Schluss mit dem Spagat
Erstellt von Hans-Georg Nelles am 4. Juni 2015
Wie Sie aufhören, sich zwischen Familie und Beruf zu zerreißen. Eigentlich mag ich keine Ratgeber und der Titel haut mich auch nicht gerade vom Hocker. Aber da ich die Autorin Felicitas Richter neulich bei einer Veranstaltung zum Thema in Berlin getroffen habe und sie mir sagte, dass sie viele positive Rückmeldungen, gerade auch von Vätern bekommen hat, habe ich mir das Buch doch einmal etwas genauer angesehen.
Es passt wunderbar zum aktuellen Diskurs über das was geht und was Mann oder Frau sich in die Tasche lügen, bietet aber deutlich mehr als die Werke von Brost und Garsoffky. Richter bleibt nicht bei der Aussage stehen, dass Arbeit und Leben für Väter und Mütter nicht ins Gleichgewicht zu bringen sind. Da der Tag nun mal zeitlich limitiert ist, kann ich ein Mehr an Arbeit nicht beliebig durch zusätzliche Ruhe- und Entspannungsphasen auf der anderen Seite der Waage ausgleichen. Das Bild der Waage passt auch gar nicht, da Arbeit ein Teil des Lebens ist und die Abspaltung zu den Problemen führt, die ‚Vereinbarkeit‘ flicken möchte.
Richter setzt mit dem von ihr entwickelten Konzept ‚simple present‘ vielmehr darauf, die scheinbar diametral wirkenden Kräfte analog zu denen eines Kreisels ins Gleichgewicht zu bringen. Die aktive Konzentration auf eine Sache, in sich selbst ruhen und die Gegenwärtigkeit im Hier und Jetzt, vergleichbar mit dem Verhalten spielender Kinder, kann ihrer Ansicht nach auch gestressten Eltern weiterhelfen.
Wie dies im Alltag praktiziert werden kann verdeutlicht die Autorin an einer Vielzahl alltäglicher Situationen, die sie anhand eigener Erfahrungen als Mutter von vier Kindern nachvollziehbar und ansprechend beschreibt. Rubriken wie ‚Zum Ausprobieren‘ und ‚Wenn es hart auf hart kommt‘ machen deutlich, dass es nicht um einfache ‚Rezepte‘ geht, sondern um Kommunikation und Aushandlungsprozesse: Mit den (eigenen) Kindern, dem Partner und der Partnerin, dem Arbeitgeber und …
Im hinteren Klappentext fasst sie noch einmal die wichtigsten ‚Tools‘ zusammen. Mein Favorit: „Perfektionismus ablegen … setzen Sie sich und andere nicht unter Druck. Dabei verlieren Sie zu viel Kraft. …“
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