Reale Arbeitsbedingungen haben mit den Idealen fortschrittlicher Unternehmensführung wenig zu tun
Erstellt von Hans-Georg Nelles am 11. Juni 2010
Auf die Widersprüche zwischen den Ansprüchen und Wirklichkeiten in vielen Unternehmen macht ein Beitrag von W.O. Geberzahn für new worXs, dem virtuellen Trendmagazin für neue Arbeitswelten aufmerksam:
„Corporate Social Responsibility (CSR) ist ein Konzept gesellschaftlicher Verantwortung von Unternehmen, das die Aspekte der Nachhaltigkeit aufnimmt und sich auf die drei Säulen Wirtschaft, Soziales und Umwelt stützt.“ … Dieser Ansatz verdient Beachtung und Unterstützung. Den hehren, in unzähligen Symposien und Tagungen kommunizierten Themen steht allerdings die Realität des durchschnittlichen Büroalltags entgegen. Arbeitsverdichtung, Zeitdruck und jetzt auch noch eine länger andauernde Finanz- bzw. Wirtschaftskrise erzeugen ein Umfeld, das den Menschen in den Unternehmen wachsende Schwierigkeiten bereitet, ihre Gesundheit belastet.
Renate B. (28) und Thomas H. (30) haben als Akademiker interessante und verantwortungsvolle Jobs in international aktiven Beratungsunternehmen. Ihr Arbeitsvertrag sieht eine 40-Stunden Woche vor, tatsächlich sind sie in der Regel 60 Stunden für ihr Unternehmen aktiv, Überstunden werden nicht vergütet. Wenn sie nicht im Flieger oder per Bahn zu Kunden unterwegs sind, müssen sie ihre anspruchsvollen Aufgaben in einem Open-Space-Büro – euphemistisches Neudeutsch für Großraumbüro – unter höchsten Konzentrationsanstrengungen erledigen. Da sie in einer Großstadt leben, ist der Verdienst dieser „Juniors“ aufgrund hoher Lebenshaltungskosten nicht besonders attraktiv, Rücklagen schaffen ist kaum möglich. Beide fühlen sich fortgesetzt unter Druck, ihre Vorgesetzten verlangen reibungsloses Funktionieren, schon ein Arzttermin wird mit Unwillen quittiert. Unter den Kollegen herrscht ein angespanntes Verhältnis, weil jeder seine Position zu sichern sucht. Da der Lebenspartner in einer anderen Stadt arbeitet, wird auch am Wochenende gereist.
„Von ihnen wird unglaublich viel erwartet. Sie müssen flexibel sein und sich gut ausbilden. Sie müssen sich aber auch niederlassen und eine Existenz gründen. Bei den Frauen tickt die Uhr, denn sie spüren, dass die Fruchtbarkeit zeitlich begrenzt ist. Es ist ein Druck auf dieser Generation,“ sagt Prof. Dr. Marianne Leuzinger-Bohleber, Direktorin des Frankfurter Sigmund-Freud-Instituts in einem Interview mit der FAS. Einerseits wollen Studien herausgefunden haben, dass diese Generation keine finanzielle Not kennt, andererseits fühlen sich viele junge Menschen sowohl in der Familie als auch am Arbeitsplatz nicht ausreichend anerkannt.
Das führt schon in jungen Jahren bei zahlreichen gestressten Berufstätigen zu psychischen Erkrankungen wie Depressionen, Burnout und diversen Angststörungen. Weiterlesen »
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