Der Einfluss der Elternzeit von Vätern auf die familiale Arbeitsteilung
Erstellt von Hans-Georg Nelles am Donnerstag 12. Januar 2012
Väter verbringen in Deutschland und in anderen westlichen Ländern immer mehr Zeit mit Kinderbetreuung und Hausarbeit. Das ist das Ergebnis der heute in Hamburg veröffentlichten Langzeitstudie ‚Einfluss der Elternzeit von Vätern auf die familiale Arbeitsteilung im internationalen Vergleich‘ von Christina Boll, Julian Sebastian Leppin und Nora Reich. Insbesondere dann, wenn die Partnerin erwerbstätig ist.
In den letzten Jahren stieg die Zeit, die Väter mit ihren Kindern verbrachten. Zudem stieg die Zahl der Väter generell an, die sich überhaupt mit der Nachwuchs-Betreuung befassten. Die Langzeitstudie des Hamburger Weltwirtschaftsinstituts (HWWI) wertete Zahlen aus den Jahren 1971 bis 2005 aus.
Die Erkenntnisse basieren laut HWWI auf der internationalen Multinational Time Use Study (MTUS), bei der auf Basis von Tagebucheinträgen länderübergreifend Zeitbudgetstudien erstellt werden. Es flossen dabei Daten zu Deutschland, Italien, Vereinigtes Königreich, Niederlande, Kanada, Schweden, Norwegen und Finnland ein. Dabei waren allerdings nicht immer kontinuierliche Erhebungen verfügbar. Für Deutschland lagen nur zwei Befragungen von 1991 und 2001 vor. Demnach stieg in dieser Zeit die durchschnittliche Betreuungszeit hierzulande um einige Minuten an und lag 2001 knapp unter 40 Minuten pro Tag.
Ziel der Studie war es unter anderem zu klären, inwieweit sich übergeordnete Entwicklungen wie Männer- und Frauenerwerbstätigkeit oder sozialpolitische Maßnahmen wie Elterngeld auswirken. Dabei stießen die Autoren nach eigenen Angaben auf einige allgemeine Zusammenhänge, wenngleich nicht für alle Länder wegen der begrenzten Datenbasis eine kontinuierliche Beobachtung möglich war.
Eine der Erkenntnisse ist, dass Väter in Ländern, in denen der Anteil berufstätiger Frauen höher ist, in der Regel auch mehr Zeit für tägliche Hausarbeit aufwendeten. Auch Frauen weiteten in der untersuchten Zeitspanne demnach trotz steigender Erwerbstätigkeitsquote ihre Kinderbetreuungszeiten aus. Zugleich sank der Studie zufolge aber die Zeit, die sich mit Arbeiten im Haushalt verbrachten.
Für die skandinavischen Länder stellten die Autoren außerdem fest, dass gewisse Regelungen für Väter-Elternzeit deren Kinderbetreuungszeiten erhöhten. Wurde eine lange Elternzeit allerdings mit einer nur geringen Lohnersatzzahlung verbunden, ergaben sich am Ende negative Effekte auf die Väter-Betreuungszeit.
Ausdrücklich weisen die Verfasser der Studie daraufhin, dass Entwicklungen nach 2005 nicht berücksichtigt wurden. Angesichts der inzwischen wesentlich anderen wirtschaftlichen und familienpolitischen Rahmenbedingungen sei davon auszugehen, dass sich die Daten für die betrachteten Ländern schon maßgeblich geändert haben.