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Eine (zu) leise Veränderung im Hintergrund

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 15. März 2015

Der Zwischenruf der „Realistin“ Sonja Bayer in der Huffington Post legt den Finger auf die Schwachstelle der Diskussion zur Gleichberechtigung in Deutschland:

„… Gleichberechtigung wird häufig mit Frauenförderung assoziiert, dabei soll Gleichberechtigung doch alle „fördern“. Nicht nur die Rolle der Frau hat sich in den letzten ca. 65 Jahren stark verändert, sondern auch die Rolle des Mannes-insbesondere des Vaters.

Diese Veränderung scheint sich aber eher „leise im Hintergrund“ zu vollziehen. Denn wo sind die Vorbilder für die Männer, die sich gleichwertig in Haushalt und Partnerschaft einbringen? Wo sind die „Förderveranstaltungen“ für Väter die eine längere Elternzeit nehmen möchten- für Väter, die mit dem kranken Nachwuchs zu Hause bleiben und für Väter, die sich gleichwertig und engagiert in die Erziehung einbringen wollen?

Männer, die ein Meeting früher verlassen müssen um das Kind von der Kita abzuholen oder Männer, die sich morgens auf der Arbeit abmelden, weil das Kind krank ist, werden gerade in der freien Wirtschaft von vielen Kollegen und oft auch von Vorgesetzten … belächelt. Ganz schnell gilt der Mann dann als „Softie“ oder gar „Weichei“.

Viele Frauen wünschen: engagiert sollen sie sein die Männer und gerade auch in ihrer Vaterrolle-aber bitte doch kein Softie! So wird es für viele Männer zu einer schwierigen, vorbildlosen Gratwanderung zwischen dem engagierten Partner/Vater und dem „Weichei“. …

Wenn die Gesellschaft diese „neuen“ Männer/Väter fördern möchte, sollten alle die Männer/Väter in dieser Entwicklung unterstützen und gerade auch Frauen Männer in diesem „Entwicklungsprozess“ unterstützen- denn es ist ein Gewinn für alle gleichermaßen: die Männer, die Frauen und die Kinder. …“

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Elterngeld stärkt die Partnerschaft

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 13. März 2015

Eines der Ziele des 2007 eingeführten Elterngelds war es, Vätern den Weg vom Schreibtisch an den Wickeltisch zu ebnen. Inwieweit das funktioniert und welche Hindernisse es noch gibt, haben Svenja Pfahl, Stefan Reuyß, Dietmar Hobler und Sonja Weeber vom Berliner SowiTra-Institut mit Unterstützung der Hans-Böckler-Stiftung untersucht. Für ihre Studie haben die Sozialwissenschaftler ausführliche Interviews mit 43 Elterngeldvätern sowie eine Online-Umfrage mit mehr als 600 Teilnehmern durchgeführt. Der Analyse zufolge wirkt es sich positiv auf die Beziehung zum Nachwuchs und die Partnerschaft aus, wenn Väter eine Auszeit vom Erwerbsleben nehmen. Als hinderlich erweisen sich vor allem skeptische Vorgesetzte, fehlende Vertretung und ungünstige berufliche Perspektiven der Mütter.

Die befragten Väter machten von den gesetzlichen Möglichkeiten einen variantenreichen Gebrauch, schreiben die Forscher. 71 Prozent beziehen für maximal zwei Monate Elterngeld, 5 Prozent setzen zwölf oder mehr Monate aus. Ein Viertel der Väter arbeitet während der Elterngeldphase in Teilzeit, einige Paare sind in Teilzeit-Teilzeit-Kombination erwerbstätig. Es könne davon ausgegangen werden, dass für viele von ihnen das ElterngeldPlus ein „willkommenes Angebot“ wäre, das ab Juli 2015 bis zu 28 Elterngeldmonate ermöglicht, wenn beide Partner ihre Arbeitszeit reduzieren.

