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Archiv für Oktober, 2014

Polnische Väter gehen (noch) nicht in Elternzeit

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 1. Oktober 2014

Seit ungefähr einem Jahr gelten die neuen Regelungen zur Elternzeit in Polen. Diese dauert jetzt ein Jahr und darf auch von Vätern genutzt werden. Das Ergebnis anders als erwartet: in die Elternzeit gehen fast ausschließlich Mütter. Lediglich zwei Prozent der frisch gebackenen Väter entscheiden sich, eine Babypause zu machen.

Bis zur vorjährigen Änderung durften nur die Frauen nach der Geburt des Kindes in die Elternzeit gehen – und das nur für sechs Monate. Die Regierung hat im letzten Jahr diese Zeit verlängert, jetzt steht beiden Elternteilen ein ganzes Jahr der Elternzeit zu. Es bleibt aber den Eltern überlassen, wer sich um den Nachwuchs kümmern soll. Obwohl immer mehr Eltern in die Elternzeit gehen, sind das nach wie vor im größten Teil die Mütter. Seit der Änderung gingen etwa 126.000 Frauen und nur ca. 1.700 Männer in die Babypause.

Nun wird es nach dem Grund dieses Sachverhalts gesucht. Viele Demographen sind der Meinung, oft seien die Frauen selber daran schuld. Dabei sind nicht die Mütter, sondern am häufigsten die Großmütter gemeint, die den Vätern nicht vertrauen und sich Sorgen um die Sicherheit des Kindes machen. Die Vermutung, dass die Männer nicht in die Elternzeit wollen, weil dies dem „Männerbild“ nicht entspreche ist aber nicht richtig. Die polnischen Väter glauben immer seltener, dass die Babypause für einen „echten Mann“ eine Schande sei.

Laut Experten bilden das größte Problem in dieser Frage die Arbeitgeber. Die meisten von ihnen sind immer noch der Meinung, dass der Mann den Familienunterhalt sichern und die Frau zu Hause mit dem Baby bleiben sollte. Natürlich darf der Arbeitgeber das Recht auf die Elternzeit des Angestellten nicht ablehnen. Oft nimmt die Beeinflussung also eine inoffizielle Gestalt ein: Es wird dem jungen Vater indirekt gesagt, die Babypause werde im Unternehmen schlecht gesehen und könne zu ungewollten Wendungen in der Karriere führen.

Die Demographen überlegen jetzt, welche Änderungen vorgenommen werden sollen, um die Väter von Elternzeit zu überzeugen. Die Experten schlagen vor, dass ein Teil der Babypause nur für Männer reserviert wird. Auf diese Weise bliebe dem Arbeitgeber kein Argument übrig. Dadurch könne sich auch die Lage der Frauen auf dem Arbeitsmarkt verbessern. Momentan lässt diese noch sehr zu wünschen übrig. Frauen werden unwilliger eingestellt, wenn der Arbeitgeber vermutet, dass die Frau schwanger werden und danach ein Jahr fehlen könnte. Diese Tatsache spiegelt sich auch in Gehältern der Frauen wider, besonders im Vergleich zu den Verdiensten ihrer männlichen Kollegen an gleichen Stellen.

Quelle

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