Eine Spielhalle für Väter
Erstellt von Hans-Georg Nelles am Montag 16. Januar 2012
In „Fars Legestue“ können Kopenhagener Männer ihre Vaterrolle ausleben – in ihrem ganz eigenen Tempo. Denn: Sie bleiben unter sich, Mütter sind in der Gruppe nicht willkommen.
Alfred hat sich selbst in der Spiegelwand entdeckt, jetzt tatscht der Elfmonatige seine Händchen aufs Glas und lacht seinem Ebenbild zu. Vater Benjamin beobachtet ihn genüsslich aus der Ferne. Ein Schritt, dann bekommt der Kleine Übergewicht und plumpst auf den windelgepolsterten Po. Ein erschrecktes Glucksen, ein kurzes „Bäääh“. „Nicht so schlimm“, sagt Benjamin, klopft seinem Sohn auf den Hintern und stellt ihn wieder auf. Ist auch nicht schlimm: Alfred lacht schon wieder und drückt die Nase auf sein Spiegelbild.
Ein Dutzend Männer ist in „Fars Legestue“ gekommen, jeder mit einem Baby. „Papas Spielstube“ befindet sich im Turnsaal einer Sporthalle in Kopenhagens Stadtteil Nørrebro, vor dem Saal stehen die Kinderwagen aufgereiht, daneben ein paar Wickeltische. Drinnen ist der Boden mit Matten ausgelegt und mit Spielzeug ausstaffiert. Die Väter lungern auf dem Boden, die Kinder gucken, krabbeln, purzeln. Es ist eine Babywelt ganz ohne Frauen, und das ist auch der Sinn der Sache. Hier sind die Väter unter sich.
John Brøndum ist der Leiter der Spielstube, einer kommunalen Einrichtung, die nach langjährigem Ringen um die Finanzierung nun endlich die notwendigen Mittel erhalten hat. Er baut das Spielgerät auf und räumt es wieder weg, kocht Kaffee für die Väter, er sorgt dafür, dass Neuankömmlinge mit einbezogen werden in Spiel und Gespräch. Programm gibt es keines, „die Väter kommen, wenn es mit dem Schlaf der Kinder passt, und gehen, wenn es ihnen reicht.“ 25 bis 30 Männer kommen im Lauf des Nachmittags vorbei, manche immer wieder, manche sind seltene Gäste. Und wenn eine Mutter käme, mit ihrem Kind? „Dann würden wir ihr höflich erklären, worum es hier geht und sie dann auffordern, nächstes Mal ihren Mann zu schicken“, sagt Brøndum.
Wie es zu der Krabbelgruppe kam? Eines Tages fragte ein Vater, was die Kommune denn für Seinesgleichen tue. Er hatte Väterzeit genommen und wollte seine Erfahrungen mit anderen teilen, so wie es die Mütter in Mütterrunden taten. Das war die Geburtsstunde von „Fars Legestue“.
Als Martin Mårtensson seine Frau acht Monate nach der Geburt seines Sohnes Malte als Babyhüter ablöste, versuchte er es zunächst in einer Mütterrunde gleich um die Ecke. „Das war nichts für mich“, sagt der 39-jährige Chemiker. Unter den Vätern fühlt er sich wohler, „ohne all das Weibergequatsche“. Hier seien „die Grenzen weiter, das passt mir besser“.
„Männer ertrinken manchmal in der Mutter-Kind-Beziehung“, sagt Spielstubenleiter John Brøndum. In „Fars Legestue“ können sie ihre Vaterrolle im eigenen Tempo ausleben. Sie treffen andere Männer in der gleichen Lage und können Erfahrungen austauschen. „Je früher die Väter engagiert werden, desto stärker nehmen sie später an Erziehung und Aufwachsen teil.“