der VÄTER Blog

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Archiv für die 'aktive Vaterschaft' Kategorie

Väter mit Doppelbelastung

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 17. April 2012

Holger kann inzwischen beides: mit einem Affenzahn Kartoffeln schälen, ein aufgeschlagenes Knie verarzten, den Angestellten seiner kleinen Softwarefirma per Telefon den richtigen Rat geben und einen Kundenbesuch am Nachmittag verabreden. Der Mann hat vier Kinder, ist geschieden und muss alles unter einen Hut bekommen: Kinder, Beruf, Haushalt.

Genau wie Michael, Bauingenieur aus Paderborn, Witwer mit drei Töchtern. Mittags eilt er schnell nach Hause, kocht, beaufsichtigt Hausaufgaben und rennt dann wieder zurück ins Büro. Sein Arbeitgeber unterstützt ihn mit flexiblen Arbeitszeiten, trotzdem ist er oft am Rande seiner Kräfte.

Wie kriegen Männer Vollzeitjob im Schichtbetrieb, Kinder und Haushalt unter einen Hut? Keiner hat daran gedacht, zu Hause zu bleiben. Aussetzen beim ersten Kind, später halbtags wieder einsteigen, Kind zum Sport und Musikunterricht fahren, einkaufen usw. ist nicht das, was sie für ihr Leben eingeplant hätten. Meist sind sie in die Situation hinein geraten: Die Frau starb, hat sie plötzlich verlassen, ist krank, die Ehe ist gescheitert.

Das Crash-Programm „Papa allein zu Haus“ mit drei oder vier Kindern hat Licht und Schattenseiten. Die Kinder sind selbstständig und werden nicht übermäßig verwöhnt, müssen aber auch auf einiges verzichten. Besonders die Töchter vermissen irgendwann den weiblichen Gesprächspartner. Und auch an den Vätern geht die Multibelastung nicht spurlos vorbei, selbst wenn „der Laden läuft“.

Menschen hautnah porträtiert drei Väter. Sendetermin, Donnerstag, den 19. April, von 22.30 bis 23.15 Uhr im WDR Fernsehen, Wiederholung, Freitag, den 20. April 2012, von 14.15 bis 15.00 Uhr.

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‚Das Wichtigste wäre ein richtig guter Vater‘

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 15. April 2012

Es ist schon fast drei Jahre her, aber die Themen, die Gerald Hüther im FAZ Gespräch mit Julia Schaaf anspricht, sind heute noch genauso aktuell: Was brauchen Jungen für eine gelingende Entwicklung und was nicht.

‚… Deshalb stehen kleine Jungs auf Bagger und Eisenbahnen?

Früher waren es Panzer, heute sind es Feuerwehrautos, Monster und Dinos.

Sollten Eltern dem entgegenwirken, indem sie Söhnen Puppen schenken?

Das bringt nichts. Jungs brauchen weder Puppen noch Panzer, sondern stabile Bindungen und Aufgaben, an denen sie wachsen können. Und wir müssen sie vor ungünstigen Rahmenbedingungen schützen.

Weil wir sonst Schulversager produzieren und jugendliche Gewalttäter? Liegt es an der Hirnentwicklung, dass wir so viel mehr verhaltensauffällige Jungs als Mädchen haben?

Wegen ihrer schwächeren Konstitution begeistern sich schon Jungs für alles, was ihnen Erfolg, Status und Geltung verschaffen könnte. Aber es gibt fragwürdige Vorbilder: Vierzehnjährige, die damit angeben, dass sie schon drei Mädchen vergewaltigt haben und entsprechende Szenen als Handyvideo vorführen. Gruppenanführer, die nur durch Unterdrückung und die Abwertung anderer aufgestiegen sind.

Sind Männer denn per se aggressiver und gewalttätiger?