Ob Väter sich überhaupt für Elternmonate entscheiden, hängt der Studie zufolge vor allem davon ab, wie sicher der Arbeitsplatz und wie familienorientiert der Arbeitgeber ist. Für die Dauer der Nutzung sei unter anderem maßgeblich, ob es zwischen den Partnern Unterschiede bei Qualifikation und Einkommen gibt und wie groß diese sind. Auf betrieblicher Ebene hätten die Vertretungsmöglichkeiten großen Einfluss, zudem spielten die direkten Vorgesetzten eine Schlüsselrolle: Insbesondere bei Vätern, die sich ihrer Entscheidung noch nicht sicher sind, führe ablehnendes Verhalten oft zu einer Verkürzung der Elterngeldphase oder zum völligen Verzicht. Nicht zuletzt müsse neben der Lebens- und Arbeitssituation des Vaters in gleichem Maße die der Partnerin in den Blick genommen werden.

Als wichtigsten Effekt der Elternmonate nennen die befragten Väter eine stärkere Beziehung zu ihrem Kind. Darüber hinaus bessere sich durch die partnerschaftliche Arbeitsteilung die Qualität der Paarbeziehung. „Hier wird noch einmal deutlich, dass die Elterngeldmonate für das Gros der Väter keineswegs nur eine Art Urlaub darstellen“, urteilen die Autoren. Vielmehr sei das Bemühen um eine partnerschaftliche Beziehung deutlich zu erkennen, das auf eine egalitäre Verteilung von Erwerbs-, Familien- und Hausarbeit abzielt. Dadurch eröffnen sich den Frauen neue berufliche Spielräume: Fast zwei Drittel der Befragten mit mindestens drei Elternmonaten geben an, dass ihre Elterngeldzeit der Partnerin den Wiedereinstieg in den Beruf erleichtert hat. Von den anderen Vätern mit maximal zwei Monaten bestätigt das immerhin noch ein Drittel. Weiterlesen »

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Bilder von Vätern mit ihren Kindern

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 11. März 2015

Auf dem Weg zum Amtszimmer der Jugendstadträtin Christine Keil im Rathaus Weißensee kann man Fotografien zum Thema „Die Zeit vergeht – die Zeit mit Papa bleibt“ besichtigen. Initiiert hat diese Ausstellung der Sozialpädagoge Andreas Gerts.

Gerts gibt seit zehn Jahren einen Papa-Kalender heraus. Dafür lässt er sich jedes Jahr Fotos von Papas mit ihren Kindern zuschicken. Aus den schönsten Fotos gestaltet er dann den Kalender.

Der Ausgangspunkt für Gerts‘ Kalender-Projekt war der gesellschaftliche Wandel. Der führt dazu, dass Väter ihre Vaterrolle zunehmend stärker wahrnehmen möchten – und können. Weil er feststellte, dass Väter von heute sich immer intensiver um ihren Nachwuchs kümmern, kam er 2005 auf die Idee, ein Foto-Kalender-Projekt zu diesem Thema zu initiieren. „Der Papa-Kind-Kalender möchte zeigen, dass Vater-Kind-Gespanne ebenso schön aussehen können, wie das bei Müttern und ihren Kindern der Fall ist“, sagt Andreas Gerts. „Väter leisten sich heute Gefühlsoffenheit, Weichheit, Zärtlichkeit, Fürsorge und auch Schwächen gegenüber ihren Kindern. Väter bevölkern Spielplätze, kennen die Kleidergrößen ihres Nachwuchses, gehen zum Babyschwimmen und verbringen ihre Zeit immer öfter und gerne mit ihren Kindern.“

Inzwischen hat er 140 Fotos von Vater-Kind-Gespannen. Einen Teil davon zeigt er nun in dieser neuen Ausstellung im früheren Weißenseer Rathaus an der Berliner Allee 252-260. Ausstellungseröffnung ist am Donnerstag,  den 26. März, um 14.30 Uhr, durch Jugendstadträtin Christine Keil. Zu besichtigen ist die neue Ausstellung einige Wochen lang Montag bis Freitag von 9 bis 18 Uhr.

