Der Mann auf dem Drahtseil
Erstellt von Hans-Georg Nelles am Mittwoch 8. November 2006
Im Rahmen des Grundkurses Soziobiologie setzt sich Eckart Voland heute in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung mit den neuen Vätern auseinander.
‚Nun, Männer haben bekanntlich zwei alternative Möglichkeiten, dem biologischen Imperativ zu gehorchen. Sie können entweder danach streben, das zu erhöhen, was im Laborjargon der Soziobiologie „Paarungserfolg“ genannt wird, oder aber sie konzentrieren ihren Lebensaufwand in die große Liebe und den daraus hervorgehenden Nachwuchs. Beides gleichzeitig geht nicht, jedenfalls nicht auf Dauer.‘ Diese eingeschränkten Lebensstrategien hätten wir von den Primaten geerbt.
Aber es gibt sie seit Adam, die Verhaltensoption des fürsorgenden Vaters, ‚… Sie gehört zum evolvierten Repertoire männlicher Strategien. Allerdings konkurriert sie mit anderen Optionen desselben Repertoires. Wann also werden aus Männern Familienväter? So trivial es anmutet, aber eine erste Antwort auf diese Frage lautet: Wenn partout kein anderer den Job macht. In dem gleichen Maße wie Omas, Tanten oder der Wohlfahrtsstaat einen fehlenden Vater ersetzen können, wird er entbehrlich. Ökonomen nennen dies ein „Nullsummenspiel“, und soziobiologische Forschung zeigt, daß die Entscheidungen in diesem Spiel ganz konsequent dem quasi-rationalen Kalkül einer Kosten-Nutzen-Abwägung gehorchen. Kurz: Mann wird dann zum Familienmensch, wenn aus der Verweigerung dieser Rolle mehr Schaden erwächst als andere kompensieren können.‘
Mich erinnert diese deterministische Sichtweise an eine andere Dichotomie: ‚Du musst dich entscheiden, Kinder oder Karriere‘. Nur zwei Möglichkeiten haben zu dürfen, diese Sichtweise engt ein und verhindert den Blick auf innovative Lösungen. Dazu kommt, junge Männer und Frauen wollen heute zunehmend beides: Erfolg in Beruf und Familie. Nicht nur im Gedankengebäude von Voland bedeutet das: Entweder teilen sich beide, Vater und Mutter, die ‚Jobs‘ partnerschaftlich auf, oder der Schaden für unsere Zukunft wird ins Unermessliche wachsen.
Neue Väter sind auch keine besseren Menschen, sie erweitern einfach ihre Möglichkeiten und Erfahrungen.
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