1. Väterbeauftragter wurde bestürmt
Erstellt von Hans-Georg Nelles am Mittwoch 9. Dezember 2009
Jakob Hein, 37, ist Oberarzt für Psychiatrie und Psychotherapie an der Berliner Uniklinik Charité. Seit Januar steht er den rund 15.000 Beschäftigten zudem als Väterbeauftragter zur Verfügung. Darüber hinaus ist er Buchautor und Vater von zwei Söhnen im Alter von vier und sieben Jahren. Im Interview mit dem Newsletter ‚Erfolgsfaktor Familie’ berichtet er über seine Erfahrungen im ersten Jahr als Väterbeauftragter.
Seit Januar 2009 sind Sie der Väterbeauftragte der Charité in Berlin. Wie war das erste Jahr?
Niemand hatte mit so einer großen Resonanz gerechnet. Am Anfang gab es einen regelrechten Ansturm, ich bekam rund 30 Anfragen pro Woche. Seit es ein Informationsangebot im Intranet gibt sind es weniger geworden. Wie sich zeigte, war die Zeit längst reif für einen Väterbeauftragten.
Wer hatte die Idee, einen Väterbeauftragten zu berufen?
Die Frauen- und Gleichstellungsbeauftragte hatte die Idee, und da sie wusste, dass ich mich mit dem Thema beschäftige, fragte sie mich. Ich selbst war fünf Monate nach der Geburt meines ersten Sohnes zu Hause – wofür ich vor sieben Jahren aber unbezahlten Urlaub nehmen musste. Zu Beginn meiner Tätigkeit hat mich dann der Charité – Vorstandsvorsitzende offiziell in meinem Amt begrüßt.
Wie sieht Ihre Arbeit als Väterbeauftragter aus?
In der Regel melden sich bei mir junge Eltern mit speziellen Anfragen zum Thema Vaterschaft. Ich suche dann nach Lösungen, berate oder verweise auf andere Einrichtungen wie das Väterzentrum Berlin. Im Intranet habe ich außerdem ein Wikiblog eingerichtet, wo Väter Informationen und Tipps hinterlegen und sich somit gegenseitig informieren können.
Welche Fragen stellen die Väter?
Beispielsweise wie es mit dem gemeinsamen Elterngeld im Mutterschutz ist, und was man tun kann, wenn der Vorgesetzte die gewünschte Elternzeit nicht unterstützt.
Bekommen Sie auch externe Anfragen?
Ich bekam schon mehrfach Angebote von Unternehmen, die mich als Väterbeauftragten abwerben wollten. In Gesprächen merke ich immer wieder, dass die Unternehmen sehr interessiert an meinem Amt sind.
Warum sollten Unternehmen einen Väterbeauftragten haben?
Es ist eine lohnende Investition, die nachgefragt wird und sich zukünftig etablieren wird. Ich kann jedem Arbeitgeber nur dazu raten. Unternehmen, die sagen können, wir haben nicht nur eine Frauen-, sondern auch einen Väterbeauftragten, senden ein deutliches Signal an ihre Beschäftigten und an potenzielle Bewerber.
Mittwoch 16. Dezember 2009 um 15:01
Warum heißt es eigentlich Väterbeauftragter und nicht Männerbeauftragter? Bzw Frauenbeauftragte und nicht Mütterbeauftragte?