Die Zeitschrift Werben & Verkaufen hat den Vater interviewt, der am Tag nach der Rückkehr aus der Elternzeit von seinem Arbeitgeber entlassen worden ist.
„Was ist genau passiert, als Sie … zurückgekehrt sind?
Ich bekam die Kündigung und wurde freigestellt.
Wie war Ihre erste Reaktion?
Ich war fassungslos. Damit hatte ich überhaupt nicht gerechnet. …
Sie waren fast fünf Jahre in der Agentur beschäftigt. Welcher Grund wurde Ihnen für die Kündigung genannt?
Mein Chef sagt, er sei mit der Qualität meiner Arbeit nicht mehr zufrieden gewesen. Was jahrelang nie ein Thema war, weil meine Kreativarbeit natürlich auch Anteil an Pitch-Erfolgen hatte. Ich war auch an unserem Website-Award beteiligt, der für ziemlich große Aufmerksamkeit gesorgt hat. Und während meiner Elternzeit hat er mich noch für ein paar Tage in die Agentur reingeholt, als Not am Mann war. Außerdem habe ich Kunden durch private Beziehungen direkt an die Agentur vermittelt. Insgesamt ist es schwer für mich zu glauben, dass die Qualität meiner Arbeit der Grund war.
Und was, glauben Sie, ist der wahre Grund?
Der Agenturchef hat es mir übel genommen, dass ich überhaupt Elternzeit genommen habe. Als ich ihn zum ersten Mal von meinem Wunsch in Kenntnis setzte, ist er fast aus allen Wolken gefallen. Später meinte er dann: Zwei Monate wären für ihn o.k. – maximal! Da schwang für mich schon eine unterschwellige Drohung mit. Ich musste aber länger Elternzeit nehmen, weil wir damals noch keinen Kita-Platz hatten. Auch die Angst, dass ich künftig vielleicht ab und zu mal früher los muss oder dass vielleicht irgendwann noch ein zweites Kind kommt, könnte den Chef zur Kündigung veranlasst haben. Das halte ich sogar für sehr wahrscheinlich.
Das Verhältnis zwischen ihnen war aus diesem Grund abgekühlt.
Wir haben lange Zeit ein gutes Verhältnis gehabt. Doch mein Wunsch, Elternzeit zu nehmen, hat alles verändert. …
Können Sie – nach Ihren jetzt gemachten Erfahrungen – anderen noch guten Gewissens empfehlen, selbst Elternzeit zu nehmen?
Auf jeden Fall! – Ich habe vor allem eins gelernt: Die Familie geht vor. Denn die bleibt (idealerweise) für immer. Während das mit den Jobs in unserer Branche ja oft ein recht schnelllebiges Geschäft ist. Was die Länge der Elternzeit angeht, da würde ich mir heute aber wohl tatsächlich mehr Gedanken drüber machen. Da hätte ich stärker vorfühlen müssen. Vor allem aber sollte man ganz am Anfang mehr darauf schauen, ob der Arbeitgeber, für den man sich entscheidet, sich durch Familienfreundlichkeit auszeichnet. …“
Diese ’schlechten Beispiele‘ gibt es leider immer noch, sind aber gottseidank die Ausnahme. Die Konsequenzen, die Stefan D. daraus zieht sind meiner Erachtens die richtigen: bei der Wahl des Arbeitgebers auf die Haltung und das Bewusstsein zum Thema Familie achten, Prioritäten setzen und diese rechtzeitig kommunizieren. Leider wird auch im neuen Elterngeld Plus Gesetz den Vätern dafür ein (zu) enger zeitlicher Rahmen zur Verfügung gestellt. Der Kündigungsschutz beginnt erst acht Wochen vor dem Beginn der Elternzeit.
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