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Welche Politik brauchen ‚moderne‘ Väter?

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 12. Februar 2022

Am Donnerstagnachmittag hatten Heiner Fischer und ich Gelegenheit, im Gespräch mit Dennis Maelzer und Regina Kopp-Herr unsere Vorstellungen von ‚moderner‘ Vaterschaft zu äußern und darüber ins Gespräch zu kommen, was (Landes-) Politik dazu beitragen kann, diese zu stärken. Zum Beispiel im Kontext der #Vaterschaftsfreistellung, eines neuen Unterhaltsrechts oder durch die Öffnung von (kommunalen) Räumen für #Vaeter, die am Wochenende Umgang mit ihren Kindern in einer anderen Stadt haben.

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Nicht überall wo Familie drauf steht, sind auch Väter drin

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 8. Februar 2022

… und Väter gestehen sich häufig eine Krise erst dann ein, wenn sie alleine absolut nicht mehr weiter wissen. Das war schon vor Corona eine ‚Binsenwahrheit‘ und die Pandemie hat auch an dieser Stelle offengelegt, was eh nicht mehr zu verbergen war.

„Väter können permanent in Krisen sein. Die Vereinbarkeit von etwas, was nicht vereinbar ist, kann zu Ernüchterung und Überforderung führen“, führt Vonnoh in seinem Impuls aus, und weiter, „wir haben eine Vorstellung davon, was okay ist und was nicht. Gleichzeitig nehmen wir uns nicht die Zeit, zu hinterfragen, was dahintersteckt. Wir müssen schauen, wie ein typischer Alltag von einem Vater aussieht. Wir meinen, wir haben keine Wahlmöglichkeiten. Aber wenn es mir selber nicht gut geht, funktioniere ich bestenfalls nur und es kommt bei den Kindern nichts wirklich an, sie fühlen sich nicht gehalten und sicher.“

Viele Väter ahnten nicht, welche Potenziale in ihnen stecken. Als Männer haben sie gelernt, Wünsche und Gefühle zu unterdrücken. Es fällt ihnen daher auch schwer, sich in die Partnerin oder die Kinder hineinzuversetzen. Ein Zugang zu den Emotionen ist aber wichtig, um echte Beziehungen zur Partnerin und sichere Bindungen zu den Kindern aufzubauen. Viele Männer haben auch Probleme damit, der Zeit mit den Kindern einen eigenen Wert zuzuschreiben, auch wenn man nur gemeinsam ‚abhängt‘. Es habe aber einen unschätzbaren Wert, sich als Vater ein paar Wochen, Monate oder vielleicht auch Jahre rauszunehmen, um die Kinder bestmöglich zu begleiten. Es muss für Männer spürbar werden, welche Bedeutung es hat, für die Kinder da zu sein.

Vor diesem Hintergrund hat Corona und die mehrfach verhängten Lockdowns, die unfreiwillige Kurzarbeit, das HomeOffice und Homeschooling mit den Kindern alleine zu Hause für viele Väter auf der individuellen Ebene neue Erfahrungen mit sich gebracht und kann auf der gesellschaftlichen als wirkmächtiges soziales ‚Experiment‘ betrachtet und ausgewertet werden. Es lohnt sich, an dieser Stelle genauer hinzuschauen und die Konsequenzen der Lockdowns für väterliches Engagement zu betrachten

Die umfangreichste Untersuchung dazu hat das Fatherhood Institute[i] aus London mit der Studie „Lockdown Fathers: The untold story“[ii] vorgelegt. Die Studie basiert auf einer landesweit repräsentativen Stichprobe von rund 2 000 Vätern, die im Frühjahr 2020 während des Lockdowns im Vereinigten Königreich befragt wurden. Sie zeigte, dass Väter aus Paarfamilien aller sozioökonomischen gesellschaftlichen Gruppen:

  • mehr Zeit mit ihren Kindern verbrachten (78 %),
  • mehr Zeit als üblich für die häusliche Erziehung und die Unterstützung bei den Hausaufgaben aufwandten (68 %),
  • sich nach dieser Erfahrung besser gerüstet fühlten, um das Lernen und die Erziehung ihrer Kinder zu unterstützen (57 %; selbst unter benachteiligten Vätern lag der Anteil bei 50 %),
  • sowie 59 % mehr Zeit für Putzen, Wäsche waschen und Kochen aufbrachten. Und das, obwohl 27 % weiterhin Vollzeit außer Haus Erwerbsarbeit nachgingen und 86 % derjenigen, die während der Schließung noch arbeiteten, 30 und mehr Stunden pro Woche erwerbstätig arbeiteten. [iii]

Auch in anderen wichtigen Bereichen berichteten die Väter von überwiegend positiven Erfahrungen. Hinsichtlich der Anstiegs von „Väterkompetenzen“ berichteten 65 % von einer besseren Vater-Kind-Beziehung nach dem Lockdown im Frühjahr 2020 (73 % der Väter, die Vollzeit zu Hause sind). 48 % fühlten sich nach dem Lockdown in ihrer Elternrolle als kompetenter, nur 8 % fühlten sich weniger kompetent. 42 % fühlten sich besser in der Lage, Ruhe zu bewahren und ihre Wut auf ihre Kinder zu kontrollieren. Eine kleine, aber signifikante Minderheit (14 %) war dazu weniger in der Lage.

Hinsichtlich des Verständnisses für die Kinder gaben 51 % an, ihre Kinder besser zu verstehen, und 64 % fühlten sich ihnen nach dem Lockdown emotional näher. Fast alle anderen berichteten von keiner Veränderung. Nur 2 bis 3 % berichteten von einer Verschlechterung.

Bezüglich der mentalen Gesundheit, dem sog. „Mental Health“, zeigte sich folgendes Bild. Väter, die von einer besseren Vater-Kind-Beziehung berichteten, äußerten mit größerer Wahrscheinlichkeit auch ein besseren psychischen Wohlbefinden. Die meisten gaben an, dass sich ihr eigenes Wohlbefinden (und das ihrer Partnerin) während der Abriegelung verbessert (20 %) oder nicht verändert hat (40 %). Eine Verschlechterung wurde von 40 % berichtet. Dies steht in Verbindung mit befürchteten oder tatsächlichen Arbeitsplatz- und Einkommensverlusten.

Diese Väter benötigen passende und niedrigschwellige Beratungsangebote, und zwar eine Beratung, so Eberhard Schäfer, „die ihrem Anliegen gerecht wird. Das heißt, bei dem Berater oder bei der Beraterin muss ein Verständnis dafür da sein, dass dieser Mann oder dieser Vater in einer Krise ist. Und dass er entsprechend eine Ansprechpartnerin oder einen Ansprechpartner braucht, der zuhören kann und will. Der ein offenes Ohr hat. Der verständnisbereit ist. Und der schnell aus seiner professionellen Haltung heraus einordnen kann, um was es dem Vater geht und für was er jetzt welche Art von Rat oder Unterstützung oder Gespräch braucht.“

Das klingt banal, in der Realität finden Väter derartige Angebote nicht immer.