Nein. Sie suchen nur mit mehr Vehemenz nach Halt und Bedeutung in dieser Welt. Dafür werden sie von der Gesellschaft benutzt: Männer haben die kulturelle Funktion, neue Räume zu erschließen und an Grenzen zu gehen. Auf die höchsten Berge zu steigen, in die tiefsten Seen zu tauchen, Amerika zu entdecken, auf den Mond zu fliegen: Das ist alles männlich. Aber nicht, weil die Gene das bestimmen würden. Sondern weil die Suche der kleinen Jungs nach Halt in kulturell geprägte Bahnen gelenkt wird. In Zeiten, in denen Kontinente entdeckt werden, sind Seefahrer hochangesehen. Dann wollen alle kleinen Jungs Seefahrer werden. Heutzutage sind erfolgreiche Männer Nobelpreisträger, Naturwissenschaftler, Fußballer, Entertainer.

Was ist daran schlecht?

Ein Teil der Jungs bleibt auf der Strecke. Die Erfolgreichen landen in gesellschaftlich akzeptierten Positionen. Die anderen enden als Landstreicher, Drogenabhängige, Kriminelle, Schläger. Aber auch Nobelpreisträger und Hirnforscher sind letztlich nur Menschen, die gelernt haben, eine Rolle zu spielen. Männer sind, wie sie sind, …

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Papa bleibt Zuhause

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 11. April 2012

Was, wenn der Mann plötzlich vor der Tür steht und mit Beginn seines Ruhestandes das Haus nicht mehr wie üblich verlässt? Welche Veränderungen bedeutet dies für eine Ehe, in der die Rollen dadurch getauscht werden, dass Papa Zuhause bleibt und den Haushalt macht, und Mama arbeiten geht. Was, wenn der Ruhestand ein Vorruhestand ist und wie in diesem Fall von Regine und Peter Horn der Mann bereits mit 48 Jahren, also mitten im Leben in den Lebensabschnitt eintritt, der eigentlich der letzte ist.

Papa ante portas

Ein Beitrag in frauTV vom 5. April 2012.

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Väter- und Männerarbeit in der Migrationsgesellschaft

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 6. April 2012

Eine Tagung der Evangelischen Akademie Loccum, vom 11. bis 13. Mai 2012, in Kooperation mit Aufbruch Neukölln e.V..

Nachdem die Elternarbeit viele Jahre vor allem die Mütter im Blick hatte, sind in jüngster Zeit eine Reihe von Initiativen und Projekten entstanden, die Väter mit Migrationshintergrund ermutigen und unterstützen, sich aktiv mit ihrer Rolle als Erziehende, Väter und Ehemänner auseinanderzusetzen – so auch der. Väter und Männer mit Zuwanderungsgeschichte treffen sich zum Beispiel beim Aufbruch Neukölln, suchen Rat, erproben den offenen und vertrauensvollen Austausch über Hoffnungen und Sorgen, Freude und Probleme.

Kommunikation ist der Anfang von allem: Zuhören, reden, gemeinsam gestalten, Freude schenken und finden – dann können auch die schwierigen Themen angesprochen werden, die Familienkonflikte, die Probleme in der Ehe, Kränkungen, Ängste und Befürchtungen. Und dann können sich Männer als Väter weiterentwickeln.

Wo und wie entstehen Projekte für Väter mit Zuwanderungsgeschichte? Mit welchen Rahmenbedingungen und Ressourcen arbeiten sie? Was kann man von den Projekten lernen, wie können sie gestärkt werden? In welchem Verhältnis steht die sich entwickelnde Väter- und Männerarbeit zu anderen Projekten im Bereich der Kooperation mit Familien und Bildungsinstitutionen? Welche Erfahrungen gibt es in Gruppen, die interkulturell sowohl Väter mit als auch ohne Migrationshintergrund gewinnen?

Bei der Tagung haben Sie die Möglichkeit, Einblick in die Arbeit von Väterprojekten zu nehmen, sich am Austausch über Gelingendes und ungelöste Probleme zu beteiligen und Ideen mitzunehmen, wie Arbeit für und mit Vätern an vielen Orten entstehen kann.

Einen Flyer mit Programm und Anmeldemöglichkeit gibt es pdf zum Download.

