Erstellt von Hans-Georg Nelles am 17. April 2008
In einem Wohnquartier in Zürich haben Väter geschafft, was der Polizei nicht gelang: Sie haben immer wieder mit randalierenden Jugendlichen diskutiert und Ruhe in ihr Zuhause gebracht.
Seit gut drei Jahren treffen sich die Väter von vier bis sieben Kindern, Sabri Aliu, Osman Abdulkadir, Ismail Kücükosman, Mete Kamaj und Ibrahim Omar, einmal im Monat, um sich auszutauschen und Probleme gemeinsam anzupacken.
Anlass zu ihrem ersten Treff waren damals Jugendliche, welche die Siedlung Luchswiese in Schwamendingen unsicher machten. Sie kamen aus dem ganzen Quartier und trafen sich im Pavillon im Innenhof zum Bier trinken, kiffen und randalieren.
Der Vätertreff wurde mit Hilfe der Sozialarbeiterin Katharina Barandun ins Leben gerufen, mit unmittelbarem Erfolg: Die Grossfamilienväter liessen sich coachen und versammelten sich beim ersten Anzeichen von Lärm per Telefonalarm mindestens zu dritt im Innenhof.
Dort sprachen sie mit den Jugendlichen, erklärten ihnen, dass ihre Kinder nicht schlafen könnten und baten sie, den Hof zu verlassen. ‚Es ging darum, Präsenz zu markieren’. Das Revier, das die Väter nachts zurückeroberten, markierten sie auch tagsüber. Statt sich nach der Arbeit zu Hause aufs Sofa zu legen, setzen sie sich auch heute noch gemeinsam in den Hof.
Quelle
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Erstellt von Hans-Georg Nelles am 25. September 2006
Etwas weniger spektakulär als mit der Ankündigung eines ‚Kriegs der Geschlechter‘ setzt sich die Frankfurter Allgemeine Zeitung in ihrer Sonntagsausgabe unter der Überschrift ‚Die Männer und Frauen von morgen‘ mit den Ergebnissen der Shell Jugendstudie im Hinblick auf die Geschlechterfrage auseinander und zitiert den Verfasser der Studie mit Handlungsempfehlungen, deren Realisierung seit Jahren überfällig sind.
Denn die Töchter der Frauenbewegung sind in der Lage, mit den verschiedenen Facetten von Weiblichkeit zu spielen, während für die männliche Jugend gilt „Es fehlt eine Männerbewegung, die Männer darin stärkt, über ihre Rolle nachzudenken: Wer sind wir eigentlich? Was wollen wir? Und welche Position haben wir in der Gesellschaft?“
Die Mehrheit der potentiellen Ehemänner und Väter reagiert verunsichert, wiegelt ab – und verzichtet mittelfristig womöglich lieber auf Familie und Kinder, weil sie dafür ihr traditionelles, berufsfixiertes Männerbild in Frage stellen müßte. „Das ist eine wirkliche Spannung“, sagt Hurrelmann. Schon jetzt ist der Studie zufolge der Kinderwunsch bei jungen Frauen größer als bei männlichen Jugendlichen (69 zu 57 Prozent).
Sowohl die wirtschaftliche Verunsicherung als auch die in Deutschland typischerweise schlechte Vereinbarkeit von Familie und Beruf stehen der Umsetzung dieses Wunsches zusätzlich im Weg. Nachwuchs sei in Deutschland nach wie vor ein Karriererisiko, so Hurrelmann. Folglich würden die jetzigen Jugendlichen später wohl noch weniger Kinder haben als die heutigen Erwachsenen – „und sie sind entmutigt durch die geringe Unterstützung, die von außen kommt“
Mit dem Projekt ‚Väter & Karriere‘ gibt es jetzt einen Ansatz, Männer und Väter und ihre Unternehmen zu ermutigen Rollenkonflikte zu thematisieren und neue Möglichkeiten zu erproben.
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Erstellt von Hans-Georg Nelles am 21. September 2006
Die Shell Jugendstudie 2006 zeigt, dass Jugendliche deutlich stärker besorgt sind, ihren Arbeitsplatz zu verlieren beziehungsweise keine Beschäftigung finden zu können. Waren es in 2002 noch 55 %, die darüber besorgt waren, sind es 2006 bereits 69 %. Auch die Angst vor der schlechten wirtschaftlichen Lage und vor steigender Armut nahm in den letzten vier Jahren von 62 % auf 66 % zu. Angesichts dieser Einschätzung der wirtschaftlichen Lage in Deutschland erklärt sich, warum sowohl der Optimismus in Bezug auf die persönliche Zukunft als auch in Bezug auf die gesellschaftliche Zukunft inzwischen abgenommen hat.
Bedeutungszuwachs der Familie
Jugendliche schreiben der Familie eine besonders hohe Bedeutung zu. Entgegen der These von der Auflösung von Ehe und Familie lässt sich bei den Jugendlichen eine starke Familienorientierung feststellen, die in den vergangenen vier Jahren sogar noch etwas angestiegen ist. 72 % der Jugendlichen sind der Meinung, dass man eine Familie braucht, um wirklich glücklich leben zu können (2002: 70 %). Angesichts der relativ schlechten Wirtschaftslage sind junge Männer und Frauen vielfältigen Anforderungen in Ausbildung und Beruf ausgesetzt. Trotz aller Leistungsanstrengungen können sie keiner garantiert sicheren Zukunft entgegensehen. Der Rückhalt im privat-familiären Bereich ihrer Herkunftsfamilie bietet den Jugendlichen die Möglichkeit eines Spannungsausgleichs. Die Familie kann Sicherheit, sozialen Rückhalt und emotionale Unterstützung bringen.
Mädchen und junge Frauen sind im Vergleich zu Jungen und jungen Männern weiterhin stärker familienorientiert (76 % zu 69 %), wünschen sich häufiger Kinder (69 % zu 57 %), kommen häufiger sehr gut mit ihren Eltern aus (41 % zu 35 %) und befinden sich früher in festen Partnerschaften. Mädchen werden früher als Jungen selbständig und ziehen eher aus ihrem Elternhaus aus (33 % zu 24 %).
Gleichzeitig wächst die Zahl junger Erwachsener in Deutschland, die auf die Realisierung von Kindern und Familie verzichten. Ein Wunsch nach eigenen Kindern existiert vor allem aus emotionalen Gründen. Ungünstige gesellschaftliche Rahmenbedingungen und Schwierigkeiten bei der Vereinbarkeit von Beruf und familie können die Erfüllung des Kinderwunsches bei vielen jungen Menschen jedoch verhindern.
Herausforderung demografischer Wandel
Der demografische Wandel stellt eine Herausforderung dar, die den Alltag der heutigen jungen Generation in Zukunft ebenfalls nachhaltig mitprägen wird. Die heutigen Jugendlichen verfügen diesbezüglich bereits über ein ausgeprägtes Problembewusstsein. Prägend ist auf der einen Seite ein Altersbild, das mit Hochachtung vor allem vor der Leistung der Älteren verbunden ist. Das positive Verhältnis zu den eigenen Eltern bestimmt hierbei maßgeblich die Sichtweise auf die ältere Generation. Auf der anderen Seite werden aber auch Sorgen bezüglich der zukünftigen Entwicklung artikuliert. 70 % der Jugendlichen halten das Altern der Gesellschaft für ein großes oder sogar sehr großes Problem.
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