Take Aways für Väter

  • holen Sie sich rechtzeitig Unterstützung und nehmen Beratung in Anspruch. Je länger sie damit warten, umso langwieriger wird der Lösungsweg.
  • zu einer Beziehungskrise gehören immer zwei Seiten und bei einem Streit vor Gericht gibt es in der Regel mehrere Verlierer. Nehmen Sie gerade in Konfliktsituationen außergerichtliche, mediative Angebote in Anspruch und behalten ihre Verantwortung als Vater für Ihr Kind/ Ihre Kinder im Blick
  • spezifische Beratungsangebote können Sie in Ihrer Region unter maennerberatungsnetz.de finden
  • in NRW finden Sie auf der Webseite echte-maenner-reden.de ausgebildete Männerberater, die Sie in den unterschiedlichen Krisensituationen, auch als Opfer von Gewalt beraten

Anregungen für Familien – Beratungsstellen

  • überprüfen Sie, inwieweit sich Ihr öffentlicher Auftritt, Webseite, Flyer, etc. auch ausdrücklich an Männer und Väter richtet und die Angebote niedrigschwellig zugänglich sind
  • sind die Mitarbeitenden darauf vorbereitet, Väter in Krisensituationen spezifisch zu beraten?
  • können Sie ratsuchenden Männern und Vätern die Auswahl eine Beraters bzw. einer Beraterin ermöglichen?
  • beziehen Sie bei einer Trennungsberatung den jeweiligen Partner bzw. die Partnerin mit ein?

Zum Download

Der Impuls von Carsten Vonnoh Krisen_PlanB_Vonnoh_112021

Die Leitfragen von Dialogrunde und Workshop 3

Die Zusammenfassung der Visionen und Forderungen Protokoll der Dialogrunde und Workshop 3

Das Interview mit Eberhard Schäfer Wo Familie draufsteht, da sind Männer nicht so mit drin

[i] http://www.fatherhoodinstitute.org/ (7. Februar 2022)

[ii] http://www.fatherhoodinstitute.org/wp-content/uploads/2021/05/Lockdown-Fathers-Full-Report.pdf (7. Februar 2022)

[iii] Burgess, A. & Goldman, R. (2021) Lockdown Fathers: the untold story (executive summary). Contemporary Fathers in the UK series. London: Fatherhood Institute; S. 3f

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STARK – Streit und Trennung meistern. Alltagshilfe, Rat & Konfliktlösung

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 7. Februar 2022

Innerhalb des Teilprojekts an der LMU München „Sich fair trennen und weiter gemeinsam erziehen“ wird aktuell eine Studie zum Alltag in Trennungsfamilien durchgeführt. Hierfür werden getrennte Eltern zu ihrem Wohlbefinden, und zu ihren täglichen Herausforderungen und Bewältigungsstrategien, z.B. in der Zusammenarbeit mit dem anderen Elternteil, befragt.

Es ist den Forscher:innen besonders wichtig, mit der Studie eine große Bandbreite von Eltern, und insbesondere auch Väter zu erreichen. Die Vielfalt der Erfahrungen der Studienteilnehmenden soll uns helfen, das Online-Angebot auf der Website auf den Bedarf von getrennten Vätern und Müttern zuzuschneiden. Die Eltern erhalten für ihre Teilnahme an der Studie zudem eine Aufwandsentschädigung von 40 €.

In der Studie geht es um die Situation von Familien, in denen sich die Eltern getrennt haben. Es ist auch geplant, ein Online-Angebot zu entwickeln, das Eltern bei der Gestaltung gemeinsamer Elternschaft nach einer Trennung unterstützt. Um das Angebot hilfreich und passend gestalten zu können, möchten die Forscher:innen in der Tagebuchstudie mehr darüber erfahren, welche besonderen Herausforderungen getrennte Eltern im Alltag bewältigen müssen, was ihnen dabei hilft, Schwierigkeiten zu meistern, und zu welchen Themen sie Fragen haben oder sich Unterstützung wünschen.

Die Studie wird vom Bundesministerium für Familien, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) gefördert. Weitere Informationen zur Teilnahme finden Sie auf der Webseite des Projekts.

Quelle

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‚Wo Familie draufsteht, da sind Männer nicht so mit drin‘

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 5. Februar 2022

Eberhard Schäfer, Leiter des Papaladens in Berlin, Systemischer Berater und Therapeut und Diplom Politologe äußert sich zu Beratungsangeboten für Väter in einer Krisensituation

Welche Beratung brauchen Väter in einer Krisensituation?

Väter brauchen in einer Krisensituation eine Beratung, sage ich jetzt erst mal so banal, die ihrem Anliegen gerecht wird. Das heißt, bei dem Berater oder bei der Beraterin muss ein Verständnis dafür da sein, dass dieser Mann oder dieser Vater in einer Krise ist. Und dass er entsprechend eine Ansprechpartnerin oder einen Ansprechpartner braucht, der zuhören kann und will. Der ein offenes Ohr hat. Der verständnisbereit ist. Und der schnell aus seiner professionellen Haltung heraus einordnen kann, um was es dem Vater geht und für was er jetzt welche Art von Rat oder Unterstützung oder Gespräch braucht.

Welche Art von Beratung braucht ein Mann oder Vater? Diese Beratung oder diese Beratungsstelle, diese Beratungseinrichtung muss für den Beratungssuchenden erreichbar sein, sichtbar sein. Und das sagen wir ja oft, dass wenn bei Beratungseinrichtungen globale Etiketten dranhängen, wie Erziehungs- und Familienberatung oder Elternberatung oder Lebensberatung, dass sich aus irgendwelchen Gründen Männer oder Väter da häufig nicht so angesprochen fühlen.

Wo Familie draufsteht, denken dann viele, da sind die Männer nicht so mit drin. Das heißt, ich plädiere seit vielen Jahren dafür, dass wenn man Männer oder Väter erreichen will, dann soll man das auch auf den Namen mit draufschreiben. Dann ist es ja eigentlich nicht mehr missverständlich, wenn da Beratung für Männer oder Beratung für Väter draufsteht, dass sich dann der Vater da auch hinwenden kann.

Wie sieht die Beratungslandschaft aus, auf die Väter treffen?

Bei so einer Frage, muss ich mich entscheiden, spreche ich auf eigene Rechnung oder als Lobbyist. Ja natürlich brauchen wir mehr Beratungsstellen. Es gibt nicht genug Beratung, das kann man immer sagen. Und gerade mit neuen oder neuartigen Herausforderungen, in denen Eltern und Väter sich befinden, wie, nicht verheiratete Paare haben Kinder, wie steht es da mit der formalen und auch mit der juristischen Situation? Oder, mehr und mehr Patchwork-Konstellationen. Wie komplex und kompliziert gestalten sich Familienbeziehungen in Patchwork-Konstellationen? Oder Konzepte von gemeinsam getrennt erziehen, also ein Elternpaar hat sich getrennt und es gibt auf beiden Seiten relevant viele Zeitanteile, in denen sich die Eltern um die Kinder kümmern.

