‚Mein Vater steht für Werte, die die Gesellschaft heute braucht’
Erstellt von Hans-Georg Nelles am 7. November 2011
Audi-Chef Rupert Stadler äußert sich im Interview mit dem Magazin brandeins über den veränderten Blick auf Arbeit von jungen Arbeitnehmern, das Verhältnis zu seinem Vater und die Frage, warum er zu Hause wenig zu melden hat.
‚… Wie entscheidend ist heute der Ruf eines Unternehmens, wenn es hochkarätige Bewerber gewinnen will?
Er wird immer wichtiger. Ein Beispiel aus dem Unternehmen: Wir fahren mit unseren Rennwagen das 24-Stunden-Rennen von Le Mans. Hier in Ingolstadt haben die Mitarbeiter parallel einen 24-Stunden-Lauf durchs Werksgelände initiiert und dabei Geld für einen karitativen Zweck gesammelt. Vermutlich hat der verschärfte Blick aufs Soziale viel mit der Maslow’schen Bedürfnispyramide zu tun …
… derzufolge erst die Grundbedürfnisse eines Menschen erfüllt sein müssen, bevor er sich um Selbstverwirklichung bemüht.
Genau. Wir alle stehen in dieser Pyramide weit oben. Die Organisation bewegt sich und entwickelt sich weiter. Junge Leute wollen zum Beispiel oft keine starren Arbeitszeiten mehr. Mal powern sie zwei Wochen auf einem Projekt, dann wollen sie aber auch eine längere Pause. Ich kann das verstehen, ich muss nach anstrengenden Phasen auch immer mal wieder runterkommen.
Sie haben einmal gesagt, Sie bewunderten Ihren Vater, der seinen Traum, Lehrer zu werden, aufgab, um den elterlichen Bauernhof zu übernehmen, auf dem Sie auch aufgewachsen sind. Was genau bewunderten Sie – die Pflichterfüllung, das Hintanstellen der eigenen Interessen, die Disziplin?
Genau diese drei Dinge. Für ihn war es als Landwirt kein Zuckerschlecken, dennoch hat er mit Fleiß und Ausdauer viel Gutes auf den Weg gebracht, unter anderem vier Kinder, aus denen etwas geworden ist und die heute eigene Familien haben. Er hat auf diese Weise sein inneres Lebensglück gefunden. Mein Vater steht für Werte, die die Gesellschaft heute braucht: Bodenständigkeit, Aufrichtigkeit, Anstand, Leistung aus Überzeugung. …
Ihre Frau hat Ihnen, als Sie vor vier Jahren Audi-Chef wurden, das Buch „Ich bin dann mal weg“ von Hape Kerkeling geschenkt. Eine Anspielung auf den künftig noch häufiger abwesenden Gatten?
Ja, das war tatsächlich ironisch gemeint.
Ist es ein gutes Modell, bei Mitarbeitern mehr präsent zu sein als bei den eigenen Kindern?
Ich weiß nicht, ob es ein gutes Modell ist. Und wenn ich mir Vorwürfe mache, dann deswegen. Weiterlesen »
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