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Archiv für die 'Arbeitszeiten' Kategorie

Reale Arbeitsbedingungen haben mit den Idealen fortschrittlicher Unternehmensführung wenig zu tun

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 11. Juni 2010

Auf die Widersprüche zwischen den Ansprüchen und Wirklichkeiten in vielen Unternehmen macht ein Beitrag von W.O. Geberzahn für new worXs, dem virtuellen Trendmagazin für neue Arbeitswelten aufmerksam:

„Corporate Social Responsibility (CSR) ist ein Konzept gesellschaftlicher Verantwortung von Unternehmen, das die Aspekte der Nachhaltigkeit aufnimmt und sich auf die drei Säulen Wirtschaft, Soziales und Umwelt stützt.“ … Dieser Ansatz verdient Beachtung und Unterstützung. Den hehren, in unzähligen Symposien und Tagungen kommunizierten Themen steht allerdings die Realität des durchschnittlichen Büroalltags entgegen. Arbeitsverdichtung, Zeitdruck und jetzt auch noch eine länger andauernde Finanz- bzw. Wirtschaftskrise erzeugen ein Umfeld, das den Menschen in den Unternehmen wachsende Schwierigkeiten bereitet, ihre Gesundheit belastet.

Renate B. (28) und Thomas H. (30) haben als Akademiker interessante und verantwortungsvolle Jobs in international aktiven Beratungsunternehmen. Ihr Arbeitsvertrag sieht eine 40-Stunden Woche vor, tatsächlich sind sie in der Regel 60 Stunden für ihr Unternehmen aktiv, Überstunden werden nicht vergütet. Wenn sie nicht im Flieger oder per Bahn zu Kunden unterwegs sind, müssen sie ihre anspruchsvollen Aufgaben in einem Open-Space-Büro – euphemistisches Neudeutsch für Großraumbüro – unter höchsten Konzentrationsanstrengungen erledigen. Da sie in einer Großstadt leben, ist der Verdienst dieser „Juniors“ aufgrund hoher Lebenshaltungskosten nicht besonders attraktiv, Rücklagen schaffen ist kaum möglich. Beide fühlen sich fortgesetzt unter Druck, ihre Vorgesetzten verlangen reibungsloses Funktionieren, schon ein Arzttermin wird mit Unwillen quittiert. Unter den Kollegen herrscht ein angespanntes Verhältnis, weil jeder seine Position zu sichern sucht. Da der Lebenspartner in einer anderen Stadt arbeitet, wird auch am Wochenende gereist.

„Von ihnen wird unglaublich viel erwartet. Sie müssen flexibel sein und sich gut ausbilden. Sie müssen sich aber auch niederlassen und eine Existenz gründen. Bei den Frauen tickt die Uhr, denn sie spüren, dass die Fruchtbarkeit zeitlich begrenzt ist. Es ist ein Druck auf dieser Generation,“ sagt Prof. Dr. Marianne Leuzinger-Bohleber, Direktorin des Frankfurter Sigmund-Freud-Instituts in einem Interview mit der FAS. Einerseits wollen Studien herausgefunden haben, dass diese Generation keine finanzielle Not kennt, andererseits fühlen sich viele junge Menschen sowohl in der Familie als auch am Arbeitsplatz nicht ausreichend anerkannt.

Das führt schon in jungen Jahren bei zahlreichen gestressten Berufstätigen zu psychischen Erkrankungen wie Depressionen, Burnout und diversen Angststörungen. Weiterlesen »

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Familien stehen ohne Väter meist schlechter da

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 25. Mai 2010

Im Interview mit dem Focus äußert sich die Familienministerin zur Rolle der Väter und der Politik, die sie für Männer und Väter machen möchte:

‚… FOCUS: War Familienpolitik bisher zu einseitig auf die Frauen und Mütter ausgerichtet?

Kristina Schröder: Frauen stehen bei Familienfragen oft im Fokus. Das ist gut und richtig, aber wir dürfen die Männer nicht aus den Augen verlieren. Familienpolitik kann schließlich nicht ohne Männer funktionieren – genauso wie eine Familie ohne Vater meist schlechter dasteht. Frauen und Männer sind nun mal unterschiedlich.