Also dass Väter oder Männer mit all diesen Hintergründen in Beratungseinrichtungen Ansprechpartner und Ansprechpartnerinnen finden, die ein Bewusstsein davon haben, dass es diese Situationen gibt. Und da sage ich, auch mit meinem Erfahrungshintergrund, das finden viele Väter, die sich allgemein an Beratungseinrichtungen wenden, nicht immer. Also wenn ich mit Vätern spreche, wenn ich Väter berate, dann höre ich häufig so im ersten, zweiten, dritten Satz: Naja, als ich das Jugendamt angerufen habe, da hat man mir gesagt, „mit Ihnen als Vater kann ich gar nicht sprechen“.

Oder wenn er dann doch mit jemandem sprechen konnte, dann bekamen Sie zu hören: „Für Sie als Vater kommt es in erster Linie darauf an, dass Sie pünktlich und verlässlich Ihren Unterhalt zahlen können.“ Aber was mit der Beziehung zu den Kindern ist zweitrangig. Und wenn ein Vater sowas einmal oder mehrmals gehört hat, dann denkt er eben, ich finde hier nicht die richtigen Ansprechpartner. Und so geraten dann manche über ein paar Ecken an uns.

Also das heißt, mit anderen Worten, ich glaube, in der Beratungslandschaft sollte noch mehr Bewusstsein und Kenntnis vorhanden sein, wie komplex Eltern- und Trennungssituationen heutzutage sein können. Und dass Väter ein reales Interesse haben, eine gute Beziehung zu ihren Kindern zu haben und nach einer Trennung zu erhalten. Das ist nicht immer so präsent wie es sein sollte. Es ist wichtig dass Väter sich auch ernst genommen fühlen.

Was muss passieren, damit es passende Angebote für Väter gibt?

Na, auch hier, große Organisationen, die Beratungen, Beratungseinrichtungen tragen, die sollten mehr Bewusstsein dafür entwickeln, dass es spezifische Anliegen von Vätern gibt, und viele davon. Politische Institutionen und Akteure sollten das auch wissen. Ich kann jetzt auch mal schützend eigentlich sagen, gegenüber großen Organisationen, wie zum Beispiel Paritätischen Wohlfahrtsverband, da gibt es durchaus ein Bewusstsein dafür, es fehlt noch ein stückweit an der Umsetzung.

Aber dass die nicht so eine Haltung haben, wie vor zwanzig, dreißig oder vierzig Jahren. Mütter sind in erster Linie für Kinder zuständig und Väter haben allenfalls Unterhalt zu bezahlen. Also so schlimm ist es auch nicht, Was man vielleicht, also so hier einen schnellen Einwurf zu machen und zu sagen, das und das müsste es geben, das kann ich nicht tun.

Aber ich finde, dass Menschen, die mit Beratung und Institutionen zu tun haben, sich gründlich mit befassen sollten, Klammer auf, das wird auf der Ebene der Arbeitsgemeinschaft der Familienverbände in Deutschland und auf europäischer Ebene ein stückweit getan, Klammer zu, ist, was können wir eigentlich tun, damit Eltern in Trennungssituationen nicht gleich an den Rechtsweg denken? Oder nicht gleich daran denken, dass der Rechtsweg die einzige Möglichkeit ist, hier irgendwas zu klären oder zu lösen.

Also wir haben uns getrennt, oder wir wollen uns scheiden lassen und wir wollen unsere Interessen sichern und um die zu sichern, gehen wir zu einem Anwalt. Also dass diese Schnellschlüsse sozusagen, nicht mehr ganz so schnell sind. Ich wünsche mir, dass Paare, die sich trennen, oder Väter oder Mütter, die sich trennen, überlegen, wie können wir denn beide eine gute Beziehung zu unseren Kindern weiterführen und erhalten und was müssen wir dafür tun, wo gibt es hier die adäquate Beratung für uns?

Dass dieser Schritt zuerst gemacht wird, bevor man an den Rechtsweg denkt. In so vielen Beratungen, die ich führe, war der Rechtsweg zu einem Ende gekommen, zu einem unguten Ende, zu einem teuren Ende, zu einem für alle unbefriedigenden Ende. Zwei Jahre ist man diese Rechtswegschiene gegangen und hatte ein, zwei Prozesse und man ist mit den Ergebnissen überhaupt nicht zufrieden und dann geht man in die Beratung. Aber dann ist das Kind aber tief, tief in den Brunnen gefallen und dann ist ein Beratungsanfang überhaupt nicht so vielversprechend, wie wenn der ganze Schlamassel vorher nicht gewesen wäre.

Quelle

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Es war unglaublich, atemberaubend, erstaunlich und erschreckend …

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 2. Februar 2022

In dieser Aussage eines Vaters kommt die ganze Ambivalenz zum Ausdruck, die Männer im Kontext einer Geburt erleben. Und genau in diesen Ambivalenzen und Dissonanzen stecken nach Ansicht von Philip Krüger die größten Chancen für Veränderungen. Für eine Realisierung des von vielen jungen Vätern und Müttern geäußerten Wunsches, sich Erwerbs- und Familienarbeit partnerschaftlich aufzuteilen. Aber damit aus diesen Absichtserklärungen reale Veränderungen werden, braucht es Unterstützung, unter anderem spezifische Angebote zur Geburtsvorbereitung für Väter.

Die Zuschreibung von väterlichen Kompetenzen und ihre Beziehung zu dem ungeborenen Kind haben einen großen Einfluss darauf, in welchem Maße sie sich an der Erziehung des Kindes beteiligen und Ressourcen für seine gelingende Entwicklung zur Verfügung stellen.

In der Phase vor und unmittelbar nach der Geburt werden die Weichen dafür gestellt, ob das gewünschte Lebenskonzept Wirklichkeit werden kann oder die Partnerschaftszufriedenheit darunter leidet, dass sich Vater und Mutter in jeweils unterschiedlichen Sphären voneinander entfremden. Viele Väter wollen die Entwicklung ihrer Kinder von Anfang an aktiv begleiten und mitgestalten.

„Ich habe dann nur den Schwangerschaftstest gesehen, den sie mir gezeigt hat, und das war dann erst mal so ein eine Explosion der Gefühle im Kopf, also von Freude, Glück, aber natürlich auch Respekt und Sorge. Alles was einem, glaube ich so als Vater auch in den nächsten Jahren so durch den Kopf geht, war denn auch einfach da“.