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Eine geteilte Obhut hebelt das gemeinsame Sorgerecht faktisch aus

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 9. März 2015

Der ‚paritätische Doppelresidenz‘ nach einer Trennung oder Scheidung kommt nicht nur m Hinblick auf die Entwicklungsmöglichkeiten der Kinder eine entscheidende Rolle zu. Auch bei der Frage, inwieweit überkommene Rollenbilder und –erwartungen festgeschrieben oder aufgelöst werden, spielt sie eine wichtige Aufgabe. Vor diesem Hintergrund kommentiert Ivo Knill im aktuellen Newsletter von männer.ch die Entscheidung des Nationalrats gegen das ‚Wechselmodell‘:

„Vergangenen Mittwoch, am 4. März 2015, hat der Nationalrat die Revision des Unterhaltsrechtes beraten – und sich gegen die ausdrückliche Ermöglichung der alternierenden Obhut entschieden. Ein sehr bedauerlicher Entscheid. Vor allem enttäuscht hat die SP. Während die Grünen mehrheitlich für die Ermöglichung der alternierenden Obhut stimmten, votierte die SP geschlossen dagegen. Die SP-Fraktion liess ihre eigene Bundesrätin, Simonetta Sommaruga, im Regen stehen, die diesen Zusatz mit Nachdruck unterstützte, und  gab den Ausschlag zur Ablehnung der Vorlage.

Aber beginnen wir von vorne: Das debattierte Unterhaltsrecht regelt – ergänzend zum Sorgerecht – wer das Kind betreut und wer bezahlt. Anders als oft angenommen, ist mit der gemeinsamen elterlichen Sorge nicht automatisch eine Aufteilung der elterlichen Pflichten und des Unterhaltes verbunden. Vielmehr bleibt der tägliche Umgang mit dem Kind weiterhin nur einem Elternteil zugordnet. männer.ch und Gecobi haben diese Logik immer wieder kritisiert. Denn: Sie zementiert das patriarchale Ernährermodell. Eine geteilte Obhut hebelt das gemeinsame Sorgerecht faktisch aus.

Und eben: Besonders tragisch in der nationalrätlichen Debatte war, dass sich ausgerechnet die SP von einer falschen Logik leiten liess. Wenn auch mit guten Absichten folgten die Fraktion einer Argumentation, die im tiefsten Dunkel des Geschlechterkampfes verankert ist: Die SP-Frau Ursula Schneider Schüttel begründet die Ablehnung der alternierenden Obhut wie folgt:

«Das ist nicht etwa ein Votum gegen die verstärkte Beteiligung der Männer an der Familien- und Betreuungsarbeit, aber diese darf nicht erst im Trennungs- und Scheidungsfall beginnen. Der Tatbeweis, liebe Männer, muss früher erbracht werden und nicht erst, wenn über den Unterhalt diskutiert wird.»

An diesem Votum ist so ziemlich alles schief, was schief sein kann. Denn, erstens: Väter von kleinen Kindern engagieren sich heute 30 Stunden in Haushalt und Kinderbetreuung – und zwar pro Woche. Das ist sehr wohl ein Tatbeweis! Väter erbringen einen Drittel der Familienarbeit und erwirtschaften drei Viertel des Einkommens. Dies zu übersehen ist ein klarer Affront gegenüber allen Männern, die sich echt darum bemühen, neben einem Vollzeitjob zuhause als Vater präsent zu sein. Zweitens: Es ist völlig klar, dass bei einer Scheidung nur für die Väter die alternierende Obhut in Betracht kommt, die auch bereit sind, den Tatbeweis zu erbringen und die Betreuung zu übernehmen. Es braucht hier also nicht nach einem Tatbeweis gerufen werden – es muss vielmehr ermöglicht werden, dass ihn die Väter erbringen können.

