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Archiv für die 'Arbeitszeiten' Kategorie

Väter und Mütter als Verlierer im Arbeitsrecht

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 16. November 2006

Der Beitrag in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung beginnt mit ketzerischen Fragen, der folgende Bericht über das 3. Ludwigsburger Rechtsgespräch macht aber deutlich auf die Widersprüche zwischen den Sonntags- und ‘Montagsreden‘ von der Bedeutung der Familie und dem Rechtsalltag in den Unternehmen  und weist dem Recht und den Sozialpartnern eine Mitverantwortung  an der demografischen Entwicklung in Deutschland zu.

‘Wer hat es im Arbeitsalltag schwerer – der Gehbehinderte oder die alleinerziehende Mutter von zwei Kindern? Wer verdient mehr Diskriminierungsschutz – der 50 Jahre alte Homosexuelle oder der junge Familienvater? Sind Mütter und Väter die Verlierer des modernen Arbeitsrechts? Den Wettstreit um die „knappe Ressource der gesetzgeberischen Aufmerksamkeit“ hätten Eltern jedenfalls verloren, behauptet Volker Rieble, Direktor des Zentrums für Arbeitsrecht und Arbeitsbeziehungen (ZAAR) in München.

Ob in Gesetzen, Tarifverträgen oder Betriebsvereinbarungen: Quer durch das Arbeitsrecht sei die Benachteiligung von Eltern oder zumindest eine Gleichgültigkeit gegenüber ihren Bedürfnissen erkennbar. Darin waren sich die Referenten einig, die zum 3. Ludwigsburger Rechtsgespräch des ZAAR angereist waren. „Kinderlose Doppelverdiener erhalten im Kündigungsfall für ihre Gatten die gleiche Zahl von Sozialpunkten wie ein Familienvater, dessen Frau sich in Vollzeit um drei Kinder kümmert“, rechnete Rieble vor.’

Den gesamten Beitrag finden Sie hier. 

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Fred’s Tagebuch

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 10. November 2006

Fred ist verheiratet und hat zwei Kinder, dass unterscheidet ihn noch nicht wesentlich von anderen Männern in seinem Alter. Die Tatsche, dass er sich die Erwerbs- und die Familienarbeit partnerschaftlich mit seiner Frau aufteilt, ist schon eher ein Unterscheidungsmerkmal. Damit andere an seinen Erfahrungen partizipieren und vielleicht auch ermutigen lassen können, berichtet er wöchentlich in einem Tagebuch über seine Erfahrungen.

In seinem ersten Beitrag schildert er den Prozess der Findung des passenden Arbeitszeitmodells. Verschiedene Varianten standen zur Auswahl:

  1. ‘Jeder arbeitet einen halben Tag und ist die andere Hälfte des Tages bei den Kindern.
    Diese Variante wurde jedoch direkt wieder verworfen. Zum einen aufgrund der räumlichen Entfernung zur Arbeitsstätte meiner Frau, zum anderen aufgrund unserer beider Tätigkeiten, die eine punktgenaues Verlassen der Arbeitsstätte nicht zulassen. Aus den Erfahrungsberichten aus unserem Freundeskreis ist man bei diesem Modell eigentlich immer zu spät dran und rennt nur der Zeit hinterher. Insbesondere für die Kinder ist diese Variante auch sehr hektisch.
  2. Tageweiser Wechsel.
    Diese Variante schied für mich aus. Ich sah dies unter dem Motto „Kaum habe ich mit etwas begonnen, muss ich es wieder loslassen“. Und viele meiner beruflichen Aktivitäten sind nicht an einem Tag zu erledigen. Desweiteren sahen wir bei diesem Modell zu viele Konfliktpunkte bei der Übergabe des Haushaltes.
  3. Aufteilung der Woche, d.h. eine Woche mit 3 Kinder- und 2 Arbeitstagen und eine Woche mit 2 Kinder- und 3 Arbeitstagen.
    Diese Variante erschien uns zwar eine etwas verbesserte Variante gegenüber Nr. 2 zu sein, aber ideal war sie für uns immer noch nicht.

Nach einiger Überlegung kam für uns deshalb eigentlich nur ein wochenweiser Wechsel zwischen Arbeitszeit und Kinderzeit in Frage. Dies erschien uns die beste aller Varianten und sie hat sich mittlerweile mehr als bewährt.
Nach Abstimmung mit unseren Arbeitgebern stellten wir unsere Voll- auf Teilzeitbeschäftigungen um, bei mir noch ergänzt um Heimarbeit.’

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Kampf gegen alte Rollenmuster

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 23. Oktober 2006

Gute Beispiele von Männern, die ihre Arbeitszeit reduzieren um sich aktiv um Familie und Kinder kümmern zu können, sind selten, Führungskräfte in Teilzeit noch seltener. Viele Väter fürchten einen Karrierknick, wenn sie ihre Arbeitszeit um ein paar Stunden oder mehr reduzieren. Manuela Keil hat am vergangenen Samstag im Hamburger Abendblatt eine ganze Reihe von aktiven Vätern und Unternehmen die neue Wege gehen vorgestellt:

