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Vom Scheitern der Ansprüche an Väter

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 6. November 2009

Im Jugendmagazin Jetzt der Süddeutschen berichtet Tina Baier über die Fachtagung ‚Doing Family’ am vergangenen Mittwoch und Donnerstag in Berlin. Ihre These: ‚Männer wollen sich in der Familie engagieren, doch meist genügen sie ihren Ansprüchen nicht’. Ihr Resultat: ‚die Väter scheitern!’

Die Beiträge der anwesenden Forscher legen aber eine differenziertere Sicht nahe

„Die jungen Männer sind ziemlich verzweifelt auf der Suche nach Leitbildern“, sagte Karin Jurczyk vom Deutschen Jugendinstitut (DJI) auf der Fachtagung  „In unserer Gesellschaft gibt es kein positives Bild von Männlichkeit, das Väterlichkeit mit einschließt.“

Auffällig ist, dass gerade Männer, die vor der Geburt des ersten Kindes für Gleichberechtigung in der Partnerschaft eintreten, sich später sogar weniger an Erziehung und Haushalt beteiligen als Männer, die sich an einem traditionellen Familienbild orientieren. Fabienne Becker-Stoll vom Staatsinstitut für Frühpädagogik in München glaubt, dass dies auch an den Frauen liegt. Nach ihrer Erfahrung wünschen sich vor allem Paare aus der gut ausgebildeten Mittelschicht eine gleichberechtigte Partnerschaft. Wenn das erste Kind kommt, lasse sich jedoch immer wieder dasselbe Muster beobachten: Die zuvor beruflich sehr engagierte Mutter stürzt sich mit demselben Elan auf ihr „neues Projekt Kind“. Dem Vater bleibt oft kaum Raum, sich zu beteiligen.

Gleichzeitig fühlen sich solche Frauen mit dem ersten Kind sehr belastet, da sie enorme Ansprüche an sich als Mutter haben, aber – anders als im Berufsleben – noch über keiner Kompetenz auf diesem Gebiet verfügen. Das führt zu Stress und Problemen in der Partnerschaft; der Mann zieht sich in die Arbeit zurück, was sich auch ökonomisch gut rechtfertigen lässt, da bei Paaren, bei denen die Frau eine gut bezahlte Stelle hatte, tatsächlich ein großer Teil des Familieneinkommen wegfällt.

Damit sich Männer in Zukunft mehr als Väter engagieren können, muss sich die Arbeitswelt noch weiter verändern, glaubt Karin Jurczyk. Auch Männer müssten als Menschen mit Sorgeverpflichtungen betrachtet werden. Derzeit herrsche in den meisten Unternehmen noch eine Anwesenheitskultur: Nur wer lange da ist, gilt als wichtig – unabhängig von der Leistung.

Nach Ansicht von Hans Bertram von der Philosophischen Fakultät der Berliner Humboldt-Universität wird sich in Zukunft die eigentliche Konkurrenz auf dem Arbeitsmarkt nicht mehr zwischen Männern und Frauen abspielen, sondern zwischen Menschen, die hochflexibel den Anforderung der globalisierten Arbeitswelt entsprechen, weil sie keine Verpflichtungen haben und Menschen mit Fürsorgepflichten, sei es für Kinder oder pflegebedürftige Angehörige.

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Mehr Väter erproben neue Rolle

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 5. November 2009

In Umfragen sind die neuen Väter bereits länger kein Randphänomen mehr. Schon seit einigen Jahren bevorzugen über 70 % der Männer mit kleinen Kindern das Vaterschaftsmodell des Erziehers gegenüber dem des Ernährers – zumindest theoretisch. In der Praxis nahmen 2001 allerdings erst 1,5 % der Väter den so genannten Erziehungsurlaub, 2006 gingen etwa 3 % in Erziehungszeit. Mit dem Elterngeldgesetz, das eine Lohnersatzleistung von bis zu zwei Dritteln vorsieht, sind die Zahlen nun deutlich gestiegen. Mitte 2008 beantragten über 18 % der Väter Elterngeld. Wie nutzen Väter die Möglichkeiten des neuen Gesetzes? Diese Frage beantwortet eine Untersuchung von Stefan Reuyß und Svenja Pfahl des Berliner Instituts für sozialwissenschaftlichen Transfer (SowiTra).

