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Untergräbt die Wirtschaft die Grundlagen von Familie?

Erstellt von Hans-Georg Nelles am Sonntag 15. Dezember 2013

Dirk Heisterhagen untersucht in seinem Beitrag „Durch den Markt erodiert das Familienmodell“ auf Cicero, inwieweit die Logik des kapitalistischen Wirtschaftssystems Familien die Grundlage entzieht und somit auch Ursache für die niedrigen Geburtenraten hierzulande ist.

Die jeweiligen Triebkräfte der beiden Systeme beschreibt er mit einem Zitat von Dieter Thomä: „Zwischen dem Kapitalismus und der Familie besteht ein klassischer Konflikt: Im Kapitalismus zählt der eigene Nutzen, den man aus seinem Tun zieht. Dies liegt nun einmal quer zur Familie, in der ein unglaublicher Aufwand für andere getrieben wird.“

Der Kapitalismus fordert seiner Ansicht nach den Egoismus heraus. „Es geht um individuelle Nutzenmaximierung und eben nicht um die Zuwendung zum Anderen. Im Kapitalismus geht es um das „Ich“ und nicht um das „Wir“. …

Von jungen Leuten wird heute Mobilität, Flexibilität, Anpassungsfähigkeit, Eigeninitiative und Leistungsbereitschaft gefordert. Den Unternehmen geht es erstmal um sich selbst, das heißt um die Verfügbarkeit von effizienten Arbeitskräften. Sie wollen ihr Humankapital gut einsetzen und fordern von diesem, dass es sich hörig so einsetzen lässt, wie man es von ihm verlangt. Die Ungebundenheit ist der höchste Wert des Kapitalisten, ob er es nun selber will oder ob die Unternehmen ihn dazu zwingen. Viele meinen, dass gerade in der Ungebundenheit die eigentliche Freiheit liegt, so ist das Singleleben auch in Mode gekommen, weil man dort ungebunden ist und eben keine festen Entscheidungen mit Konsequenzen treffen muss.“

Was die Geburtenraten angeht, ist die Analyse allerdings nicht so einfach: „Schaut man in das Land des Turbokapitalismus, die USA, sieht man, dass die Familie dort eine stärkere Bedeutung hat. … Auch in Europa gibt es Länder, wie Frankreich, Schweden, Norwegen, sogar Großbritannien, die bei der zusammengefassten Geburtenziffer deutlich besser abschneiden als Deutschland. In diesen Ländern wird teilweise sogar die natürliche Reproduktionsrate – also etwas mehr als zwei Kinder – erreicht.“ …

Seiner Ansicht nach spricht viel für die These, dass der Kapitalismus die Familiengründung erschwert. Aber diejenigen, die dieses ‚Risiko‘ eingehen, erleben, dass es sich lohnt. Die Zuneigung, der Sinn und die Gebunden- bzw. Geborgenheit sind mit Geld nicht zu bezahlen. Dass erlebe ich gerade auch bei Freunden und Bekannten, die aus welchen Gründen auch immer, einen Weg ohne Familie und Kinder gegangen sind.

Quelle

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