Ich bin Vater und das ist gut so!
Erstellt von Hans-Georg Nelles am Dienstag 16. September 2008
Christian Füller setzt sich heute in Spiegel Online mit den ‚Verwirrten Vätern’, dem neuen Buch von Robert Habeck auseinander.
‚Sie sind grün, sie sind Alphatiere – doch sie wollen lieber Papa als Parteichef sein. Die Grünen haben in ihren Reihen Politiker, die sich lieber um Windeln als um Wähler kümmern. Einer von ihnen schreibt jetzt, wie sexy Vaterschaft ist – und hat dennoch keine Ahnung.’
Keine Ahnung? Gewiss der Titel macht deutlich, dass es noch viele Widersprüche, Ungewissheiten und Suchbewegungen im Verhalten von Vätern gibt. Die Behauptung von Füller ist aber eher eine Selbstoffenbarung. Er gibt vor, die Auswirkungen auf den geschlechterpolitischen Diskurs zu analysieren, bedient er eher die Klamaukdebatte und verfängt sich in einer machohaften Selbstgefälligkeit.
‚Dabei scheitert Habeck keineswegs an dem, was man bei einem Grünen am ehesten befürchten musste: Dass ihn grüne Gouvernanten und die Dominas der Ökopaxe vorab entmannt hätten. Nein, Habeck keilt erfreulich ungrün Richtung erfolgreiche Frauen oder gegen Muttis wie Eva Hermann.’
Die These, das offenbar viele Frauen ihre Männer gar nicht als gleichberechtigte Erzieher zu Hause haben wollen ist durch viele Untersuchungen längst belegt. Die von Füller diagnostizierte ‚Schwäche dieser Neue-Mann-Diagnose‘ ist eine lauwarme Neuauflage der mehr als 20 Jahre alten Behauptung von der ‚verbalen Aufgeschlossenheit bei weitgehender Verhaltensstarre’ des Soziologen Beck.
Die Rahmenbedingungen bleiben bei beiden völlig außer acht. Diese haben sich aber in den letzten zwei Jahren mehr verändert als in den 20 davor. Aber Füller möchte sie lieber ignorieren:
‚Da hilft auch der – durch das neue Elterngeld provozierte – rasante Anstieg der Vätermonate wenig. Das Gros der Pseudokümmerer schiebt nur zwei Monate den Kinderwagen. Der alte Erziehungsurlaub feiert so ein starkes Comeback.
Zählbaren Mehrwert bringt die Masche vom zärtlichen, abwaschenden und miterziehenden Mann, bei genauem Hinsehen, nur für Medien- und Politfritzen. Sie sind die einzigen, die durch angekündigte oder abgeleistete Wickelvolontariate öffentliche Anerkennung finden können.’
Bei soviel Geringschätzung bräuchte sich Füller also über die Starrheit der herkömmlichen Rollenverteilung nicht zu wundern. Aber auch wenn er es nicht sieht oder sehen will, es verändert sich etwas. Langsam, im Alltag von tausenden Familien, vielfach unspektakulär aber nachhaltig. Auch zwei Monate hinterlassen einen bleibenden Eindruck und beim nächsten Mal sind es dann vielleicht auch mehr.
Morgen setzen sich die Grünen übrigens in einer Anhörung in Berlin mit ihrer Väterpolitik auseinander.