Die Forscher befragten 624 erwerbstätige Väter in Elterngeldbezug sowie  Personalverantwortliche und Betriebsräte. Eine Erkenntnis: Bereits in der ­Anfangsphase wirkt sich das neue Elterngeld wesentlich auf die Arbeitswelt aus. Zwar glauben Väter und Experten im Betrieb, die Nutzung der Elterngeldmonate klappe nur bei ihnen gut – in anderen Unternehmen sei dies schwierig. Jeder Vater, der seinen Anspruch nutzt, trage jedoch dazu bei, dass aus der Auszeit für Männer ein „normaler“ Vorgang wird, so die Forscher.

Insgesamt identifizieren die Experten von SowiTra fünf unterschiedliche Nutzertypen:

  1. Die Vorsichtigen machen 46 % der befragten Väter aus. Sie nehmen nur ein bis zwei Partnermonate, fast immer als echte Auszeit und mehrheitlich direkt im Anschluss an die Geburt. Fast alle haben bisher keine Erfahrungen mit Elternzeit oder familienbedingter Teilzeit für ein früheres Kind. Sie betonen häufiger als andere Väter, dass sie sich auf Wunsch ihrer Partnerinnen an den Elterngeldmonaten beteiligen. Sie wollen nicht ihr berufliches Fortkommen gefährden, halten die Auszeit deshalb möglichst kurz.
  2. Die (Semi-)Paritätischen beziehen zwischen drei und acht Monaten Elterngeld und nehmen ihre Auszeit meist versetzt zur ebenfalls erwerbstätigen Partnerin. Eine möglichst kurze berufliche Auszeit für beide Eltern ist ihnen wichtig. Ihre Gruppe umfasst 14 % der Befragten.
  3. Die umgekehrten Nutzer. Sie nehmen eine längere Auszeit als ihre Partnerin. Für diese 6 % der befragten Väter ist es überdurchschnittlich wichtig, die Verantwortung für die Familie mit ihrer Partnerin zu teilen, aber auch deren berufliches Fortkommen zu unterstützen. Die eigene berufliche Karriere spielt eine untergeordnete Rolle.
  4. Die Familienorientierten. 9 % nehmen zwischen einem und acht Elterngeldmonaten, kombinieren dies aber mit sich anschließender, unbezahlter Elternzeit. Oder sie haben schon früher mit Elternzeit oder Teilzeitarbeit Erfahrungen gesammelt. Ihr Wunsch: Die Kinder sollen möglichst lange von einem Elternteil betreut werden können.
  5. Die Familienzentrierten. 5 % nutzen zwischen neun und zwölf Elterngeldmonate. Sie kombinieren diese aber noch mit zusätzlicher, unbezahlter Elternzeit oder haben Erfahrungen mit Elternzeit für ein früheres Kind. Für diese Väter ist es wichtiger als für alle anderen, schon frühzeitig viel Zeit mit dem Kind zu verbringen. Sie betonen, dass ihre Entscheidung nicht nur auf den Wunsch der Partnerin zurückgeht.

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Vaterpass als witziges Pendant zum Mutterpass

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 4. November 2009

Warum

…gibt es einen Junggesellenabschied?

Weil der Fun sicher ist, die Kommunikation gefördert wird und gute Freunde gern Verständnis für die Situation des mutigen Ex-Singles signalisieren. Und weil man(n) guten Gründen für eine außergewöhnliche Party nie widerstehen sollte.

…braucht der Mann einen Vaterpass?

Können Sie sich das vorstellen? Als werdender Vater fiebert man unzählige Monate dem Nachwuchs entgegen, wird aber in vielen Dingen außen vor gelassen!? Das wird sich ab heute ändern!

  • Mit dem Vaterpass können sich werdende Väter humorvolles Grundwissen für kompetente Diskussionen aneignen.
  • Termine und Meilensteine des Abenteuers Schwangerschaft werden konsequent vorbereitet.
  • Es findet sich ein würdiger Platz für das erste Ultraschallbild des Nachwuchses.
  • Damit können Sie Dritten auch ohne viele Worte Ihr dickes Grinsen erklären!

Weil Männer eben auch gerne ein bisschen schwanger sind…!

