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Väter sind anders und Mütter müssen Väter Vater sein lassen

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 20. Dezember 2015

Was macht eine gute Vater-Kind-Beziehung aus? Wie genau unterscheidet sich das Rollenverhalten von Vätern und Müttern? Entwicklungspsychologin Lieselotte Ahnert hat im Rahmen des Forschungsprojekts Central European Network on Fatherhood (CENOF) nachgeforscht und mit fünf weiteren Forschergruppen Erkenntnisse zu Vater-Kind-Beziehungen gesammelt. Im Spiegel Interview mit Julia Koch präsentiert sie erste Ergebnisse.

„SPIEGEL ONLINE Frau Ahnert, Sie haben Hunderte Väter befragt und beobachtet. Was hat Sie dabei am meisten überrascht?

Ahnert Wir hatten nicht erwartet, wie sehr die Qualität der Vaterschaft von den äußeren Umständen abhängt, also zum Beispiel von der Beziehung zur Mutter, den Möglichkeiten, Job und Familie zu vereinbaren, oder auch vom Kind. …

SPIEGEL ONLINE Verhalten sich jene Väter, die ihre Rolle gut ausfüllen, anders als Mütter?

Ahnert: Ja. Viele Männer sind weniger behütend, sie unterstützen die Neugier ihrer Kinder, aktivieren ihr Verhalten, werfen sie in die Luft, rennen und toben mit ihnen. Dieses physisch herausfordernde Verhalten ist bei Müttern seltener. Mütter achten dagegen eher auf die Unpässlichkeiten der Kinder und versuchen, negative Emotionen umgehend auszubalancieren. Wenn das Kind weint, nehmen sie es sofort in den Arm und trösten es.

SPIEGEL ONLINE Und wie machen es die Väter?

Ahnert Väter reagieren in solchen Situationen häufiger gelassener und benutzen Ablenkungs­manöver, die das Kind in die Lage versetzen sollen, Emotionen selbst zu regulieren. Das sind einfach verschiedene Strategien, die sehr nützlich für die emotionale Entwicklung des Kindes sind. …

SPIEGEL ONLINE Sie haben mit Hilfe einer App untersucht, was genau Ihre Testväter so den ganzen Tag mit ihren Kindern machen. Was kam dabei heraus?

Ahnert Es zeigte sich, dass die Vater-Kind-Bindung auch bei jenen Vätern gut entwickelt sein kann, die die vermeintlich pädagogisch wertvollen Angebote kaum vorhalten. Wenn die Väter – nach einem Zufallsprinzip – von der App aufgefordert wurden, zu melden, was sie gerade taten und wo sie waren, lasen sie oft keine Bilderbücher vor oder spielten direkt mit dem Kind. Offenbar ist die sogenannte Quality Time, die bisher entscheidend für die Entstehung einer Bindungsbeziehung gehalten wurde, bei Vätern weniger wichtig. Es sind eher die für die Kinder wichtigen Alltagssituationen, in denen der Vater als präsent erlebt wird – als die schützende Person, die nachts ans Bett kommt, wenn sie schlecht geträumt haben, oder die sich auch mal Zeit nimmt, sie vom Kindergarten abzuholen oder andere Alltagsroutinen durchbricht. …

SPIEGEL ONLINE Gestehen die Mütter den neuen Vätern ihre Rolle uneingeschränkt zu?

Ahnert Das kommt darauf an. Das sogenannte Gatekeeping, bei dem die Mütter den Vätern – bewusst oder unbewusst – eine Kompetenz im Umgang mit ihren Kindern absprechen, beobachten wir schon noch. Und wenn die Väter ständig gesagt bekommen: „Du kannst das nicht, lass mich mal“, wird eine aktive Vaterschaft ziemlich ausgebremst. …“

Quelle

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