Bei der Geburt selbst dabei sein zu können, ist für Männer die Möglichkeit, das Vaterwerden, das sich bislang als ‚Kopfgeburt‘ abgespielt hat, unmittelbar zu erleben und eine Beziehung zu ihrem Kind aufbauen zu können. „Es war unglaublich, atemberaubend, erstaunlich und erschreckend, die erste Person zu sein, die meine Tochter sah, und Augenkontakt mit ihr herzustellen, als sie herauskam. Ich habe ein Foto, etwa drei Minuten nach ihrer Geburt, auf dem ich sie im Arm halte und wir uns gegenseitig anstarren, und es sieht aus, als würde sie mir die Zunge herausstrecken.“

Corona hat auch in der Geburtshilfe wie unter einem Brennglas offengelegt, dass Väter dort noch nicht die Bedeutung haben, die ihnen zusteht. Zehntausende Männer konnten wegen der Corona-Regeln in den vergangenen Monaten die Geburt ihres Kindes nicht miterleben. In manchen Kliniken dürfen Väter den gesamten Verlauf der Geburt begleiten, in anderen ruft sie das Personal erst zur Endphase der Geburt in den Kreißsaal – wenn die Presswehen beginnen oder der Muttermund um einige Zentimeter geöffnet ist. Zu Vorsorgeterminen, zum Ultraschall durften Väter häufig ebenfalls nicht mitkommen. „Also ich hätte das sehr gerne gemacht, aber es war uns jetzt leider aufgrund der Situation in der Klinik oder, so wie es die Frauenarztpraxis, in der sie behandelt wird, händelt, die ganze Pandemie, war es mir leider nicht möglich, an den Terminen teilzunehmen.“

Um hier nachhaltige Veränderungen zu erreichen, könnten Veränderungen bei der Ausbildung von Hebammen und Sozialpädogog:innen bzw. -arbeiter:innen beitragen. Dazu erklärt Gunter Beetz, der Dialogrunde und Workshop moderiert hat und selbst seit Jahren Angebote zur Geburtsvorbereitung für Väter durchführt:

„Das Rollenverständnis hat sich bei so vielen Männern zum Positiven gewandelt, aber die Rahmenbedingungen haben sind leider nicht dementsprechend mit verändert. Die Bedürfnisse und Sichtweisen von Vätern sollten viel mehr mitgedacht und berücksichtigt werden. Dies sollte in der Ausbildung von Sozialpädagog:innen und Hebammen eine größere Rolle spielen. Beide Berufsgruppen sind eine so große Stütze, besonders am Anfang einer Familie, aber auch später in den Ambulanten Hilfen, wenn es mal zu Schwierigkeiten kommt. Vielen Vätern fehlt es an Rollenvorbildern und deshalb ist eine Unterstützung durch diese Berufsgruppen so wichtig.“

Dementsprechend wurden in dem Workshop unter anderem folgende Gedanken formuliert:

  • Sprache: partnerschaftlichere, differenziertere und flexiblere Rollenbilder kommunizieren
  • Finanzierung: die Möglichkeit der Präventionskurse der gesetzlichen Krankenversicherung und die Vernetzung mit bestehenden und zukünftig zu etablierenden emotionalen Beratungen im Sinne einer Netzwerkbildung: Hier können Nachtreffen genutzt werden, um weiter in Kontakt zu bleiben
  • Väterberatung: flächendeckender anbieten, auch auf Betriebe und Behörden ausweiten
  • Wissenschaft: Studierende bereits im Studium mit der Väterperspektive vertraut zu machen mit dem Schwerpunkt auf einer gesunden Entwicklung der Kinder/Familie/ Balance

Fragen für (werdende) Väter

  • Was für eine Vater- bzw. Mutterrolle wurde mir vorgelebt? Welche Gesprächs- und Konfliktkultur hat mich geprägt? Die Biografie der Eltern spielt eine wichtige Rolle, denn dein eigenes „inneres Kind“ beeinflusst die Erziehung und das Selbstverständnis deiner neuen Familie.
  • Was sind meine Wünsche und Vorstellungen an mich, die Familie und an meine Karriere. Was soll dein Kind in 25Jahren über dich erzählen? Stimmen deine Vorstellungen mit denen deiner Partnerin überein?
  • Welche alltäglichen Aufgaben stehen an und welche übernimmst du? Was braucht ihr an Struktur, damit sich alle wohlfühlen? Wieviel möchtest du/‘musst‘ du Arbeiten? Diese und viele weitere Fragen kannst du zunächst für dich und dann gemeinsam mit deiner Partnerin lange vor der Geburt beantworten. Auch wenn danach alles anders kommt als gedacht, wer A gesagt hat kann auch B viel leichter planen.

Anregungen für Hebammen

  • Es ist selbstverständlich, dass bei der Geburtsvorbereitung der Fokus auf die werdende Mutter und die Geburt gerichtet ist. Aber schon vor der Geburt werden die Weichen dafür gestellt, ob die neuen Familien sich anfallende Aufgaben partnerschaftlich aufteilen oder in alte Rollenmuster zurückfallen. Auch bei diesem Entscheidungsprozess können Sie die werdenden Eltern unterstützen.
  • Die Unterstützung durch Väter im Geburtsprozess hat positive Auswirkungen auf die werdenden Mütter. Beziehen sie Väter daher von Anfang an systematisch ein und ermöglichen ihnen sich zu beteiligen. So können Väter ihre Partnerinnen unterstützen, eine eigene Identität als Vater entwickeln und eine aktive Rolle in der Versorgung der Säuglinge übernehmen.
  • Im Rahmen der Vorbereitung auf die Geburt haben Väter das Interesse, sich mit anderen Vätern in einem geschützten Raum über ihre Sorgen, Gedanken und Hoffnungen auszutauschen. Ermutigen Sie die Partner ‚Ihrer‘ Mütter, den Rahmen Ihres Kurses zu nutzen.

Zum Download

Der Impuls von Philip Krüger 2021_11_16_LAG_Vater_werden_pk-final

Die  Leitfragen von Dialogrunde und Workshop 1

Die Zusammenfassung der Visionen und Forderungen von Dialogrunde und Workshop 1

Das Interview mit Gunter Beetz Väter von Anfang an einbeziehen

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Väter sind als Hauptbezugsperson gleichermaßen kompetent

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 31. Januar 2022

In einer neuen Studie der Universität Cambridge (Vereinigtes Königreich) wurden Väter, die sich hauptsächlich um das Kind kümmern, mit Müttern, die sich hauptsächlich um das Kind kümmern, und mit Doppelverdiener-Paaren aus Mutter und Vater verglichen. Die Forscher fanden keine statistisch signifikanten Unterschiede in Bezug auf die Qualität der Elternschaft, Depressionen, Ängste, Stress, das Gefühl der sozialen Unterstützung, die Qualität der Ehe, Konflikte mit dem Kind oder das Verhalten des Kindes selbst.