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Niemand kann Vorbilder einfordern

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 2. April 2012

Der Chef der Berliner Senatskanzlei Björn Böhning, seit Januar Vater von einem Jungen, erklärt im Gespräch mit der Berliner Zeitung, warum er Rollenklischees nicht mehr hören kann und den offenen Brief, den einige bekannte SPD-Frauen an den werdenden Vater Sigmar Gabriel geschrieben haben, peinlich findet.

‘… Vorbilder sind doch auch ein Mittel der Politik.

Mag sein, aber niemand kann das einfordern. Ich verlange ja auch nicht von der Bundesfamilienministerin, dass sie Elternzeit nimmt. Was mich noch mehr ärgert: Hat eine dieser Briefschreiberinnen mal mit Gabriels Lebensgefährtin geredet? Wissen die, was ihr wichtig ist? Ich finde die Aktion anmaßend. Auch bedient sie absurde Stereotypen.

Nämlich welche?

Auf der einen Seite der macht- und karrieregeile Politiker, der nicht willens ist, sich Zeit für sein Kind zu nehmen. Auf der anderen Seite die sorgende und unterwürfige Mutter, die das alles schon richten wird. Hier wird ein Rollenverständnis suggeriert, das gar nicht mehr existiert. …

Sie sind ja richtig sauer.

Ich kann diese Form von Geschlechterdiskurs nicht mehr hören. Was wird uns Männern nicht alles zugeschrieben! Wir entscheiden für die Familie, wir holen das Geld ran, wir haben kein Interesse an Erziehungsarbeit. Wir gehen mit dem Kind höchstens mal in den Zoo und kümmern uns ansonsten um gar nichts. Das ist lächerlich. Wir sind gesellschaftlich doch längst weiter. So hoffe ich jedenfalls.

Frauen sollen endlich anerkennen, dass Männer inzwischen Windeln wechseln können?

Sie sollten zumindest versuchen, die von ihnen kritisierten Rollenbilder nicht auch noch durch eigene stereotype Vorwürfe zu verfestigen. Wer „dem“ Mann stets eine bestimmte Rolle zuweist, egal aus welcher Motivation, der erwirkt das Gegenteil von Gleichstellung. Ich erwarte nur, dass die schwierigen Aushandlungsprozesse über die Verteilung der Erziehungsarbeit zwischen Müttern und Vätern anerkannt werden. …

Nehmen Sie Elternzeit?

Ja, aber leider nur zwei Monate, von Mitte Juni bis Mitte August. Ich werde unseren Sohn im August in die Kita eingewöhnen. Meine Freundin will im Herbst wieder anfangen zu arbeiten.

Wie hat Klaus Wowereit auf Ihren Antrag reagiert?

Für ihn war es kein Thema, dass ich das machen kann. …‘

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Müssen Spitzen-PolitikerInnen allzeit verfügbar sein?

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 1. April 2012

„Sind Sie der Doppelbelastung als Vater und Parteivorsitzender gewachsen.” „Wie steht es für Sie um die Vereinbarkeit von Beruf und Familie?” Und „Kann ein junger Vater Kanzler werden?” Diese und andere Fragen haben SPD-, Grünen- und Piratenfrauen öffentlich an Sigmar Gabriel gerichtet, der bald zum zweiten Mal Vater wird.

Und der reagiert beleidigt, Fragen, die ihm nicht auch persönlich gestellt werden beantworte er nicht und seine Lebensplanung bespreche er mit Lebensgefährtin Anke allein. Das ist sein gutes Recht, aber das ihm Fragen gestellt werden, die sich auch Andrea Nahles oder Kristina Schröder haben gefallen lassen müssen, ist selbstverständlich. Weder ihm noch anderen Politikern ist zuzumuten, quasi als lebendes öffentliches Leitbild herzuhalten aber Politik braucht glaubwürdige und authentische Menschen, die das tun was sie sagen und gerade Väter brauchen Beispiele dafür, dass Verantwortung und Führung und aktive Vaterschaft sich nicht ausschließen, sondern im Gegenteil, Führungsqualität durch Verantwortungsübernahme in Familie sich noch steigern lässt.

