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‚Männerspezifische Anliegen und Themen aktiv formulieren und gestalten‘

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 8. Mai 2022

„Als offene, tolerante Stadt und Ort der Vielfalt versteht die Stadtverwaltung Gleichstellung als ganzheitliche zukunftsgerichtete Strategie. War Gleichstellungsarbeit bislang überwiegend auf frauenspezifische Belange fokussiert, sollen nunmehr verstärkt auch Männer in die Wahrnehmung und in den Fokus der Gleichstellungspolitik gerückt, tradierte Rollenzuweisungen für die verschiedenen Geschlechter hinterfragt, neue Lebenskonzepte und -formen erarbeitet und unterstützt werden.“

Stellenausschreibung der Gleichstellungsstelle der Stadt Essen aus dem Jahr 2020

In Nordrhein Westfalen gibt es inzwischen in fünf Städten Ansprechpartner für die Belange von Jungen. Männern und Vätern: in Bonn, Dortmund, Düsseldorf, Essen und Münster.

Stellungnahmen der Parteien zu den Forderungen der LAG Väterarbeit zur Landtagswahl

Die LAG Väterarbeit hat im Vorfeld der Landtagswahl am 15 Mai fünf konkrete väterpolitische Forderungen aufgestellt und die im Landtag vertretenen Parteien darum gebeten darzulegen, inwieweit eine Stimme für Ihre Partei zu einer Umsetzung in den kommenden 5 Jahren beitragen wird.

Die vierte Forderung lautet:

„Weiterentwicklung des Gesetzes zur Gleichstellung von Frauen und Männern für das Land Nordrhein-Westfalen (LGG) in dem Sinne, dass zunächst in allen Kreisen und Kreisfreien Städten neben den Gleichstellungsbeauftragten auch die Stelle eines Ansprechpartners für Väter eingerichtet und zusätzlich finanziert wird.“

Die CDU hat dazu geantwortet:

Unsere Gesellschaft ist eine, in der Menschen gleich welchen Geschlechts die gleichen Chancen haben – überall und zu jeder Zeit. Jeder Mensch bringt Stärken mit, die wir für ein starkes Nordrhein-Westfalen benötigen. Dabei wollen wir auch für Männer die Möglichkeiten stärken, sich für eine Familienzeit zu entscheiden. 2021 haben wir erstmalig in Nordrhein-Westfalen einen umfassenden „Atlas zur Gleichstellung von Frauen und Männern in Nordrhein-Westfalen“ veröffentlicht, um wichtige Impulse zur Verbesserung der Gleichstellung zu geben und neue Entwicklungen anzustoßen. Hauptamtliche Gleichstellungsbeauftragte wirken dabei bereits jetzt in allen kreisangehörigen Städten und Gemeinden mit mehr als 10 000 Einwohnerinnen und Einwohnern sowie in kreisfreien Städten und Kreisen wesentlich mit. Dass wir uns dabei auch für die Rolle der Männer und Väter einsetzen, zeigt sich u.a. darin, dass wir neben der Stärkung der Unterstützungsinfrastruktur für von Gewalt betroffene Frauen erstmals in Nordrhein-Westfalen auch eine für von Gewalt betroffene Männer aufgebaut haben.

Die FDP hat dazu geantwortet:

Wir möchten eine neue Gleichstellungspolitik für alle gestalten. Dort, wo Benachteiligungen vorliegen, wollen wir politisch agieren, unabhängig davon, ob es sich um eine Benachteiligung von Frauen, Männern oder diversen Personen handelt. Es gilt, die im Einzelfall Benachteiligten oder Schwächeren zu schützen. Das Landesgleichstellungsgesetz muss daher zu einem Landesdiversitätsgesetz weiterentwickelt und den heutigen Lebensverhältnissen angepasst werden. Im Rahmen der Neufassung werden wir klarstellen, dass unter Gleichstellung die Gewährleistung von Gleichberechtigung für alle Geschlechter zu verstehen ist. Das Landesdiversitätsgesetz wird deshalb u. a. auch die Belange von Männern und Diversen aufnehmen und sie als Bewerbende für das Amt des/ der Diversitätsbeauftragten zulassen.

Die Grünen haben dazu geantwortet:

Kern des Landesgleichstellungsgesetzes ist die Gleichstellung von Frauen und Männern und der Abbau struktureller Hemmnisse für Frauen. Dabei spielt die Vereinbarkeit von Familie und Beruf eine wichtige Rolle. Von einer besseren Vereinbarkeit und einer Unternehmens- bzw. Organisationskultur, die die Vereinbarkeit von Beruf und Sorgearbeit, also auch der Pflege von Angehörigen, in den Blick nimmt und ermöglicht, profitieren Frauen wie Männer. In vielen Kommunen wurden die Gleichstellungsstellen um unterschiedliche Aspekte von Diversität erweitert. Insgesamt müssen wir auch in der öffentlichen Verwaltung Strukturen stärken, die der Vielfalt von Lebensrealitäten, aber auch Diskriminierungserfahrungen Rechnung trägt und diese Vielfalt gleichzeitig als Bereicherung für Verwaltungen und Unternehmen begreift. Der öffentlichen Verwaltung kommt dabei eine Vorbildfunktion zu.

Die SPD hat dazu geantwortet:

Die Gleichstellung von Frauen und Männern fördern wir aktiv. Wir wirken gezielt auf einen Ausgleich von Benachteiligungen hin. Für uns sind alle Menschen gleich. Deswegen setzen wir uns dafür ein, Ungleichheiten zu beseitigen. Es geht einfach besser, wenn man gemeinsam handelt. Uns ist wichtig, dass Frauen und Männer gleichstark auf allen politischen Ebenen vertreten sind. Dies werden wir auf eine gesetzliche Grundlage stellen. Wir wissen, dass Väter besondere Bedarfe in der Ansprache und Beratung haben. Die Umsetzung der Beratung vor Ort werden wir gemeinsam mit den beteiligten Akteuren beraten. Wir haben immer gesagt, Vater ist was du draus machst, wir wissen aber, dass das nicht ohne Unterstützung möglich ist.