Klar ist: Wenn die Frauen aus dem Haushalt heraus in die Wirtschaft gefördert werden sollen, dann müssen Männer auch in die familiäre Arbeit hinein gefördert werden. Weder Frau noch Mann sollten für Chancengleichheit Tatbeweise erbringen müssen. Denn klar ist eben auch: Solange Frauen in der Arbeit und die Männer in der Familie diskriminiert werden, können wir, liebe Ursula Schneider Schüttel, noch lange auf «Tatbeweise» warten. …“

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Spitzenväter des Jahres 2015

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 7. März 2015

Das Familienunternehmen Mestemacher würdigte am 6. März in Berlin zum 10. Mal Männer, die sich als Väter mit großem Engagement für ihre Kinder einsetzen und ihrer Partnerin den Rücken freihalten, damit diese in ihrem Beruf vorankommen. „Gleichstellung ist gleich Frauensache – das ist eine Gleichung, die nicht aufgeht. Es kommt ebenso auf die Männer an. Vor allem Väter spielen eine entscheidende Rolle“, betont die Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel in ihrem Grußwort anlässlich der Preisverleihung.

Schirmherrin der Auszeichnung ist die Bundesministerin für Familien, Senioren, Frauen und Jugend, Manuela Schwesig. „Meine Glückwünsche gehen an die diesjährigen Spitzenväter des Jahres. Sie zeigen: Auch für Väter ist Zeit für die Familie wichtig“, so Schwesig. Die Preisträger in diesem Jahr sind Muhittin Demir und Norman Heise. Beiden wurde heute am 6. März 2015 ein Preisgeld von 5.000 Euro überreicht. Ein Sonderpreis über 2.500 Euro ging an „Das Team ehrenamtlicher Väterbeauftragter der Charité – Universitätsmedizin Berlin“

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Familie und Freunde wichtiger als Karriere

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 5. März 2015

Immer mehr Berufstätige achten verstärkt darauf, dass sich der Job gut mit ihrem Privatleben vereinbaren lässt: 60 % der Erwerbstätigen in Deutschland sagen sogar, dass sie keinesfalls für die Karriere ihr soziales Umfeld aufgeben würden. Das ist das Ergebnis einer repräsentativen forsa-Umfrage unter Fach- und Führungskräften (Fachhochschul-/Hochschulabschluss) im Auftrag von XING.

Wichtiger als berufliches Fortkommen ist den Befragten auch ihre Partnerschaft. Deutlich mehr als die Hälfte (57 %) lehnt eine Fernbeziehung als Preis für die Karriere ab. Ostdeutsche sind hier tendenziell konsequenter: Für den Job eine Fernbeziehung in Kauf zu nehmen, kommt für 64 % keinesfalls in Frage. Zudem sind die Menschen in den neuen Bundesländern heimatverbundener: Jeder Zweite kann sich nicht vorstellen, für den Job in eine andere Stadt zu ziehen (vs. 37 % aller Befragten).

Väterzeit im Kommen, aber noch nicht voll etabliert

Wenn es um das Gleichgewicht zwischen Arbeit und Privatleben geht, stehen flexible Arbeitszeiten ganz oben auf der Liste: 87 % der Befragten halten diese für ein sehr wichtiges beziehungsweise wichtiges Angebot des Arbeitgebers. Eine hohe Akzeptanz von Elternzeit für Männer halten 53 % für zentral. Frauen (61 %) sowie die bis 29-Jährigen (67 %) und 30-39-Jährigen (64 %) messen dieser eine noch größere Bedeutung bei. Kinderbetreuung direkt im Unternehmen ist dagegen nur für gut jeden Vierten ein relevantes Angebot.

In der Praxis findet Elternzeit für Männer zunehmend Verbreitung, auch wenn sich die Auszeit für Väter noch nicht überall uneingeschränkt durchgesetzt hat: Nur 7 % glauben, dass es ein Karriereknick ist, wenn Männer Elternzeit nehmen. Ein Großteil (41 %) dagegen denkt, dass Elternzeit für Männer inzwischen allgemein in ihrem Unternehmen akzeptiert wird und es daher selbstverständlich ist, dass auch Männer davon Gebrauch machen. 28 % sehen den Ist-Zustand in ihrem beruflichen Umfeld noch etwas skeptischer: Sie geben an, dass zwar immer mehr Männer die Möglichkeit nutzen, ein bis zwei Monate mit ihren Kindern zu verbringen, dieses Modell im Unternehmen aber noch nicht voll etabliert ist.