FOCUS: Was macht für Sie einen guten Vater aus?

Kristina Schröder: Ein Vater unterstützt seine Familie nach seinen Kräften. Das kann die Gute-Nacht-Geschichte am Abend sein, das Fußballspiel am Wochenende – oder die Rundumversorgung im Alltag. Das muss jede Familie für sich entscheiden. Grundsätzlich gilt: Je mehr Zeit ein Vater mit seinen Kindern verbringen kann, desto besser. Wichtig ist, dass er sich diese Zeit überhaupt nimmt. Denn ein Vater macht nun einmal manches anders, spricht anders und spielt andere Spiele als die Mutter – und das ist auch wichtig.

FOCUS: Viele Väter wollen all das tun und aktiver am Familienleben teilnehmen. Gleichzeitig reiben sie sich an der schlechten Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Wie können Sie als Politikerin da helfen?

Kristina Schröder: Mit den Partnermonaten bei der Elternzeit wurde ein Kulturwandel eingeleitet. Waren bis vor einigen Jahren erst drei Prozent bereit, zu Gunsten der Familie eine Auszeit zu nehmen, so sind es heute bereits 20 Prozent. Damit haben wir eine kritische Masse erreicht. Das sind nicht nur Schluffis, inzwischen nehmen auch Partner in Großkanzleien Vätermonate in Anspruch. Aus vielen Unternehmen höre ich außerdem, dass die althergebrachte Präsenzkultur – als gut gelten nur jene Mitarbeiter, die frühestens um 21 Uhr das Büro verlassen – auf dem Rückzug ist. Da ändert sich was. Nicht Geld, sondern Zeit ist die familienpolitische Leitwährung. Aber genau darum drehen sich viele Konflikte in den Familien, also Fragen wie: Wer holt jetzt das kranke Kind aus der Kita? Und wer bleibt mit ihm zu Hause? Wollen Sie da die Väter stärker in die Pflicht nehmen? Vorschreiben kann und will ich nichts. Aber ich will Vätern dazu verhelfen, dass auch sie wie die Mütter familiäre Verantwortung übernehmen können. …

FOCUS: Was tun Sie konkret für die modernen Väter?

Kristina Schröder: Zum Beispiel möchte ich die zwei Partnermonate auf vier ausdehnen und arbeite an einem Teil-Elterngeld, was jedem Elternteil ermöglichen würde, für zwölf Monate Teilzeit zu arbeiten.

FOCUS: Wären denn Teilzeitjobs für beide Eltern die Lösung schlechthin?

Kristina Schröder: Eine 30-Stunden-Arbeitswoche könnte für beide Partner nahezu ideal sein. 40 Stunden Arbeitszeit sind den meisten Eltern von kleinen Kindern zu viel, mit 20 Stunden katapultieren sie sich ins Karriere-Abseits. 30 Stunden würden den Bedürfnissen vieler Arbeitnehmer entgegenkommen und wären auch für Arbeitgeber attraktiv, weil sie damit gute Mitarbeiter halten können. Das ist auch für viele Männer interessanter. …’

Das ganze Interview finden Sie auf den Seiten des BMFSFJ.

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Konservative Politiker fordern Mütterquote für mehr Kinder

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 24. Mai 2010

Am 21. Mai 1939 wir das Mutterkreuz erstmals verliehen

Durch den ‚Geburtenabsturz’ droht der Kollaps der Sozialsysteme. Diese seit langem absehbare und sichtbare Entwicklung nutzen konservative Politiker jetzt wieder einmal, um auf ihre antiquierten und seit 55 Jahren wirkungslose ‚demografischen Offensive’ hinzuweisen. 71 Jahre nach der erstmaligen Verleihung des Mutterkreuzes fordern sie eine Mütterquote, also eine Bevorzugung der Mütter im Arbeitsleben.

Angesichts des dramatischen Rückgangs der Geburtenzahlen in Deutschland fordern sie ein ‚radikales Umdenken in der Familien- und Bevölkerungspolitik’. Der Vizevorsitzende der Unionsfraktion, Johannes Singhammer, sagte, Deutschland brauche jetzt dringend eine Mütterquote Er und seine Verbündeten wischen im gleichen Zug alles beiseite, was den Namen Familienpolitik verdient

Der Bevölkerungswissenschaftler Herwig Birg hält die bisherige Familienpolitik für gescheitert. Sie habe gar nicht das Ziel, die Geburtenrate anzuheben.

