Kristina Schröder (CDU) der Zeitung. „Ich freue mich vor allem, dass wir mehr Elterngeld auszahlen müssen, weil mehr Kinder in Deutschland geboren wurden.“
Der Anteil der Väter, die sich Zeit für ihr Neugeborenes nehmen und Elterngeld bekommen würden, sei derzeit auf 23 Prozent gestiegen. „Das sind Entwicklungen, für die wir gerne Geld ausgeben sollten“, ergänzte Schröder. Im Haushalt 2010 waren noch rund 4,48 Milliarden Euro für das Elterngeld veranschlagt worden. 2009 gab der Staat für das Elterngeld insgesamt 4,45 Milliarden Euro aus. 120 Millionen Euro davon hatte der Finanzminister Ende 2009 ebenfalls als überplanmäßige Ausgabe bewilligt.
Die 2010 erneut gestiegenen Kosten sind laut Bundesfamilienministerium bedingt durch verschiedene Entwicklungen: So seien die Einkommen in Deutschland generell gestiegen und damit auch die Höhe des jeweiligen Elterngeldes. Außerdem habe es eine positive Geburtenentwicklung im zweiten Halbjahr 2009 und im ersten Halbjahr 2010 gegeben. Noch im Januar 2010 sei das Statistische Bundesamt von 645.000 bis 660.000 Geburten im Jahr 2009 ausgegangen. Tatsächlich aber seien 665.126 Kinder geboren worden. Dieser Trend setze sich fort. Im ersten Halbjahr 2010 hätten die Geburten gegenüber dem Vorjahreszeitraum sogar um 1,2 Prozent zugenommen.
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Erstellt von Hans-Georg Nelles am 14. Dezember 2010
In der Schweiz fordert der grüne Nationalrat Alec von Graffenried in einem parlamentarischen Vorstoß vom Bundesrat ein verstärktes Engagement in Buben-, Männer- und Väterfragen. Der Dachverband der Schweizer Männer- und Väterorganisationen (männer.ch) unterstützt das Anliegen. Der Vorstoß biete eine Chance für die Schweiz, ihren Rückstand auf die Entwicklungen im benachbarten Ausland zu verkürzen.
Die Regierungs- und Verwaltungsorganisationsverordnung des Bundes vom 26. November 2008 schreibt vor, dass in allen außerparlamentarischen Kommissionen des Bundes mindestens 30 Prozent beider Geschlechter vertreten sein müssen. Ausgerechnet in der für Geschlechterfragen zuständigen Kommission – sie trägt bezeichnenderweise den Namen «Eidgenössische Kommission für Frauenfragen» – beträgt der Männeranteil aber nur 14 Prozent. Ebenso fehlt in der Bundesverwaltung eine Kompetenzstelle für Buben-, Männer- und Väterfragen. Auch das Eidgenössische Büro für die Gleichstellung von Frau und Mann ist frauendominiert.
Dieses Manko will der grüne Nationalrat Alec von Graffenried mit einem parlamentarischen Vorstoß beheben. Er will den Bundesrat beauftragen, «die Eidgenössische Kommission für Frauenfragen in eine Eidgenössische Kommission für Geschlechterfragen umzuwandeln resp. eine Kompetenzstelle für Buben-, Männer- und Väterfragen innerhalb der Bundesverwaltung zu bezeichnen und/oder eine Eidgenössische Kommission für Buben-, Männer- und Väterfragen zu gründen.» Dabei untermauert von Graffenried seinen Vorstoß mit der Notwendigkeit, männerspezifische Gesundheitsrisiken und ihre milliardenschweren Folgekosten (Herzinfarkte, Lungenkrankheiten, Sucht, Stress, Burnout etc.) zu verringern, ein bubengerechtes Bildungswesen zu gewährleisten und männerspezifisches Risikoverhalten zu minimieren (Verkehrsunfälle, Gewalttaten, Suizide etc.).
Der Dachverband der Schweizer Männer- und Väterorganisationen, männer.ch, begrüßt den Vorstoß seines prominenten Mitglieds. «Wir haben heute die historische Chance, eine geschlechtergerechte Gesellschaft zu entwickeln», Weiterlesen »
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Erstellt von Hans-Georg Nelles am 8. Dezember 2010
… hat Anita Fünffinger heute in ihrem Beitrag für den Bayerischen Rundfunks erzählt. Mit dabei im O-Ton Ramsauers ‚Wickelvolontariat’ und die familienpolitische Sprecherin der Grünen im Bundestag, Katja Dörner.
