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Archiv für die 'Partnerschaft' Kategorie

‚Mein Mann sagt gern …‘

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 7. Mai 2016

In einem Interview mit dem Berliner Tagesspiegel zum Muttertag äußert sich Familienministerin Manuela Schwesig auch zum Thema Elternzeit von Vätern:

„… Muss sich Ihr Mann wegen seiner Elternzeit in der Kita oder auf dem Spielplatz komische Sprüche anhören?

Mein Mann hat erlebt, dass manche am Anfang skeptisch reagiert haben. Das war schon 2007 so, als er nach Julians Geburt Elternzeit nahm. Damals waren gerade die Partnermonate eingeführt worden, das war noch neu. Jetzt war das für viele auch ungewöhnlich, dass er sich ein ganzes Jahr lang um unsere Tochter kümmern will. …

Gibt es auch positive Reaktionen?

Absolut. Immer häufiger sprechen ihn andere Männer an, sind interessiert, wie seine Erfahrungen sind, und beglückwünschen ihn. Es ist wichtig, dass es einfach mal auch Männer machen. Väter, die sich Zeit für ihre Kinder nehmen, sind keine Schwächlinge, sondern starke Männer, die zeigen, dass neben der Berufstätigkeit auch die Familie wichtig ist. Mein Mann sagt gern: Es gibt kein Unternehmen, das pleitegegangen ist, nur weil ein Vater in Elternzeit gegangen ist. …

Was können Väter eigentlich nicht, was Mütter können?

Ich finde die Vergleiche falsch. Ein Vater ist nicht eine Mutter zweiter Klasse. Unsere Erfahrung ist, dass sich beide gut um die Kinder kümmern können, dass man Dinge unterschiedlich, aber deshalb nicht schlechter macht. …

Viele Mütter tun sich schwer damit, die Kinder in die Verantwortung der Väter zu entlassen. Irgendwo ist da eine Stimme, die sagt: Eigentlich bin ich der bessere Schutz. Woher kommt das?

Mein Mann und ich sind beide so aufgewachsen, dass unsere Eltern berufstätig und gleichzeitig für uns Kinder da waren. Für uns war das selbstverständlich. Wir haben die partnerschaftliche Aufgabenteilung von Anfang an praktiziert, seit Julians Geburt. Wenn der Vater von Anfang an an Bord ist, ist es auch als Mutter einfacher loszulassen. …“

Dass die Ministerin (auch) auf persönliche Erfahrungen (ihres Mannes) zurückgreift macht ihre Aussagen sicherlich authentischer, problematisch ist in meinen Augen aber, auf dieser Grundlage allgemeine Erkenntnisse abzuleiten.

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Revolution in Vaterland

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 24. April 2016

„Ich will nicht werden, was mein Alter ist!”, sang Rio Reiser 1971 auf dem ersten Studioalbum der Band Ton Steine Scherben – eine Absage an das Rollenmodell vom Vater als Familienoberhaupt, ewigen Malocher und Ernährer und an eine Generation von Männern, die das Kinder großziehen weitgehend den Frauen überließ. Heute, zeigt eine Studie im Bundesfamilienministerium, geben rund 70 Prozent der Väter an, sich stärker als ihre eigenen Väter für ihre Kinder zu engagieren. Fast 80 Prozent wünschen sich mehr Zeit für ihre Familie, jeder zweite würde dafür seine Arbeitszeit reduzieren.

In den letzten Jahren haben sich Männer zunehmend in Organisationen und Vereinen zusammengeschlossen, um ihren Wunsch nach einer aktiven Vaterschaft politisch zu vertreten. Im Gegensatz zu anti-feministischen Gruppen, die einer konservativen Rollenverteilung der Geschlechter nachtrauern, kämpfen die neuen Väter für eine partnerschaftliche Aufteilung der Familienarbeit. Doch in der Praxis bleiben Erwerbsarbeit und Kinderbetreuung zwischen Vätern und Müttern in Deutschland ungleich verteilt.

Das Radiofeature von Tabea Grzeszyk und Lotta Wieden versucht zu klären: Woran liegt das? Welche gesellschaftspolitischen Veränderungen könnten Abhilfe schaffen? Und was macht eine gute Vater-Kind-Beziehung überhaupt aus?

