Während die die Ministerin von der Leyen voll des Lobes für die neuen Väter ist:
‚Diese Väter sind Vorbilder, denn sie setzen Prioritäten und zeigen ganz deutlich: Zeit mit meinem Kind ist mir von Anfang an wichtig.’ Seit der Einführung des Elterngeldes vor anderthalb Jahren hat sich die Zahl der jungen Väter, die sich eine Auszeit für ihre Kinder nehmen, damit inzwischen mehr als verfünffacht. ‚Wenn diese Dynamik weiter anhält, können wir schon in diesem Jahr die 20 Prozent-Grenze knacken.’
… unkt Spiegel Online herum: ‚ Große Worte trotz mickriger Zahlen. … Das Elterngeld sollte mehr Männer zur Kindererziehung bewegen, gebracht hat es wenig: Gerade mal jeder Zehnte kehrte dem Arbeitsplatz für ein Jahr den Rücken – das waren genau 6884 Väter. Bei den berufstätigen Müttern blieben hingegen 89 % für zwölf Monate daheim.’
Aber fast jeder fünfte Vater in Deutschland (18,5 %) beantragte im 1. Quartal 2008 die Partnermonate beim Elterngeld. In Mecklenburg Vorpommern waren es sogar 24,3% gefolgt von den Bayern mit 23,1 %.
Im letzten Jahr vor der Einführung des Elterngeldes hatte der Anteil der Väter in Elternzeit noch bei 3,5 Prozent gelegen. Einer Untersuchung aus dem Jahre 2004 zu den Auswirkungen der Novellierung der Elternzeit zum 1. Januar 2001 nach lag der Anteil der Väter, die die gesamte Elternzeit in Anspruch nahmen bei lediglich 0,2%.
Ich erspare mir hier, gigantische Steigerungsraten zu berechnen, der nächste Schritt kann nur sein, den Anteil der Partnermonate zu erhöhen und diesen Weg konsequent bis zu einer gleichberechtigten Aufteilung weiter zu gehen.
Eine partnerschaftliche Aufteilung von Erwerbs- und Familienarbeit lässt sich nicht verordnen und auch nicht ‚kaufen’, aber die Politik kann Rahmenbedingungen schaffen, die den gesellschaftlichen Diskurs, die Aushandlungsprozesse in den Familien und die Bereitschaft der Unternehmen zu einer neuen Sicht auf Eltern (-zeiten) befördern.
Umfangreiches Zahlenmaterial zu den oben skizzierten Entwicklungen finden Sie hier.
Manchmal reichen einfache Mittel aus, um eine innovative Botschaft sympathisch zu transportieren – zum Beispiel, die Kampagne der Dienstleistungsgewerkschaft VERDI für Vätermonate.
Um die Familienzeit für Väter ansprechend darzustellen, ließ die Gewerkschaft einen kurzen Comicfilm zeichnen. Darin tritt ein gestresster Mann mit Krawatte ins Bild. Er wirkt genervt und ermüdet.
Als die Tür sich hinter ihm schließt verstummt der Lärm und der Mann beginnt Grimassen zu schneiden. Ein Babylachen ist zu hören und der Mann beginnt zu kichern.
‚Lust auf Veränderung?’ ist abschließend zu lesen.
Die Koalitionsfraktionen von CDU/CSU und SPD haben einen Gesetzentwurf zur Änderung des Bundeselterngeld- und Elternzeitgesetzes vorgelegt, der heute in erster Lesung im Bundestag beraten wurde.
Die Weiterentwicklung des seit 1. Januar 2007 geltenden Gesetzes habe insbesondere die Angleichung der bislang unterschiedlichen Gestaltungsmöglichkeiten für Familien mit einem oder zwei erwerbstätigen Eltern sowie die Anpassung des Antrags auf Elterngeld bei Änderung der beruflichen oder persönlichen Situation der Eltern zum Ziel, heißt es in der Begründung.
Bisher seien Änderungen nur in besonderen Härtefällen, wie schwerer Krankheit oder Tod, möglich, heißt es weiter. Die Praxis zeige jedoch, dass es weitere Fälle gebe, in denen eine Änderung des Eltergeldantrages für die Familie wichtig sein könne. Daher solle der Antrag auch ohne Angabe von Gründen ein Mal geändert werden können, schreiben die Fraktionen.