‚Es war ein heißer Sommer 2006 – Fußball-Weltmeisterschaft in Deutschland, die Temperaturen hoch, und die Gemüter erhitzt. In diesem Sommer mussten echte Männer stark sein: Sie mussten nicht nur hinnehmen, dass die deutsche Nationalmannschaft doch nicht Weltmeister wurde, sie mussten auch noch zusehen, wie eine Frau plötzlich sie in die Verantwortung nehmen wollte.
Der Gesetzentwurf zum Elterngeld lag auf dem Tisch und es standen so Sätze drin wie: „Die Eltern können die jeweiligen Monatsbeträge abwechselnd oder gleichzeitig beziehen.“ Im Klartext hieß das, auch die Väter sollen ran. Und die Familienministerin Ursula von der Leyen (CDU) machte nicht den Eindruck, als meinte sie das nicht ernst: „Es geht auch anders. Es ist im 21. Jahrhundert möglich, die Verantwortung für Erziehung und für Einkommen als gemeinsame Verantwortung von Männern und Frauen zu sehen.“
Irgendwie wollten das vor allem die Herren nicht so recht glauben. Allen voran der damalige Landesgruppenchef der CSU im Bundestag, Peter Ramsauer. Er versteckte in einem endlos verschwurbelten Satz, damals im Sommer 2006, ein Wort, das er seitdem öffentlich nicht mehr wiederholt hat: „Wickel-Volontariat“. In dem Satz kam übrigens vor, dass er durchaus für das Elterngeld sei. So wie am Ende eigentlich fast alle Parlamentarier. …’
Der Beitrag kann hier nachgehört werden.
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Erstellt von Hans-Georg Nelles am 2. Dezember 2010
Vorbei die Zeiten, als die ersten Monate nach der Geburt einzig die Mütter beruflich pausierten. Inzwischen entscheiden sich immer mehr Väter für die Elternzeit und übernehmen Verantwortung in der Familie. Besonders Sachsens Männer sind hierbei Vorreiter: Fast ein Drittel der Väter stellt zumindest zeitweise die Familie vor die Karriere. Tendenz steigend. Die Väter haben für ihre Entscheidung unterschiedliche Gründe. Einige wollen einfach Zeit mit der Familie verbringen. Andere treten zurück, weil die Partnerin einen Job gefunden hat. Drei Väter aus Sachsen erzählen, wie es ihnen in der Elternzeit ergangen ist.
Stephan Heidenreich erzählt: „Für meine Tochter Nora habe ich ein Jahr Elternzeit genommen. Meine Frau war vorher zu Hause, arbeitete dann wieder. Am Anfang war es stressig, als meine Frau Nachtschicht hatte. Da brachte ich die Kleine ins Bett, und sie wollte nicht einschlafen. Ansonsten habe ich die Zeit mit Nora genossen. Der Berufseinstieg war danach nicht einfach. Viele Personalchefs finden es komisch, wenn der Vater zu Hause bleibt. Sie haben Angst, ich könnte noch mal in Elternzeit gehen.“
„Meine Arbeit hänge ich für zwölf Monate an den Nagel. Ich verbringe damit mehr Zeit bei Töchterchen Finja als meine Frau. Nach langer Arbeitslosigkeit hat sie endlich wieder einen Job gefunden. Indem ich in Elternzeit gehe, kann sie wieder Fuß im Beruf fassen. Erziehung ist mehr als nur die Windeln wechseln. Wenn Finja krank ist, braucht sie rund um die Uhr Aufmerksamkeit. Gleichzeitig muss der Haushalt geschmissen werden – das hätte ich mir einfacher vorgestellt.“, berichtet Peter Wunderwald (46). Lob kommt von den Kollegen. Dass sei einer, der nicht nur von Gleichberechtigung redet, sondern sie in die Tat umsetzt, heißt es dort. Besonders die männlichen Kollegen seien stark beeindruckt.
In Sachsen nehmen inzwischen, ebenso wie in Bayern 30 % der Väter Elternzeit in Anspruch. Damit ist hier das Quorum erreicht, das Experten als Schwelle dafür ansehen, dass sich auch das Verhalten der Mehrheit ändert.