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Einflussfaktoren auf die Arbeitszeitdauer von Vätern nach den Elterngeldmonaten

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 5. April 2016

Einflussfaktoren ArbeitszeitdauerAuf der Basis der Sowitra Elterngeldstudie haben Dietmar Hobler und Svenja Pfahl eine Analyse der unterschiedlichen Einflussfaktoren vorgenommen um unter anderem herauszufiltern, welche die Entscheidung von Vätern, nach der Elternzeit ihre Arbeitszeit zu reduzieren tatsächlich beeinflusst. Eine Teilzeitbeschäftigung des Vaters mindestens zwei Jahre nach der Geburt des Kindes wurde dabei als ein starker Indikator für eine partnerschaftliche Arbeitsteilung des Paares bei der Kinderbetreuung und der Hausarbeit, die sich über einen längeren Zeitraum nach den Elterngeldmonaten erstreckt, angesehen. Das Ergebnis dieser Betrachtung lautet:

Väter, die ihre Arbeitszeit nach den Elterngeldmonaten (EGM) reduziert haben, sind auch längerfristig, d. h. mindestens zwei Jahre nach der Geburt des Kindes, weitaus häufiger teilzeitbeschäftigt als Väter ohne unmittelbare Arbeitszeitreduktion nach den EGM. Die Tendenz zur längerfristigen Teilzeitbeschäftigung steigt dabei mit dem Umfang der vorausgegangenen Arbeitszeitreduktion an. Väter, die bereits zu diesem frühen Zeitpunkt ihre Arbeitszeit in höherem Umfang reduzierten, arbeiten auch längerfristig häufiger in Teilzeit. Das bedeutet: Eine starke Reduzierung der Arbeitszeitzeit gleich im Anschluss an die EGM scheint längerfristige Arbeitszeiteffekte besonders zu begünstigen.

Die längerfristige Teilzeitbeschäftigung des Vaters wird zudem durch weitere soziodemografische Faktoren beeinflusst:

– Väter, die bei der Geburt ihres Kindes, für das sie erstmals EGM nutzen, bereits über 40 Jahre alt sind, zeigen auch längerfristig eine höhere Bereitschaft zu einer Teilzeitbeschäftigung. Hier kann vermutet werden, dass sich die Väter im fortgeschrittenen Alter – wie in den Arbeitshypothesen formuliert – bereits beruflich etabliert haben und sich damit eher zutrauen, das „Risiko“ einer Teilzeittätigkeit auch längerfristig auf sich zu nehmen.

– Auch das Vorhandensein weiterer Kinder im Haushalt begünstigt eine längerfristige Teilzeitbeschäftigung der Väter. Dieser Befund ist überraschend, denn er steht im Widerspruch mit der gängigen These einer Retraditionalisierung der Geschlechterrollen mit der Geburt weiterer Kinder.

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Familiengipfel betont Unternehmenskultur gegenseitiger Wertschätzung

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 20. Januar 2016

NRW Familienministerin Christina Kampmann hat heute beim Familiengipfel in Düsseldorf eine Erklärung zur besseren Vereinbarung von Familie und Beruf vorgestellt, mit der Wirtschaft und gesellschaftliche Verbände gemeinsam die Situation von Familien in Nordrhein-Westfalen deutlich verbessern wollen. “Wir wollen ein starkes familien-, wirtschafts- und gesellschaftspolitisches Signal setzen: Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf steht ganz oben auf der politischen Agenda der Landesregierung”, sagte die Ministerin.

Zu dem Treffen hatte Ministerin Kampmann Wirtschaftsminister Garrelt Duin sowie Vertreterinnen und Vertreter der nordrhein-westfälischen Wirtschafts- und Arbeitgeberverbände, des Deutschen Gewerkschaftsbundes, der kommunalen Spitzenverbände, der freien Wohlfahrtspflege, der Familienverbände, der Familienselbsthilfe, der Kirchen, der Fraktionen im nordrhein-westfälischen Landtag und einzelne Unternehmen ins Düsseldorfer Ministerium eingeladen.

In der gemeinsamen Erklärung sprechen sich alle Unterzeichnenden dafür aus, dass die Unternehmen sich weiter flexiblen und familienorientierten Arbeitszeitmodellen öffnen sollen. So sollen verstärkt unterschiedliche Formen ortsunabhängigen Arbeitens in den Blick genommen werden. Außerdem ist es das Ziel, Väter und Mütter gleichermaßen mit familienfreundlichen Personalmaßnahmen zu unterstützen. Führungskräfte sollen für das Thema “Vereinbarkeit von Familie und Beruf” sensibilisiert und  ermutigt werden, bei Bedarf selbst familienfreundliche Angebote in Anspruch zu nehmen oder auch “Führen in Teilzeit” zu praktizieren.