Der Verzicht auf die Begründung erhöhe die Flexibilität für die Väter und Mütter und entlaste die Verwaltung von der Begründungsprüfung. Eine weitere Änderung des Gesetzes regelt die Berechtigung von Arbeitnehmern, Elternzeit zu beanspruchen, um in bestimmten Fällen ihre Enkelkinder zu betreuen und zu erziehen.Weiterlesen »
In deiner Kolumne in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung beschreibt Stefan Ruhkamp Freud und Leid in acht Wochen Elternzeit. Drei Beiträge mit seinen Erfahrungen gibt es bereits. Ich habe mal willkürlich jeweils einen Ausschnitt herausgenommen …
… zum Thema Unentbehrlichkeit:
‚Trotzdem fühle ich mich mulmig mit der Elternzeit. Vor allem, wenn es um die Arbeit geht. Was werden die Kollegen denken? Wird der Chef nörgeln? Alles Quatsch.
„Wir werden einen Weg finden.“ Mehr war nicht. Dienste und Aufgaben sind bald geräuschlos verteilt. Ein bisschen mehr Unentbehrlichkeit wäre schön gewesen, aber das Gefühl muss ich mir jetzt daheim holen. Vielleicht stellt es sich ja in der kommenden Woche ein, wenn es an dieser Stelle um die sachgerechte Trennung von Koch- und Buntwäsche geht.’
… zum Thema Hausarbeit:
‚Ich schwöre, dass ich sonst nicht so ein Alltagstrottel bin. Vielleicht handelt es sich ja um eine im Unbewussten verwurzelte männliche Strategie. Von meinem Vater weiß ich, dass er sich bei seinen Angeboten, im Haushalt zu helfen, so dämlich angestellt hat, dass meine Mutter ihn schließlich aus der Küche geworfen hat.
Zu dieser Rollenverteilung gehören natürlich zwei. Er gibt den Idioten, sie hat die Arbeit. Dafür hat sie aber auch das Sagen und die Gelegenheit, ihm ein schlechtes Gewissen zu machen. Es geht also um Macht. Und weil ich von der auch etwas abhaben will, erhöhe ich den Einsatz. Von heute an wird gebügelt. Von mir aus auch mit unterschiedlichen Temperaturen.’
„Eine Ausweitung der Vätermonate beim Elterngeld wäre ein zusätzlicher Gewinn für Kinder und Eltern. Eltern wollen sich gemeinsam um die Kindererziehung kümmern. Kinder brauchen Vater und Mutter. Die Partnermonate des Elterngeldes bewirken eine partnerschaftliche Teilung von Familienarbeit und Erwerbstätigkeit“, erklärt die Vorsitzende der Frauen Union der CDU, Maria Böhmer.
Der Erfolg des Elterngeldes zeige, wie gut das Modell angenommen wird. Die Väterbeteiligung an der Betreuung der Kinder hat sich beim Elterngeld gegenüber dem Erziehungsgeld laut einem Bericht des Familienministeriums bis Herbst 2007 schon verdreifacht. Ein weiterer Anstieg des Väteranteils an der neuen Leistung auf 25 % und mehr wird prognostiziert.
„Die Partnermonate stärken Väter, die sich von Anfang an mehr um die Erziehung ihrer Kinder kümmern wollen,“ so Böhmer.
Da bin ich ja mal auf den Gesetzentwurf zum Änderungsgesetz des BEEG gespannt.
Noch immer nutzen nicht alle Väter die Möglichkeit, in Elternzeit zu gehen. Kein Wunder: Wenn Väter sich in Vollzeit um ihre Kinder kümmern möchten, sind die Widerstände weiterhin groß. Viele Männer haben Angst um ihre Karriere – nicht immer ganz zu unrecht.
Der Rollenwechsel vom Brötchenverdiener zum aktiven Vater ist keine Kleinigkeit. Die Regelung zum Elterngeld, das nur dann 14 Monate lang gewährt wird, wenn auch der Vater mindestens zwei Monate aus dem Beruf aussteigt, hat daran wenig geändert.
Experten bescheinigen den Männern allerdings, nicht per se weniger geeignet für den Job zwischen Wickelkommode und Herd zu sein. Wenn sie den Schritt raus aus dem Büro oder weg von der Werkbank geschafft haben, seien sie zu derselben Fürsorge in der Lage wie Mütter, sagt Prof. Hartmut Kasten vom Institut für Frühpädagogik in München. „Und sie sind bei der Betreuung der Kinder genauso geschickt.“
Männer, die in Elternzeit gehen, seien auch in der Lage, alle Aufgaben zu bewältigen, die damit verbunden sind – also nicht nur Ballspielen mit den Kleinen, sondern auch Putzen, Kochen und Einkaufen.
Vereinbarkeit von Familie und Beruf aus Männersicht – Vortrag und Podiumsdiskussion mit Thomas Gesterkamp, Fachjournalist, und Vertretern aus regionaler Wirtschaft und öffentlicher Verwaltung in Göttingen.