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Erstellt von Hans-Georg Nelles am 1. Dezember 2010
Zu den heute veröffentlichten Daten zum Elterngeldbezug erklärt Katja Dörner, Sprecherin der Bundestagsfraktion Die Grünen für Kinder- und Familienpolitik:
‚Das Elterngeld ist ein Erfolgsmodell für Familien und für die Gleichberechtigung. Innerhalb von vier Jahren stieg der Väteranteil beim Elterngeld von 3 auf 23 %. Dennoch ist eine Weiterentwicklung notwendig. Dass Ministerin Schröder die Pläne zur Ausweitung der Partnermonate und des Teilelterngeldes komplett begraben hat, ist unverantwortlich. Die Familienministerin sperrt sich zudem gegen sinnvollere Alternativen: Eine Erweiterung der Partnermonate auf vier auch ohne Verlängerung des Bezugszeitraums wäre zeitgemäß und eine sinnvolle Weiterentwicklung des Elterngeldes.
Ohne Not hat sich die Koalition den familienpolitischen Gestaltungsspielraum selbst verbaut und mit drastischen Kürzungen die Substanz des Instruments untergraben.’
Na dann bin ich mal auf die Vorschläge und Taten der Grünen in Sachen Stärkung der Väterrolle gespannt.
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Erstellt von Hans-Georg Nelles am 1. Dezember 2010
Das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, die Robert Bosch Stiftung und das Institut der deutschen Wirtschaft Köln haben heute den Europäischen Unternehmensmonitor Familienfreundlichkeit veröffentlicht. Die Unternehmensbefragung aus dem Spätherbst 2009 liefert Ergebnisse zur Verbreitung familienfreundlicher Maßnahmen in mehr als 5.000 Unternehmen in Großbritannien, Frankreich, Polen, Italien, Schweden und Deutschland.
Trotz der Wirtschaftskrise betrachten mehr als acht von zehn europäischen Unternehmen die Vereinbarkeit von Familie und Beruf als wichtig oder eher wichtig für sich und ihre Beschäftigten. Das Engagement schwedischer und britischer Unternehmen für eine familienfreundliche Arbeitswelt ist dabei besonders hoch, gefolgt vom Engagement deutscher Unternehmen. In Frankreich, Polen und Italien ist das Engagement der Geschäftsleitungen schwächer ausgeprägt.
Weitere Ergebnisse des Europäischen Unternehmensmonitors:
- Die Flexibilisierung der Arbeitszeiten und der Arbeitsorganisation ist in allen sechs Ländern das bevorzugte Instrument der Geschäftsleitungen, um die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu verbessern. Teilzeitbeschäftigung, flexible Tages- und Wochenarbeitszeiten und individuell ausgehandelte Arbeitszeiten stehen dabei in allen Untersuchungsländern im Vordergrund.
- Mit Ausnahme von Deutschland ist die Erfüllung gesetzlicher oder tarifvertraglicher Vorgaben der wichtigste Beweggrund für die Geschäftsleitungen familienfreundliche Maßnahmen einzuführen. In Deutschland sind die Hauptmotive die Erhöhung der Arbeitszufriedenheit und die Aussicht auf eine Steigerung der Attraktivität des Unternehmens für Arbeitskräfte, gefolgt von der Hoffnung auf Produktivitätszuwächse. Diese drei Motive spielen auch in den anderen fünf untersuchten Ländern eine große Rolle.
- Eine umfangreiche Förderung berufstätiger Eltern vor, während und nach der Elternzeit ist in schwedischen und britischen sowie in deutschen Unternehmen zu beobachten.
Interessant ist vor allem, das bei den ‚Instrumenten’ auch der Punkt ‚Ermutigung Väter’ aufgenommen worden ist. Hier liegt Deutschland mit 16,2% im unteren Mittelfeld.
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Erstellt von Hans-Georg Nelles am 29. November 2010
Man kann mit Ellbogen Karriere machen. Aber kann man dadurch Mitarbeiter führen?“, fragt Psychoanalytiker und Geschlechterforscher Erich Lehner. Auch prominente Sympathisanten und Unterstützer der Väterkarenz wie Frauenministerin Gabriele Heinisch-Hosek und der Präsident der Industriellen Vereinigung (IV) Veit Sorger werden nicht müde, den Zugewinn für Unternehmen durch sozial engagierte und kompetente Männer zu betonen.