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Männerbewegung

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 2. März 2015

Braucht es noch eine Männerbewegung? Nein. Wieso auch? Wir müssen noch das Problem der Lohnungleichheit in den Griff bekommen, hie und da eine Quote einführen – und dann ist die Sache geritzt. In den Schulen, an den Universitäten und in der Politik sind die Frauen vertreten. Wenn wir noch etwas hangen und bangen, kriegen Männer zwei Wochen Vaterschaftsurlaub. Dann ist doch alles bestens oder?

Nein eben nicht. Mit der Gleichberechtigung ist es nicht getan. Die Geschlechtergleichstellung alleine löst ein Problem nicht, das uns täglich auf jeder Seite der Zeitung entgegenstarrt. Um die Männer und die Männlichkeit steht es wie eh und je: Nämlich herzlich schlecht. Männer haben und machen Probleme, vom Schulbuben bis zum Weltmachtlenker, vom Hooligan bis zum braven Nachbarn: Wer ein Mann ist und ein Problem hat, der nimmt den Knüppel in die Hand. Und wer’s nicht macht? De ist, heisst es, kein rechter Mann.

Die aktuelle Ausgabe der Männerzeitung setzt sich mit diesen Fragen auseinander und legt dar, warum es eine dialogorientierte Männerpolitik braucht.

Ivo Knill, Der Platz meines Vaters am Esstisch. Seit je her sind wir Söhne aufgebrochen, um es anders zu machen als unsere Väter. Das kann heute nicht anders sein – und daraus ergibt sich die Bewegung der Männer.

Samuel Steiner und Adrian Soller, Wieso die Männerbewegung keine Zukunft haben darf. Frauen- und Männerorganisationen gelingt es kaum mehr, junge Mitglieder zu gewinnen. Ist das ein Problem – oder die Lösung?

Ivo Knill, Wieso die Männerbewegung eine Zukunft haben muss. Die beiden Männer- und Väterorganisationen «männer.ch» und «Gecobi» setzen sich mit grosser medialer Wirkung für die Anliegen der Männer ein. Die Erfolge sprechen für sich.

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Alles ist möglich! Über Wirklichkeiten, Verantwortung und Lügen.

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 24. Februar 2015

„Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie ist keine Lüge, sondern ein Anspruch, den die Familien haben. Die Politik muss alles dafür tun, dass dieser Anspruch auch realisiert werden kann. Es ist eine gesellschaftliche Aufgabe. Es ist eine Frage, die Mütter und Väter betrifft.“ Mit dieser Aussage wandte sich Familienministerin Schwesig in der ersten Lesung des Gesetzes zum Elterngeld Plus am 26. September im Deutschen Bundestag gegen eine Diskussion, die im Januar 2014 von Marc Brost und Heinrich Wefing in der Zeit angestoßen worden ist.

Sie stellen viele gute Fragen: „Aber warum ist es nur so verdammt schwer, Kinder und Ehe und Beruf unter einen Hut zu bekommen? Warum sind wir erschöpft und müde und einfach erledigt, warum haben wir ständig das Gefühl, dass wir zu wenig Zeit für alles haben: für die Kinder, für den Job, für die Partnerin, für uns selbst?“ Ihre Antwort: „Es geht alles gar nicht“ ist aber nicht zielorientiert sondern fatalistisch. Damit geben sie den Gestaltungswillen aus der Hand und erklären die von ihnen beschriebenen Wirklichkeiten als unveränderbar und allmächtig.

Das aber ist das Letzte, was dem Anliegen, Arbeit so zu gestalten und zu verteilen, dass Väter sich beteiligen können, am Leben der Kinder und am eigenen, nutzt. Im Gegenteil!