Quelle

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‚Es braucht Angebote, die von Vätern akzeptiert werden und auf ihre speziellen Bedürfnisse eingehen‘

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 6. Mai 2022

„Das Väterberatungszentrum soll eine offene und niederschwellige Anlaufstelle für Väter sein – auch für jene, die von klassischen Beratungsangeboten nicht erreichbar sind – und damit das Wohl der Kinder fördern. Der offene Ansatz als Treffpunkt und Kommunikationsort für Väter fördert soziale Begegnungen von Vätern und deren Kindern. Der Ort des Austausches und der Informationsvermittlung soll den Zugang zu Beratung erleichtern und die Akzeptanz für pädagogische Angebote erhöhen.“

Ausschreibung der Stadt München für ein Väterberatungszentrum

Stellungnahmen der Parteien zu den Forderungen der LAG Väterarbeit zur Landtagswahl

Die LAG Väterarbeit hat im Vorfeld der Landtagswahl am 15 Mai fünf konkrete väterpolitische Forderungen aufgestellt und die im Landtag vertretenen Parteien darum gebeten darzulegen, inwieweit eine Stimme für Ihre Partei zu einer Umsetzung in den kommenden 5 Jahren beitragen wird.

Die dritte Forderung lautet:

„Finanzierung von zunächst einer qualifizierten Beratungseinrichtung für Väter je Regierungsbezirk. Dazu gehört auch, dass entsprechende Fachkräfte weitergebildet und gefördert werden, um vätersensibel beraten zu können.“

Die CDU hat dazu geantwortet:

Mit von uns seit 2017 initiierten Maßnahmen wie bspw. Expertenworkshops, der Website vaeter.nrw oder auch der Förderung der Fachstelle und der Landesarbeitsgemeinschaft Väterarbeit NRW arbeiten wir bereits daran, spezielle Angebote für Väter in Nordrhein-Westfalen zu unterstützen, um den Anteil der Väter in Elternzeit zu erhöhen. In der Datenbank „Angebote für Väter“ sind vielfältige Bildungs- und Beratungsangebote in Nordrhein-Westfalen zusammengestellt und über eine Suchfunktion abrufbar. Ergänzend wollen wir multiprofessionelle Teams künftig nicht nur an Schulen, sondern auch in verantwortlichen Expertengremien zur Qualitätssicherung von Unterricht, Aus- und Fortbildung, um die bestehenden Angebote bedarfsorientiert ausbauen und ergänzen zu können. In der Jugendhilfe muss es verpflichtende und ständige Weiter- und Fortbildungsangebote für Fachkräfte geben, um für vielfältige Beratungssituationen zu schulen.

Die FDP hat dazu geantwortet:

Den bestehenden Einrichtungen der Familienbildung und -beratung kommt eine ganz besondere Bedeutung bei der Vermittlung von Erziehungskompetenzen und der allgemeinen sowie anlassbezogenen Beratung zu. Wir wollen diese Angebote darum weiter stärken, unter anderem auch im Hinblick darauf, väter- und kultursensibel Beratung und Unterstützung zu liefern. Ziel ist es, den Familien bedarfsgerecht, auf die jeweiligen Erziehungsberechtigten ausgerichtete Beratung und Unterstützung zukommen zu lassen.

Die Grünen haben dazu geantwortet:

NRW hat eine breit aufgestellte Beratungsinfrastruktur, die verschiedenen Bedarfe in NRW abdeckt. Natürlich muss dabei auch vätersensible Beratung angeboten werden. Hier werden wir die Bedarfe prüfen und Entwicklungsmöglichkeiten mit bestehenden Beratungsangeboten und ggf. darüber hinaus beraten.

Die SPD hat dazu geantwortet:

Wir wollen die Beratungsmöglichkeiten von Familien durch Familienbüros insgesamt stärken. Dabei werden wir auch einen Fokus auf Väter legen. Angebote werden wir in diesen Familienbüros gebündelt präsentieren und Möglichkeiten der Vernetzung und Kooperation schaffen.

Quelle

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Der Anteil der männlichen Teilnehmer an Angeboten der Familienbildung hat sich seit 2006 kaum verändert

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 4. Mai 2022

„Beim differenzierten Blick auf die Einrichtungsarten wird deutlich, dass Väter 2019 am häufigsten Angebote in Beratungseinrichtungen in Anspruch nahmen, am seltensten in Einrichtungen der Eltern- und Familienbildung. Gerade mit Blick auf die Einrichtungen der Eltern- und Familienbildung deuten die Ergebnisse darauf hin, dass sich der Anteil der männlichen Teilnehmer im Verhältnis zur Bestandsaufnahme von 2006 kaum verändert hat.“

Prognos AG Familienbildung und Familienberatung in Deutschland eine Bestandsaufnahme

Die LAG Väterarbeit hat im Vorfeld der Landtagswahl am 15 Mai fünf konkrete väterpolitische Forderungen aufgestellt und die im Landtag vertretenen Parteien darum gebeten darzulegen, inwieweit eine Stimme für Ihre Partei zu einer Umsetzung in den kommenden 5 Jahren beitragen wird.

Die zweite Forderung lautet:

„Einrichtung eines Bildungsbudgets im Rahmen des Weiterbildungsgesetzes (§17 WbG) um neue Zugänge, offene Angebote, aufsuchender Bildung für die bislang kaum erreichte Zielgruppe der Väter zu entwickeln und durchzuführen. Dadurch wird auch die regionale Vernetzung und sozialräumliche Ausrichtung der Angebote gewährleistet.“

Die CDU hat dazu geantwortet:

Durch die Reform des Weiterbildungsgesetzes haben wir die nordrhein-westfälische Spitzenstellung bei der gemeinwohlorientierten Weiterbildung in den vergangenen fünf Jahren ausgebaut, die Grundförderung verlässlicher gestaltet und innovative neue Förderinstrumente geschaffen. Diese Dynamisierung der Landesförderung im Bereich der Weiterbildung werden wir fortschreiben, um bedarfsorientierte Fördermöglichkeiten zu gewähren. Auch weiterhin wollen wir die starke Weiterbildungslandschaft mit über 450 Volkshochschulen und freien Weiterbildungseinrichtungen, die mehr als 1,5 Millionen Menschen in unserem Land jährlich besuchen, stärken.

