Männer unter Druck
Erstellt von Hans-Georg Nelles am Donnerstag 28. Juni 2012
Experten sehen heute Männer stärker belastet als noch vor einigen Jahren. Mehr denn je zuvor helfen die Männer bei der Kinderfürsorge und im Haushalt, der Hauptverdiener der Familie bleiben sie oft trotzdem. Die Angst durch Quotenfrauen ersetzt zu werden, sitzt ihnen im Nacken, Erwartungsdruck von allen Seiten. Kein Wunder, dass unter Männern Psychokrisen, Burnout und Erektionsprobleme zunehmen? Die Gäste von Wieland Backes im SWR Nachtcafe sind:
Der Kabarettist Ingo Appelt – er bringt ihn als Macho auf die Comedy-Bühne. „Die Männer sind nur noch die nutzlosen Trottel, die Frauen die Göttinnen!“, klagt Appelt. Er beobachtet eine zunehmende Feminisierung der Welt und den schleichenden Rückzug der Männlichkeit. Kaum einer der entsexualisierten Männer würde sich den Frauen noch entgegensetzen. „Stattdessen lassen sich die Männer von ihren Frauen dressieren“, so Appelt.
DieKolumnistin Katja Kessler hat gern die Zügel in der Hand. Die vierfache Mutter und Ehefrau von BILD-Chefredakteur Kai Diekmann gibt deswegen gerne auch anderen Frauen Tipps, wie sie den Männern Ihre Macken austreiben. „Ein Ehemann ist ein Rohstoff, kein Fertigprodukt“, beschwört Kessler, die als moderne Frau klare Anforderungen an den Mann von heute stellt.
Als Gleichstellungsbeauftragte von Goslar setzte sich Monika Ebeling auch gegen die Diskriminierung der Männer ein – und verlor prompt ihr Amt, später auch noch die Leitung eines Kindergartens. Die engagierte Sozialpädagogin sieht die Männer mächtig unter Druck und kritisiert die aktuellen Forderungen der Feministinnen: „Der Mann wird entmündigt und domestiziert“.
„Die Männer sollen nicht jammern, sie sollen sich auch endlich weiter entwickeln“, fordert hingegen die Frauenrechtlerin Irmingard Schewe-Gerigk. Als Politikerin hat sie maßgeblich für die Gleichstellung von Frau und Mann gekämpft. Ihr größter Erfolg war das Gesetz zur Strafbarkeit der Vergewaltigung in der Ehe. Heute fordert die Terre-des-Femmes-Vorsitzende vehement die Frauenquote und sieht die Emanzipation längst noch nicht am Ziel.
Feministinnen sind für Alfredo E. Stüssi ein rotes Tuch. Als Präsident der schweizerischen Männerpartei „Subitas“ kritisiert er jegliche Frauenförderung in Politik und Wirtschaft. Die Verunsicherung der Männer ist für ihn keine Überraschung. “Wir brauchen wieder mehr männliche Vorbilder an den Schulen, zumal immer mehr Scheidungskindern ohne Vater aufwachsen“, sagt Stüssi und fordert mehr Gerechtigkeit für den Mann im Scheidungsfall.
Jack Silver kennt die Nöte der Männer. Der Männerversteher und Schamane verhilft verunsicherten Männern in seiner „Kriegerschule“ wieder zu größerem Selbstvertrauen. Manager, Musiker oder Maler übernachten gemeinsam im Tipi, entspannen in der indianischen Schwitzhütte und lassen am Lagerfeuer den Redestab kreisen. „Ein Mann muss wieder tun, was er wirklich möchte“.
An der Bar Philipp Mirbach, verheiratet, erfolgreicher Arzt – und fühlt sich dennoch schwer unter Druck. Ganz besonders optisch. „Früher reichte es, wenn ein Mann Erfolg und Status hatte. Heute muss er dabei auch noch attraktiv sein“, sagt der 50-Jährige. So ließ er sich vor kurzem drei Liter Hüft- und Bauchfett absaugen und bald soll eine Korrektur der Augenlider und Tränensäcke folgen.
Sendung am Freitag, 29. Juni, um 22.00 Uhr, im SWR Fernsehen. Wiederholungen am 30.06.2012, 12.20 Uhr und am 03.07.2012, 23.55 Uhr im SWR Fernsehen
Samstag 30. Juni 2012 um 01:04
Frauen Rechtlerin hin, Emanzipation her lasst uns einfach Papas sein und nicht immmer gegen die Frauen wettern!!!!!!!
Dienstag 10. Juli 2012 um 20:38
Ich habe den Beitrag leider nicht gesehen, aber die Gästeliste mit Kurzbeschreibung lässt ja keine wirklich diffenzierte Auseinandersetzung erhoffen… Schade, dass ihr keine Nachbetrachtung zur Sendung im Blog habt, ich schätze eure ausgewogene Haltung.
Mir stellen sich dabei auch gleich mal 2 Fragen:
1. Warum ist mit Frau Schewe-Gerigk nur ein Teilnehmer mit einer (mutmaßlich) differenzierten Sichtweise eingeladen und wieso ist unter den eingeladenen Männern keiner, von dem man einen objektiven, versöhnlichen Standpunkt erhoffen kann?
2. Was sind eigentlich diese Dinge, die Männer gerne wieder machen können wollen und die jetzt angeblich nicht mehr gehen, aufgrund der „Domestizierung“? Dass sich Menschen in einer monogamen Beziehung, dass sich Eltern einschränken müssen, ist kein Geheimnis und dass sich heutzutage beide Partner den Rücken freihalten müssen, wenn es um Überstunden oder einfach mal eine Kneipentour mit Freunden geht, ist einfach selbstverständlich. Ich kann hier keine Dressur des Mannes erkennen.
3. Warum sollten unterschiedliche Maßstäbe für Männer und Frauen gelten? (z.B. mit 50 noch attraktiv sein zu müssen, trotz Beruf, Familie…)
…Muss ich mich jetzt in Zukunft schlecht fühlen, wenn es eine warme Mahlzeit gibt, wenn meine Gudste um 9 p.m. von Arbeit kommt?
Vielleicht hat ja jemand die Sendung gesehen und kann berichten 🙂
VG
Das Nü