Bislang sind 90 % der Vaterpass-Käufer schwangere Frauen, die Ihre Partner auf diese Weise informieren und beschenken wollen.

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Abenteuer Teilzeit – Argumente für Väter

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 4. November 2009

Für Männer gilt das Modell ‚Teilzeit’ immer noch als ungewöhnlich, während sie bei Frauen von allen akzeptiert wird. Dabei haben Männer die gleichen Rechte und Möglichkeiten, mit Teilzeitarbeit die Belastung, die sich aus der doppelten Verantwortung für Familie und Job ergibt, zu stemmen.

Trotzdem bedeutet Teilzeit vor allem für Männer oft ein Abenteuer, das am Anfang ziemlich viel Nerven kosten kann. Vor allem dann, wenn man seine Entscheidung ständig verteidigen muss. Da braucht man gute Argumente! Denn wenn man seine Pläne erklärt, findet man plötzlich Verständnis und Unterstützung.

Die Broschüre des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales liefert schlüssige Argumente und anschauliche Beispiele.

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Wie steht’s mit Ihrem Wissen zu Kindern und Karriere?

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 3. November 2009

In der Zeit gibt es ein Quiz, in dem Mann sein Wissen über gesetzliche regelungen zum Thema Familie und die politischen Auswirkungen testen kann. Die beiden letzten Fragen beziehen sich auf die Elternzeit von Vätern:

9. Immer mehr Väter nehmen Elternzeit. Wie viele sind es aktuell?

  • Seit den gesetzlichen Neuerungen unter Familienministerin Ursula von der Leyen (CDU) ist der Anteil der Väter in Elternzeit rasant gestiegen. Mittlerweile nehmen rund 20 Prozent der Männer die achtwöchige „Väterzeit“
  • Lag der Anteil der Väter in Elternzeit vor der Gesetzesänderung bei lediglich zwei Prozent, so sind es aktuell (Stand: August 2009) 8,5 Prozent. Immerhin.
  • Der Anteil der Väter, die für ihr Kind eine Zeit lang aus dem Job aussteigen, lag immer unter zehn Prozent, wo er auch seit Jahren stagniert.

10. Und in welchen Bundesländern gibt es die meisten Väter in Elternzeit?

  • Natürlich in der Hauptstadt. Hier gehen 11,1 Prozent der stolzen Papis in Elternzeit.
  • Die meisten Väter gehen in den ostdeutschen Bundesländern in Elternzeit. Brandenburg führt die Tabelle mit 10 Prozent an, gefolgt von Berlin mit 9,8 Prozent.
  • Das ist im katholischen Bayern der Fall: Hier nehmen 9,7 Prozent der Väter Elternzeit. Den ersten Platz teilen sich die Bayern jedoch mit den eher protestantischen Fischköpfen aus Hamburg. Auch dort gehen 9,7 Prozent der Väter in Elternzeit

Die weiteren Fragen und die nicht ganz richtigen Antworten finden Sie hier.

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Mann, wie geht’s dir?

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 3. November 2009

Fotalia

Fotalia

In den Stuttgarter Nachrichten macht sich Rainer Wehaus heute (polemische) Gedanken zum Weltmännertag, der im Jahr 2000 zum ersten Mal an der Universität in Wien begangen worden ist.

Am 3. November ist Weltmännertag. Muss man nicht kennen, den Tag braucht auch keiner. Und trotzdem schreibe ich jetzt einen Artikel darüber. Ja, das ist ein Widerspruch. Und? …

Ja, ich bin der mittelalte Männerrechtler hier in der Redaktion. Um das Thema hat sich einfach keiner gekümmert. War so eine Art Marktlücke. Und die Sache hat ja auch was: Da huschen inzwischen Tausende Frauenbeauftragte durch die Republik, doch das wirkliche Problem sind die Jungs. Viele wachsen ohne Vater auf, schmieren in der Schule ab und kriegen dann einen Hass. Das sind in der Regel die, die eines Tages in der U-Bahn zuschlagen. Dann herrscht jedes Mal große Aufregung und Empörung. Aber niemand tut was dagegen. Stattdessen hegen und pflegen die Bürokraten weiterhin ihre Mädchenprogramme, als könnte man Geld immer zweimal ausgeben.

