‚Die Erwartungen an Mütter und Väter sind immens gestiegen’
Erstellt von Hans-Georg Nelles am 4. Juni 2008
Sie sind selbstlos, immer geduldig und geraten niemals aus der Fassung – und natürlich meistern sie ihren Alltag zwischen Job und Kindern mit links …
Immer mehr Mütter und Väter fühlen sich vom „Mythos Super-Eltern“ unter Druck gesetzt. Woher dieser Druck kommt, erklärt der Berliner Soziologe Prof. Hans Bertram im Interview mit der Zeitschrift ELTERN FAMILY.
„Eltern aller Milieus unterliegen den Erwartungen, die eine Gesellschaft festlegt“, so Bertram. „Und die sind immens gestiegen! Beispiel Bildung: Als ich zur Schule ging, machten sieben Prozent meiner Mitschüler Abitur, heute sind es 40, und alle fordern, dass Kinder immer früher qualifiziert werden. Außerdem kommen die meisten Kinder bei uns immer noch mittags aus der Schule – wie zu Bismarcks Zeiten. Den modernen Anforderungen haben sich deutsche Schulen noch nicht angepasst.“
Gleichzeitig kritisiert Prof. Bertram, dass es deutsche Mütter in den Augen der Öffentlichkeit niemandem recht machen können: „In den USA ist völlig klar, dass eine Mutter, die arbeitet, ihrem Kind nicht schadet. Ebenso wenig wie eine Mutter, die zu Hause bleibt. Das ist es, was unsere Gesellschaft lernen muss statt Super-Eltern zu fordern: Lebensläufe sind vielfältig, und alle, die Verantwortung für Kinder übernehmen, verdienen Unterstützung!“
Die Familie der Zukunft wird ähnlich aussehen wie heute, prognostiziert Bertram, aber die Aufgaben werden anders verteilt: „Mal wird die Mutter, mal der Vater mehr Erziehungsaufgaben übernehmen oder das Geld verdienen – aber immer wird ein Paar das Beste, was es zu geben hat, in die Familie investieren.“
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