„Die vorliegende Studie stellt die Annahme in Frage, dass Frauen für die primäre Kinderbetreuung besser geeignet sind als Männer … Väter und Mütter sind in der primären Betreuungsrolle gleichermaßen kompetent.“

Auf der Grundlage dieses Ergebnisses empfehlen die Forscher:innen: „Die hohe Qualität der Elternschaft, die von den Vätern in der Hauptbetreuungsrolle gezeigt wird, legt nahe, dass mehr Väter ermutigt werden sollten, sich in der Kindererziehung zu engagieren. Um dies zu erreichen, müssen politische Maßnahmen, die dies erleichtern, wie geteilter Elternurlaub und flexible Arbeit, einschließlich mehr Teilzeitbeschäftigungsmöglichkeiten, sowohl von den Regierungen als auch von einzelnen Unternehmen umfassend gefördert werden.“

Frühere Forschungen zu Vätern, die die Hauptpflege übernehmen, konzentrierten sich häufig auf schwule Väter, die durch Adoption oder Leihmutterschaft Eltern wurden. In diesen Studien wurde auch festgestellt, dass die Anpassung der Kinder positiv war. Die vorliegende Studie erweitert die Untersuchungen auf heterosexuelle Elternpaare.

An der Studie, die zwischen 2017 und 2019 im Vereinigten Königreich durchgeführt wurde, nahmen 41 Väter als Hauptbezugspersonen, 45 Mütter als Hauptbezugspersonen und 41 Doppelverdienerpaare (sowohl Mutter als auch Vater) teil. Die Mütter und Väter waren seit mindestens sechs Monaten die Hauptbetreuer ihrer Kinder im Alter von 3 bis 6 Jahren. Ihr:e Partner:in war der bzw. die Hauptverdiener:in; einige Hauptbetreuer (Väter mehr als Mütter) waren auch teilzeitbeschäftigt oder arbeiteten flexibel von zu Hause aus, verbrachten aber mehr Zeit mit der Betreuung als mit der Arbeit.

In den Doppelverdiener-Familien waren beide Elternteile erwerbstätig und viele arbeiteten Vollzeit. Die Familien waren überwiegend weiß, hatten ein hohes Bildungsniveau und keine ernsthaften finanziellen Schwierigkeiten.

Anhand von Fragebögen und Interviews bewerteten die Forscher mit zuvor getesteten Messinstrumenten Depressionen, Ängste, Stress, soziale Unterstützung, die Qualität der Ehe, die Beziehung zwischen den Eltern, die Akzeptanz/Ablehnung des Kindes durch die Eltern, die Qualität der Elternschaft und das Verhalten der Kinder. Bei der Bewertung des Verhaltens der Kinder füllten die Vorschul- oder Schullehrer der Kinder ebenfalls einen Fragebogen aus.

Diese Studie bestätigt zahlreiche frühere Forschungsergebnisse, die zeigen, dass das Erziehungsverhalten von Vätern und Müttern ähnlich ist und dass sie einen ähnlichen Einfluss auf die Entwicklung der Kinder haben. Väter, die als Hauptbezugspersonen fungieren, beschreiben ihre Rolle in der Regel so, dass sie eine enge Bindung zu ihrem Kind aufbauen.

Quelle

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Väter von Anfang an einbeziehen

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 27. Januar 2022

Gunter, du hast bei der Fachtagung der LAG Väterarbeit in NRW im November die Dialogrunde und den Workshop im Themenfeld ‚Geburt & Gesundheit‘ moderiert. Eine der dort formulierten Visionen lautet ‚Angebote und Maßnahmen sichtbarer machen und auf die Bedürfnisse von Vätern ausrichten‘ Warum können die bisherigen Angebote zur Geburtsvorbereitung nicht einfach auf die Väter übertragen werden?

Die Bedürfnisse von werdenden Vätern unterscheiden sich meiner Meinung nach grundlegend von denen der werdenden Mütter. Der Lebensübergang ins „Mutter-Sein“ ist für sie ganzheitlich erlebbar durch die körperlichen, aber auch seelischen Veränderungen der Schwangerschaft. Die Geburt steht deshalb verständlicherweise im Vordergrund. Für Männer bleit diese Zeit jedoch ein größtenteils nur im Kopf stattfindendes Erlebnis. Männer werden erst bei Geburt Vater.

Bei den meisten Angeboten der Geburtsvorbereitung liegt der Fokus deshalb überwiegend auf der Frau und der Geburt. Vätern ist auch wichtig, wie sie sich bei der Geburt verhalten sollen und wie sie am besten ihre Frauen unterstützen können. Aber wie sie sich als Mann auf das „Vater-Sein“ vorbereiten können, nimmt wenig Platz ein, obwohl es zu den einschneidendsten Veränderungen im Leben eines Mannes gehört. Deshalb ist ihnen ein ehrlicher Austausch unter Männern wichtig, um mehr Sicherheit in diese Zeit des Wandels zu bekommen und Vorbereitungen für die Zeit danach zu treffen.

Zu welchem Zeitpunkt und wie können werdende Väter angesprochen und erreicht werden?

Wir Männer spielen erst seit ein paar Jahrzenten eine Rolle bei der Geburt und so ist das Bewusstsein, sich aktiv darauf vorzubereiten, noch nicht sehr verbreitet. Es wächst parallel zum Bauchumfang der Frau. Deshalb sollten Väter so früh wie möglich und von unterschiedlichen Seiten von Angeboten erfahren. Die eine Seite sind die Frauenärzte und Hebammen, die beim Erstkontakt oder beim Besuch in den Geburtskliniken von Angeboten berichten könnten. Eine andere Seite sind Arbeitgeber, denn sie haben einen großen Nutzen davon, wenn sich werdende Väter auf ihre Vaterrolle vorbereiten. Sie sollten ihre Angestellten dazu animieren und/oder sich finanziell beteiligen Angebote für Väter zu belegen oder selbst welche anbieten. Die Weichen für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf und für eine gleichberechtigte Rollenverteilung werden vor der Geburt gestellt. Und wir können die werdenden Väter über andere Väter erreichen. Es fehlt immer noch an sicheren Räumen für einen Austausch.

Was muss sich an den Rahmenbedingungen verändern, damit werdende Väter gut in ihre neue Rolle hineinkommen?