Ein öffentlicher Dialog über die Vereinbarkeit von Politik und Familie ist überfällig, Cem Özdemir von den Grünen hat mit seinen 6 Wochen Elternzeit einen ersten Aufschlag gemacht. In Österreich hat der Dialog von zwei Bundespolitikern auf einem Spielplatz offenbart worum es auch geht ‚als Generalsekretär bin ich der Dobermann. In Elternzeit wäre ich halt der Softie‘. Wie hat es Tim Bendzko in seinem Song ausgedrückt: ‚Ich wär so gern dabei gewesen doch ich hab viel zu viel zu tun … Muss nur noch kurz die Welt retten Weiterlesen »

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Papa ist auf Montage

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 30. März 2012

Kinder dürfen vom Staat nicht bestraft werden. Das Strafrecht lässt sie in Ruhe bis sie 14 Jahre alt sind, so steht es im Gesetz. Die Realität sieht aber anders aus: Das Strafrecht sperrt sie zwar nicht ein, aber Kinder und Jugendliche sind, wenn Vater oder Mutter inhaftiert werden, mitbestrafte Dritte.

Eine Lobby haben diese Kinder nicht. Im Vollzugsalltag kommen sie allenfalls in den kärglichen Besuchsstunden vor: Statt eine Stunde im Monat, das ist der gesetzliche Mindestanspruch, gewähren die meisten Haftanstalten, um den Kontakt zur Familie zu erleichtern, eine Stunde in der Woche – unter Aufsicht. Eine psychosoziale Betreuung der Kinder von Gefangenen durch den Strafvollzug existiert nicht. Ob sich Jugendämter oder Schulpsychologen um sie kümmern, bleibt dem Zufall überlassen. Die Fachzeitschrift Forum Strafvollzug hat dem Thema ihre aktuelle Ausgabe gewidmet.

Und so sieht der Alltag aus: Gegen eine Beschuldigte wird ein Haftbefehl erlassen. Die Polizei nimmt die alleinerziehende Mutter am Vormittag fest. Als ihr Sohn von der Schule kommt, erzählt ihm die Oma, was passiert ist. Erst nach Tagen darf er die Mutter besuchen. Er ist schockiert: “Mama, wo ist dein Bett?” Er weiß nicht, wann sie wieder zu Hause sein wird; sie kann es ihm auch nicht sagen.

In der Regel sind allerdings nicht Mütter, sondern Väter eingesperrt: 95 % der Strafgefangenen in Deutschland sind Männer. Es gibt keine Statistiken darüber, wie viele davon Kinder haben; nach Schätzungen sind es zwei Drittel. Das bedeutet: In Deutschland sind 20.000 Familien mit Kindern und Jugendlichen davon betroffen, dass ihr Vater im Knast sitzt.

Die verbleibenden Familienmitglieder geraten in einen „desorganisierten Zustand”. Fast die Hälfte der Mütter, so das Forum Strafvollzug, versucht dann, die Kinder zu täuschen: Sie erzählen, der Vater sei „auf Montage”, „im Krankenhaus” oder „auf Kur”. Der Zeitpunkt der Rückkehr wird dann immer weiter hinausgeschoben. Die Kinder zweifeln an der Zuverlässigkeit des Vaters, viele werden psychisch auffällig.

Vereinzelt gibt es aber ermutigende Projekte: In der Justizvollzugsanstalt Leipzig haben inhaftierte Väter zusammen mit Mitarbeitern des Psychologischen Dienstes das Kinderbuch »Wir treffen uns im Traum – Eine Geschichte über Papa im Gefängnis« entwickelt. Es handelt in Bildern und Texten von dem kleinen Mädchen Alessa, dessen Vater ins Gefängnis muss.

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Arbeiten an der Rolle als Vater

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 28. März 2012

Über Vätermit tütkischem Migrationshintergrund wird oft gesagt, dass sie sich nicht um die Erziehung ihrer Kinder kümmern. Eine Gruppe im SchillerHaus in Urberach stellt diese Sichtweise auf den Kopf. Etwa zehn türkische Väter treffen sich dort regelmäßig, sprechen über die Erziehung ihrer Kinder und darüber, wie sie ihnen gute Vorbilder sein können. Geleitet wird die Väter-Gruppe , von dem Sozialwissenschaftler Dr. Cengiz Deniz.