Die FDP hat dazu geantwortet:

Lebenslange Weiterbildung hat für uns in einer Welt im Wandel eine zentrale Bedeutung. Deswegen haben wir in dieser Legislatur das Weiterbildungsgesetz novelliert und die gemeinwohlorientierte Weiterbildung zukunftsfähig aufgestellt. Insgesamt wollen wir bessere Voraussetzungen für die Vereinbarung von Weiterbildung und Familie schaffen, da speziell Familienarbeit und insbesondere die Betreuung und Erziehung von Kindern eine wichtige Phase der Persönlichkeitsentwicklung ist. Verantwortung für Kinder und Familie zu übernehmen, stärkt auch die Bereitschaft und Fähigkeit im beruflichen Kontext Führungsrollen einzunehmen. Daher steigern familienfreundliche Weiterbildungen die Karrierechancen von Menschen, die auch zu Hause Verantwortung übernehmen. Aus-, Fort- und Weiterbildung bleiben das ganze Leben Grundlage für sozialen Aufstieg und beruflichen Erfolg. Die Entscheidung für Weiterbildung darf nicht finanziell erschwert werden. Wir unterstützen deswegen die umfassenden Vorhaben der neuen Bundesregierung in diesem Bereich, vor allem die Schaffung ganz neuer Gamechanger-Instrumente wie das Lebenschancen-Bafög.

Die Grünen haben dazu geantwortet:

Auf Initiative der Fraktionen von CDU, SPD, FDP und Grünen wurde das Weiterbildungsgesetz in diesem Jahr novelliert. Insbesondere war das Anliegen, neue Formate zu fördern und bislang wenig erreichte Zielgruppen in den Fokus zu nehmen. Deshalb gibt es nun Innovationsfonds und Entwicklungspauschalen für die Einrichtungen. Spezielle Bildungsbudgets für bestimmte Zielgruppen sind nicht vorgesehen. Die Erfahrung zeigt, dass es zielführender ist, die Einrichtungen entscheiden zu lassen, wie sie auf welche Zielgruppe zugehen.

Die SPD hat dazu geantwortet:

Sozialräumliche Arbeit ist ein Kernpunkt der NRWSPD und unserer Kinder- und Familienpolitik, wir wollen flächendeckend Familienbüros in den Quartieren etablieren, die die Angebote der Familienbildung, der Jugendhilfe und der Familienberatung bündeln. Die alle Angebote im Stadtteil bewerben und so auch Initiativen für Väter bewerben. In Kooperation mit den Familienzentren in Kitas und Grundschulen wollen wir die Elternarbeit stärken und hier auch besonders auf spezifische Angebote für Elternteile stärken, eben auch besonders für Väter.

Quelle

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Vätern muss bei der Geburtsvorbereitung mehr als eine unterstützende Rolle zuteil werden

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 2. Mai 2022

„Als Vision und Wunsch abschließend formuliert: um werdenden und gewordenen Väter und Müttern die Verwirklichung ihres Wunsches nach einer gleichberechtigten Aufgabenteilung zu ermöglichen braucht es, neben den äußeren, passenden Rahmenbedingungen, ein Angebot sich vor und nach der Geburt mit den o.g. Themen auseinanderzusetzen. Und zwar an den Orten und zu den Anlässen, die Väter und Mütter sowieso gemeinsam oder getrennt aufsuchen und nutzen. Die Geburtsvorbereitung gehört in jedem Fall dazu. Es braucht aber neben den Hebammen weitere (männliche) Akteure und Angebote für Väter, vor allem für die Zeit nach der Geburt.“

Abschlussbericht des Modellprojekts ‚Bedeutung von Vätern im Geburtsprozess

Stellungnahmen der Parteien zu den Forderungen der LAG Väterarbeit zur Landtagswahl

Die LAG Väterarbeit hat im Vorfeld der Landtagswahl am 15 Mai fünf konkrete väterpolitische Forderungen aufgestellt und die im Landtag vertretenen Parteien darum gebeten darzulegen, inwieweit eine Stimme für Ihre Partei zu einer Umsetzung in den kommenden 5 Jahren beitragen wird.

Die erste Forderung lautet:

„Förderung von flächendeckenden Angeboten zur Geburtsvorbereitung für Väter, die werdende Eltern auch dabei unterstützen, partnerschaftlichen Rollenvorstellungen zu realisieren.“

Die CDU hat dazu geantwortet:

Familien sind die Voraussetzung für das Funktionieren unserer Gesellschaft. Deshalb fördern wir sie um gut gerüstet für die Schwangerschaft und die Zeit vor und nach der Geburt zu sein. Vätern kommt bei der Schwangerschaftsvorbereitung oft eine unterstützende Rolle zuteil. Eine gute Vorbereitung kann oft Sicherheit verschaffen. Deshalb haben wir im Herbst 2017 die Projektgruppe „Strukturelle Weiterentwicklung Geburtshilfe“ eingerichtet, um die geburtshilfliche Versorgung strukturiert weiterzu-entwickeln. Ziel ist es, aktuelle Fragen und Herausforderungen in der Geburtshilfe zu identifizieren und ein Konzept mit konkreten Handlungsempfehlungen für eine flächendeckende Versorgung mit qualitativ hochwertigen Geburtshilfe-leistungen für das Land Nordrhein-Westfalen zu erarbeiten. Damit sich Familien in NRW wohlfühlen, erhalten sie bedarfsgerechte Unterstützung, die sie für ihre individuelle Wahl und die Realisierung ihres persönlichen Lebensmodells benötigen.

Die FDP hat dazu geantwortet:

Eine partnerschaftliche Rollenvorstellung und -verteilung ist uns ein wichtiges Anliegen. Wir setzen uns daher für Toleranz und Offenheit für eine Vielfalt von Rollen- und Lebensentwürfen ein und unterstützen die Vorhaben der Bundesregierung hierzu ausdrücklich. Generell möchten wir die Vereinbarkeit von Familie und Beruf durch einen flächendeckenden Ausbau der Betreuungsangebote, insbesondere auch in Randzeiten, und der Unterstützung von Jobsharing- und Topsharing-Modelle, stärken. Geburtsvorbereitungskurse für Väter werden von vielen Krankenkassen als Satzungsleistung angeboten. Aus unserer Sicht sind Satzungsleistungen der jeweiligen Krankenkasse ein wesentlicher Baustein für den Kassenwettbewerb. Änderungen des Katalogs von gesetzlichen Leistungen der Krankenversicherung und grundsätzlich zulässigen Satzungsleistungen wären auf Bundesebene zu entscheiden.