Der Vorschlag der neuen Familienministerin Frau Spiegel, Vätern zwei Wochen bezahlten Urlaub zu ermöglichen, geht in die richtige Richtung. Väter spielen in den heutigen Familien eine viel größere Rolle, als nur der „Ernährer“ zu sein. Väter haben heute ein anderes Rollenverständnis, sie wollen bei der Erziehung der Kinder gleichberechtigt Verantwortung übernehmen, kümmern sich bei der täglich anfallenden Care-Arbeit, bieten ihren Kindern verlässliche Beziehungen an. Und für diese Rolle sollten sie viel mehr in den Blick genommen und unterstütz werden. Durch eine (auch monetär unterstützte) Vorbereitung auf die Vaterrolle vor der Geburt, durch eine längere Elternzeit um gemeinsam als Familie anzukommen, aber auch durch flexiblere Arbeitszeitmodelle. Viele Väter befürchten leider immer noch einen Karriereknick, wenn sie länger in Elternzeit gehen oder Teilzeit arbeiten und das leider nicht unbegründet. Dabei gibt es fantastische Teilzeitmodelle wie Jobsharing, was auch Müttern sehr zugutekommen würde. Beim heutigen Fachkräftemangel, aber auch durch hohe Lebenserhaltungskosten, müssen wir die Familie viel mehr in den Fokus nehmen und das von Anfang an. Unser Sozialstaat, aber auch Unternehmen könnten dabei einen wichtigen Beitrag leisten.   

Welche Veränderungsbedarfe siehst du bei der Ausbildung von Hebammen und Sozialpädogog*innen bzw. -arbeiter*innen?

Das Rollenverständnis hat sich bei so vielen Männern zum Positiven gewandelt, aber die Rahmenbedingungen haben sind leider nicht dementsprechend mit verändert. Die Bedürfnisse und Sichtweisen von Vätern sollten viel mehr mitgedacht und berücksichtigt werden. Dies sollte in der Ausbildung von Sozialpädagog*innen und Hebammen eine größere Rolle spielen. Beide Berufsgruppen sind eine so große Stütze, besonders am Anfang einer Familie, aber auch später in den Ambulanten Hilfen, wenn es mal zu Schwierigkeiten kommt. Vielen Vätern fehlt es an Rollenvorbildern und deshalb ist eine Unterstützung durch diese Berufsgruppen so wichtig.   

Was sind deiner Meinung nach die wichtigsten drei Elemente einer Geburtsvorbereitung, die Männer und Frauen auf eine partnerschaftliche Aufteilung von Erwerbs- und Fürsorge vorbereitet?

Ich nutze gerne das Bild eines „Familienunternehmens“. Das ist vielleicht ein wenig unromantisch, aber die Sichtweise hat sich als sehr hilfreich herausgestellt, um alte Rollenmuster zu durchbrechen.

Als Erstes ist es wichtig zu wissen, was jeder an Geschichte für die Gründung mitbringt: Zum Beispiel was für eine Vater- bzw. Mutterrolle wurde mir vorgelebt? Welche Gesprächs- und Konfliktkultur hat mich geprägt? Die Biografie beider Eltern sollte in der Vorbereitung eine wichtige Rolle spielen, denn unser eigenes „inneres Kind“ beeinflusst die Erziehung und das Selbstverständnis der neuen Familie.   

Als Zweites geht es um die „strategische Ausrichtig“, eine Art Zukunftsplanung. Was sind meine Wünsche und Vorstellungen an mich und die Familie UND an meine Karriere. Eine Leitfrage, die ich werdenden Eltern gerne mitgebe, ist: Was soll euer Kind in 25Jahren über euch erzählen? Sind diese Vorstellungen kompatibel mit denen meiner Partnerin?

Daraus ergibt und wächst das „operationale Geschäft“. Welche alltäglichen Aufgaben stehen an und wer übernimmt sie? Was brauchen wir an Struktur, damit sich alle wohlfühlen? Wer möchte/muss wieviel Arbeiten? Was kann ich heute schon für ein sicheres Fundament tun?

Gunter Beetz, Diplom Sozialarbeiter, initiatischer Prozessbegleiter®, Väter- und Familiencoach, Tandem-Coach (i.A.) www.gunter-beetz.de

Sein Angebot umfasst Wochenendkurse für werdende Väter in der Natur und wird momentan um wöchentliche Präsenz- und Onlineseminare erweitert. Ich biete zur Vorbereitung auf das „Abenteuer Familienunternehmen“ und in Familienkrisen Einzel- und Paarberatung an.

Seine jahrelange Erfahrung hat gezeigt, dass für die Zukunft moderne „Arbeitszeitmodelle“ für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf immer wichtiger werden. Deshalb absolviere ich eine Fortbildung zum Tandem-Coach, um das Thema „Jobsharing“ voranzubringen.

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Good enough Parents

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 24. Januar 2022

In GOOD ENOUGH PARENTS nimmt der Regisseur Domenik Schuster seine eigene Vaterschaft als Anlass, um sich mit alten Mythen und Erziehungsweisheiten auseinander zu setzen, die ihn im Leben mit seinen Kindern begleiten.

Denn auf die Frage: „Was brauchen Kinder?“ hat jede Elterngeneration ihre eigenen Antworten gefunden. Welche davon sind es wert, sie zu behalten? Und von welchen müssen wir uns dringend verabschieden? Die Geschichte unserer Glaubenssätze darüber, was Kinder stark macht, ist auch eine Geschichte der Gewalt gegen Kinder. „Du sollst dein Kind nicht verwöhnen!“, „So wird dein Kind doch nie selbstständig!“ und „Man muss ein Baby doch auch mal schreien lassen!“ – diese Sätze sind keine Lappalien.

Die Bindungstheorie zeigt ganz deutlich, dass Nähe ein Grundbedürfnis unserer Kinder ist – und der Entzug selbiger gefährlich. Doch genau das passiert immer noch. Sowohl im Elternhaus – als auch in Einrichtungen, die strukturell nach aktuellen Studien zum Großteil nicht in der Lage sind, Kinder bedürfnisgerecht zu betreuen und sich zunehmend auf kognitive Frühforderung fokussieren – schon bei den jüngsten. Man sagt, es brauche ein Dorf, um ein Kind großzuziehen. Wie wollen wir dieses Dorf gestalten? 

Man sagt, es brauche ein Dorf, um ein Kind großzuziehen. Wie wollen wir dieses Dorf gestalten?

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Familien in der Pandemie: Wir glaubten, wir wären wichtig!

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 21. Januar 2022

… aber die Last trugen und tragen die Familien, ist Birk Grüling überzeugt: Wenn die Betreuung wegbricht, springen die Eltern ein. Das ist erstmal gut und richtig. Allerdings  brauchen sie dafür Unterstützung – Corona- Krankentage, mehr Kindergeld, etc. Und im Moment wird die Last der Pandemie ohne Schutz in Schulen und Kita wieder auf die Eltern und Kinder  abgewälzt.

Die Zahlen sehen auf den ersten Blick gut aus, sowohl bei Vätern und Müttern hat die Carearbeit mit 2,6 bzw. 3,1 Stunden täglich zugenommen. Bei Familien mit traditioneller Rollenverteilung hat sich weniger verändert als bei denen, die auch schon vor der Pandemie versucht haben, Erwerbs- und Familienarbeit partnerschaftlich aufzuteilen.

