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Keine Lust auf Karriere (ohne Familie)

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 17. Oktober 2006

Das Manager Magazin ist besorgt: ‚Der Wunsch nach Karriere ist bei den meisten Studenten in Deutschland gering: Hohes Einkommen, berufliches Prestige oder eine leitende Funktion – das ist den angehenden Akademikern weniger wichtig als Familie, Freunde, Partnerschaft und Freizeit. … Nur 26 Prozent sagen, dass sie auf alle Fälle Karriere machen wollen.‘ Der Nachwuchs sei ‚risikoscheu‘.

Risikoscheu? Da bekennt sich der akademische Nachwuchs, (das sind die, die nach Ansicht der Regierung auf jeden Fall Kinder bekommen sollen) auch dazu und ist im Gegenzug  sogar bereit auf ‚berufliches Prestige‘ und Einkommen zu verzichten um der Verantwortung in der Familie nachzukommen zu können. Und dann dieser Vorwurf, als nächstes kommt dann wohl ‚arbeitsscheu‘, wenn Väter in die Elternzeit gehen.

Ist das die Stimme der Wirtschaft die sonntags und neuerdings auch montags wohlfeile Erklärungen veröffentlicht um dann am nächsten Tag mögliches Verhalten, das auf einen neuen Stellenwert von Familie und Kindern in der Arbeitswelt hinauslaufen könnte bereits im Entstehen zu denunzieren?
Wenn ja, dann wäre die Glaubwürdigkeit endgültig geliefert.

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Väter sollen Arbeitswelt kinderfreundlicher machen

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 17. Oktober 2006

In der heutigen Ausgabe der FAZ berichtet die konservative schwedische Autorin Anna Wahlgren über eine interessante Entwicklung in Schweden und verknüpft damit eine herausfordernde Perspektive, auch für Deutschland:

‚ … Immer mehr junge Väter kümmern sich um ihre kleinen Kinder, und ich beobachte eine interessante Entwicklung: Früher schrieben junge Mütter Bücher darüber, wie schrecklich das Leben mit kleinen Kindern zu Hause sei und wie sehr ihnen ihre Arbeit fehle. Heute schreiben junge Väter das Gegenteil: Wie wunderbar sie die Zeit mit ihrem Nachwuchs finden. Sie sagen, dass sie gern mehr Zeit für ihre Kinder hätten. Vielleicht sind es nun die jungen Väter, die das in Angriff nehmen, was die arbeitenden Mütter nicht geschafft haben: die Arbeitswelt so zu verändern, daß sie kinderfreundlicher wird.‘

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Studenten ist Familie wichtiger als Karriere

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 17. Oktober 2006

Familie, Freunde und Freizeit sind den meisten Studenten und Studentinnen wichtiger als ein hohes Einkommen und Ansehen im Beruf. Dies hat eine aktuelle Untersuchung des Hochschul – Informations – Systems (HIS) in Hannover ergeben, die vom Magazin ‚Zeit Campus‘ in Auftrag gegeben wurde.

Der Studie zufolge wünschen sich zwar fast alle Studenten und Studentinnen (96%) einen Job, der ihnen Spaß macht, für 77% ist das entscheidende Auswahlkriterium aber die Sicherheit des Arbeitsplatzes. Meiner Meinung nach liegt an dieser Stelle auch einer der entscheidenden Schalter für die Umsetzung eines vorhandenen Kinderwunschs. Zudem gaben 70% der Studenten an, sich später intensiv um Kind und Partnerin kümmern zu wollen.

Zu den Herausforderungen mit denen AkademikerInnen konfrontiert werden, die den Kinderwunsch realisiert haben, ist immer noch ein Artikel aus der FAZ Hochschlanzeiger vom Mai 2006 sehr lesenswert:  Akademiker im Fortpflanzungsstress, Kinder, Karriere, Krise?

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Deutschland braucht eine väterbewusste Arbeitswelt!

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 16. Oktober 2006

Das war, wenn überhaupt, nur am Rande Thema des heutigen Gipfelgesprächs der Impulsgruppe der noch von der alten Regierung gebildeten ‚Allianz für die Familie‘.

