Die Übernahme familiärer Aufgaben ist auch für Väter ein Handicap
Erstellt von Hans-Georg Nelles am Sonntag 10. April 2011
In einem Gastbeitrag in der heutigen Ausgabe der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung erwidert Familienministerin Schröder ihren Kritikerinnen und skizziert ihre Vorstellung einer Gleichstellungspolitik, die ‚Abschied vom Kampf der Geschlechter’ nimmt. Frauenförderung alleine bewirke keine Zunahme an weiblichen Führungskräften:
‚… Zu diesen Ursachen gehört vor allem eine Arbeits- und Unternehmenskultur, in der familiäre Aufgaben als Handicap gelten und in der diejenigen am erfolgreichsten sind, die familiäre Verantwortung weitest möglich an andere – und das heißt meist: an die Lebenspartnerin – delegieren können.
Dadurch wird die traditionelle Rollenverteilung in einer Partnerschaft mit der männlichen Rolle des Familienernährers quasi zur Erfolgsvoraussetzung: Anders könnten Top-Führungskräfte sich dem Diktat der uneingeschränkten Verfügbarkeit in Sechzig- bis Achtzig-Stunden-Wochen nicht beugen.
Für das Prinzip „Karriere wird nach Feierabend gemacht“ bezahlen viele Frauen also gleich doppelt: Zum einen mit eingeschränkten beruflichen Aufstiegschancen, wenn sie nach Feierabend nicht Karriere, sondern die Kinder bettfertig machen. Zum anderen mit dem Verzicht auf Unterstützung durch den Ehemann oder Partner, weil Männer, die sich familiäre Fürsorgeaufgaben mit ihrer Partnerin teilen, aus denselben Gründen wie Frauen um die eigene Karriere fürchten müssen.
Glücklicherweise gibt es heute immer mehr junge Väter, die trotzdem mehr von ihrer Familie haben wollen als ein Bild auf dem Schreibtisch. Auch sie bezahlen im Moment mit schlechteren Karriereaussichten, wenn sie vorübergehend beruflich kürzertreten.
Frauenförderung allein wird daran nichts ändern. Fördern sollten wir faire berufliche Chancen von Frauen und Männern, die sich Zeit für Verantwortung nehmen. Frauen und Männer, die Zeit für Familie und faire Chancen auf Karriere haben wollen, brauchen vor allem verlässliche Partner. Gemeint sind Lebenspartner, die bereit sind, gemeinsam Fürsorgeaufgaben in der Familie zu übernehmen.
Gemeint sind auch Arbeitgeber, die mit familienfreundlichen Arbeitsbedingungen dafür sorgen, dass eine Auszeit nach der Geburt oder vorübergehende Teilzeitarbeit keinen Mitarbeiter – ob weiblich oder männlich – ins berufliche Abseits katapultiert.
Zu einer zeitgemäßen Gleichstellungspolitik, die Frauen Freiheit bei der Gestaltung ihres individuellen Lebensentwurfs und faire Chance im Beruf ermöglichen will, gehört deshalb heute neben der Förderung familienfreundlicher Arbeitsbedingungen auch eine Männerpolitik, die es Männern ermöglicht, ihre Rolle abseits von Rollenklischees selbst neu zu definieren. …’
Montag 11. April 2011 um 08:41
[…] Die Übernahme familiärer Aufgaben ist auch für Väter ein Handicap […]
Montag 11. April 2011 um 11:25
hallo der bericht spricht wahre Bände. aber ich zum Beispiel habe einen dritten Weg gefunden, mit dem ich die Karriere weiterverfolgen kann, ohne dabei meine Kinder zu vernachlässigen. Da mein Mann und ich beide berufstätig sind und viel arbeiten, haben wir uns entschlossen eine Tagesmutter zu engagieren. Der Vorteil ist einfach, dass die Kinder zu Hause ihren Pflichten nachkommen können, dabei beaufsichtigt sind und nicht in eine Einrichtung wie den Hort egschickt werden müssen. Dennoch versuchen wir für unsere Kinder so oft wie möglich da zu sein. Bisher funktioniert dies auch sehr gut!