Unternehmen wird nahegelegt, mit ihren Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern regelmäßig in Mitarbeitergesprächen die Arbeitszeiten und das Stundenpensum zu reflektieren. Zudem wollen die Beteiligten in einem Dialog mit den Kommunen und den Trägern der Kindertagesbetreuung sowie der Jugendhilfe die Randzeitenbetreuung erweitern und verbessern, aber auch Ferienbetreuungsprogramme ausbauen.

In der Erklärung ist u.a. zu lesen, „… dass Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber mit Müttern und Vätern gemeinsam das Gespräch über die unterschiedlichen Ausgestaltungsmöglichen der Elternzeit suchen und den werdenden Müttern und Vätern Ansprechpartner zur Beratung und Beantragung des Elterngelds benennen, …“ und weiter unten „… dass Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber mit Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern und ihren Vertretungen in einer Kultur gegenseitiger Wertschätzung die Inanspruchnahme der Elternzeit festlegen.“

Im Abschnitt „Vereinbarkeit verbessern“ wird formuliert, „… dass Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber mit Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern und ihren Vertretungen gemeinsam eine Unternehmenskultur etablieren, die explizit die Fürsorgeverpflichtungen der Beschäftigten im Lebensverlauf gegenüber ihren Kindern und pflegebedürftigen Angehörigen berücksichtigt.“ Und „… dass ein stärkerer Erfahrungsaustausch und Vernetzung vor Ort auch auf der regionalen Ebene stattfinden“ soll.

Selbst unter dem (sprachlichen) Vorbehalt, dass dies unter Berücksichtigung der jeweiligen betrieblichen Bedingungen realisiert werden soll und sich alle ‚bemühen‘, in dem Text werden Zusammenhänge und Kausalitäten aufgezeigt, die deutlich machen, dass es nicht mehr um einzelne Angebote und Instrumente geht, sondern um einen Dialog auf Augenhöhe, zwischen Beschäftigten und Arbeitgebenden aber auch innerhalb von Partnerschaften. Der Gedanke, werdende Väter und Mütter gemeinsam an den Unternehmenstisch zu holen, um Gestaltungsmöglichkeiten von Elternzeit und sich anschließenden Arbeitszeiten auszuhandeln, ist ein innovativer Vorschlag der mit äußerst geringen Kosten aber großer Wirkung verbunden ist.

Wie die Situation in NRW derzeit aussieht zeigt die Zusammenfassung der Präsentation von Frau Prof. Gerlach:

ffp_familiengipfel

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Kein Platz für Väter – Warum manche Mütter ihre Partner ausbremsen

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 20. Oktober 2015

In Fachkreisen spricht man von „maternal gate keeping”, wenn eine Mutter den Vater ihres Kindes immer wieder ausbremst in seinem Engagement für den Nachwuchs. Was steckt dahinter?

Der Beitrag im Notizbuch des Bayerischen Rundfunks setzt sich mit dieser Frage auseinander.

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Nur 41 Prozent der jungen Frauen im Osten wollen gleichberechtigte Partnerschaft

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 26. September 2015

Die Mehrheit der ostdeutschen Männer wünscht sich eine gleichberechtigte Partnerschaft. Das zeigt nach SPIEGEL-Informationen eine Studie des Familienministeriums. Jungen Frauen hingegen attestieren die Forscher eine „Retraditionalisierung”.

Das traditionelle Rollenmodell, bei dem der Mann Hauptverdiener ist und die Frau wenig bis gar nichts verdient, wird von immer weniger Deutschen gewünscht. Das zeigt eine repräsentative Studie des Bundesfamilienministeriums, für die über 3000 Männer und Frauen befragt wurden.

Nach Informationen des „SPIEGEL“ lautet eines der Ergebnisse, dass 43 % der westdeutschen und 55 % der ostdeutschen Befragten eine Partnerschaft wollen, in der beide berufstätig sind und sich die Kinderbetreuung und Hausarbeit teilen. Bei ostdeutschen Frauen im Alter von 18 bis 39 Jahren gab es laut den Autoren der Studie jedoch einen “Retraditionalisierungsschub”: Während 68 % der jungen Männer eine gleichgestellte Partnerschaft wünschen, sagen dies nur 41 % der Frauen aus Ostdeutschland.