Zugegeben: Es gibt Männerrechtler, die tappen in die gleiche Falle wie Frauenrechtlerinnen. Sie listen seitenlang angebliche Ungerechtigkeiten und Benachteiligungen auf und wollen den ganzen Unsinn, den sich die Frauenrechtlerinnen im Lauf der Zeit ausgedacht haben, nun auch auf Männer angewendet sehen. Dieses Aufrechnen nervt. Man verschwendet Energie und Geld. Ich will keine Männerquoten, ich will auch keine Männerpartei und erst recht kein Männerministerium. Mir reicht, wenn beide Geschlechter gleiche Rechte haben – und jeder selbst dafür Verantwortung übernimmt, was er mit seinem Leben anstellt. Ist das zu viel verlangt?

Den Weltmännertag haben sich Andrologen der Universität Wien ausgedacht. Andrologen sind so was wie Gynäkologen, nur halt für Männer. Sie machen sich Sorgen um unsere Gesundheit. Wir sterben im Schnitt 5,5 Jahre früher als die Frauen und liegen bei vielen Krankheiten vorn. Wenn man all die Heimsuchungen aufgelistet sieht, die uns Männer im Lauf der Jahre ereilen, könnte man fast meinen: Das Wort „Mann“ bezeichnet kein Geschlecht mehr. Es ist eine Diagnose.

Und weil es schon seit ewigen Zeiten einen Internationalen Frauentag gibt, musste auch ein Weltmännertag her. Seit 2001 gibt es den nun schon. Hat’s jemand bemerkt?

In der Folge des ersten Weltmännertags haben gebildete Geschlechtsgenossen gleich einen Vorstoß für einen Männergesundheitsbericht unternommen, weil: Einen Frauengesundheitsbericht gibt es ja auch! Die Gesundheitsbürokraten in Bund und Land lehnten das Ansinnen ab, und wahrscheinlich war das ganz gut so.

Ich jedenfalls brauche keinen voluminösen Bericht, um zu wissen, warum Männer früher sterben. Mir reicht ein blöder Witz: „Der liebe Gott erschuf den Mann und sah, dass es gut war. Der liebe Gott erschuf die Frau, und als er sah, was er angerichtet hatte, sorgte er für Alkohol und Tabak.“

Okay, das ist jetzt natürlich nicht die ganze Wahrheit. Es gibt noch andere Faktoren, die uns Männer umbringen. Aber so genau wollen wir das gar nicht wissen. …

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Vorlesende Väter fördern Kinder

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 2. November 2009

Väter bevorzugen beim Vorlesen einen monologisch-dozierenden Stil, es fällt ihnen schwerer, sich an die noch geringer entwickelten Fähigkeiten des Kindes anzupassen. Ihr Ziel ist mehr die kognitive Weiterentwicklung des Kindes als empathische Leistungen, hat Sabine Elias, wissenschaftliche Mitarbeiterin der Arbeitsstelle für Leseforschung und Kinder- und Jugendmedien der Universität Köln in einer Studie herausgefunden.

Erstmals hat sie die Lesesozialisationsforschung mit den Bezugsdisziplinen der sozialwissenschaftlichen Väterforschung verknüpft. Entscheidend seien die Vaterschaftskonzepte: Ob traditioneller Ernährer mit eindeutiger Rollenverteilung und geringem Engagement des Vaters, ob moderner Ernährers, tagsüber abwesend aber generell verfügbarer, ob familienzentrierter Vater, engagiert, verfügbar, verantwortlich oder ein egalitär-partnerschaftliches Familienkonzept, in dem beide Eltern etwa gleiche Anteile an der Erwerbs- und Erziehungsarbeit übernehmen.

Bei den Fallbeispielen der Studie stellte sich heraus, dass die größere Abwesenheit eines Elternteils nicht zwangsläufig mit einem Nicht-Vorlesen verbunden sein muss. Im Gegenteil wurde etwa ein abendliches Vorleseritual als gelungene Möglichkeit genutzt, eine exklusive Beziehung zum Kind herzustellen und den Verlust auszugleichen.

Stärker als die Mütter wollen Väter Wissen vermitteln, sie reden länger auf das Kind ein, wollen auch eine Geschichte ohne größere Unterbrechungen und Abschweifungen vorlesen, wobei wichtige Momente der Kommunikationsanbahnung verschenkt werden, zumal Kinder Interaktivität beim Vorlesen sehr schätzen.