Die Grünen haben dazu geantwortet:

Auch Väter müssen auf die Geburt und die Zeit als Elternteil angemessen vorbereitet werden. Um Familien direkt nach der Geburt zu unterstützen und auch Väter dabei rechtlich zu stärken, hat die Ampel-Koalition auf der Bundesebene vor, eine zweiwöchige vergütete Freistellung des Partners bzw. der Partnerin nach der Geburt einzuführen.

Die SPD hat dazu geantwortet:

Wir wollen die gemeinsame und vor allem partnerschaftliche Rollenaufteilung der werdenden Eltern unterstützen. So wollen wir mit einer Familienarbeitszeit Familien ermöglichen, Arbeitszeiten zu reduzieren und dennoch nicht auf Einkommen verzichten zu müssen. Damit Familien nach der Geburt eines Kindes ausreichend Zeit zum Kennenlernen und Zusammenwachsen haben, führen wir eine Partnerfreistellung nach der Geburt ein. Um den Papierkram in den ersten Wochen des Elternseins zu reduzieren, zum Beispiel beim Elterngeld, wollen wir Familienbüros einführen, die sich um die Antragstellung in den ersten Lebenswochen kümmern und Familien auch später bei der Beantragung von Leistungen und dem Finden passender Angebote unterstützen

Quelle

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Mit einem falschen Satz kann man vieles kaputtmachen

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 30. April 2022

Das Projekt ‚Echte Väter‘ in Herne.

Das Angebot

… richtet sich an Väter mit und ohne Migrationshintergrund, deren Kinder die Grundschule besuchen. Der Kontakt wird über die Schulen vermittelt. Die angeleiteten Gesprächsrunden sollen den Vätern ein Forum bieten, wo sie sich mit ihren Fragen, Problemen, aber auch Anregungen und Vorschlägen austauschen können. Die Gruppen sind offen: Die teilnehmenden Väter können pausieren, aussetzen, wiederkommen.
Die Vätergruppentermine werden ergänzt durch gemeinsame Freizeitaktivitäten mit den Kindern wie Museumsbesuche, Picknicke oder Sportturniere. Alle vier Wochen findet zudem an einem Wochenende ein Aktionstag statt.

In den angeleiteten Gesprächsrunden geht es zunächst um die klassischen Schul- und Erziehungs- und Familienthemen, darüber hinaus ist immer auch Platz für Alltagsthemen wie Miet- oder Kündigungsrecht, aber auch für Fragen zu Ernährung und Gesundheit. Besteht der Bedarf, werden Experten eingeladen: etwa ein Arzt oder Psychologe erklärt, was es mit der Diagnose ADHS auf sich hat, ein Jurist erläutert die Grundregeln des deutschen Familienrechtes oder ein Konflikttrainer vermittelt, wie man sich bei Konflikten gewaltfrei dennoch durchsetzen kann.
Gegebenenfalls werden die Väter bei Ämter-Terminen begleitet. Wenn Väter der besonderen Beratung bedürfen, werden mit ihnen Einzeltermine verabredet. Möglich ist es auch, dass bei Problemen, die die ganze Familie betreffen und wo Lösungen mit allen gesucht werden sollten, die Familie hinzukommt und an der Beratung teilnimmt.
Die Gruppen werden angeleitet von zweisprachigen Teamern, die in den Schulen hauptberuflich als Sprachlehrer arbeiten. Vertreten sind so als Sprachen Türkisch, Polnisch, Russisch und Arabisch.
Die Abende finden nach Absprache wöchentlich bis zwei-wöchentlich statt, sie beginnen zwischen 17.30 und 18 Uhr und enden um 21 Uhr.

Hintergrundinformationen

Das Projekt „Echte Väter“ entwickelte sich im Rahmen kommunaler Elternarbeit/Elternbildung aus einem Pilotprojekt im Jahre 2007. Es startete um migrantische Eltern von Schulkindern die Möglichkeit zu bieten, sich mit ihren Fragen und auch Problemen auszutauschen und so auch enger an das Schulgeschehen zu binden. Zu den Nachmittagsterminen erschienen jedoch nur die Mütter. Erst als Termine am frühen Abend angeboten wurden, kamen auch die Väter. „Es zeigte sich schnell, dass es gut ist, wenn die Väter unter sich bleiben und einen eigenen Ort haben, um sich zu treffen“, erzählt Gürkan Ucan, Gründer des Projektes. Wichtig ist, dass die Abende für die Väter einen Nutzwert haben: „Nur Themen besprechen, damit kann man langfristig die Väter nicht halten. Der Abend muss ihnen etwas bringen.“
Von der grundsätzlichen Haltung her, wird bei den Vätern zuerst nach deren Fähigkeiten und Kompetenzen geschaut, um diese auszubauen – später kommen die Probleme, wenn es welche gibt. Dabei hat sich gezeigt, dass in verschiedenen Kulturen das Angebot, sich auszutauschen, später auch über Probleme sprechen zu können und dafür den eigenen Familienraum zu verlassen, sehr unterschiedlich verstanden wird.

Gürkan Ucan nennt ein Beispiel: „Ich habe am Anfang ein junges Elternpaar angesprochen, wollte für die Vätergruppe werben, aber die beiden haben ganz erschrocken gesagt ‚Oh, haben wir denn so große Probleme? Haben wir etwas falsch gemacht?‘.“ Gürkan Ucan sagt: „Man muss mit viel Fingerspitzengefühl vorgehen, mit einem falschen Satz kann man vieles kaputtmachen.“
Das Projekt äußert auch zu allgemeinen gesellschaftlichen Konflikten. So hat man sich in der Vergangenheit im Rahmen von Schulveranstaltungen wie Schulfesten gegen Salafismus und Rechtsradikalismus positioniert und betreibt entsprechende Aufklärungsarbeit, was bei den oft verunsicherten Eltern sehr gut angekommen sei.

Ziele des Projekts

Die Väter sollen sich im oft schwer verständlichen Feld der Institution Schule mit mehr Selbstbewusstsein bewegen und äußern.
Ziel ist auch, die Bindung zwischen Vätern und Kindern zu stärken. Väter sollen erleben, dass es schlicht schön ist und Spaß macht, wenn man Zeit mit seinen Kindern verbringt.
Gibt es Probleme, wird über Probleme gesprochen. Aber sie werden nicht gesucht. Im Gegenzug wird bei jedem teilnehmenden Vater nach seinen Kompetenzen und Fähigkeiten geschaut, damit er sie möglichst vielfältig einbringen kann.