Mit einer Informations- und Imageoffensive versuchen die Ministerien und die Sozialpartner Unternehmer für das Thema zu sensibilisieren. Der Plan: Mit der Einführung des einkommensabhängigen Kindergeldes nahm man die finanzielle Hürde, jetzt sollen traditionelle Gesellschaftsmuster verändert werden.
Wolfgang Mazal vom Institut für Arbeits- und Sozialrecht der Uni Wien relativiert: „Erstens sind nicht alle, die Kinderbetreuungsgeld beziehen, auch in Karenz. Zweitens zeigt die Erhebung lediglich, wie viele Männer an einem Stichtag im März Kinderbetreuungsgeld bezogen haben. Aufs Jahr gerechnet müsste man diese Zahl vervierfachen“, sagt der Wissenschaftler. In Österreich nehmen laut seiner Schätzung 15 Prozent der Männer die Karenz in Anspruch. „Auch das sind zu wenige, das steht außer Frage. ´
Aber solche Falotten sind die österreichischen Männer dann auch wieder nicht. Die jungen Väter wollen Verantwortung übernehmen und werden durch solche Statistiken nur entmutigt und heruntergemacht“, sagt Mazal. Die Imagekampagne setze die richtigen Signale. Denn tatsächlich steht und fällt alles mit der Akzeptanz und dem Wohlwollen der Unternehmer, sind sich Experten einig. Dass es das in den meisten Fällen nicht gibt, haben die Männer in den vergangenen Jahrzehnten bei den Frauen gesehen.
Zwei Drittel der Männer würden wollen, wie eine aktuelle Erhebung der Wirtschaftskammer Niederösterreich zeigt. Doch die meisten von ihnen fürchten durch die Karenz Einkommensverluste und einen Fall von der Karriereleiter. Davon berichtet auch Ingrid Moritz von der Arbeiterkammer: „Es gibt zu wenig Akzeptanz. Wenn Männer im Job Schwierigkeiten bekommen, gehen sie nicht in Karenz.“
Die Frage, ob ein Vater in Karenz geht, ist aber auch eine Frage der Werte. Die müssen Unternehmen vorleben.
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Erstellt von Hans-Georg Nelles am 26. November 2010
Bundesfamilienministerin Schröder hat heute in der Welt eine ‚Verteidigungsschrift’ für das Elterngeld veröffentlicht und nebenbei einen gezielten ‚Schlag’ in der Feminismusdebatte bei Frau Schwarzer platziert.
‚Es ist ein Ritual, das sich in schöner Regelmäßigkeit wiederholt: Sobald irgendwo eine neue Geburtenstatistik erscheint, kommen die Kassandrarufer mit düsteren Zukunftsprognosen aus der Deckung. Sie bereiten die Bühne für Experten, die die stagnierenden oder sinkenden Geburtenzahlen als Ausweis anhaltender Gebär- und Zeugungsfaulheit interpretieren.
Spätestens dann schlägt die Stunde der Technokraten, die die sofortige Abschaffung des Elterngelds fordern – mit der schlichten Begründung, es trage nicht dazu bei, Deutschland eine bestandserhaltende Reproduktion zu sichern. Und auch die rund drei Millionen Frauen und Männer, die seit 2007 Elterngeld bezogen haben, sind vor Kritik nicht gefeit:
Es soll ja Paare geben, die – man glaubt es nicht! – die Partnermonate genutzt haben, um sich als Familie mit ihrem Baby eine schöne Zeit zu machen. Dass es gerade für „Neu-Eltern“ wichtig ist, Zeit für Familie zu haben und gemeinsam in ihre Verantwortung hineinzuwachsen, liegt offenbar jenseits der Vorstellungskraft all derjenigen, die meinen, den Erfolg oder Misserfolg von Familienpolitik an der Geburtenzahl ablesen zu können.
Der beste Beweis für die Kurzsichtigkeit dieser Argumentation ist das Elterngeld. Konzipiert als Ausgleich für Einkommensverluste, erleichtert es Müttern und Vätern die Entscheidung für eine berufliche Auszeit und schenkt jungen Familien damit einen Schonraum, um füreinander da zu sein und sich intensiv um ihr Baby zu kümmern.