„Wir haben den entscheidenden Durchbruch nicht erreicht“, sagte Bayerns Sozialministerin Christine Haderthauer (CSU). Entscheidend sei nicht das Krippenangebot, wie sich im Osten zeige, wo viele Betreuungsplätze wegen des Kindermangels ungenutzt blieben. Auch das Elterngeld, das bis zu 14 Monate lang gezahlt werde, könne keine Wende bringen. „Denn Kinder kann man sich nicht kaufen.“

Eben, auch nicht mit einer Mütterquote, die Rahmenbedingungen für Väter und Mütter und solche, die es werden möchten oder könnten, müssen stimmen. Und die …

‚Die politischen Rahmenbedingungen in Deutschland stimmen nicht’, sagte Grünen-Chefin Claudia Roth. … Junge Paare brauchten Sicherheit, indem ihnen eine qualitätsvolle Infrastruktur zur Verfügung stünde, sagte die Grünen-Politikerin. Auch die Bundesfamilienministerin Schröder stellte klar, dass sie am Krippenausbau festhalten werde. Der für 2013 angekündigte Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz für Ein- und Zweijährige werde kommen. ‚Das Geld ist gut angelegt.’

Quelle

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Familienministerin will 30-Stunden – Woche für Väter und Mütter

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 23. Mai 2010

„Eine 30-Stunden-Arbeitswoche könnte für beide Partner nahezu ideal sein“, sagte Schröder in einem Interview mit dem Nachrichtenmagazin „Focus“. 40 Stunden Arbeitszeit seien den meisten Eltern von kleinen Kindern zu viel, „mit 20 Stunden katapultieren sie sich ins Karriere-Abseits“.

Die Ministerin will zusammen mit dem Deutschen Industrie- und Handelskammertag (DIHK) für eine „vollzeitnahe Teilzeitarbeit“ werben. Beiden Elternteilen sollte es mit Teilzeitjobs ermöglicht werden, in den ersten Jahren mehr Zeit mit dem Kind zu verbringen. Die Teilzeitvariante mit einer 30-Stunden-Woche sei für Arbeitgeber attraktiv und auch für Männer interessant, sagte Schröder.

Mit ihrer Forderung trifft Schröder die Wünsche der Eltern, die sie bislang zum Beispiel aufgrund bestehender steuerlicher Regelungen und fehlender Kinderbetreuungsmöglichkeiten kaum umgesetzt haben, wie eine Studie der Hans-Böckler-Stiftung aus dem Jahr 2008  zeigt.

Einerseits besteht der Wunsch, die Arbeitszeiten von Müttern und Vätern gleichmäßiger aufzuteilen – die überwiegende Zahl ‘bevorzugt’ die sogenannte „modernisierte Ernährerkonstellation“. Das heißt: Ein Partner arbeitet Vollzeit, der andere Teilzeit.

So sieht die Realität in Deutschland heute aus:

  • Die reine Versorgerehe ist eine aussterbende Gattung. Nur noch ein knappes Viertel der westdeutschen Paare lebt das Hausfrauen-Ernährer-Modell. In Ostdeutschland sind es nur 8 %.
  • 97 % der abhängig beschäftigten Väter arbeiten Vollzeit, davon 57 % mehr als 40 Stunden in der Woche.
  • Mehr als die Hälfte der Mütter arbeitet Teilzeit, darunter viele Minijobberinnen und geringfügig Beschäftigte.
  • Aber: Bis zu 42 % der Mütter arbeitet voll, 17 % davon regelmäßig 41 Stunden und mehr pro Woche.
  • Die durchschnittliche Wochenarbeitszeit von Männern mit Kindern beträgt 39,7 Stunden.
  • Mütter hingegen arbeiten nur 24,4 Stunden.
  • In Westdeutschland ist der Unterschied noch größer: Hier arbeiten Väter 17 Stunden pro Woche länger als Mütter.