Kontakt
Kommunales Integrationszentrum, Rademachers Weg 15; 44649 Herne: Gürkan Ucan, Tel.: 02325 – 65 89 313 guerkan.ucan@herne.de

Die Webseite des Kommunalen Integrationszentrums in Herne.

Quelle

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Diversitätsbewusste Väterarbeit stärken

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 26. April 2022

Werkstattgespräch am 5. Mai, um 15:30 Uhr

Migrationssensible Väterarbeit ist wichtig für die Zukunft unserer Gesellschaft. In Großstädten wie Köln oder Frankfurt haben weit mehr als 50 Prozent der schulpflichtigen Kinder einen sogenannten Migrationshintergrund. Die Väter dieser Kinder können einen bedeutsamen Beitrag zu ihrem guten Aufwachsen und Bildungserfolg leisten.

Väter mit Migrationsgeschichte sind jedoch in öffentlichen Debatten und im Alltagsleben häufig Vorurteilen, negativen Zuschreibungen und Verallgemeinerungen ausgesetzt. Die Vielfalt ihres Lebensalltags und ihre Potenziale, insbesondere im Hinblick auf Vaterschaft, werden genauso wenig wahrgenommen wie ihre individuellen Ressourcen und Anpassungsleistungen. Eher selten werden sie in Angeboten adressiert oder mitgedacht.

Ihre Perspektiven und Potentiale können zum Wohl ihrer Kinder viel stärker einbezogen und genutzt werden. Vor diesem Hintergrund haben sich das Hessische Ministerium für Soziales und Integration und der Verband binationaler Familien und Partnerschaften im Rahmen eines Integrationsvertrages unter anderem das Ziel gesetzt, gemeinsam einen Beitrag zur Entwicklung einer migrationssensiblen, diversitätsbewussten Väterarbeit in Hessen zu leisten.

In Hessen hat sich 2020 der Fachkreis migrationssensibler Väterarbeit in Hessen (MISEV) gegründet und führt regelmäßig Austauschtreffen und Workshops durch. Die Arbeit des Fachkreises orientiert sich an den Aufgabenfeldern und Bedarfen der Teilnehmenden, ermöglicht gegenseitige Unterstützung und bezieht Erkenntnisse aktueller Väterforschung mit ein.

Als erster Schritt wurde 2019 eine hessenweite Befragung von Einrichtungen und Expert*innen der Väterarbeit durchgeführt, um einen Einblick in bereits bestehende Angebote der Väterarbeit, deren Herausforderungen und Erfolgsfaktoren zu gewinnen.

Bei dem Werkstattgespräch am 5. Mai wird Alexander Stathopoulos vom Verband binatinaler Familien in Frankfurt über die Erfahrungen des Arbeitskreises berichten und wir werden gemeinsam überlegen, wie wir diese für die Väterarbeit in NRW nutzen können.

Hier können Sie sich zu dem Online Werkstattgespräch anmelden:

https://www.surveymonkey.de/r/LAG_20220407

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Vaterschaftsfreistellung ermöglicht einen niedrigschwelligen Einstieg ins Vatersein

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 21. April 2022

Vor einigen Wochen hat eine Fachzeitschrift nach meiner Einschätzung zur Vaterschaftsfreistellung gefragt. Frau Spiegel ist zwar inzwischen nicht mehr Familienministerin, aber ihre Nachfolgerin Lisa Paus hat angekündigt, an deren Inititiativen anzuknüpfen und das Thema steht für mich weiterhin oben auf der Agenda

Wie finden Sie den Vorschlag von Frau Spiegel?

Frau Spiegel greift mit ihrem Vorschlag eine Forderung auf, die wir und andere Väterverbände schon lange erhoben haben. Die zwei Wochen Vaterschaftsfreistellung finden sich zudem mit unterschiedlichen Bezeichnungen in den Wahlprogrammen der drei Ampelparteien und sind auch Gegenstand der EU Vereinbarkeitsrichtlinie, die bis zum Herbst 2022 in geltendes Recht umgesetzt werden muss.

Inhaltlich geht es in der Zeit unmittelbar nach der Geburt darum, sich als Familie neu aufzustellen, aus dem Paar ist eine Triade geworden. Zu sehen, dass es die ‚geborene Mutter‘ nicht gibt und Mann es genauso gut kann, wenn er es einfach tut. Sich dabei als Vater wirksam zu erleben,. die Reaktionen des neugeborenen Kindes wahrzunehmen, es zu begleiten und eine sichere Beziehung und Bindung zu ihm aufzubauen. Dafür ist die 14tägige Lohnfortzahlung eine Investition, die sich ein Leben lang auszahlt.

In dem Vorschlag stecken aber noch weitere Potenziale. In einer Untersuchung, die das Beratungsunternehmen EY 2016 bei mehr als 21.000 Kund*innen in 91 Ländern durchgeführt hat, zeigte sich nämlich, dass in Unternehmen, die Beschäftigten eine bezahlte Freistellung nach der Geburt gewährten, der Anteil von Frauen in Führungspositionen deutlich höher war.

Wo könnte es Herausforderungen oder Stolpersteine bei der Umsetzung geben?

Da diese Regelung von allen drei Ampelparteien gleichermaßen gewollt ist, dürfte es an dieser Stelle keine Stolpersteine geben. Eine Herausforderung ist sicherlich die Finanzierung. Wenn diese jedoch analog zum Mutterschaftsgeld organisiert, also in einem Umlageverfahren durch alle Arbeitgebenden finanziert wird, sehe ich an dieser Stelle keine großen finanziellen Belastungen auf die durch Corona strapazierte Staatskasse und einzelne Arbeitgebende zukommen.
Zufriedene Väter sind ein Gewinn für jeden Betrieb und die Kompetenzen die sie durch ihr Engagement in Familie erwerben, gleichen die Kosten für die Umlage sehr schnell wieder aus.

Sind zwei Wochen bezahlter Urlaub für das zweite Elternteil genug, um eine Bindung zum Neugeborenen aufzubauen?

Die zwei Wochen bezahlte Freistellung sind meines Erachtens kein ‚Urlaub‘ im landläufigen Sinn. Sie ermöglichen einen niedrigschwelligen Einstieg ins Vatersein, nach der Geburt hat jeder neuer Vater die Möglichkeit, seine Partnerin in der Zeit des Wochenbetts zu unterstützen und eine Beziehung zu seinem Kind aufzubauen. Für eine sichere Bindung sind zwei Wochen eine zu kurze Zeit, aber es geht um einen guten Einstieg und die gesellschaftliche Zuschreibung ‚Mann du kannst ein guter Vater sein und du bist bedeutsam für die Entwicklung deines Kindes‘.