Bei den Frauen ab 40 Jahren ist der Anteil wesentlich höher (61 %). Auch die jungen Frauen im Westen liegen mit knapp 60 Prozent weit über ihren Altersgenossinnen im Osten. Eine “Rolle rückwärts” im Osten will Bundesfamilienministerin Manuela Schwesig (SPD) im SPIEGEL-Gespräch aber nicht erkennen: “Ich sehe da keinen Rückschritt. Ich sehe es auch als Freiheit, dass heute Frauen und Männer in Ostdeutschland entscheiden können, ob sie Voll- oder Teilzeit arbeiten wollen.”

Die Ergebnisse stellen für die Politik einen Paradigmenwechsel dar, ist sie doch bislang davon ausgegangen, dass Frauen zu 80 % für Gleichberechtigung sind und der Männeranteil nur die Hälfte davon beträgt. Aufgabe von Politik wird es sein, die von Schwesig erwähnte ‘Freiheit’ Arbeitszeit zu reduzieren, auch Männern zu ermöglichen.

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Lasst die Kinder nicht alleine …

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 25. September 2015

Der diesjährige Familienkongress des „Väteraufbruch für Kinder“ (VAfK) findet am 14. Und 15. November 2015 in Halle/Saale statt

Paare lernen sich kennen, sich lieben, streiten und trennen sich. Das geht nicht ohne Schrammen und blaue Flecken auf der Seele und manchmal auch am Körper. Erwachsene habe mit Trennung und Scheidung so ihre Probleme.

Doch was ist, wenn Kinder betroffen sind? Kinder, die sich nichts mehr wünschen als ein friedliches, liebevolles Familienleben mit Vater und Mutter. Kinder werden nicht gefragt, Erwachsene richten ihr Leben nicht nach ihren Wünschen und Bedürfnissen ein. Kinder werden schlimmstenfalls zu Objekten elterlicher Streitigkeiten. Kindeswohl? Glückliche Kinder? Geliebte und geförderte Kinder und Jugendliche bei Trennung und Scheidung der Eltern? Kann es das geben?

Der Kongress geht der Frage nach, was Kinder brauchen, was sie sich wünschen, wovon sie träumen, wenn Mutter und Vater beschlossen haben, getrennte Wege zu gehen, zukünftig nicht mehr unter einem Dach zu leben. Der VAfK geht dabei der Vision nach, dass kooperative Elternschaft zum Wohle und Wohlbefinden der gemeinsamen Kinder gelingen kann, auch wenn die Liebe zwischen Mutter und Vater erloschen ist.

Aus dem Programm

Fragmentierte Familie – Wie Trennungskinder die Trennung ihrer Eltern erleben Dipl.-Psych. Ursula KODJOE, Gundelfingen

Vom Trennungsparadox zu guter Elternschaft – Beratung und Begleitung für Trennungseltern Dipl.-Psych. Matthias WEBER, Bundeskonferenz Erziehungsberatung, Neuwied

Kinder in familienrechtlichen Verfahren Reinhard PRENZLOW, Verfahrensbeistand und Berufsvormund, Vorsitzender des Berufsverbandes der Verfahrensbeistände, Ergänzungspfleger und Berufsvormünder für Kinder und Jugendliche – BVEB – e.V., Garbsen

Kind im Blick – Unterstützung für Trennungskinder Dipl.-Soz.-Wirt. Rainer HARTMANN, Familientherapeut, Mediator (BAFM), Mediations-Supervisor, Bundesverband Familienmediation, Bremen

Kindergruppenarbeit und Beratung für Kinder und Jugendliche (Bundeskonferenz der Erziehungsberatungsstellen – angefragt)

Arbeitsgruppen

  • Resilienz für Trennungskinder – Woher kann sie kommen?
  • Kooperative Elternschaft und Elternkonsens nach Trennung
  • Trennungskinder im Focus von Gesellschaft und Politik

Die Teilnehmerkosten betragen 25,– € für Mitglieder des Väteraufbruch und Studenten, ansonsten 45,– € bis zum 15.10., danach 60,– €. Nicht enthalten sind die Kosten für Verpflegung und Übernachtung.

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Von wegen Partnerschaftlichkeit

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 16. September 2015

Frauen in einer festen Partnerschaft sind in allen westlichen Industriestaaten seltener und mit weniger Stunden erwerbstätig als ihre Männer. In Deutschland ist die Aufteilung von Erwerbsarbeit in Paarbeziehungen besonders ungleich verteilt, wie eine Studie des WZB zeigt, in der die Arbeitszeitunterschiede in Paarbeziehungen in 27 Ländern untersucht wurden. In Deutschland beträgt der Arbeitszeitunterschied zwischen Männern und Frauen 16 Stunden pro Woche; in Slowenien nur 3 Stunden.