Insgesamt hat das väterliche Vorlesen aber einen fördernden Einfluss auf Gedächtnisfunktionen: „Positiv unterstützen Väter Prozesse der wahrnehmung, sprachlichen Encodierung und Speicherung von Informationen mit der häufigen Nutzung von Text-Bild-Korrespondenzen“, so die Autorin der Studie.

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‚Das Wichtigste wäre ein richtig guter Vater’

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 1. November 2009

Der Hirnforscher Gerald Hüther fordert im Interview mit der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung bessere Vorbilder für Jungs. Dafür aber müssten Männer umdenken.

„… Ein Teil der Jungs bleibt auf der Strecke. Die Erfolgreichen landen in gesellschaftlich akzeptierten Positionen. Die anderen enden als Landstreicher, Drogenabhängige, Kriminelle, Schläger. Aber auch Nobelpreisträger und Hirnforscher sind letztlich nur Menschen, die gelernt haben, eine Rolle zu spielen. Männer sind, wie sie sind, weil sie innerhalb ihres Kulturkreises schon als kleine Jungs immer wieder eingeladen werden, genau solche Rollen zu übernehmen, die für die jeweilige Kultur wichtig sind – schon seit der Steinzeit. Es gibt keine Jahrtausende alten Programme, die unseren Männern Steinzeitverschaltungen ins Hirn bauen. In jeder neuen Generation muss jeder Junge, der auf die Welt kommt, die schmerzhafte Erfahrung machen, dass er den nötigen Halt nur findet, wenn er gewisse Erwartungen erfüllt. Aber das ist kein Wachstum, sondern Verbiegung oder Selbst-Abrichtung. Wenn man das weiter so machen will – meinetwegen. Ich würde mir für unsere Jungs allerdings wünschen, dass sie statt Rollenspielern authentische Männer werden.

Brauchen die keinen Halt von außen mehr?

Die haben Halt in sich. Ein authentischer Mann ist einer, bei dem Denken, Fühlen und Handeln eine Einheit sind. Neurobiologisch spricht man von Kohärenz. Menschen, die diese Kohärenz verkörpern, haben eine besondere Ausstrahlung. Das nennt man Charisma.

Wer sind solche Männer?

Nelson Mandela. Albert Schweitzer. Obama sieht ein bisschen danach aus, aber das wird sich mit der Zeit erst zeigen. Solche Männer sind selten.

Was also müssen Männer Ihrer Meinung nach tun?

Es ist nicht mein Anliegen, Menschen mit erhobenem Zeigefinger zu erzählen, wie sie ihr Leben zu gestalten haben. Ich stelle meine Erkenntnisse als Hirnforscher und Biologe zur Verfügung. Aber daraus ergibt sich eine banale Schlussfolgerung: Man kann sich das Hirn im Laufe der eigenen Entwicklung ruinieren und das seiner Kinder obendrein. Dann reifen Kümmerversionen dessen heran, was hätte werden können. Man kann aber auch versuchen, Bedingungen zu schaffen, damit angelegte Potentiale tatsächlich zur Entfaltung kommen. Dass ein Ausmaß an Vernetzung im Hirn hergestellt wird, mit dem man ein reicheres, offeneres, begeisterteres und gestaltungsfreudigeres Leben führen kann.

Und wie, bitte schön, geht das?

Zunächst müsste man sich mit sich selbst beschäftigen. Sich etwa die wunderbare Frage stellen: Warum bin ich eigentlich so geworden, wie ich bin? Welche Erfahrungen haben mich zu diesem Menschen gemacht? Dann würde man schnell darauf kommen, dass man als Erwachsener die Erfahrungsräume der nächsten Generation günstiger beeinflussen könnte, als das in der eigenen Entwicklung der Fall war. Aber wenn ich keine Lust habe, mein Leben zu ändern, setze ich mich vor den Fernseher, mache weiter wie bisher und sage, das sei genetisch. Männer sind so, alles angeboren, nichts zu machen. Dann bleibt wirklich alles, wie es ist.

Was braucht ein kleiner Junge?

