… du klingst wie eine frustrierte Ehefrau aus den Fünfzigern
Erstellt von Hans-Georg Nelles am 12. November 2013
‚… ja dann bin ich eine frustrierte Ehefrau aus den Fünfzigern, aber dann bist du der passende Mann dazu‘ … ‚sehr witzig!‘. In dem kurzen Streitgespräch zwischen Konrad und Christine im Krankenhaus werden alle Herausforderungen, die mit einer einseitigen Aufgabenteilung in einer Familie zusammenhängen mehr als deutlich.
Es geht um Wertschätzung dessen, was der Andere zu Hause tut ‚das ist auch Arbeit‘ aber die finanzielle Versorgung hängt an der Anderen. Es geht um unterschiedliche Lebens- und Erfahrungswelten, die leicht auseinanderdriften können und um die Beziehung zu den Kids, die eine Beziehung zu demjenigen aufbauen, der sich Zeit für sie nimmt.
Derjenige, der nach einer längeren Familienphase wieder in den Beruf einsteigen möchte, braucht die Unterstützung der ganzen Familie, insbesondere der Partnerin. Das ist auch der Kern des Streits im Krankenhaus. Charly Hübner, der in dem Kinofilm ‚Eltern‚ den fürsorglichen Vater spielt, bringt es auf den Punkt ‚ich brauche jetzt auch jemanden, der mir den Rücken freihält‘ damit das Theaterstück ein Erfolg wird. Aber auf die Bühne zu ziehen und Rückendeckung lediglich zu inszenieren, ist auch keine Lösung.
Viele gerade gut ausgebildete Paare steht diese Frage irgendwann auf der Tagesordnung, auch wenn sie ganz bewusst in die fünfziger Jahre zurück gegangen sind, ‚Temporäre Teilretraditionalisierung‘ heißt das in der Literatur. Rollentausch ist aber keine Lösung sondern die Fortsetzung des Problems mit anderem Vorzeichen.
Was es braucht ist radikales Umdenken. Karriere ist nicht, wenn ich täglich 12 Stunden oder mehr der Arbeit zur Verfügung stehe und den Kontakt zum Leben und zur Familie verliere. Beruflicher Erfolg braucht Lebenserfahrung und Zufriedenheit. Karriere ist (auch), wenn die Beziehung hält und auch daran kann Mann und Frau arbeiten. Zufriedenheit stellt sich ein, wenn ich mehrere Möglichkeiten und vor allem Zeit für das habe, was mir wichtig ist. Umdenken heißt auch zu akzeptieren und wertzuschätzen, dass in manchen Lebensphasen 32 Stunden Erwerbsarbeit mehr als genug sind und Teilzeitmänner und –frauen effizienter arbeiten und eine Reduzierung der Erwerbsarbeitszeiten keine Absage an berufliche Ambitionen ist.
Und zum Schluss noch einen Tipp in Sachen Wiedereinstieg nach der Familienphase. Jemandem der redet kann geholfen werden, also am besten rechtzeitig, und das heißt vor der Geburt der Kinder, Absprachen darüber treffen, wer wann welche Entwicklungsschritte im Job macht, wer sich um Kinder und Haushalt kümmert und umgekehrt. Es geht fast alles, nur nicht immer gleichzeitig.
Weitere Tipps für Eltern gibt es auch in den Blogs: Daddylicious, Networkingmom und Zockt.
Der Film Eltern kommt am Donnerstag in die Kinos und ist eine kurzweilige und unterhaltsame Aufforderung Absprachen und Gewohnheiten auf Zufriedenheit, die eigene und die der Partnerin/ des Partners hin zu überprüfen.
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