Abgesang auf die Supermutter
Erstellt von Hans-Georg Nelles am Samstag 23. Februar 2008
Mitleid mit den Vätern hat Jeanne Rubner, selbst Mutter von vier Kindern, in einem Beitrag der aktuellen ‚Emma’. Sie setzt sich dort mit den widersprüchlichen Erwartungen und Signalen der Frauen an Männer und Väter auseinander und kommt zu dem Ergebnis, es könnte alles viel einfacher sein, wenn die Supermütter etwas gelassener an den Familienalltag herangehen.
Der Mann ist – für uns gefühlvolle und vielschichtige Frauen – letztlich nur ein schlichtes Wesen. Von Hormonen getrieben, lebt er in den Tag hinein. Schlürft morgens seinen Kaffee, geht ins Büro, legt abends die Füße auf die Couch und schaut Sportschau. Ist stark und schleppt die Wasserkästen in den dritten Stock. Repariert den Wasserhahn und wechselt Reifen, versteht aber nichts von großen Gefühlen. Und, seien wir mal ehrlich, irgendwie mögen wir ihn auch so, den Macho-Mann.
Einerseits. Doch wehe, dieser Mann wird Vater. Dann soll er plötzlich seine weiche, seine emotionale Seite herauskehren. Soll mit in den Geburtsvorbereitungskurs und in seinen Bauch hineinhorchen. Soll im Kreißsaal die Nabelschnur durchtrennen und dabei vor Glück weinen. Und selbstverständlich soll er seinem Chef beibringen, dass er jetzt für mindestens ein halbes Jahr daheim bleiben wird, um Windeln zu wechseln. Obwohl wir Frauen das ja eigentlich viel besser können.
Die Arbeitsteilung der Industriegesellschaft hat sie gezwungen, zum Geldverdienen die Familie zu verlassen und ins feindliche Leben hinauszuziehen. Sie durften nur noch die Feierabend-Väter sein, die müde nach Hause kamen. Kinderkriegen und Erziehung war Frauensache, und die Mutterschaftsideologie fanden viele gar nicht so abwegig, auch Frauen nicht.
Selbst heute spielen Mütter nur allzu gerne die Geschlechterkarte aus. Neun Monate haben wir die Kinder im Bauch getragen, da werden wir wohl wissen, was am besten für sie ist. Super- Mom weiß alles, kann alles, versteht alles. Und sie ist bedingungslos Mutter.
Das Kind mit sechs Monaten in die Krippe schicken? Gott bewahre, das könnte seelische Schäden verursachen. Sie bleibt daheim und gibt den gut bezahlten Job zugunsten einer Teilzeitstelle auf.
Die Klagen darüber, dass sie Mann und Nachwuchs zuliebe die Karriere geopfert haben, kommen später, aber sie kommen umso heftiger.
Die Männer derweil wissen nicht, wo sie sich einsortieren sollen. Sie verlangt, dass er früher heimkommt, die Kollegen halten ihn deshalb für einen Schwächling. Der Chef legt Wert auf Überstunden am Abend, sie wirft ihm vor, dass er sich nicht um die Kinder kümmert. Männer schwanken, ob sie männlich oder väterlich sein sollen. Sie suchen noch ihre neue Rolle.
Zaghaft machen Männer Schritte in einer neuen Welt, die nach echten Vätern verlangt. Es stimmt, dass viele Männer sich viel zu wenig um ihre Kinder kümmern. Doch Frauen machen es ihnen auch oft nicht leicht. Warmherzige Väter sollen sie sein, die ihre Kinder exakt so behandeln, wie die Mütter es tun würden. Starke Beschützer sollen sie sein, aber keine Machos. Viel Geld sollen sie verdienen, aber trotzdem Zeit für die Familie haben.
Wenn Frauen hin und wieder ihren Mütterglorienschein ablegten, könnten Männer entspannter Väter sein. Wenn sie sich eingestünden, dass die Mutterschaft sie nicht zu besseren Menschen macht. Wenn sie ihre Kinder auch mal los ließen und sie ohne gute Ratschläge und Vorschriften den Vätern anvertrauten.
Freitag 21. August 2009 um 01:03
Da ist es wieder das Machtspielchen. Egal welchen Geschlechtes: Wer das Geld für die Familie verdient hat die Mehrfachbelastung: Verantwortung für den auch zukünftigen Unterhalt mit allen Folgen und die Familie. Wenn dann auch noch die Verantwortung für Freizeitgestaltung und Zufriedenheit der Familienmitglieder dazu kommt, kann es mit Hilfe eines unzufriedenen Partners doch hart an die Grenze des Machbaren gehen, wenn einer sich der Verantwortung entzieht.