Nach Auffassung von Deniz sind viele türkische Väter „sehr wohl an der Erziehung ihrer Kinder interessiert, sie wollen das Beste für ihre Kinder. Es fehlt allerdings an entsprechenden Angeboten“. Diese Meinung unterstützt die Aussage eines Mitglieds der Gruppe: „Bislang habe ich mir nie Gedanken darüber gemacht, welche Beziehung ich zu meinen Kindern habe. Jetzt weiß ich, dass ich intensiver daran arbeiten muss, denn ich habe gelernt, dass ich für meine Kinder ein Vorbild bin. Seitdem ich in der Väter-Gruppe bin, merke ich, dass ich eine bessere Beziehung zu meinen Kindern entwickele. Schade, dass es nicht schon früher so etwas gab.“

Es sei, so Dr. Deniz, inzwischen weitestgehend wissenschaftlich belegt, dass Kinder ihren Eltern (Vater und Mutter) gegenüber das gleiche Bindungsverhalten zeigten; beide Elternteile seien aktive Bezugspersonen. Ein Blick in die alltäglichen Spannungsverhältnisse zeige aber, dass zwischen traditionellen Rollenvorstellungen und „erwarteten“ Rollenvorstellungen erhebliche Differenzen bestünden.

Dr. Deniz: „Väter, die sich aktiv an der Erziehung beteiligen, fördern die Entwicklung von Eigenschaften wie Einfühlungsvermögen und soziale Kompetenz und beeinflussen damit die schulische und soziale Leistungsfähigkeit ihrer Kinder positiv. Zudem entlasten sie die Mütter. Dabei ist es nicht von Bedeutung, wie viel Zeit die Väter mit ihren Kindern verbringen, sondern vielmehr sind Verlässlichkeit und Qualität der Beziehung entscheidend.“

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Wem gehören die Kinder?

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 25. März 2012

Diese Frage stellt der Schriftsteller Ralf Bönt, dessen Manifest für den Mann ‚Das entehrte Geschlecht‘ Anfang März erschien, aus aktuellem Anlass in einem Essay in der  Zeit. Wie in dem Buch knüpft er seine gleichstellungspolitischen Forderungen an persönliche Erfahrungen an, die auch andere nichtverheiratete Väter alltäglich machen können.

‚Vor einigen Jahren wollte ich mit meinem Sohn zum Skilaufen an die Schneekoppe fahren. Um einen Reisepass für ihn zu beantragen, ging ich zum Bürgeramt, wo ich feststellen musste, dass keine Sachbearbeiterin von meinem Sorgerecht informiert war. Ich holte den amtlichen Zettel mit der Sorgerechtsteilung von zu Hause, aber einen Pass konnte ich für meinen Sohn ohne die Unterschrift seiner Mutter sowieso nicht beantragen.

»Was meinen Sie wohl«, sagte die junge Frau hinter dem Schreibtisch gelangweilt, »wie viele Kinder jedes Jahr von ihren Vätern entführt werden.« Erst beim Fortfahren blickte sie mir in die Augen: »Wenn die erst mal außer Landes sind, kriegt die keiner mehr.« Nur kurz stellte ich mir in dieser Sekunde vor, ohne Pass nach Zittau zu fahren und zu sehen, ob die Schranke offen war. Vielleicht würden wir auch durchgewunken oder könnten mit den Grenzern reden. Dann sah ich die Tränen meines Sohnes für den Fall, dass wir umkehren mussten. Ich sah ein: Der Skiurlaub musste verschoben werden.

Danach änderte die Mutter ohne Rücksprache im selben Amt den Hauptwohnsitz unseres Sohnes. Ich konnte dies allein nicht rückgängig machen. Diesmal erklärte mir eine ältere Dame, ich habe doch selber gesagt, dass man den Wohnsitz nicht ohne Zustimmung beider Eltern ändern könne. Zwei Fehler, meinte sie, seien einer zu viel. So fand ich mich in einer Anwaltskanzlei wieder, bis der Wohnsitz wieder da war, wo sich unser Sohn am meisten aufgehalten hatte.

