Jungen im Hintertreffen?
Erstellt von Hans-Georg Nelles am Donnerstag 4. Oktober 2012
Sind die Mädchen inzwischen an den Jungs vorbeigezogen? Ja, meinen 57 % der Teilnehmer einer Umfrage in der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift familie&co, die vom Marktforschungsportal FamilyVote.de und dem Institut YouGov durchgeführt wurde. Befragt wurden 525 Mütter und Väter von Kindern im Alter bis 18 Jahren in Deutschland.
Immerhin 25 % der Befragten sind der Meinung, dass Jungen in der Schule benachteiligt werden. Was ihren persönlichen Umgang mit Mädchen und Jungen betrifft, gibt der Großteil (85 %) der Eltern allerdings an, keinen Unterschied zwischen den Geschlechtern zu machen. Zeitbudget-Studien zeigen jedoch durchaus Unterschiede: Eltern lesen Jungs weniger vor und toben dafür mehr mit ihnen.
Ziel der Befragung war es unter anderem herauszufinden, was für Jungen beim Aufwachsen besonders wichtig ist. Interessant: Die große Mehrheit der Eltern (87 %) hält die Beziehung eines Sohnes zu seinem Vater für gleich wichtig wie die Beziehung zu seiner Mutter. Lediglich 4 % messen der Mutter-Sohn-Beziehung eine größere Bedeutung zu; immerhin 9 % der Vater-Sohn-Beziehung.
Ob in der Kita, in der Schule oder auch zu Hause – Kinder sind mehrheitlich überwiegend von Frauen umgeben: 71 % der befragten Eltern geben an, dass ihr Kind mehr Zeit mit weiblichen Bezugspersonen verbringt. Für Jungen hat dies zur Folge, dass reale männliche Vorbilder fehlen. Deshalb, so das Ergebnis verschiedener Studien, orientieren sie sich stärker als Mädchen an TV- und Kinohelden.
Freitag 5. Oktober 2012 um 21:20
Ich denke, was die Benachteiligung von Jungen in der Schule anbelangt, muss man sorgfältiger hinsehen. Oft sind es angeblich typisch männliche Eigenschaften (Chaos, Faulheit, Wildheit), die zu den schlechteren Noten führen, und nicht etwas Vorurteile der LehrerInnen gegenüber Jungen. Wenn Männer ihren Söhnen mehr Vorbild darin wären, dass Fleiß, Ordnung und Sorgfalt auch männliche Tugenden sind, würden sich wohl auch die Jungen in der Schule wieder verbessern. (Für meinen Vater sind das noch selbstverständliche Tugenden.)
Außerdem finde ich interessant, dass für Jungen auf einmal „affirmative action“ gefordert wird (zwei Augen zudrücken bei nicht so guten Leistungen), was bei Mädchen normalerweise strikt abgelehnt wird. Da heißt es dann eher: „Wenn sie sich nicht für Physik interessieren, kann man eben nichts machen.“