Corona wirkt auch an dieser Stelle wie ein Brennglas: Es gibt keinen Rückschritt, sondern eher die Erkenntnis, dass wir auch vorher nicht  weit genug waren. Damit sich dauerhaft etwas verändert ist es notwendig, dass

  • Unternehmen und Politik den Wert von Familienarbeit und Gleichberechtigung erkennen und Kinderbetreuung, Elternzeit  und aktive Vaterschaft fördern
  • Väter ihre ‚Privilegien‘ als Bezugspersonen dauerhaft verteidigen und ihre Erwerbsarbeitszeiten reduzieren
  • Eltern laut und unbequem werden und stärker für ihre Rechte kämpfen

Eine der Visionen die in der Dialogrunde formuliert wurde lautet: ‚Familienarbeit aus der Tabuzone holen‘. Was damit gemeint ist erläutert Holger Strenz, Moderator de Nachmittags: „Im gesellschaftlichen Kontext gehen wir vom Idealbild der heilen Familie aus, ein Ort von Liebe und Geborgenheit. Treten Probleme und Herausforderungen auf, werden diese schnell individualisiert und stehen in Verantwortung der Eltern. … Nicht zuletzt gehört Familien- und Care-Arbeit nach wie vor zu den unentgeltlichen Leistungen, die für eine Gesellschaft zwar unabdingbar sind, aber eben nicht finanziert und entsprechend anerkannt werden. Nicht zuletzt sehen wir im Umgang mit Familien während der Pandemie, dass zwar Trostpflaster verabreicht werden, wie einmalige Zahlungen, aber dass wir viel mehr über Wirtschaft und Finanzen berichten, als dass die herausfordernde Familien- und Sorgearbeit in den Mittelpunkt gerückt werden.“

Damit alle anfallenden Aufgaben und Arbeiten in Familie gleichberechtigt aufgeteilt werden, ist es erforderlich, Männer und werdende Väter nicht nur als gleichberechtigte Subjekte von Anfang an einzubeziehen sondern ihnen auch die entsprechenden Kompetenzen zuzuschreiben. Dieser Prozess beginnt schon bei der frühkindlichen Bildung:

„Wenn wir {…] etwas ändern wollen, dann müssen wir an individuellen Einstellungen etwas verändern und bei den frühen Sozialisationsinstanzen starten. Kinder müssen erleben können, dass Väter im Alltag anwesend sind und sich ebenso um Kinder kümmern, wie sie ihre bezahlte Arbeit meistern. So braucht es in allen Lebensbereichen männliche Vorbilder, die ein gleichberechtigtes Leben ohne Rollenzuschreibungen anstreben oder bereits realisiert haben. Und hierfür braucht es Männer und Väter die dies auch leben wollen, also davon überzeugt sind, dass dies für sie und für die nachfolgende Generation ein guter Weg ist, Gesellschaft zu gestalten.“ so Strenz.

Damit die Vision Wirklichkeit werden kann, kommt es darauf, Rahmenbedingungen dafür zu schaffen, dass Männer nicht mit dem ‚Stempel‘ eines Familienernährers aufwachsen und sich als hauptverantwortlich für die finanzielle Absicherung der Familie erleben. Jungen und (werdenden) Vätern brauchen Ermutigung, sich auszuprobieren, den Bereich von Sorgearbeit zu entdecken und sich auch dort zu engagieren.

Take Aways für Väter (und Mütter)

  • nehmen sie sich auch in ‚Pandemiezeiten‘ Raum und Zeit für Partnerschaft
  • tauschen Sie sich regelmäßig über ihre Erwartungen und (Un-)Zufriedenheit aus
  • thematisieren Sie ihre Familiensituation am Arbeitsplatz
  • nehmen Sie rechtzeitig Unterstützung und Beratungsangebote in Anspruch

Anregungen für Kita’s und Familienzentren

  • thematisieren Sie schon in den Familienzentren geschlechtsspezifische Arbeitsteilung
  • überprüfen sie, welche Haltungen und Vorstellungen in Ihrem Team zu dem Thema vorhanden sind
  • ermutigen Sie Väter mehr Verantwortung bei der Sorgearbeit zu übernehmen

Hinweise für Gleichstellungsstellen

  • betrachten Sie Männer und Väter als handelnde Subjekte, die gleichermaßen Gleichberechtigung wollen und auch davon profitieren
  • weisen Sie bei Ihren Angeboten auf die Bedeutung von Männern und Vätern für die Erreichung der Geschlechtergerechtigkeit hin
  • unterstützen Sie Männer und Väter dabei, ihre Haltungen zu hinterfragen und gemeinsam mit ihren Partner:innen neue Modelle auszuhandeln

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Der Impuls von Birk Grüling Corona und Care-Arbeit

Die Leitfragen von Dialogrunde und Workshop 5

Die Zusammenfassung der Visionen und Forderungen von Dialogrunde und Workshop 5

Das Interview mit Holger Strenz Männer & Väter als Subjekte im Gleichstellungsprozess

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Männer & Väter als Subjekte im Gleichstellungsprozess

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 18. Januar 2022

Holger, du hast bei der Fachtagung der LAG Väterarbeit in NRW im November die Dialogrunde und den Workshop im Themenfeld ‚Gleichberechtigung und Beteiligung‘ moderiert. Eine der Visionen die in der Dialogrunde formuliert wurde lautet: ‚Familienarbeit aus der Tabuzone holen‘. Was ist damit gemeint?

Im gesellschaftlichen Kontext gehen wir vom Idealbild der heilen Familie aus, ein Ort von Liebe und Geborgenheit. Treten Probleme und Herausforderungen auf, werden diese schnell individualisiert und stehen in Verantwortung der Eltern. Dann gibt es Aussagen wie: „Die Eltern sind überfordert sie sollen sich doch Hilfe holen.“ Im unternehmerischen Kontext soll Familienarbeit idealerweise funktionieren und nicht den Arbeitsprozess stören.

Schlaflose Nächte bei zahnenden Kindern, Erkrankungen, neue Lebensabschnitte oder auch die Zeit der Pubertät sind jedoch ganz normale Familienthemen, die in der Regel viel Kraft und elterliche Aufmerksamkeit benötigen. Konkret geht es darum, dass Kolleginnen nicht ausgegrenzt und belächelt werden, wenn sie aufgrund von Aufgaben mit und für die Kinder eher gehen müssen oder die familiären Themen über berufliche Aufgaben stellen.

Ebenso sind Themen wie Allein- bzw. Getrennterziehende oder Trennung keine, mit denen man im Arbeitsalltag oder auch im Freundeskreis punkten kann, wenn Familie und Familienarbeit zur besonderen Herausforderung wird. Unsere Gesellschaft verweist lieber an individuelle Unterstützungsangebote, als dass strukturelle Veränderungen angedacht und auf den Weg gebracht werden.