Auch die Kinder wünschen sich laut Befragungen der Hans-Böckler-Stiftung, dass beide Elternteile arbeiten. Aber sie wollen auch verlässliche Arbeitszeiten, die Wochenenden und Feiertage freihalten und Familienrituale zulassen.

Der Vorschlag zielt also in dier richtige Richtung, braucht aber, ebenso wie die Elternzeit, verlässliche und dauerhafte Rahmenbedingungen und kein hin und her, je nach Kassenlage. In Schweden gibt es schon einen Versuch, ein solches Arbeitsmodell steuerlich zu unterstützen. Ich werde mal nach den Ergebnissen recherchieren.

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Erwerbsbiografien werden immer lückenhafter

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 5. Mai 2010

Die gesetzliche Rente verlangt einen möglichst lückenlosen und langen Erwerbsverlauf – tatsächlich ist das Arbeitsleben vieler Menschen aber brüchiger und kürzer geworden, zeigt eine von der Hans-Böckler-Stiftung geförderte neue Studie am Internationalen Institut für Empirische Sozialökonomie (Inifes).

Die Autoren Prof. Dr. Ernst Kistler und Falko Trischler haben untersucht, wie sich Erwerbsbiografien zwischen 1984 und 2007 verändert haben. Dabei differenzieren sie zwischen der Phase des Berufseinstiegs, der Kernerwerbsphase und der Phase des Altersübergangs.

Deutlich anders sieht heute die Einstiegsphase der 20- bis 30-Jährigen aus. Der durchschnittliche Berufsstart verschob sich, weil die Ausbildungen länger wurden. Vor allem aber spielt frühe Arbeitslosigkeit eine immer größere Rolle. Ob Männer oder Frauen, ob in Ost- oder Westdeutschland: Für alle Gruppen nahm zwischen 1991 und 2007 das Risiko zu. Selbst Dauerarbeitslosigkeit ist in dieser Lebensphase keine Seltenheit mehr. Außerdem ist bei den Unter-30-Jährigen der Anteil der Vollzeitbeschäftigten gesunken, und schon in dieser Lebensphase haben Frauen seltener eine Vollzeitstelle.

Die Kernerwerbsphase – 30- bis 50-Jährige. Dieser Lebensabschnitt hat sich über die Jahrzehnte am wenigsten verändert. Die wesentliche Neuheit im Vergleich zu den 1980er-Jahren ist, dass nun mehr Frauen arbeiten. Das mündete laut Inifes aber nicht in einen erheblichen Zuwachs an Frauen in Vollzeitjobs, sondern eher in mehr geringfügige und Teilzeit-Beschäftigung.

Arbeitslosigkeit und prekäre Jobs sind in dieser Phase etwas seltener als zu Beginn oder am Ende des Erwerbslebens. Aber immerhin jeder Fünfte arbeitete zwischen 2003 und 2007 dauerhaft in einem atypischen Beschäftigungsverhältnis, und sieben Prozent waren sogar mehr als zweieinhalb Jahre ohne Job. Auch wenn Bildung hilft: Die Zeiten in Arbeitslosigkeit sind für Geringqualifizierte wie für Akademiker gestiegen.

Der Altersübergang – 51- bis 65-Jährige. Beim Vergleich der 1980er- und der 2000er-Jahre wird deutlich: Es hat sich ein Keil zwischen Arbeitsende und Rentenbeginn geschoben. Die Mehrheit der Erwerbstätigen wechselt nicht mehr aus dem Beruf in die Rente. Verbreitet ist eine schwierige Überbrückungsphase am Ende des Erwerbslebens, und obwohl Kürzungen des Ruhegeldes drohen, gehen viele vorzeitig in Rente.

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‚Ideal ist, wenn beide Teilzeit arbeiten’

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 21. April 2010

Väter sind ein Gewinn für Unternehmen, sagt Rainer Sonnenberger, Pressesprecher des Vereins “Väteraufbruch für Kinder” im Gespräch mit der taz. Aber viele Personalchefs sperrten sich gegen Vätermonate und Teilzeit für Männer.

Herr Sonnenberger, heute findet der Unternehmenstag “Erfolgsfaktor Familie” des Bundesfamilienministeriums und des Deutschen Industrie- und Handelskammertages statt. Die Veranstaltung wirbt für mehr familienbewusste Personalpolitik in den Unternehmen.