Arbeitgeber, Gewerkschaften, Bundesregierung und Vertreter der Hertie und der Bertelsmann Stiftung tagten heute in Berlin und gossen alten Wein in schon leicht verstaubte Flaschen:

‚Wir wollen, dass Deutschland im internationalen Vergleich von Erfolgen lernt und sich an den Besten misst. Das neue Elterngeld wird aus diesem Grund eingeführt. Mit geeigneten Instrumenten wie dem Unternehmensmonitor Familienfreundlichkeit, der Potenzialanalyse Familienatlas, dem Benchmarking Report Vereinbarkeit, dem Unternehmenswettbewerb Erfolgsfaktor Familie sowie dem Audit berufundfamilie® werden wir unseren Standort bestimmen und Chancen verbessern.‘

‚DGB und BDA wollen dazu beitragen, dass die Erkenntnisse über den Gewinn aus familienbewusster Personalpolitik in die Unternehmen getragen werden und damit Chancengleichheit und Familienbewusstsein weiter an Dynamik gewinnen. Sie werden ihren Mitgliedern empfehlen, weitere Maßnahmen und Instrumente zur Verbesserung von Beruf und Familie in den Unternehmen zu ergreifen.‘

‚Wir haben uns heute zusammen mit der Bundeskanzlerin auf das Ziel verständigt, Familienbewusstsein als Markenzeichen in der deutschen Wirtschaft zu etablieren. Die Bertelsmann-Stiftung und die Hertie-Stiftung leisten dazu herausragende Beiträge.‘

‚Deutschland braucht mehr Kinder‘ aber damit keine überbordenden Erwartungen geweckt werden steht’s auch schon im ersten Abschnitt: ‚Der Staat kann nicht alles leisten‘.
Stimmt, aber zum Umsteuern sind klare Visionen und diese unterstützende gesellschaftliche Rahmenbedingungen gefragt und weniger Allgemeinplätze und Ansammlungen von Unverbindlichkeiten.

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… an ihren Taten werdet ihr sie erkennen!

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 15. Oktober 2006

Bei der Aufarbeitung der Mails der vergangenen Woche bin ich an einer Pressemeldung der SPD zur Familienpolitik hängen geblieben. Dort erklärt Bärbel Dieckmann, im SPD Vorstand für das Thema zuständig unter anderem:

‚Alle Studien zeigen aber, dass viele junge Menschen ihren vorhandenen Kinderwunsch insbesondere deshalb nicht verwirklichen, weil sie sich in beruflich unsicheren Situationen befinden. Vor allem von jungen Frauen zwischen 25 und 35 wird viel erwartet – gute Abschlüsse, Einstieg in die berufliche Karriere und Gründung von Familien. Viele junge Frauen und Männer arbeiten in befristeten Arbeitsverhältnissen, gleichzeitig gelten Auszeiten zur Kindererziehung für viele Arbeitgeber noch immer als Disqualifikationszeiten. Hier ist ein Umdenken der Wirtschaft dringend notwendig.‘

Die SPD weiß wohl selber, warum sie diesen Abschnitt in ihren News zu dem Thema nicht abgedruckt hat. Der geneigte Leser bzw. die Leserin könnte ja auf den Gedanken kommen zu fragen, was denn die SPD als Regierungspartei an diesem Punkt unternommen bzw. geplant hat.

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Aktive Vaterschaft als männliches Statussymbol

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 15. Oktober 2006

Die Bundesregierung hat jetzt ein Interview veröffentlicht, das Bundesfamilienmisterin Ursula von der Leyen am 29. September der Berliner Zeitung gegeben hat. Dort hat sie sich unter anderem für eine Väterbewegung in Deutschland ausgesprochen, die eine Emanzipation der Männer von alten Rollenklischees beschleunigen soll und auch angeregt, aktive Vaterschaft als männliches Statussymbol anzuerkennen, wie dies in Schweden längst der Fall sei.
Auszüge aus dem Interview:

Berliner Zeitung: Frau von der Leyen, es wird zurzeit viel darüber diskutiert, ob der Feminismus am Ende ist und Frauen sich wieder auf die Mutterrolle beschränken sollten. Was sagen Sie dazu?

Ursula von der Leyen: Wir haben nicht zu viel Emanzipation, sondern zu wenig. Die gläserne Decke, die Frauen am beruflichen Aufstieg hindert, existiert nach wie vor. Frauen haben zwar viel mehr Chancen als früher, aber die Frage ist jetzt: Wer hat beruflich die Folgen zu tragen, wenn Kinder geboren werden?