Nicht zuletzt gehört Familien- und Care-Arbeit nach wie vor zu den unentgeltlichen Leistungen, die für eine Gesellschaft zwar unabdingbar sind, aber eben nicht finanziert und entsprechend anerkannt werden. Nicht zuletzt sehen wir im Umgang mit Familien während der Pandemie, dass zwar Trostpflaster verabreicht werden, wie einmalige Zahlungen, aber dass wir viel mehr über Wirtschaft und Finanzen berichten, als dass die herausfordernde Familien- und Sorgearbeit in den Mittelpunkt gerückt werden. Ebenso ist das Lohngefälle ein Ausdruck dafür, welchen Wert Sorgearbeit in unserer Gesellschaft hat und wie selbstverständlich sie in diesem Lohngefälle gegenüber produzierendem Gewerbe gehalten wird.

Warum ist es wichtig, Männer und Väter von Anfang an als Akteure im Gleichstellungsprozess zu adressieren und einzubeziehen?

Weil Gleichstellung nur im Miteinander und im für einander Einstehen gelingen kann. Equal Pay und Equal Care sind Aufgaben, die längerfristig Müttern wie Vätern zugutekommen. Rollenklischees entwickeln sich, sobald wir auf die Welt kommen und prägen unsere Gesellschaft nachhaltig. Wenn wir daran etwas ändern wollen, dann müssen wir an individuellen Einstellungen etwas verändern und bei den frühen Sozialisationsinstanzen starten. Kinder müssen erleben können, dass Väter im Alltag anwesend sind und sich ebenso um Kinder kümmern, wie sie ihre bezahlte Arbeit meistern. So braucht es in allen Lebensbereichen männliche Vorbilder, die ein gleichberechtigtes Leben ohne Rollenzuschreibungen anstreben oder bereits realisiert haben. Und hierfür braucht es Männer und Väter die dies auch leben wollen, also davon überzeugt sind, dass dies für sie und für die nachfolgende Generation ein guter Weg ist, Gesellschaft zu gestalten. Oft erleben heute Männer Gleichstellung als Beschneidung von Möglichkeiten, als Zurechtweisen und defizitär. Dabei gilt es das Augenmerk darauf zu legen, was Männer und Väter von diesem Prozess ganz individuell und im Zusammenleben mit Frauen und Müttern davon haben.

Welche Vorteile bringt das für Väter und die Beziehung zu ihren Kindern?

Es bringt Stabilität für die Beziehung, wenn Väter nicht nur im Spaßbereich erlebt werden, sondern auch zeigen dass sie im Carebereich fit sind. Viele Väter, die Elternzeit genommen haben, berichten davon, dass sie später eine gute Beziehung zu ihren Kindern haben. Zum einen ist dies natürlich in der Begleitung im Aufwachsen der Kinder eine wichtige Ressource. Aber ich denke zudem ist es eine wichtige Energiequelle für Väter selbst, wenn sie am Werden ihrer Kinder beteiligt sind und durch Beziehung zu ihnen gestärkt und getragen werden. Nicht zuletzt verhindert es soziale Isolation, insbesondere in Krisen & Konfliktsituationen.

Welche Stolpersteine und Widerstände gilt es dabei unbedingt zu beachten?

Väter sind, wenn es um Familien- und Carearbeit geht, in einem für sie noch relativ neuen Lebensbereich unterwegs. Es fehlt an Erfahrungen und Angeboten. Häufig bekommen sie direkt oder durch die Blume gesagt, dass die Mütter hier die bessere Arbeit leisten. Als Beispiel sei ein Vater genannt, der in der Familienberatung bei der Umgangsgestaltung danach gefragt wurde, ob er für seine Kinder sorgen könne. Dieser Vater hatte ein Jahr Elternzeit genommen. Als er die Frage bejahte, kam die nächste Rückfrage, was er denn für seine Kinder koche? Diese subtilen Kontrollfragen sind verunsichern Väter zusätzlich und zeigen ein fehlendes Zutrauen. Väter brauchen jedoch offene und vertrauensvolle Rahmenbedingungen, um sich noch mehr in den Care- und Sorgebereich einzubringen.

Wahrscheinlich stehen sich jedoch die Männer im Gleichstellungsprozess am meisten selbst im Weg, wird das Thema Gleichberechtigung mit „schwach sein“ verknüpft und innerlich abgewertet. Auf der anderen Seite braucht es natürlich auch Mütter und Frauen, die Veränderungen aushalten, insbesondere, wenn sie nicht nach ihren Ideen umgesetzt werden. Wichtig ist dabei, dass ein Austausch miteinander stattfindet und mögliche Stolpersteine gemeinsam aus dem Weg geräumt werden können.

Nicht zuletzt ist es Aufgabe der Politik, den gesellschaftlichen Umdenkprozess zu forcieren und zu unterstützen. Väter und Männer aktiv hierzu einzuladen und dafür strukturelle Rahmenbedingungen zu schaffen.

Was sind deiner Meinung nach die ersten drei Schritte auf dem Weg hin zu einer ‚echten‘ Gleichberechtigung in den Sphären Erwerbs- und Carearbeit?

Die Rahmenbedingungen dafür zu schaffen, dass Männer nicht mit dem Gedanken des Familienernährers aufwachsen, also als hauptverantwortlich in die Erwerbsarbeit gedrängt werden und dass Vereinbarkeit von Familie und Beruf aktiv von Unternehmen angesprochen und Vätern Mut gemacht wird, sich auszuprobieren, den Bereich von Sorgearbeit zu entdecken und sich selbst zu zeigen.

Themen, wie Vereinbarkeit von Familie und Beruf müssen auf Männer und Väter direkt zugeschnitten werden, auch wenn es dieselben Inhalte betrifft. Solange wir in traditionellen Rollenvorstellungen verhaftet sind, braucht es aktive und manchmal provokative Anstöße zum Umdenken. Role-Model-Kampagnen können dabei positive Denkanstöße liefern und eine Vielfalt aufzeigen, die ganz unterschiedliche Väter anspricht.

Frauen in den Vorstandsetagen sind dabei ebenso wichtig, wie Väter in einer Elternzeit von sieben Monaten und mehr. Die Elternzeit- und Elterngeldreform 2007 hat gezeigt, dass strukturelle Anreize Veränderungen wunderbar beschleunigen können. Hier kann Politik entsprechend unterstützend wirken.

Holger Strenz ist Vater von 2 Töchtern, Sozialpädagoge, Systemischer Paar- und Familientherapeut. Er ergründet, untersucht und beforscht das männliche Geschlecht seit über 25 Jahren und versteht sich als Netzwerker, der mit Papaseiten.de Väterarbeit in Dresden und in Sachsen einen Weg bahnt. Seit über 15 Jahren geschieht dies innerhalb der Gleichstellungsarbeit. Er ist Mitglied der Fachgruppe Väter im Bundesforum Männer und im Väterexpertennetz Deutschland e.V. Aktuell koordiniert er die Kampagne zur Petition „10 Tage Vaterschaftsfreistellung* zur Geburt“.

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