Rainer Sonnenberger: Dass es solche Unternehmenstage gibt, zeigt, wie wichtig das Thema Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist, und zwar für Mütter, für Väter und inzwischen auch für moderne Unternehmen.

Personalchefs stellen Mütter ungern ein, weil sie wegen kranker Kinder öfter ausfallen könnten. Väter hingegen werden gern genommen, weil sie abends zu Hause sind und nicht in der Kneipe rumsitzen.

Diese Rollenzuschreibung ist ungerecht. Unser Verein “Väteraufbruch für Kinder” will das ändern: Rollenbilder müssen angeglichen werden. Väter sollen und wollen an der Kinderbetreuung genauso wie Mütter teilhaben. Gleiches muss übrigens auf für die Pflege gelten. Auch hier gibt es ein Vereinbarkeitsproblem, dass für Männer genauso gelöst werden muss wie für Frauen.

Bisher nimmt nur etwa jeder vierte Vater die beiden Vätermonate.

Die Rahmenbedigungen für berufstätige Eltern müssen sich ändern. Das Ideal ist, wenn beide Eltern gleichzeitig die Kinder betreuen und Teilzeit arbeiten. Dann haben alle was davon: Mütter, Väter und vor allem die Kinder. …

Was brauchen Väter?

Eine Reform des Elterngeldes, die Eltern finanziell nicht mehr schlechter stellt, wenn sie gemeinsam ihre Kinder betreuen und Teilzeit arbeiten. Darüber hinaus brauchen sie Schutz im Berufsleben: Väter fehlen bislang im Antidiskriminierungsgesetz. Vor allem aber brauchen Mütter und Väter gemeinsame Beratungsangebote, damit sie individuelle Vereinbarkeitsstrategie entwickeln und zusammen mit ihren Arbeitgeber umsetzen können.

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Der Installateur wird 77, der Anwalt 82, die Sekretärin 83 und die Psychologin 86

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 3. April 2010

Der vierte Gesundheitsbericht des Kantons Bern gibt Auskunft über den Zusammenhang von Gesundheit und sozialer Zugehörigkeit. Soziale Faktoren wie Ausbildung, Beruf und Integration bestimmen wesentlich über den Gesundheitszustand der Bevölkerung. Wie groß noch immer der Faktor der Geschlechtszugehörigkeit ist, muss doch sehr verblüffen:

Die Lebenserwartung mit 30 Jahren beträgt:

  • für Männer mit obligatorischem Schulabschluss: 46.6 Jahre (sie werden 76.6 Jahre alt)
  • für Männer mit Tertiärbildung: 52.1Jahre (sie werden 82.1 Jahre alt)
  • für Frauen mit obligatorischem Schulabschluss 53.2 Jahre (sie werden fast 83.2 Jahre alt)
  • für Frauen mit Tertiärbildung: 55.8 Jahre (sie werden fast 85.8)

Zwischen der gut ausgebildeten Frau und dem normal ausgebildeten Mann liegen neun Lebensjahre – oder 11.7% Lebensspanne.

Die beiden Befunde hängen zusammen: Ja, Männer haben noch immer die besseren Erwerbsaussichten und sie schneiden in Lohnverhandlungen noch immer besser ab. Aber es könnte gut sein, dass sie diesen Vorteil mit einem Lebensstil erreichen, der auf die Dauer riskant ist. Die Ausrichtung auf ein möglichst lücken- und pausenloses Erwerbsleben hat seinen Preis.

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Die Thesen von Frau Dr. Schröder zum Weltfrauentag

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 7. März 2010

Die traditionelle Aussprache des Bundestags zur Situation der Gleichstellung in Deutschland nutzte die für das Thema zuständige Bundesministerin um ‚ein paar grundsätzliche Bemerkungen zur Chancengerechtigkeit von Frauen und Männern, Vätern und Müttern in der beruflichen Entwicklung’ zu machen. Dabei herausgekommen sind Gedanken, die den seit langem in einer Sackgasse befindlichen Dialog neu befruchten können.