Durch die Diskussion um die Vätermonate beim Elterngeld ist einiges in Bewegung gekommen. Früher galten Männer als Familienflüchtlinge und Unternehmen als natürliche Feinde der Familie. Heute sehen sich Väter in erster Linie als Erzieher ihrer Kinder und manche Betriebe haben ihre Programme zur Förderung und Wiedereingliederung für Mütter um eine Väterkomponente erweitert.
Thomas Gesterkamp, Fachjournalist aus Köln, gibt einen Überblick über die Väterfreundlichkeit deutscher Unternehmen.
In der anschließenden Podiumsdiskussion soll herausgearbeitet werden: Wie und wann engagieren sich Väter in Göttingen für ihre Kinder? Was erwarten Arbeitgeber von männlichen Elternzeitern? Wie werden Väter nach der Elternzeit unterstützt? Welche Auswirkungen haben die Papamonate auf die Paarbeziehung?
Die Veranstaltung findet am Freitag, 23.5.2008, um 19.00 Uhr, in der Galerie Apex, in der Burgstraße 46 in Göttingen statt. Der Eintritt kostet 4,– €, moderieren wird Ralf Ruhl, verantwortlicher Redakteur des Väterdossiers bei spielen und lernen.
Zum Muttertag geht in Österreich die Polit-Debatte um den ‚Vater – Monat’ in die nächste Runde. Frauenministerin Doris Bures (SPÖ) pochte am vergangenen Samstag einmal mehr auf die Umsetzung des Modells, das Vätern einen Karenz-Monat direkt nach Geburt des Kindes ermöglichen soll.
Die Familiensprecherin der Grünen im Nationalrat, die Vorarlberger Abgeordnete Sabine Mandak, betrachtet das Modell als die zweitbeste Lösung und bleibt bei ihrer Forderung nach einem Vatermonat mit Lohnausgleich. Die ÖVP reagiert aber zurückhaltend und verweist auf eine Arbeitsgruppe, die bis zum Herbst einen Vorschlag ausarbeiten soll.
… und wenn ich nicht mehr weiter weiß, dann gründe ich … . Da war die Politposse bei uns um das ‚Wickelvolontariat‘ doch noch unterhaltsamer.
Im Siemens Dialog, dem Forum der IG – Metall für Siemens Beschäftigte habe ich folgende Beitrag gefunden.
‚Seit über einem Jahr sind die Neuregelungen zur Elternzeit in Kraft, die unter anderem den Anspruch auf Elterngeld regeln. Siemens und die ArbeitnehmervertreterInnen stellen fest, dass die Anzahl der männlichen Beschäftigten, die die so genannten Partnermonate in Anspruch nehmen, stark steigt.
Eine interne Umfrage im Unternehmen soll klären, wie sich die Regelungen in der Praxis bewähren und aus Sicht der Betroffenen zur besseren Vereinbarkeit von Familie und Beruf beitragen. Außerdem sollen die intern – durchaus nicht respektlos – „Zwei Monats – Väter“ genannten Betroffenen positives Feedback und Unterstützung im Unternehmen erhalten. Weiterlesen »
Dies erklärte Bundesfamilienministerin Ursula von der Leyen und belegte dies mit einer aktuellen Allensbach-Umfrage. Diese belegt nach ihrer Ansicht eine große Unterstützung der Personalverantwortlichen für Männer, die Vätermonate und Elternzeit nehmen
Die wichtigsten Ergebnisse der Umfrage im Überblick:
– Mehr als 80 % der Personalverantwortlichen halten das Elterngeld für eine gute Sache – vor seiner Einführung im Jahr 2006 waren es 61 %.
– 61 % befürworten die Unterbrechung der Berufstätigkeit durch Väter – gegenüber 48 % vor zwei Jahren. 65 % bewerten die Verringerung der Arbeitszeit durch Väter positiv – gegenüber 59 % vor zwei Jahren.
– 71 % sind davon überzeugt, dass sie eine Mitverantwortung haben, ihren Beschäftigten die Entscheidung für Kinder zu erleichtern.
– In rund 40 % der Betriebe, in denen Mitarbeiter nach Einführung des Elterngeldes Vater geworden sind, haben Väter ihre Berufstätigkeit unterbrochen. 37 % der Unternehmensverantwortlichen erwarten, dass in Zukunft mehr Männer Elternzeit beanspruchen.
Wenn das so ist, dann sollten die Personalverantwortlichen alles tun, um ihre Meinung auch in den Unternehmen zum Durchbruch verhelfen und durch eine glaubwürdige Haltung der Führungskräfte und einer entsprechenden Unternehmenskultur Väter ermutigen, dass zu tun, was sie schon lange wollen.