Wie viele Elterngeldmonate für Paare würden Sie sich wünschen? Wie viel bezahlte Freistellung beider Elternteile ist Ihrer Meinung nach nötig?

Bislang gibt es ja 14 Elterngeldmonate die nach dem Muster 12 plus 2 konstruiert sind und durch Regelungen wie ‚Elterngeld-Plus Monate‘ und dem ‚Partnerschaftsbonus‘ auf bis zu 28 bezahlte Monate Elternzeit ausgedehnt werden können. Die Regelungen sind ziemlich kompliziert, auch wenn in der Corona Zeit schon einiges vereinfacht worden ist.

Ich würde mir wünschen, dass es für Väter und Mütter jeweils 8 reservierte Elterngeldmonate gibt und dass es weitere 8 bezahlte Monate gibt, die flexibel bis zum Schuleintritt des Kindes eingesetzt werden können. Damit würde ein klares Signal dafür gesetzt, dass Väter und Mütter gleichermaßen für ihre Kinder verantwortlich sind und die damit verbundenen Aufgaben und Arbeiten von Anfang an partnerschaftlich aufgeteilt werden können.

Die weiteren acht Monate bieten den Eltern dann die Möglichkeit sich nach Bedarf und flexibel Zeit für die Kinder zu nehmen, wenn sie gebraucht wird. Neben dem Geld spielt die Zeit, die Väter und Mütter einsetzen können eine große Rolle.
Dazu kommt noch die Infrastruktur, also zum Beispiel die qualitativ hochwertigen Kinderbetreuungsangebote, die in ausreichender Zahl und mit passenden Öffnungszeiten wohnungsnah zur Verfügung stehen.

Gibt es etwas anders, was Sie sich hinsichtlich der Elternzeit-/Elterngeldregelung wünschen würden?

Ja, ich wünsche mir, dass das Engagement von Vätern für ihre Familie und insbesondere für ihre Beteiligung an der Erziehung ihrer Kinder nicht als ‚Ergänzung‘ oder ‚Unterstützung‘ der Leistungen der Mütter betrachtet werden sondern als genauso notwendig wie selbstverständlich. Und zwar von Anfang an und nicht nach dem Motto ‚krabbeln lerne ich bei Mama, laufen dann bei Papa‘.

Damit das Wirklichkeit werden kann, braucht es, quasi als notwendige Bedingung, gute gesetzliche Regelungen zu Elterngeld und Elternzeit, aber auch passende strukturelle Rahmenbedingungen wie Arbeitszeitregelungen und Kinderbetreuungsangebote.

Damit es hinreicht, sind aber auch Haltungen erforderlich, die Vätern von Anfang an, also schon lange vor der Geburt, Kompetenzen zuschreiben und ihnen von Geburt an Möglichkeiten geben, diese zu erwerben und weiterzuentwickeln.

In diesem komplexen Gebilde sind die zwei Wochen Vaterschaftsfreistellung ein ganz wichtiger Baustein.

Quelle

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Väter und ihre Rolle in der Geburtshilfe und der ersten Phase nach der Geburt

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 14. April 2022

Der Beitrag des Vorsitzenden der LAG Väterarbeit in der aktuellen Ausgabe impu!se der Landesvereinigung für Gesundheit und Akademie für Sozialmedizin Niedersachsen e. V.

„Die WHO empfiehlt, die Beteiligung von Männern während der Schwangerschaft, der Geburt und nach der Geburt zu fördern, um die Selbstsorge von Frauen und die häuslichen Pflegepraktiken für Frauen und Neugeborene zu verbessern. Neben dieser auf die Gesundheit von Mutter und Kind bezogenen Perspektive gibt es weitere gute Gründe, dies zu tun.

Die Gesundheit der Väter, die Zuschreibung von väterlichen Kompetenzen und ihre Beziehung zu dem ungeborenen Kind haben einen großen Einfluss darauf, in welchem Maße sie sich an der Erziehung des Kindes beteiligen und Ressourcen für seine gelingende Entwicklung zur Verfügung stellen.

In der Phase vor und unmittelbar nach der Geburt werden zudem die Weichen dafür gestellt, ob das gewünschte Lebenskonzept einer partnerschaftlichen Aufteilung von Erwerbs- und Familienarbeit Wirklichkeit werden kann oder die Partnerschaftszufriedenheit darunter leidet, dass sich Vater und Mutter in jeweils unterschiedlichen Sphären voneinander entfremden. Viele Väter haben den Wunsch, die Entwicklung ihrer Kinder von Anfang an mitgestalten und erleben zu können.

Ansprüche und Wirklichkeiten

Erfahrungen und Studienergebnisse zeigen, dass die gewählten Lebensmodelle häufig nicht Ergebnis zielgerichteter Aushandlungsprozesse sind, sondern Paare vor dem Hintergrund vermeintlich rationaler Gründe nach der Geburt dort ‚hineingeschliddert‘ sind und Väter sich mehr oder weniger freiwillig auf die traditionelle Rolle des Ernährers und Assistenten in der Familie einlassen.

Obwohl also alles dafür spricht, werdende Väter rechtzeitig einzubeziehen, sie als aktive Subjekte im Geburtsgeschehen zu betrachten und auf die neue Rolle vorzubereiten, werden sie hierzulande immer noch als ‚Beifahrer‘ betrachtet. In Großbritannien, wo bereits 2006 im Nationalen Gesundheitssystem ein Paradigmenwechsel zugunsten von Vätern stattgefunden hat, zeigen kürzlich veröffentlichte Befragungsergebnisse, dass der empfohlene Wandel auch dort noch längst nicht überall praktiziert wird.

  • 92 Prozent der Väter nehmen an den Vorsorgeuntersuchungen teil, aber 61 Prozent berichten, dass ihre Rolle als Vater zu keinem Zeitpunkt angesprochen worden ist.
  • Väter haben keinen formalen Status bei der Geburtsvorbereitung, selbst ihr Name wird nicht erfasst. Lediglich 16 Prozent der Väter werden während der Geburt nach ihrem Befinden gefragt.
  • Wenn ‚Väter‘ und ‚Mütter‘ statt ‚Eltern‘ adressiert werden und deutlich gemacht wird, dass beide gefragt sind, steigt die Beteiligung von Vätern bei der Nachsorge von ca. 20 Prozent auf bis zu 70 Prozent

Das Erlebnis der Geburt

Wie Väter auf die Geburt vorbereitet werden können und welche Rolle die verschiedenen Professionen dabei spielen, ist lange bekannt. Der entscheidende Faktor dabei ist die Haltung gegenüber der Rolle der Väter sowie ihrer aktiven Einbeziehung.