‚Meine These ist, dass Strukturen und Kulturen in der Arbeitswelt nicht nur Frauen benachteiligen, sondern zu einer Benachteiligung von Menschen, von Männern und Frauen, führen, wenn sie Fürsorgeaufgaben in der Familie übernehmen. Deshalb sehe ich mich hier sowohl als Familienministerin als auch als Gleichstellungsministerin in der Pflicht.

Wir kritisieren zu Recht, dass Frauen immer noch deutlich weniger verdienen als Männer. Wir kritisieren zu Recht, dass auf höheren Hierarchieebenen, in Führungspositionen, insbesondere in Vorständen und Aufsichtsräten sehr wenige Frauen vertreten sind. Aber warum reden wir so wenig über die kulturellen und strukturellen Ursachen in der Arbeitswelt, die diesen Beobachtungen zugrunde liegen? Ich glaube nicht, dass Gehaltsunterschiede und die fehlende Präsenz von Frauen in den Führungsetagen immer noch das Ergebnis bewusster, schenkelklopfender Diskriminierung ist. Vielmehr glaube ich, dass wir es mit kulturellen und strukturellen Ursachen zu tun haben. …

Das hat wenig mit individuellen Denk- und Verhaltensmustern zu tun. Wenn Paare sich freiwillig für dieses Modell entscheiden, dann ist das ihre Privatsache. Aber in vielen Fällen ist es nicht so. Viele Paare heute wünschen sich eine gleichberechtigte Partnerschaft. In den Führungsetagen vieler Unternehmen gibt es eine strukturell familienfeindliche Kultur, die diese häusliche Arbeitsteilung zementiert. Ich glaube, dass genau das das Problem ist. Diese Arbeitskultur ist von einer Leistungselite geprägt, die sich deshalb so kompromisslos ihrer Karriere widmen kann, weil sie die Zuständigkeit für Kinder und Küche weitgehend outgesourct hat. Dazu lasse ich gern einen Mann zu Wort kommen. Ich zitiere aus einem Artikel über Managerehen, der schon vor einiger Zeit in der Wirtschaftswoche erschienen ist. Der moderne Manager sei ein “familienferner Lebensnomade,” …

“Seine Firma verlangt den ganzen Mann, rund um die Uhr und rund um den Globus, dafür wird er schließlich bezahlt, und nicht nur er, auch seine Frau und seine Kinder stehen auf der Gehaltsliste der Firma, als entfernte Angestellte gewissermaßen, weil auch sie ihr Leben dem Job unterordnen, ganz klar, … ”

Ich glaube, die Luft für Frauen in den Führungspositionen ist auch deshalb so dünn, weil sie keine familienfernen Lebensnomaden sein wollen. Weiterlesen »

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Väter in Eltern- und Teilzeit

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 1. März 2010

Eine neue Broschüre für Väter mit dem Titel “Väter in Eltern- und Teilzeit” hat das Referat für Frauen und Gleichstellung in Hannover herausgegeben. Sie enthält neben Hinweisen zu gesetzlichen Bestimmungen Erfahrungsberichte von Mitarbeitern der niedersächsischen Landeshauptstadt.

“Eine Gleichstellung von Frauen in Beruf und Familie ist nicht ohne eine Gleichstellung von Männern in Familie und Beruf zu verwirklichen. Die Broschüre zeigt beispielhaft wie dies von Vätern in der Stadtverwaltung Hannover gestaltet und organisiert wird”, erläutert Brigitte Vollmer-Schubert, Gleichstellungsbeauftragte von Hannover.

Mit der vorliegenden Broschüre sollen Väter angesprochen werden, die Familie und Beruf als aktiver Vater vereinbaren wollen. Die Berichte zeigen, dass es möglich und eine Aufgabe ist, an der Mann wächst, neue Fähigkeiten ausbilden und sich persönlich weiterentwickeln kann. Dass Söhne und Töchter von solchen Vätern profitieren, steht ohnehin nicht mehr zur Diskussion.

Die gedruckte Broschüre ist beim Referat für Frauen und Gleichstellung zu bekommen und wird in Kürze auf der Seite des Gleichstellungsreferats als pdf veröffentlicht.