Wäre das Elterngeld eine „Gebärprämie“, dann wären wir damit tatsächlich krachend gescheitert. Zur Erfolgsgeschichte wird es wegen seiner gesellschaftspolitischen Gestaltungskraft. Dank der Partnermonate sind wir heute so weit, dass sich nach der Geburt eines Kindes nicht nur Frauen, sondern auch mehr und mehr Männer Zeit für Verantwortung nehmen und diese Zeit bei ihrem Arbeitgeber auch einfordern. Arbeitgeber wiederum engagieren sich heute nachweislich deutlich stärker als vor Einführung des Elterngelds für die Unterstützung junger Mütter und Väter bei der Rückkehr in den Beruf nach der Elternzeit.
Von diesen Veränderungen werden mittelfristig vor allem Frauen profitieren. Denn bisher ist unsere Arbeitswelt gerade in den Führungsetagen in weiten Teilen immer noch auf Männer zugeschnitten – oder allgemein formuliert: auf Menschen, die Verantwortung delegieren können. Die Folge: Während Männer zwischen 30 und 40 zwei, drei Karrierestufen auf einmal nehmen, wuppen Frauen zwischen 30 und 40 häufig zwei, drei Jobs auf einmal: Teilzeitberuf, Kindererziehung und Haushalt.
Väter in Elternzeit brechen dieses klassische Muster auf. Weiterlesen »
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Erstellt von Hans-Georg Nelles am 23. November 2010
„Es muss sich in den Köpfen durchsetzen, dass es wichtig ist, dass Männer ihre Vaterrolle ernst nehmen und die Karenz mit der Partnerin teilen. Dafür braucht es mehr Sensibilisierung bei den Unternehmen“, fordert Arbeiterkammer Präsident Herbert Tumpel anlässlich der Präsentation der Kampagne „Echte Männer gehen in Karenz“. Obwohl viele Männer angeben, dass sie gerne in Karenz gehen wollen, tun dies noch viel zu wenige. „Die Sensibilisierung muss Hand in Hand gehen mit der Beseitigung von arbeitsrechtlichen Hürden, die es Vätern erschweren, in Karenz zu gehen“, ergänzt ÖGB-Präsident Erich Foglar.
Neben der Schaffung der nötigen arbeitsrechtlichen Rahmenbedingungen fordern AK und ÖGB außerdem die Einführung eines eigenen „Vätermonats“. Die Geburt eines Kindes sei eine wichtige Weichenstellung für eine Veränderung der Rollenverteilung innerhalb der Familie. Die verstärkte Väterbeteiligung ist dabei auch ein wichtiger Motor für die Herstellung tatsächlicher Gleichstellung von Frauen und Männern am Arbeitsplatz. „Die Einführung des einkommensabhängigen Kinderbetreuungsgeldes war ein wichtiger Schritt zur Beteiligung von Vätern“, sagt ÖGB-Präsident Erich Foglar.
„Weitere Maßnahmen sind allerdings nötig, allen voran ein Umdenken bei den Unternehmen was Väterkarenz betrifft.“ Der ÖGB unterstütze daher die Ziele der Kampagne der Frauenministerin, „denn es ist das eine, wenn Unternehmen sagen, Männer und Frauen müssen gleichgestellt sein, das andere ist aber, das mit konkreten Maßnahmen auch zu tun“, so Foglar.
Obwohl viele Männer angeben, gerne eine aktive Rolle als Vater einnehmen zu wollen, bewegt sich der Anteil der Väter in Karenz seit Jahren im einstelligen Bereich, derzeit sind es 5 Prozent. Knackpunkt sind die Unternehmen: Leider ist bei Arbeitgebern oft kein Verständnis für Väter vorhanden, die ihre Vaterrolle ernst nehmen und die Karenz mit der Partnerin teilen.
Dies hat Folgen. Eine Untersuchung der AK aus dem Jahr 2007 hat ergeben: Wenn Väter auf Barrieren in den Betrieben stoßen, neigen sie dazu, darauf zu verzichten, und arbeiten Vollzeit weiter. „Es darf aber nicht sein, dass Männer Nachteile haben, wenn sie in Karenz oder Elternteilzeit gehen wollen oder darauf am Ende wegen der befürchteten Nachteile sogar überhaupt verzichten“, so Tumpel. Dazu gehört auch die Beseitigung arbeitsrechtlicher Nachteile, die Väter nach wie vor haben.
Arbeiterkammer und ÖGB fordern unter anderem:
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