Diesem Diskurs haben sich inzwischen weitere Autoren und Autorinnen angeschlossen. Im September veröffentlichten Susanne Garsoffky und Britta Sembach das Buch ‚Die Alles ist möglich Lüge. Wieso Familie und Beruf nicht zu vereinbaren sind.“ Was auf den ersten Blick verwundert ist, dass auch Wirtschaftswoche und Handelsblatt ins gleiche Horn pusten und sogar gegen die Vormacht der Wirtschaft argumentieren: „Die totale Mobilisierung aller Arbeitsfähigen für die Wirtschaft zehrt an der Substanz. Sie wird bezahlt durch psychische Erschöpfung und vor allem: durch ungeborene Kinder. … Solange dabei weiterhin die Prioritäten verdreht bleiben, solange also das Bedürfnis der Wirtschaft nach menschlicher Arbeitskraft immer Vorrang hat, wird das illusionäre Versprechen der Vereinbarkeit eine Quelle dauernder Enttäuschung sein. … Die Wirtschaft hat dem Menschen zu dienen, nicht umgekehrt.“

In der weiteren Argumentation wird die rückwärtsgewandte Ideologie aber nicht nur zwischen den Zeilen deutlich: „Wenn Männer und Frauen sich von der Illusion befreien und erkennen, dass sie nicht zwei Leben in einem führen wollen …“ Beruf oder Familie, Kinder oder Karriere, da ist sie wieder die ‚deutsche Frage‘, die die Geburtenrate zum Absturz gebracht hat.

„Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie kann in einer emanzipierten geschlechtergerechten Gesellschaft dann nur bedeuten, dass zwei in Vollzeit arbeitende Elternteile nicht die Regel sein können. Wer von beiden weniger oder vielleicht auch gar nicht arbeitet, ist deren Privatangelegenheit. Es zu ermöglichen wäre Angelegenheit des Staates und der Unternehmen.“ Der Staat soll sich also einerseits raushalten, den Grundgesetzartikel 3 Absatz 2, der die tatsächliche Gleichberechtigung als Staatsziel verankert ignorieren, andererseits aber die Alleinverdienerehe subventionieren. Unternehmen den Vätern wieder Gehälter zahlen, mit denen sie eine Familie ernähren können.

Es ist dankenswert, dass Ferdinand Knauß das ‚Reiseziel‘ klar umschreibt. Brost und Wefing plädieren zwar in ihrem Beitrag, der Ende März auch als Buch erscheint, für Ehrlichkeit, bleiben aber in der Beschreibung dessen, was nicht geht, stecken.

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Papa kann auch stillen

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 19. Februar 2015

Der Titel hat mich zunächst etwas irritiert, denn gebären und stillen sind ja die beiden Dinge, die Väter nicht können, aber er weist darauf hin, was Alles geht, wenn Mann und Frau es wollen und als Vater und Mutter aushandeln und täglich neu absprechen: Wie Paare Kind, Job & Abwasch unter einen Hut bekommen.

Stefanie Lohaus und Tobias Scholz haben es sich vorgenommen, bevor sie gemeinsam Eltern geworden sind und beschreiben in ihrem Buch, wie es geht sich Erwerbsarbeit, Familie, Partnerschaft und Haushalt so aufzuteilen, dass jeder am Ende nicht nur das Gefühl hat, seine 50 Prozent dazu beigetragen zu haben sondern auch zufrieden damit ist.

Dass es nicht in jeder Situation einfach ist und Zweifel und Widerstände an verschiedenen Ecken lauern, bei Freunden und Auftraggeberinnen, im Alltagstrott und der Versuchung in alte Muster zurückzufallen etc., die beiden benennen auch diese Klippen und ihre Lösungsversuche ehrlich. „Ich mache keinen Hehl daraus. Die Entscheidung 50/50 stelle ich manchmal schon in Frage. … Wieso sitze ich acht Monate hier zu Hause mit dem Baby? Das ist furchtbar zäh und langweilig! … Ich bin mit dem Beginn meiner Elternzeit also endgültig angekommen im Alltag einer gleichberechtigten Beziehung, kann aber – vor allem im Hinblick auf die Reaktionen meiner Umwelt – nicht behaupten, mich darin wirklich wohlzufühlen.“