Quelle

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Der einzige Mann mit einer Teilzeitstelle

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 12. Februar 2010

In einer neuen Serie stellt ZEIT ONLINE Menschen vor, die neue Wege für eine Vereinbarkeit von Kind und Karriere ausprobiert haben. Nach dem Chefredakteur von Radio Bremen Martin Reckweg, ist es im zweiten Teil Manfred Schreiber, der durch einen Schicksalsschlag mit 37 Witwer und alleinerziehenden Vater von vier Töchtern wurde. Im Interview schildert er, wie er diese Herausforderung bewerkstelligt ha und was er heutigen Vätern rät.

„ … Schreiber: Ehrlich gesagt weiß ich das selbst nicht mehr so genau. Für Trauer blieb jedenfalls wenig Zeit. Ich habe ja auch in den ersten Jahren noch Vollzeit gearbeitet. Das ging nur, weil ich eine Haushaltshilfe hatte. … Trotzdem war diese Lösung sehr kostspielig. Das musste ja bezahlt werden! Bei meiner Arbeit – ich war als leitender Beamter in der Baubehörde tätig – haben mir meine damaligen Vorgesetzten sehr geholfen. Man hat mich auf eine Stelle versetzt, in der ich meine Arbeitszeit freier einteilen konnte. Ich muss dazu sagen, dass es in der Behörde kaum Frauen gab, die außerhalb des Sekretariats arbeiteten. Ich war der einzige Mann auf einer Teilzeitstelle in einer Männerdomäne. Aber ich hatte viel Unterstützung von den Kollegen. Da war es möglich, auch mal später zu kommen oder früher zu gehen. Manchmal haben auch meine Schwiegereltern geholfen.

ZEIT ONLINE: Sie haben also irgendwann eine Teilzeitstelle angenommen?

Schreiber: Ja, die Betreuung war eine Herausforderung, organisatorisch und finanziell. Als ich in Teilzeit gearbeitet habe, ging es besser. Ich konnte mir die Arbeit so einteilen, dass ich von 9 bis 12 in der Behörde war und tageweise auch noch nachmittags. Ich musste ja auch an den Besprechungen teilnehmen. Insgesamt war diese Zeit aber finanziell sehr schwierig für mich und meine Kinder. Ich habe immer wieder Bittbriefe geschrieben. Einmal sogar an den damaligen Ministerpräsidenten von Baden-Württemberg.

ZEIT ONLINE: Was war die schwerste Zeit?

Schreiber: Zum Problem wurde die strukturelle Unvereinbarkeit von Arbeit und Familie, als meine Behörde umstrukturiert und ich versetzt wurde. Da waren die Kleinsten gerade 6 Jahre alt, die Älteste 12. Ich hatte einen Chef, der wenig Verständnis für die familiäre Situation der Mitarbeiter hatte. Ob diese Kinder hatten oder nicht spielte für ihn keine Rolle, Hauptsache war, dass man 10, manchmal 12 Stunden lang im Büro war. Er hat das gleiche zeitliche Engagement von seinen Mitarbeitern verlangt, das er sich selbst abforderte. Das war für mich nicht zu schaffen. Die Belastung war sehr groß, ich erkrankte. Irgendwann wurde ich früh verrentet – mit Anfang 40. …

ZEIT ONLINE: Was würden Sie jungen Männern raten, die gerne den Rollenwechsel ausprobieren möchten?

Schreiber: Es zu wagen. Und nicht alleine sondern gemeinsam mit anderen dafür kämpfen. Noch immer dominiert auch von der Gesellschaft die Erwartung an die jungen Männer, dass sie die Ernährer der Familie sein müssen. Wer es andersrum probiert, hat es schwer. Gerade dort, wo Arbeitsplätze hart umkämpft und die Konkurrenz groß ist, kann man sich Familienarbeit, manchmal sogar Familie gar nicht leisten. Dabei wäre eine Gesellschaft, in der die Arbeit zwischen den Geschlechtern gleicher verteilt wäre, sicher eine schönere. Ich hoffe, dass die nachfolgenden Generationen über eine Umstrukturierung der Arbeitsgesellschaft und einen besseren Ausgleich mit der Familienwelt nachdenken. Doch dafür müssen wir noch viel kämpfen – politisch und ganz individuell.

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