Damals ließ ich meine Vaterschaft auch in meinen Reisepass eintragen, denn als wir doch noch auf dem Weg zur Schneekoppe waren, wären wir fast nicht über die Grenze gekommen. Wir tragen nicht denselben Nachnamen, ich hatte der Mutter da den Vortritt gelassen. So konnte ich nicht nachweisen, erlaubterweise mit dem Kind zu reisen. Erst mit der Eintragung im Pass hatte ich amtlich, dass mein Sohn wirklich mein Sohn war.

Als dieser Pass jetzt ablief, erfuhr ich von einer Neuerung: Man kann zwar den eigenen Fingerabdruck in den neuen Pass einlesen lassen, Kinder werden aber nicht mehr notiert. Eigentlich müsste ich den Zettel mit dem Sorgerecht jetzt also immer bei mir tragen, ohne zu sehr zu hoffen, dass er mir an einem Schlagbaum, auf einer Polizeiwache oder gar in einem Krankenhaus wirklich helfen würde, etwa wenn es gilt, eine schnelle Entscheidung zu treffen. Ich sehe die skeptischen Blicke der Beamten oder Ärzte lebhaft vor mir: Ein Mann, der ein abgegriffenes DIN-A4-Blatt aus der Innentasche des Jacketts holt und umständlich entfaltet, um sich als Vater seines Sohnes auszuweisen? Weiterlesen »

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Neue Eltern – alte Zwänge? – Baustelle Familienpolitik

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 23. März 2012

Darüber diskutiert Matthias Hanselmann am Samstag von 9:05 Uhr bis 11 Uhr gemeinsam mit Karin Jurczyk und Hans-Georg Nelles. Hörerinnen und Hörer können sich beteiligen unter der Telefonnummer 00800 2254 2254 oder per E-Mail unter gespraech@dradio.de.

Seit Jahren diskutieren wir über die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Getan hat sich – wenn man die Realität junger Eltern anschaut – erschreckend wenig. Noch immer übernehmen 77 % der Mütter die Hauptlast der Familienarbeit.

Mittlerweile nimmt zwar ein Viertel der Väter Elternzeit, allerdings bleiben nur zehn Prozent dieser Männer mehr als zwei Monate zu Hause. Die Quote der in Vollzeit arbeitenden Mütter verharrt bei rund 30 %, bei Männern liegt sie nach wie vor bei 90 Prozent. Obwohl sie es nicht wollen, verfallen viele Paare, kaum dass sie Eltern werden, in die alten Rollenmuster. Und beide leiden darunter.

“Zu Beginn haben die meisten Paare mehr oder minder egalitäre Pläne”, sagt Karin Jurczyk vom Deutschen Jugendinstitut in München. “Dann kommen die Kinder, und es stellt sich die Frage, wie machen wir es jetzt? Und dann geht es um Verdienst und Karrierechancen, und es greifen die alten Muster. Es gibt natürlich Frauen, die versuchen, das zu ändern, aber sie scheitern und zwar nicht an ihren Männern, sondern an den Rahmenbedingungen. Und es gibt auch die Männer, die es versuchen, aber auch sie scheitern an den Rahmenbedingungen.”

Es gebe zwar die viel gepriesenen “neuen Väter”, aber: “Die zwei Vätermonate sind nun auch nicht so wahnsinnig viel. Denn es heißt eben auch, dass 75 % der Väter noch nicht einmal einen Tag Elternzeit nehmen.”
Die Sozialwissenschaftlerin und zweifache Mutter beschäftigt sich seit Jahrzehnten mit der Familienpolitik. Reformen, so ihre Erfahrungen, kämen viel zu langsam voran.

“Es tut sich etwas, aber es tut sich viel zu wenig, und das Ganze ist nicht konzeptgeleitet. Es gibt viele Einzelprojekte, die sind aber nicht abgestimmt und von einer Gesamtidee getragen.” Daran habe auch der nunmehr achte Familienbericht der Bundesregierung nichts geändert, der in dieser Woche vorgestellt wurde.

“Wir haben keinen Erkenntnisbedarf, wir haben einen Handlungsbedarf!”, Weiterlesen »

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