Moderne Väter – Was heißt das eigentlich?
Erstellt von Hans-Georg Nelles am Freitag 24. Januar 2014
Vor einiger Zeit habe ich mit der Bloggerin Michaela Schonhöft ein Gespräch über ‚moderne‘ Väter geführt. Das Interview hat sie heute in Ihrem Blog ‚Frau Schonhöft‚ veröffentlicht:
Lieber Herr Nelles, in Ihrem Blog machen Sie sich stark für eine gleichberechtigtere Rolle von Vätern im Familienleben. Was macht für Sie einen modernen Vater aus?
Im Väterblog schreibe ich seit über sieben Jahren für eine partnerschaftliche Aufteilung von Erwerbs- und Familienarbeit und dokumentiere unter anderem auch die gesellschaftliche Auseinandersetzung über die Rolle der Väter. Dabei werden Väter sowohl mit positiv klingenden Adjektiven wie „moderne“ oder „neue“ als auch negativen wie „abwesende“ beschrieben. Dieses Vorgehen ist weder neu noch zielführend. Ich erinnere nur an die Aussage des Soziologen Ulrich Beck, der von verbaler Aufgeschlossenheit bei weitgehender Verhaltensstarre sprach. Das war Mitte der 80er Jahre. In verschiedenen Studien hatten Väter geäußert, dass sie sich nicht mehr nur als Ernährer ihrer Kinder sondern auch als deren Erzieher sehen.
Die Vorstellung dies zu wollen ist eine wichtige Voraussetzung dafür, dass eine gleichberechtigte Aufgabenteilung Wirklichkeit werden kann. Was Väter in jedem Fall auch brauchen sind passende Erwartungshaltungen, Rahmenbedingungen und Wertschätzungsstrukturen. Sprachlich machen wir einen Unterschied zwischen „daneben benehmen“ und „aus der Rolle fallen“. Letzteres will und kann sich niemand leisten. Ich wünsche mir an dieser Stelle, dass es völlig normal sein wird, beruflichen Erfolg und fürsorgliches Verhalten in Familie oder anderswo nicht mehr als Gegensätze zu denken sondern als wunderbare Ergänzung und Bereicherung.
Väter sind bei den Debatten über die Vereinbarkeit von Familie und Beruf noch immer eine Randerscheinung. Vereinbarkeit erscheint häufig als ein alleiniges Problem von Frauen. Woran liegt das Ihrer Meinung nach?
Ich bin vor über 15 Jahren genau aus diesem Grund in einem Projekt eingestellt worden. Das Thema, es ging um berufliche Qualifizierung während des Erziehungsurlaubs, sollte raus aus der Mütter und Frauenecke und dies sollte ich als Mann vor allem in Unternehmen repräsentieren. Seitdem hat sich eine Menge getan, die Elternzeit mit den Partnermonaten ist ein sichtbares Zeichen für die Veränderungen. Aber sie haben Recht, Vereinbarkeit wird von Politikern und Politikerinnen und von Unternehmen immer wieder als Problem von Frauen und Müttern dargestellt. Damit tun sie diesen keinen Gefallen, auch wenn die Interventionen gut gemeint sind. Sie bewirken wie so oft das Gegenteil. Frauen werden auf die Familien-, Männer auf die Erwerbsarbeit verwiesen und diejenigen, die es anders machen wollen, fallen auf.
Nichts ist einfacher als in alte Muster zurück zu fallen, aber einen Wandel kann nicht verordnet werden. Er kann „nur“ gelebt werden. Ein bisschen schneller geht es vielleicht, wenn diese Erfahrungen auch für andere zugänglich, also kommuniziert werden. …