Berliner Zeitung: Die Antwort dürfte klar sein.

von der Leyen: Lassen sie es mich so sagen: Mit der Emanzipation der Männer sind wir noch weit zurück. Deutschland braucht eine Väterbewegung.

Berliner Zeitung: Wie meinen Sie das?

von der Leyen: Emanzipation heißt doch, dass man seine eigene Rolle entwickelt und erweitert. In Deutschland ist ein Mann nach wie vor nur dann ein echter Mann, wenn er erfolgreich im Beruf ist. Die Rolle als Vater ist noch recht unterentwickelt. In Skandinavien gehört aktive Vaterschaft zum Erfolg in Beruf und Gesellschaft dazu, sie ist ein männliches Statussymbol.

Berliner Zeitung: Bei uns wird neuerdings beklagt, dass Jungs von den Mädchen abgehängt werden. Teilen Sie die Sorge?

von der Leyen: Ich finde es nicht schlimm, dass Mädchen in Sachen Bildung an den Jungen vorbeiziehen. Wären die Zahlen anders herum, würde kein Hahn danach krähen. Man würde es als Gott gegeben betrachten. Dennoch müssen wir genauer hingucken, was mit den Jungs los ist.

Berliner Zeitung: Und was ist mit ihnen los?

von der Leyen: In der Gruppe der Jugendlichen ohne Schulabschluss und ohne berufliche Qualifikation sind überwiegend Jungen, viele mit Migrationshintergrund. Sie fühlen sich abgehängt und klammern sich umso stärker an tradierte Rollenmuster. Aus Angst, komplett die Orientierung zu verlieren. Diese Jungs sind in den ersten Lebens- und Schuljahren zu wenig integriert worden, sie haben kaum männliche Vorbilder im Alltag erlebt, die sie für Bildung und Verantwortung für andere als Wert an sich begeistert haben. Das Drama der bildungsarmen Kinder ist doch, dass sie isoliert sind …

Berliner Zeitung: …und Dass diese Jungen keine Partnerin mehr finden.

von der Leyen: Das ist kein deutsches Phänomen, das konnte man bereits vor 15, 20 Jahren etwa in Schweden beobachten. Dort haben sich daraufhin Werte und Ziele für Männer verändert. Ein akzeptierter Mann ist nicht mehr der Boss, sondern der, der Partnerschaft ernst nimmt. Er schätzt die Bildung der Frau und betrachtet sich im Bezug auf Kinder nicht als zweitklassige Mutter, sondern als erstklassiger Vater. Das hat die Gesellschaft enorm verändert und das Gleichgewicht auf dem Ehemarkt wieder hergestellt.

Berliner Zeitung: Wie reagieren eigentlich die Herren in Ihrer Partei, wenn Sie so reden?

von der Leyen: Bei den über 60-Jährigen hat sich eine gewisse Wachheit entwickelt.

Berliner Zeitung: Bezogen worauf?

von der Leyen: Bezogen auf ihre erwachsenen Töchter. Die Männer sind stolz auf deren berufliche Erfolge, aber bedauern, dass die Enkelkinder ausbleiben. Und weil sie ihre Töchter lieben, realisieren sie, dass Kinderlosigkeit eben nicht das Ergebnis einer selbstsüchtigen Generation ist.

Berliner Zeitung: Verraten Sie uns, wer von den Unionsmännern das erkannt hat?

von der Leyen: Es wäre nicht fair, nur einen zu nennen. Aber ich kann Ihnen sagen, dass Edmund Stoiber mich sehr unterstützt hat, als es in den Koalitionsverhandlungen um Vereinbarkeit von Beruf und Familie ging.

Berliner Zeitung: Aha. Und was ist mit den Jüngeren?

von der Leyen: Ein wachsender Anteil erkennt, dass wir den jungen Menschen Antworten auf ihre ganz realen Probleme geben müssen. Wir können nicht mit Rezepten kommen, die vielleicht noch vor 30 Jahren galten. Eines der realen Probleme ist, dass Männer unsicherer werden, ob sie eine Familie ernähren könnten. Berechtigt. Deshalb müssen wir konsequent daran arbeiten, dass Partner gleichermaßen Verantwortung für Einkommen und Erziehung übernehmen. Nur so lässt sich auch die Kinderarmut reduzieren.

