(Keiner) Hört die Signale!
Erstellt von Hans-Georg Nelles am Freitag 3. November 2006
Dem allenthalben formulierten Lamento über den steigenden Egoismus der jungen Generation widerspricht der Jugendforscher Klaus Hurrelmann im Interview mit dem Online Magazin changeX: ‚… die junge Generation tickt anders, als viele denken. Sie ist in ihrer Mehrheit leistungsbereit und erfolgsorientiert, motiviert und sozial engagiert. Sie will anpacken und ist bereit, in zentralen Feldern der Zukunftssicherung Verantwortung zu übernehmen: für Bildung und Nachwuchs. Nur stößt ihre Offerte auf taube Ohren. Politik und Gesellschaft verweigern sich, statt neue Lebenschancen zu eröffnen.‘
Im weiteren Gespräch äußert sich Hurrelmann auch zu den Lebensentwürfen von Frauen und Männern:
‚Das Lebensmodell der jungen Frauen, das auf emotionale Werte setzt und eine ganzheitliche Lebensführung in den Vordergrund rückt, kommt ganz klar den Anforderungen der Wirtschaft entgegen, während die jungen Männer ein antiquiertes Karriere- und Konkurrenzmodell leben. Setzen die Frauen die Trends?
Es stimmt: Die Männer sind insgesamt, von den sehr erfolgreichen bis zu den wenig erfolgreichen, konkurrenzorientierter und kämpferischer als die jungen Frauen. Wenn nun die jungen Frauen zunehmend Konkurrenz als einen sportiven Wettbewerb verstehen, der bestimmten Spielregeln folgt, dann werden sie noch stärker werden. Es gibt bereits Hinweise darauf, dass dies passiert.
Aber was Sie ansprechen, ist in der Tat eine Herausforderung für die Männerwelt: Nämlich sich den veränderten Anforderungen zu stellen und nicht mehr darauf zu vertrauen, dass man seinen Platz in der Gesellschaft alleine durch eine berufliche, rationale, strategisch orientierte Eroberung von Räumen gewinnt. Sondern eben auch durch den Aufbau von Netzwerken, durch Bindung, durch Emotionalität, durch gute Kommunikation. Wenn die Männer dieses Feld den Frauen überlassen, dann werden sie weiter ins Hintertreffen geraten.‘
Das ganze Interview finden Sie hier.
Freitag 3. November 2006 um 16:42
Es ist schon merkwürdig. Neulich las ich mehrere Artikel, in denen darauf hingewiesen wurde, dass Männer, vor allem jüngere Männer, keineswegs mehr so konkurrenz- und karriereorientiert wären wie früher. Genau das habe ich auch beobachtet. Aber statt sich darüber zu freuen, betrachteten die Autoren(Mercedes Bunz, Nils Minkmar) diese Entwicklung mit großer Sorge. Der oben abgedruckte Text ist nicht auf dem neuesten Stand, denn statt Karriere zu machen und am Rattenrennen teilzunehmen, sind es gerade die jungen Männer, die Netzwerke bilden und sich ihre Arbeitswelt selbst schaffen(Wir reden hier natürlich nicht über das „Prekariat“). Die Forderungen, die an Männer gestellt werden, sind bereits von vielen erfüllt und nun zeigt sich die ganze Heuchelei derjenigen, die Forderungen stellten. Vor allem Frauen scheinen gar keine Männer zu wollen, die nicht karriereorientiert sind. Das propagierte neue Männerbild ist eine Lüge, in Wahrheit möchte niemand solche Männer – …..außer den Männern selbst.
Allerdings sind die neuen Männer nicht ganz so wie gefordert: Waren die alten Männer zwar aggressiv und irgendwie unangenehm, aber doch abhängig, sind die neuen Männer zwar entspannter, dafür aber unabhängig. Sie entscheiden sich auch nicht, wie die Medien einem weismachen wollen, aus Angst gegen Familie und Beziehung, sondern weil es einfach keinen vernünftigen Grund für die Gründung einer Familie oder das Eingehen einer Beziehung zu einer Frau gibt. Wenn man erstmal erlebt hat, wie es ist, unabhängig zu sein, kehrt man nicht mehr freiwillig in die Abhängigkeit zurück. Das gilt nicht nur für Beziehungen und Familie, auch eine Karriere, so sie denn angestrebt wird und sich nicht zufällig ergab, ist nichts anderes als Abhängigkeit. Und wofür? Männer brauchen nicht viel Geld. Das ganze Streben nach Geld und Bedeutung war nur dazu da, Frauen zu beeindrucken. Nur das wollen immer weniger. So hat dann also der Feminismus in erster Linie die Männer(zumindest die smarten) befreit.
Da sagen wir doch einfach: „Danke!“
Ciao
Salvatore