Das liegt sicherlich auch daran, dass es für Männer keine vernünftigen Rollenangebote und Erzählungen über die Normalität des Alltags eines Vaters mit seinem Kind gibt. Kinder und Familiendinge sind noch zu selten Gesprächsgegenstand unter Männern. Jeder Vater muss diese Konflikte für sich neu austragen. Und „als neuer Mann beschrieben zu werden bleibt irgendwie beschämend.“

Scholz und Lohaus belassen es aber nicht nur bei der Schilderung persönlicher Erlebnisse und Erfahrungen mit ihrem Modell, sondern setzen sich auch mit den gesellschaftspolitischen Diskussionen auseinander. So nehmen sie den Zeitartikel vom Januar 2014 von Brost und Wefing zum Anlass um zu betonen, dass Fatalismus nicht weiterhilft und gesellschaftliche Wandlungsprozesse Zeit brauchen und unter Umständen anstrengend sind. Da Retraditionalisierung keine Lösung ist muss Mann da durch.

Der vermeintlich einfachere Weg ist auch an anderer Stelle keine Lösung. „Gerade, wenn es um so wichtige Weichenstellungen wie die Verteilung der Elternzeit geht, müssen Väter ihre Bedürfnisse kennen und artikulieren können. Und wer das um des lieben Friedens willen nicht macht, wird sich später, wenn die Weichen erst mal gestellt sind, ärgern.“

Das Fazit der Beiden nach zwei Jahren: „Über das 50/50 Prinzip reden wir kaum noch, es ist uns in Fleisch und Blut übergegangen. … Und beide sind wir froh, die Weichen so früh gestellt zu haben. Viel Reibung und wahrscheinlich auch Streit ist uns so erspart geblieben. Schon alleine aus diesem Grund kann ich das Buch allen empfehlen, die mit dem Gedanken spielen, ihre Partnerschaft zur Familie zu erweitern und diese nicht den vermeintlichen Sachzwängen zu opfern. Wo ein Wille ist, lassen sich auch die Wege finden. Dies könnte den Lesern und Leserinnen erleichtert werden, wenn der nächsten Auflage noch ein Verzeichnis der Quellen der zahlreichen genannten Artikel, Beispiele und Studien hinzugefügt würde.

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Braucht es (noch) einen Väterpreis?

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 16. Februar 2015

Um die Antwort vorweg zu nehmen: JA! Als 2006 zum ersten Mal der Preis ‚Spitzenvater des Jahres vergeben wurde, haben sich viele darüber lustig gemacht oder den Vorgang einfach ignoriert. Über die „Partnermonate“ wurde zwar schon im Bundestag debattiert, aber viele waren der Überzeugung, dass es kein Wickelvolontariat brauche und Männer auch mit der Peitsche(Claus Kleber) nicht an den Herd gezwungen werden könnten. Ein Jahr zuvor war in der Frankfurter Allgemeinen in einem Kommentar zu lesen, Väter seien ein „Schwarzbrotthema“. Es gäbe viel zu kauen und zahlreiche Nachwirkungen. Von daher ist es wohl kein Zufall, dass dieser Preis 2015 zum 10ten Mal von einem Schwarzbrotproduzenten verliehen wird.

Mit dem Kienbär soll ebenfalls beispielhaftes väterliches Verhalten ausgezeichnet werden. Die möglichen Preisträger leben und wirken mit ihrer Haltung in Marzahn-Hellersdorf, sind also vor Ort wirksam und können anderen Männern und Vätern als Rollenmodelle dienen. Auch wenn Berlin bundesweit schon, was die Inanspruchnahme von Elternzeit angeht, zu den Spitzenreitern zählt, Vaterschaft endet nicht nach zwei, sieben oder zwölf Monaten. Die große Differenz zwischen denen, die sich im täglichen Alltag eine partnerschaftliche Aufteilung von Erwerbs- und Familienarbeit wünschen (60%) und denen, die sie tatsächlich verwirklichen (14%), macht deutlich was noch zu tun ist. Kienbär, ihr Einsatz!

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