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Geld motiviert nicht (zumindest nicht allein)

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 12. Oktober 2006

Da hat die Online Ausgabe des Manager Magazins doch innerhalb von kurzer Zeit die Überschrift zu ihrem Artikel geändert. Nachdem zunächst dem Geld jegliche (nachhaltige) Motivationsleistung abgesprochen wurde, ist die Aussage soeben durch den aktualisierenden Einschub ‚allein‘ relativiert worden.

Aber die Zahlen der dort zitierten Gallup Studie und die Aussagen des Motivationsspezialisten Reinhard K. Sprenger sprechen für sich. Der Wirtschaftspsychologe Walter Bungert legt am Ende des Beitrags noch einmal den Finger in die Wunde und beklagt die mangelnden sozialen Kompetenzen der Führungskräfte:

‚Mitarbeitermotivation beginnt bei der Auswahl der richtigen Führungskräfte, die glaubhaft vorleben, was sie selbst fordern, erklärt Bungard. Ein nicht unerheblicher Teil von ihnen sei „aber weder vorbereitet noch in der Lage, Mitarbeiter gut zu führen. Geschweige denn, dass er ausgewählt wurde, weil er gut motivieren kann“. Noch immer würden die sozialen Kompetenzen von Führungskräften den fachlichen Qualifikationen zu sehr untergeordnet. „In die oberen Etagen werden oft die knallharten Sanierer gerufen. Leute, die aus dem Controlling kommen und mit Zahlen umgehen können – nicht mit Menschen.“ Wenn einer dagegen mit seinen Mitarbeitern gut klarkomme, bestehe schnell der Verdacht der Kumpanei.

Gerade der direkte Vorgesetzte hat einen großen Einfluss auf das Umfeld und die Motivation am Arbeitsplatz. Und am Ende sind es oft die kleinen, unspektakulären Dinge, die das meiste ausrichten: Ein aufrichtiges Lob, konstruktive Kritik und ehrliche Wertschätzung der Arbeit wirken auf die meisten Mitarbeiter weitaus motivierender als der jährliche Betriebsausflug.‘

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Frauen spielen häufiger online als Männer

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 12. Oktober 2006

Da hätte ich mit Blick auf meine drei mit dem Computer großgewordenen Kinder (2 Mädchen ein Junge) alles aufs Gegenteil gewettet, aber gestern stand es schwarz auf weiß in der Netzzeitung, und die hat ja gerade eben auch noch einen internationalen Medienpreis für ihre Berichterstattung erhalten. Aber die Studie betrachtet ja die Vereingten Staaten, vielleicht ist es hier ja doch noch anders.

‚Frauen entscheiden den Geschlechterkampf zumindest bei Online-Spielen für sich. 64 Prozent der rund 65 Millionen amerikanischen Online-Spieler sind Frauen. Das ist das Ergebnis der dritten jährlichen «Gamer Benchmark Study» des Spiele-Entwicklers Nielsen Entertainment.

Insgesamt spielten 117 Millionen Amerikaner Computer-Spiele. Bei den Offline-Spielen sind Frauen allerdings weniger stark vertreten. Hier würden immer noch doppelt so viele Männer wie Frauen der Spiellust frönen.

Wenig überraschend ist der hohe Anteil von Teenagern, die Computer spielen. Rund 40 Prozent aller Spielbegeisterten sind Heranwachsende. Aber immerhin acht Prozent der Spieler, also 15 Millionen Menschen, sind bereits über 45 Jahre alt.‘

Was mich dann ein wenig beruhigt ist die Tatsache, dass ‚Computer-Spielen keine einsame Angelegenheit sei. So würden Teenager bis zu sieben Stunden pro Woche gemeinsam mit Freunden vor dem Bildschirm verbringen.‘

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Alles Espresso

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 7. Oktober 2006

In seinem neuen Buch „Alles Espresso – Kleine Helden der Alltagsbeschleunigung“ untersucht der Zeitforscher und Professor an der Universität der Bundeswehr München Karlheinz Geißler den Nutzen der Alltagshilfen wie Reißverschluss und Fernsteuerung.

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Er stellt fest, dass sie uns weniger entlasten als wir annehmen. Dabei räumt Geißler auch mit der Vorstellung auf, dass wir durch ein höheres Tempo mehr vom Leben haben. Der Teebeutel, das Tempotaschentuch, der Reißverschluss, die Fernsteuerung, der Brüh- und der Suppenwürfel, sogar die Postkarte und auch der Lift, ihnen allen ist gemeinsam, dass sie Zeit sparen. Zumindest erwartet man das von ihnen. Täglich offeriert uns die Werbung ein noch schnelleres, ein noch besseres Produkt.

