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Die Windeln wechseln und darüber reden

Erstellt von Hans-Georg Nelles am Montag 27. August 2012

Die Wirtschaftswoche berichtet in der aktuellen Ausgabe über einen neuen Trend, der immer mehr Väter, insbesondere mit Entwicklungsambitionen erfasst. Die Karriereväter, die Windeln wechseln, Elternzeit in Anspruch nehmen und Arbeitszeiten reduzieren und das auch offensiv im Unternehmen kommunizieren.

‚Auf den Firmenfluren und in Führungszirkeln outen sich Manager inzwischen regelmäßig als engagierte Familienväter – und punkten damit für den Aufstieg. Väter, die das Schulfest ihrer Kids in den Outlook-Kalender ihrer Abteilung eintragen. Die sich demonstrativ zum Martins-Laterne-Basteln in der Kita verabschieden. Oder mitten im Teammeeting verschwinden, weil sie pünktlich zum Klaviervorspiel ihres Sohnes oder zum Tennisturnier ihrer Tochter kommen wollen.

Unter Deutschlands Managervätern ist der Wettbewerb um die beste Work-Wickeltisch-Balance ausgebrochen. Die PR-Strategie der Über-Daddys ist simpel: ‚Wechsle Windeln und rede darüber.‘ Keine Frage: ‚Im Gegensatz zu Frauen können Männer mit Kindern für ihre Karriere punkten,‘ … Das Image als verantwortungsvoller Vater zahlt direkt auf das Karrierekonto der neuen Väter ein. Schließlich gelten soziale Fähigkeiten als wichtige Fahrkarte in die Führungsetage. Warum also das familiäre Engagement verschweigen? …‘

Dafür gibt es in der Tat keinen guten Grund. Dem Trend, an dessen Entfaltung ich seit mehr als 10 Jahren mitwirke, stehen die besten Zeiten noch bevor. Was mich an dem Beitrag dennoch ein wenig stört, ist die ‚Überhöhung‘ der Väter, die sich für Kinder und Familie engagieren. Solange sie ‚Über-Daddys‘ sind, ist ihr Verhalten eben noch keine Normalität. Ich erlebe bei meinen Gesprächen mit Vätern in Unternehmen immer wieder, dass selbst die Bezeichnung ‚Neue Väter‘ schon auf Ablehnung stößt. Die Väter möchten, dass ihr Engagement in der Familie als völlig normal betrachtet wird, insbesondere auch im Anschluss an die Phase, in der es ums ‚Windeln wechseln geht.

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2 Kommentare zu “Die Windeln wechseln und darüber reden”

  1. Angela Schmidt sagt:

    Hm, als Frau traut man sich fast nicht, hierauf einen Kommentar zu schreiben. Ich weiß auch noch nicht, ob ich das als Persiflage auffassen soll, denn Mütter können mit der Work-Wickeltisch-Balance nicht wirklich bei der Karriere punkten. Sie werden eher gefragt, wie sie das denn mit der Kinderbetreuung handhaben. Vor allem, wenn das Kind mal krank ist.
    Aber ich schließe mich natürlich dem Schlußsatz an, dass familiäres Engagement als völlig normal betrachtet werden sollte – für beide Elternteile bitte. … Sachen gibts…

  2. Michael Stiefel sagt:

    @Angela Schmidt
    Es ist nicht so tragisch, wenn Frauen mit der Work-Wickeltisch-Balance nicht wirklich bei der Karriere punkten können. Auch bei den Männern ist diese angebliche neue „Väterfreundlichkeit“ oft nur künstlich aufgesetzt. Die Väter, die sich engagieren bringen sich damit bloß in eine doppelte Erwartungsfalle. Sobald es ein wenig knirscht in Beziehung oder auf der Arbeit, wird ihnen das damalige „große Entgegenkommen“ von der Mutter und vom Chef doppelt in Rechnung gestellt. Und ehe er es sich versieht, wird er zurechtgestutzt auf das nützliche Arbeitstier und den alleinigen Brötchenverdiener.
    Aber ich schließe mich natürlich auch dem Schlußsatz an, dass familiäres Engagement als völlig normal betrachtet werden sollte – im Ausgleich zwischen beiden Elternteilen und im Beruf bitte.

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