Angebote der Geburtsvorbereitung für Väter kommen auch werdenden Müttern zugute. Studien zeigen, dass Väter, die ihre Rolle während der Geburt kennen und verstehen, was dort geschieht, selbst besser vor übermäßigem Stress geschützt sind und seltener Gefahr laufen, den Ablauf der Geburt negativ zu beeinflussen. Das gilt insbesondere in den Momenten, in denen es mal nicht nach Plan läuft.

Bei der Geburt selbst dabei sein zu können, ist für Männer die einzigartige Möglichkeit, das Vaterwerden, das sich bislang als ‚Kopfgeburt‘ abgespielt hat, unmittelbar zu erleben und eine Beziehung zu ihrem Kind aufbauen zu können. Dazu ein O-Ton: „Es war unglaublich, atemberaubend, erstaunlich und erschreckend, die erste Person zu sein, die meine Tochter sah, und Augenkontakt mit ihr herzustellen, als sie herauskam. Ich habe ein Foto, etwa drei Minuten nach ihrer Geburt, auf dem ich sie im Arm halte und wir uns gegenseitig anstarren, und es sieht aus, als würde sie mir die Zunge herausstrecken.“

Väter müssen draußen bleiben

Corona wirkt wie ein Brennglas und hat auch in der Geburtshilfe offengelegt, dass Väter dort noch nicht die Bedeutung haben, die ihnen zusteht. Zehntausende Männer konnten wegen der Corona-Regeln in den vergangenen Monaten die Geburt ihres Kindes nicht miterleben. In manchen Kliniken dürfen Väter den gesamten Verlauf der Geburt begleiten, in anderen ruft sie das Personal erst zur Endphase der Geburt in den Kreißsaal – wenn die Presswehen beginnen oder der Muttermund um einige Zentimeter geöffnet ist. Zum Teil dürfen Väter ihre Familie nur eine Stunde am Tag auf Station besuchen, andernorts gibt es keine Beschränkungen. Zu Vorsorgeterminen, zum Ultraschall dürfen Väter oft ebenfalls nicht mitkommen.

„Ich durfte nur an einer Untersuchung teilnehmen. Meine Frau musste zu allen anderen Untersuchungen und Konsultationen allein gehen. Ich habe diese lebenswichtige Unterstützung für meine Frau und die Entwicklung einer Bindung zu unserem kleinen Sohn völlig verpasst. Das System ist durcheinandergeraten, und die emotionale Belastung, die wir zahlen müssen, ist enorm …“ berichtet ein Vater.

Die Auswirkungen der Geburtserlebnisse auf die Vaterschaft

Studien zeigen, dass die Geburt und ihr Erleben für Väter und Mütter einen wichtigen Ausgangspunkt für den Übergang zur Elternschaft darstellen. Sie erleichtern oder erschweren den Prozess des Vaterwerdens. Mütter mit einem negativen Geburtserlebnis geben häufiger an, dass sie Probleme beim Stillen haben und ihre Wunden schlecht heilen. Das Risiko, dass die Mütter und Väter nach der Geburt eine Depression entwickeln steigt und auch die Eltern-Kind-Bindung war sechs Monate nach Entbindung weniger sicher.

Da die Unterstützung von Vätern im Geburtsprozess positive Auswirkungen auf die Frauen hat, muss sichergestellt werden, dass Väter systematisch einbezogen werden und sich an Schwangerschaft, Geburt und Kinderbetreuung beteiligen. So können sie ihre Partnerinnen unterstützen, eine eigene Identität als Vater entwickeln und eine aktive Rolle in der Versorgung der Säuglinge übernehmen.“

Quelle

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Anstieg des Väteranteils beim Elterngeld setzt sich fort

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 31. März 2022

Rund 1,9 Millionen Frauen und Männer in Deutschland haben im Jahr 2021 Elterngeld erhalten. Das waren rund 7.800 oder 0,4 % mehr als im Jahr 2020. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) weiter mitteilt, hat sich die Zahl der Männer mit Elterngeldbezug im Vorjahresvergleich um 9.700 oder 2,1 % erhöht. Dagegen ging die Zahl der leistungsbeziehenden Frauen leicht um 1.900 oder 0,1 % zurück. Dadurch stieg der Väteranteil im Jahr 2021 auf 25,3 % (2020: 24,8 %). Der kontinuierliche Anstieg des Väteranteils hat sich damit fortgesetzt. Im Jahr 2015 hatte er noch bei 20,9 % gelegen. 

Der Väteranteil gibt den Anteil der männlichen Bezieher an allen Elterngeldbezügen an. Er würde also genau 50 % betragen, wenn bei allen Kindern sowohl der Vater als auch die Mutter gleichermaßen Elterngeld beziehen würde. 

Väteranteil in Sachsen am höchsten, in Bremen und im Saarland am niedrigsten 

Spitzenreiter im Bundesländervergleich mit einem Väteranteil von 29,9 % im Jahr 2021 war – wie im Vorjahr – Sachsen, gefolgt von Berlin (27,6 %), Bayern (27,5 %) und Baden-Württemberg (27,4 %). Am niedrigsten lagen die Väteranteile 2021 – ebenfalls wie im Vorjahr – im Saarland (20,1 %) sowie in Bremen (20,3 %). 

Mehr als jede dritte Frau und jeder siebte Mann wählte Elterngeld Plus 

588.000 Bezieherinnen und Bezieher von Elterngeld planten im Jahr 2021 die Inanspruchnahme von Elterngeld Plus, und zwar 36,9 % der berechtigten Mütter und 15,4 % der Väter. Seit seiner Einführung wird das Elterngeld Plus somit immer stärker nachgefragt. Zwar fällt das Elterngeld Plus in der Regel monatlich niedriger aus als das sogenannte Basiselterngeld, wird dafür aber länger gezahlt (bis zu 36 Bezugsmonate für beide Elternteile zusammen im Vergleich zu 14 Monaten beim Basiselterngeld). Der prozentuale Anteil der Empfängerinnen und Empfänger von Elterngeld, die bei ihrem Elterngeldbezug zumindest anteilig auch Elterngeld Plus einplanten, betrug im Jahr 2021 insgesamt 31,4 % (2020: 29,6 %). 