Arbeitszeitunterschiede

Geschlechtsspezifische Unterschiede in puncto Arbeitsmarktpartizipation und Arbeitszeiten von Frauen bestehen fast überall. Allerdings sind sie in manchen Ländern stärker ausgeprägt als in anderen. Erwerbsarbeit wird vor allem dann weniger egalitär aufgeteilt, wenn die Partnerin einen Beruf mit niedrigerem Status ausübt als ihr Partner und wenn das Paar Kinder hat. Der durchschnittliche Arbeitszeitunterschied innerhalb von Partnerschaften erhöht sich mit jedem Kind um fast sechs Stunden.

Ob die partnerschaftliche Verteilung von Erwerbs- und Familienarbeit gelingt, die in der modernen Familienpolitik als erstrebenswert gilt, hängt stark von den politischen und institutionellen Voraussetzungen ab, wie die beiden Forscherinnen Lena Hipp (WZB) und Kathrin Leuze (Universität Hannover) zeigen. Arbeitszeitunterschiede zwischen Partnern fallen in den Ländern geringer aus, in denen das Einkommen individuell besteuert wird und Kinderbetreuung gut ausgebaut ist, Männer und Frauen ähnliche Stundenlöhne für gleiche Arbeit bekommen und egalitäre Geschlechternormen vorherrschen.

Ein Vorzeigeland in dieser Hinsicht ist Schweden. Die durchschnittliche Arbeitszeitdifferenz zwischen Männern und Frauen, die in einer Beziehung leben, liegt dort bei rund sechs Stunden pro Woche. In Schweden, wo die Erwerbseinkommen individuell besteuert werden, unterscheiden sich die Arbeitszeitdifferenzen zwischen verheirateten und unverheirateten Paaren nicht. Anders sieht es in Deutschland mit seinem System des Ehegattensplittings aus: Hier ist der Arbeitszeitunterschied bei verheirateten Paaren um rund fünf Stunden höher als bei nicht-verheirateten Paaren.

Die Berechnungen basieren auf Daten der Europäischen Arbeitskräfteerhebung (EU LFS) und des Current Population Survey (CPS) aus dem Jahr 2011. Der Beitrag „Von wegen Partnerschaftlichkeit. Erwerbsarbeit ist bei den meisten Paaren in Europa und den USA ungleich verteilt“ ist in der Vierteljahreszeitschrift WZB-Mitteilungen erschienen. Die Studie wird außerdem unter dem Titel „Institutionelle Determinanten einer partnerschaftlichen Aufteilung von Erwerbsarbeit in Europa und den USA“ in der Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie veröffentlicht (Jg, 67, H. 4).

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‚Lasst Väter Vater sein‘

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 4. September 2015

© Random House / Stephanie Fuessenich

© Random House / Stephanie Fuessenich

Im Interview mit Ralf Ruhl auf väterzeit.de erklärt Barbara Streidl, warum sie als bekennende Feministin sich in ihrer Streitschrift „Lasst Väter Vater sein“ für Väter einsetzt:

„…Ich habe mich immer für eine Welt eingesetzt, in der niemand benachteiligt wird aufgrund seines Geschlechts. Und es waren bis jetzt fast immer Frauen, die zurückgesteckt haben, wenn die Kinder kamen. Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist aber auch für Männer ein schwerer Rucksack, und es liegt mir ebenso wenig daran, dass sie da zurückstecken. Ich sage nicht: „Männer, jetzt sind mal die Frauen dran, setzt euch auf die Ersatzbank.“

Im Gegenteil, ich möchte Brücken bauen zwischen den Geschlechtern, die allen zugutekommen. Ich weise auf patriarchale Strukturen hin, die Einzelne schwächen, Frauen wie Männer. Heute gilt diese Alles-ist-möglich-Doktrin. Wenn man es nicht schafft, ein paar Wochen nach der Geburt eines Kindes wie ein Model auszusehen und Vollzeit zu arbeiten, dann wird das als persönliches Versagen angesehen. Für Väter gilt das auch: Was, du nimmst nur zwei Partnermonate, bist nicht im Elternbeirat, gehst nicht jeden zweiten Nachmittag mit den Kindern auf den Spielplatz?