Aber alle Hoffnungen, alle Sehnsüchte dadurch von den lästigen Mühen des banalen Alltags entlastet zu werden, sind trügerisch. Das Leben wird durch die vielen, kleinen Helden der Alltagsbeschleunigung nicht besser, geruhsamer schon gar nicht, und auch nicht weniger anstrengend. Wir können uns zwar so immer auf der Höhe der Zeit fühlen, aber doch nur um den Preis zunehmender Atemlosigkeit. Die Erwartung, durch mehr Tempo auch mehr von der Welt haben zu können, wird von der Erfahrung dementiert, dass uns die Welt dabei mehr und mehr davonläuft.

Der Kauf eines Computers zum Zwecke der Zeitersparnis ist genauso wenig vernünftig, wie die Einladung eines Kannibalen zum gemeinsamen Essen. Stress, Hektik und Zeitnot werden größer. Die Zeitgewinne, falls sie sich denn einstellen, zeigen sich als äußerst flüchtig. Verurteilt, ihnen immerzu hinterherzuhetzen, fehlt uns schließlich die Ruhe und die Besinnung, jene seltsam widersprüchliche Logik zu durchschauen, bei der das Zeitsparen in mehr Zeitnot, größere Zeitverluste und wachsendes zeitliches Elend umschlagen. So machen wir uns selbst zu Opfern und Tätern eines Zeitgesetzes, das da lautet: Wer die Zeit nicht verlieren kann, dem geht sie verloren.

Das neue Buch erscheint am 9. Oktober im Hirzel Verlag, Stuttgart.

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„Stress ist auch ein Statussymbol“

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 7. Oktober 2006

Dort liegt die Tücke dieser Erkrankung. „Es ist schwierig für die Mitarbeiter zu bekennen, ausgebrannt zu sein oder unter Stress zu leiden“, weiß Karin Goldstein, die in der Personalabteilung der Commerzbank für das betriebliche Gesundheitswesen zuständig ist. „Stress ist auch ein Statussymbol, und wer Stress hat, ist unglaublich wichtig.“ Die Bank setzt nach Goldsteins Angaben daher auf ein bundesweites Konzept zur Stressbewältigung und bietet den Mitarbeitern zum Beispiel finanzielle Unterstützung für den Besuch von entsprechenden Seminaren.

Der erste Schritt zur Vermeidung des Burn-out ist nach Einschätzung der Ärzte, sich einzugestehen, dass der Stress ins Ungesunde kippt. Wer erste Warnsignale bei sich entdeckt, sollte seinen Stolz und den Mythos vom „Ich schaffe das schon“ über Bord werfen und zugeben: Es wird mir zuviel. Einen erste Möglichkeit sich selbst zu testen bietet der Burn out Test der Klinik von Manfred Nelting im Internet.

Große Unterschiede im Umgang mit dem Stress gibt es auch zwischen Frauen und Männern. „Männer neigen dazu, sich durchzuboxen, bis sie zusammenbrechen, Frauen hingegen spüren eher, daß etwas nicht stimmt“, belegt auch Bauers Erfahrung. „Frauen schaffen es eher, mit jemandem darüber zu sprechen, dass es so nicht weitergehen kann“, fügt Nelting hinzu. Wenn diese Gespräche aber im Unternehmen gesucht werden, reagieren die Vorgesetzten oft falsch.

Nelting fügt hinzu: „Es ist bekannt, dass wir biologisch von Zuwendung und Anerkennung abhängig sind. Nur dann schüttet das Gehirn Botenstoffe aus, die uns Kraft geben. Wird uns dauerhaft soziale Bestätigung entzogen, fährt das Gehirn die Motivationssysteme herunter.“ Lob hat also direkte Auswirkungen auf den Hormonhaushalt, der die Arbeitsbereitschaft und -fähigkeit steuert. Genauso wichtig wie Nahrung sei die Zufuhr von Respekt und Zuwendung, betont der Experte. Führungskräfte können einen Burn-out so zwar nicht „wegloben“, die Anerkennung für geleistete Arbeit der Mitarbeiter gehört aber zu den wirksamen Mitteln der Prävention.

Quelle FAZ.net

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