Geplante Bezugsdauer bei Müttern leicht gestiegen, bei Vätern unverändert 

Die durchschnittliche Dauer des geplanten Elterngeldbezugs lag bei den Frauen im Jahr 2021 bei 14,6 Monaten (2020: 14,5 Monate; 2019: 14,3 Monate). Die von Männern angestrebte Bezugsdauer war mit durchschnittlich 3,7 Monaten dagegen deutlich kürzer. Damit blieben die geplanten Bezugsdauern der Väter in den vergangenen Jahren praktisch konstant (2017, 2019 und 2020: ebenfalls 3,7 Monate; 2018: 3,8 Monate). 

Quelle

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Wenn wir eine echte und tatsächliche Gleichberechtigung wollen, dann müssen wir die Väter in den Blick nehmen.

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 23. März 2022

Newsletter 2022-02

… dies sagt Collien Ulmen-Fernandes deren zweiteilige Doku zum Thema „Rabenväter oder Superdads“ auf ZDFneo und der Mediathek zu sehen ist. Darin berichten unter anderem fünf Väter aus ihrem sehr unterschiedlichen Alltag. Außerdem kommen Expert*innen zu Wort, um einzuordnen, wo wir aktuell in der Väterforschung stehen und was sich ändern sollte.

In dem Interview äußert Ulmen-Fernandes weiter: „Wenn man anfängt sich mit diesem Thema zu beschäftigen, dann merkt man wie enorm wichtig die Väterforschung ist. Ich selbst setze mich ja schon seit Jahren für Gleichberechtigungsthemen ein und war, als die Redaktion das Thema angefragt hat, nicht vor Begeisterung vom Stuhl gefallen. Ich hatte ja das weibliche Pendant dazu schon gemacht. In der Recherche zum Thema und in der Auseinandersetzung mit der Väterforschung habe ich dann gemerkt, wie wichtig das Thema eigentlich ist“

Die Mitglieder der LAG haben diese Überzeugung ja schon lange und wir hoffen, dass diese Dokumentation den Rückenwind für unsere Arbeit verstärken wird.

Migrationssensible Väterarbeit

Ist das Schwerpunktthema der LAG im m März und April. Im Gespräch mit Prof. Uslucan haben wir auf das Projekt ‚Interkulturelle Väterarbeit in NRW (IVA)‘ zurückgeschaut und beleuchtet, was auch im Hinblick auf die aktuelle Fluchtbewegung aus der Ukraine von Bedeutung sein wird. „Ein Aspekt war auch die soziale Vernetzung. Dass sie erkannt haben: ‚Es ist wichtig, auch mit andern Vätern ins Gespräch zu kommen‘, weil ‚Es sind nicht nur meine Sorgen, sondern es sind Sorgen auch anderer Väter.‘ Und durch diese Väterarbeit auch eine Art von Vernetzung, was letztlich auch Solidarpotenziale aufbauen hilft und dazu führt, dass man auch entlastet ist, weil man merkt, das ist nicht nur etwas, was einen selbst betrifft.“

In dem Werkstattgespräch am 7. April wird Alexander Stathopoulos vom Verband binationaler Familien in Frankfurt über Erfahrungen des Arbeitskreises Migrationssensibler Väterarbeit (MiseV) in Hessen berichten und Erfolgskriterien skizzieren.

Rückblick

Beim ersten Werkstattgespräch dieses Jahres ging es um die Väterpolitik. Eine Zusammenfassung des Gesprächs und den Link zum Download des Vortrags finden Sie hier.

Der 29. Februar ist der Equal Care Day. An diesem Tag, den es nur alle vier Jahre gibt, wird auf die weitgehend unsichtbare Fürsorge Arbeit aufmerksam gemacht. Die LAG Väterarbeit ist ja unter anderem angetreten, Vätern mehr Engagement in Familie zu ermöglichen und das heißt auch mehr Zeit für fürsorgliches Verhalten und die Übernahme von Care Arbeiten.

Dazu haben wir auch den diesjährigen Equal Care Day genutzt. Im Gespräch mit Nantke Garrelts hatte Hans-Georg Nelles am Gelegenheit im Tagesspiegel die Position der LAG darzulegen. Einen Tag zuvor hat Patricia Cammarata die Perspektive der Frauen dargelegt. Am 28. Februar gab es noch einmal einen zusammenfassenden Beitrag.

Ausblick

Am 15. Mai finden in NRW die Landtagswahlen statt und auch auf Landesebene gilt es Weichen für mehr väterliches Engagement zu stellen. Dazu werden wir Ihre Erwartungen zusammenfassen, Fragen an die Parteien stellen und mit verantwortlichen Politiker*innen ins Gespräch kommen.
Im Sommer wird die LAG ‚Väter und Kinder als Opfer von Gewalt‘ thematisieren. Dazu wird es ebenfalls ein Werkstattgespräch in Präsenz, Interviews mit Expert*innen und verschiedene Fachbeiträge geben.

Alle Beiträge und Terminhinweise finden Sie auf der Webseite www.lag-vaeterarbeit.nrw

Termine

5. April 2022, 2. Online Member Meeting der LAG Väterarbeit

7. April 2022, 15:30 bis 17 Uhr, Online Werkstattgespräch ‚Migrationssensible Väterarbeit‘

Migrationssensible Väterarbeit ist wichtig für die Zukunft unserer Gesellschaft. In Großstädten wie Köln oder Frankfurt haben weit mehr als 50 Prozent der schulpflichtigen Kinder einen sogenannten Migrationshintergrund. Die Väter dieser Kinder können einen bedeutsamen Beitrag zu ihrem guten Aufwachsen und Bildungserfolg leisten.

Bei dem Werkstattgespräch am 7. April wird Alexander Stathopoulos vom Verband binationaler Familien in Frankfurt über die Erfahrungen des Arbeitskreises berichten und wir werden gemeinsam überlegen, wie wir diese für die Väterarbeit in NRW nutzen können.

Zu diesem Gespräch können Sie sich hier anmelden:

https://www.surveymonkey.de/r/LAG_20220407

Quelle

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