Das Wichtigste wären ein richtig guter Vater und noch ein paar andere Männer Weiterlesen »

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Bitte nicht bügeln!

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 30. Oktober 2009

Väter können viel. Und stehen heftig unter Stress. Denn alle wollen etwas von ihnen: Der Arbeitgeber wünscht ständige Verfügbarkeit, für die Kinder ist er das tollste Spielgerät und die Partnerin verlangt Entlastung. Und nebenbei einen Rosenkavalier. Wie gehen Väter mit diesen Ansprüchen um? Was erwarten sie selbst vom Leben als Mann und Vater?

Antworten auf diese Fragen gibt Männerforscher Dr. Rainer Volz. Im Mai ist seine Studie „Männer in Bewegung: Zehn Jahre Männerentwicklung in Deutschland“ erschienen (in Zusammenarbeit mit Paul M. Zulehner). Der Düsseldorfer Soziologe und Männerbeauftragte der evangelischen Kirche ist seit 14 Jahren in der Männerforschung tätig. An Studien wie „Männer im Aufbruch“ und „Männer – weder Paschas noch Nestflüchter“ hat er maßgeblich mitgearbeitet.

Die Veranstaltung ‚ Wofür setzen Väter ihre Zeit ein – in Familie, Partnerschaft und Beruf?’ am 19. 11. 2009, in Göttingen, läuft in der pädagogischen Verantwortung des VNB (Verein Niedersächsischer Bildungsträger) und wird unterstützt von der Männerarbeit der ev. Kirche im Sprengel Göttingen, vom ev. Kirchenkreis Göttingen und www.väterzeit.de.

Weitere Informationen

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Wenn die Elternzeit die Karriere kostet

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 30. Oktober 2009

In der Theorie hört sich alles wunderschön an: Seit 2007 bekommen frischgebackene Eltern 14 Monate lang Elterngeld, wenn auch der andere Elternteil, meistens der Vater, eine berufliche Auszeit nimmt. Durch diese ‚Vätermonate’ sollte ein Umdenken in Gang gesetzt werden: Weg vom bloßen Ernährer – hin zum Familienmenschen, der seine Kinder nicht nur am Wochenende sieht. Doch die Realität vor allem bei Führungskräften aus dem mittleren Management ist oft ganz anders: Einige von ihnen müssen sogar um ihren Job bangen, wenn sie auf die Vätermonate bestehen. …

Doch nicht nur der Extremfall, auch der Alltag ist ernüchternd: „In manchen Firmen werden die zwei Monate mit Ach und Krach bewilligt, später erleben die Führungskräfte – vor allem Abteilungs- und Teamleiter – große Nachteile.“ Werden kritisiert, versetzt, oder fliegen aus Programmen zur Karriereförderung.

Bereits im Vorfeld wird vielen ein schlechtes Gewissen gemacht. Da heißt es dann: ,Wenn Du was in der Firma werden willst, dann lass’ lieber die Finger davon’. Wer nach oben will, so die Überlegung der Chefs, wird auf den Gang zum Arbeitsgericht eher verzichten.

Hinter der Haltung sieht Volker Baisch, Geschäftsführer von Vaeter e.V. in Hamburg, ein Mentalitätsproblem des oberen Managements. „Viele fühlen sich mit ihrer eigenen Biografie konfrontiert und denken: ,Ich konnte mir das damals doch auch nicht erlauben’.“ Daneben spiele die Angst eine Rolle, dass bald alle Abteilungsleiter in Elternzeit gehen, wenn einer es vormacht. Schließlich fürchten die Chefs, dass Einsatzfreude und Loyalität unter den zwei Monaten ‚Nichtstun‘ leiden. …

Eine Umfrage des Deutschen Führungskräfte Verbands (ULA) zeigt die Realität und die Perspektiven auf: Demnach halten es zwar 90 % der Manager für wünschenswert, im Anschluss an die Geburt eines Kindes befristet aus dem Beruf auszusteigen – doch nur 6 % von ihnen glaubt, dass das in ihrem Unternehmen neuerdings auch leichter machbar ist; ein eklatanter Widerspruch zwischen Wunsch und Wirklichkeit. Fast 60 Prozent der Führungskräfte meinen, dass Elternzeit in ihrem Unternehmen Nachteile für die Karriere bringt. …

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