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Deutschlands erster Väterbeauftragter

Erstellt von Hans-Georg Nelles am Dienstag 6. Juli 2010

Der Stifterverband für die deutsche Wissenschaft stellt jeden Monat eine Hochschulperle vor, aus denen die Hochschulperle des Jahres 2010 gekürt wird. Hochschulperlen sind innovative, beispielhafte Projekte, die in einer Hochschule realisiert werden. Weil sie klein sind, werden sie jenseits der Hochschulmauern kaum registriert. Weil sie glänzen, können und sollten sie aber auch andere Hochschulen schmücken.

Die Hochschulperle des Monats Juli 2010 bekommt die Charité in Berlin. Sie hat den bundesweit ersten Väterbeauftragten. Jakob Hein ist seit Anfang 2009 Ansprechpartner für alle männlichen Mitarbeiter, die erwägen, zur Betreuung ihres Kindes in Elternzeit zu gehen. Bei ihm können sie sich über rechtliche und vertragliche Rahmenbedingungen informieren, aber auch moralische Unterstützung für die Durchsetzung ihres Vorhabens bekommen.

Immer noch finden die auf Männer durch eine Vaterschaft zukommenden Veränderungen und Belastungen nur im geringen Maß gesellschaftliche Beachtung. Viele Schwangerschaftsberatungsstellen verfügen bis heute über keinen männlichen Berater. Auch Familienberatungsstellen bieten kaum auf Väter zugeschnittene Beratungsangebote an. Mit ganz praktischen Fragen zum Thema Vaterschaft werden die Männer meist allein gelassen, sagt auch Jakob Hein: „Ich spreche aus eigener Erfahrung, da ich selbst fünf Monate in Elternzeit war.“ Nach der Geburt seines ersten Sohnes vor gut sieben Jahren hatte er dafür allerdings noch unbezahlten Urlaub nehmen müssen.

Jakob Hein soll zwischen werdenden Vätern und ihren Vorgesetzten vermitteln und sie von der Wichtigkeit zufriedener Eltern im Beruf überzeugen. Auch die Frauen- und Gleichstellungsbeauftragte der Charité, Christine Kurmeyer, freut sich über die Arbeit von Jakob Hein: „Das ist für alle Beteiligten ein Gewinn: für die Väter, die Kinder und nicht zuletzt auch für die Frauen.“ Dass Nachfrage besteht, bewies der Ansturm, den Hein erlebte, nachdem er seine Tätigkeit aufgenommen hatte: mit zeitweise 30 Anfragen pro Woche. Inzwischen hat er im Intranet für die rund 15.000 Beschäftigten der Charité eine Info-Plattform eingerichtet.

In einem Punkt allerdings bleiben die Männer benachteiligt: Bisher ist Jakob Hein Väterbeauftragter im Ehrenamt – und ohne eigenes Budget. Das mache sich bei allem Engagement durchaus bemerkbar, sagt Jakob Hein. Dennoch: „Väterbeauftragter zu sein ist eine feine Sache.“ Er könne jedem Unternehmen nur empfehlen, solch eine Position einzurichten, denn sie sei ein Signal an die Beschäftigten.

Quelle

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