‘Dr. Andreas Bock hat gute Erfahrungen gemacht. Der 42-Jährige ist Leiter der Systementwicklung bei der Basler AG in Ahrensburg. Er arbeitet drei Tage in der Firma, an den beiden anderen Tagen zu Hause jeweils zwei Stunden. “Das geht am Heimarbeitsplatz mit Zugang zum Firmenrechner sehr gut.” Bock hat 13 Mitarbeiter und einige Aufgaben an seinen Stellvertreter delegiert. Seine Frau arbeitet auch drei Tage pro Woche. “Am Anfang war da schon eine große Skepsis in der Firma”, sagt Bock, “gerade als Führungskraft geht es auch um Abteilungsentwicklung.” Deshalb habe man ihm zunächst nur ein halbes Jahr bewilligt, “um zu sehen, ob es klappt.” …

Torsten Maddey musste mit alten Rollenmustern kämpfen, als er vor acht Jahren ein Jahr Elternzeit nahm und ganz zu Hause blieb. Heute arbeitet der 43-Jährige Sparkassenbetriebswirt an vier Wochentagen bei der Hamburger Sparkasse. “Vor acht Jahren war ich seit 1827 der dritte Mann bei der Haspa, der für die Kindererziehung zu Hause blieb.” Inzwischen arbeiten dort 20 Väter in Teilzeit.

Er müsse sich schon mal Sprüche der Kollegen anhören, wenn er pünktlich den Arbeitsplatz verlasse, um ein Kind vom Kindergarten abzuholen, sagt Maddey. Aber er habe viel gelernt in dem Jahr zu Hause. “Eigentlich müsste das jeder Mann mal machen, der Kinder hat.” Zeitmanagement und Organisation seien kein Thema mehr für ihn. Er habe gelernt, jede Minute zu nutzen und nichts aufzuschieben. …

Mathias Otto ist Teamleiter Infrastruktur bei Lufthansa Technik. Dort arbeiten 500 Mitarbeiter Teilzeit, davon 278 Männer, 21 von ihnen wegen Kinderbetreuung. Otto sind 54 Mitarbeiter zugeordnet. Der 42-Jährige Vater zweier Kinder arbeitet seit Februar Teilzeit, abwechselnd zwei und drei Tage die Woche. “Es wird erwartet, dass man in der kurzen Zeit dasselbe schafft wie an fünf Tagen. Man braucht ein dickes Fell.”‘

Zwischen Wunsch und Wirklichkeit klaffen in der Regel noch Welten. Häufig stößt der Versuch von Vätern, ihre Arbeitszeit für die Familie zu reduzieren, in der Arbeitswelt auf Unverständnis – sowohl bei den Chefs als auch bei Kollegen.

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Gleitzeit und Co. helfen oft nicht …

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 5. Oktober 2006

… bei der Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Das zeigt eine Analyse der Arbeitszeitforscherin Dr. Eva Munz in der aktuellen Ausgabe der WSI-Mitteilungen.
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Flexible Arbeitszeitformen wie Gleitzeit, Vertrauensarbeitszeit oder Arbeitszeitkonten machen es Beschäftigten durchaus nicht immer einfacher, Berufstätigkeit und Privatleben miteinander zu vereinbaren. Ob Arbeitnehmer ohne feste Vorgaben für Arbeitsbeginn und -ende wirklich mehr Zeitsouveränität haben, hängt davon ab, wie ihre Arbeit konkret organisiert ist.

Insgesamt arbeiten 31% der abhängig Beschäftigten in Deutschland mit einem so genannten “selbst gesteuerten” Zeitmodell. Eigentlich sollten sie gute Chancen haben, eine Balance zwischen Erwerbstätigkeit und Privatleben, Job und Familie zu finden. Doch die Praxis sieht oft anders aus, erst recht “im Kontext steigender Leistungsanforderungen und schrumpfender Belegschaften”, so die Expertin. Munz stützt sich auf eine repräsentative Beschäftigtenbefragung des Kölner ISO-Instituts aus dem Jahre 2003. Die Forscherin hat die Umfrage unter mehr als 4000 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern vertieft ausgewertet. Zentrale Ergebnisse:

* Selbst gesteuerte Arbeitszeiten kommen besonders häufig vor auf Arbeitsplätzen mit regelmäßigem Zeit- und Leistungsdruck. Ob die Beschäftigten auf diesen Arbeitsplätzen betreuungsbedürftige Kinder im Haushalt haben, wirkt sich hingegen nicht signifikant aus.
* Die Beschäftigten variieren ihre Arbeitszeiten viel häufiger aus betrieblichen (60%) als aus privaten Gründen (19%).
* Arbeitnehmer mit flexiblen Arbeitszeiten leisten öfter Mehrarbeit als ihre Kollegen mit vorgegebenen Anfangs- und Endzeiten – und sie bekommen häufiger keinen Ausgleich dafür.

In der gleichen Ausgabe setzen sich Elisabeth Botsch, Christiane Lindecke und Alexandra Wagner mit den Motiven und Zielen von Betrieben bei der Einführung familienfreundlicher Maßnahmen auseinander und unterscheiden idealtypisch drei Arten der Herangehensweisen von Betrieben an die Umsetzung familienfreundlicher Maßnahmen:

* Sie werden als Bonus für bestimmte Leistungsträger entwickelt,
* als Kompensation für die “doppelbelasteten” Frauen und Mütter konzipiert oder
* sie sind auf die Ãœberwindung der geschlechtshierarchischen Arbeitsteilung gerichtet.

Hinter dieser sehr heterogenen Praxis verbergen sich letztlich differente implizite Leitbilder von Familie, die vielfach nicht offengelegt werden.

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