Väter sind extrem wichtig – für ihre Kinder und für ihre Partnerin. Sie sollten nicht in den Schatten der Mutter gestellt werden, und sie sollten ebenso wenig wie Mütter strukturell darunter leiden, dass sie Kinder haben. …”

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Väter sind unverzichtbar!

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 23. August 2015

Lasst Väter Vater sein‘ lautet der Titel der aktuellen Veröffentlichung von Barbara Streidl, die noch mit dem Zusatz ‚Eine Streitschrift‘ versehen ist. Als jemand, der selbst Vater von drei erwachsenen Kindern ist und sich seit fast 20 Jahren beruflich mit dem Thema Vaterschaft in ihren unterschiedlichsten Facetten in Politik, Gesellschaft und Unternehmen, aber auch auf der privaten Ebene beschäftigt, kommt mir als erstes die Frage in den Kopf: Was ist daran strittig, Väter Vater sein zu lassen?

Ist es die Tatsache, dass sich mit Barbara Streidl eines der Alphamädchen und Mitbegründerin des Blogs ‚Mädchenmannschaft‘ für Väter schreibt und zum Umdenken aufruft? Sind es ihre neun Forderungen am Ende des Buches für eine bessere Zukunft? Oder die Sichtweisen, die sie in Gesprächen mit Autoren wie Thomas Gesterkamp und Reinhard Winter und anderen Vätern zusammenträgt? Ich denke daran ist nichts Spektakuläres. Auch die Fakten über die Bedeutung und Unersetzbarkeit von Vätern die Paul Raeburn in seinem Band ‚Do Fathers Matter? What Science is telling Us About the Parent We’ve Overlooked‘ zusammengetragen hat und von denen sie einige Wenige anführt machen noch nicht die Provokation aus, die eine ‚Streitschrift‘ hervorruft.

Es ist vielmehr die Klarheit in der Gedankenführung und die Konsequenz, mit der Streidl Dinge benennt, die scheinbar unstrittig sind, aber zu einer permanenten Abwertung von Vätern und väterlichem Engagement führen. Diese wird auch in der deutschen Übersetzung des Bandes von Paul Raeburn ‚Väter! Warum sie trotzdem wichtig sind‘ lautet der übersetzte Titel.

„Ich bin sicher: Ohne Väter geht es nicht. … Väter sind unverzichtbar, weil Eltern sein zu zweit nicht nur leichter ist, sondern auch besser. Für alle Beteiligten! Mama ist nicht genug …“ Diese Haltung ist der rote Faden von Barbara Streidl und ist vielleicht für Manche der strittige Punkt. Aber es kommt nicht nur auf individuelle Haltungen, sondern auch auf gesellschaftliche Werte, die ihren Ausdruck in gesetzlichen Regelungen, Anerkennung und Wertschätzung finden, an. Diese zeigen sich insbesondere an Regelungen und Konsequenzen bei Krisen- und Konfliktsituationen wie z.B. Trennung und Scheidung. „Trennungsväter benötigen Unterstützung und zwar nicht nur aus ihren engen familiären Beziehungen. … Wenn eine geschiedene Mutter fast schon zur Heiligen verklärt wird, weil sie sich aufopfernd um ihr Kind kümmert, das ja nun niemanden mehr hat als sie …“ „Ein Kind, das ohne Vater aufwächst, wird dadurch seelisch beschädigt. Mal mehr, mal weniger…“ „Wir brauchen mehr Empathie, mehr Verständnis für Väter, die ebenso schwer unter ‚Kindesentzug leiden können wie Mütter…“ Es sind solche Aussagen von Streidl, die Widerspruch hervorrufen werden und die Diskussion um Getrennterziehende und einer neuen, gleichen Aufteilung von elterlicher Verantwortung nach einer Trennung hoffentlich beleben werden.

Dass Mütter und Väter Zeit brauchen, neue Arbeitszeitmodelle wie Familienarbeitszeit dabei hilfreich sind, darüber gibt es Interessenkonflikte zwischen Beschäftigten und ihren Arbeitgebern, die müssen und können ausgehandelt werden. Die Zuschreibung von Autorität, Anerkennung und Vertrauen in väterliches Handeln und die Fähigkeiten von Vätern kommt von außen. Ohne sie wird vielen Vätern der Weg zu einer eigenen Väteridentität und der Nutzung der Väterchance verschlossen bleiben. Dafür lohnt es sich zu streiten.

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