Keinen Kontakt zum Vater haben dürfen
Erstellt von Hans-Georg Nelles am Mittwoch 10. Februar 2016
Eine Trennung der Eltern: dass die für Kinder traumatisch sein kann, steht außer Frage. Bei den meisten Scheidungen oder Trennungen sind sich die Eltern auch bewusst, dass sie ihre Kinder darunter möglichst wenig leiden lassen möchten und versuchen, konstruktiv die Trennung zu bewältigen. Bei Trennungen, die mit großen seelischen Verletzungen oder sogar mit körperlicher Gewalt einhergehen, geht das meist nicht. Häufig geraten dann auch die Kinder in die Trennungsstreitigkeiten und werden dann gegen den Partner, bei dem die Kinder nicht leben, instrumentalisiert. Bei 40% aller Trennungen kommt es, so eine Schätzung von Wissenschaftlern, zu einem zumindest zeitweiligen Kontaktabbruch des Kindes zu einem der Elternteile.
Manchmal instrumentalisiert ein Elternteil das Kind gegen das andere Elternteil, um eigene Verlustängste zu reduzieren und Hass- und Rachegefühle dem früheren Partner gegenüber auszuleben. Die Beeinträchtigung der kindlichen Entwicklung wird nicht wahr- oder billigend in Kauf genommen.
Das instrumentalisierende Elternteil ist meist davon überzeugt, dass es besser für das Kind ist, ohne den anderen Elternteil aufzuwachsen. Ihr Motto ist oft: Klar sind beide Eltern wichtig für Kinder, aber nicht DIESER Vater bzw. DIESE Mutter. Oder sie gestehen vordergründig sogar zu, dass es wichtig ist, Kontakt zu halten, behindern dann aber die Kontaktaufnahme soweit wie möglich. So helfen sie nicht mit, wenn es um den Transport von einem Ort zum anderen geht, sie verweigern sich gemeinsamen Gesprächen mit dem oder der Ex, wenn es um die gemeinsame Sorge geht. Manchmal werden selbst von Fachleuten begleitete Kontakte als unzumutbar für das Kind abgelehnt.
Die Erfahrung von Experten ist es, dass Sozialarbeiter, Gutachter und Richter sich scheuen, mit wirksamen Maßnahmen gegen Eltern vorzugehen, die es ablehnen, dass oder die Ex sich auch um das gemeinsame Kind kümmert.
Die Sozialarbeiterin und Mediatorin Wera Fischer schreibt dazu: „Argumentiert wird damit, Zwang gegen den manipulierenden Elternteil verstärke die Angst des Kindes, diesen Elternteil zu verlieren. Das lässt aber übersehen, in welchem Dilemma das Kind steht. Dessen Verleugnen seiner Liebe zum anderen Elternteil geschieht nicht freiwillig, sondern ist aufgezwungen. Das Kind verzichtet darauf, seine Bedürfnisse und Wünsche hinsichtlich des anderen Elternteils zu äußern, weil es sich sonst Konflikten mit dem manipulierenden Elternteil aussetzt, was die eigene Beziehung zu dieser Bezugsperson belastet (oder aus Sicht des Kindes sogar gefährdet).
frauTV zeigt am Donnerstag um 22:10 Uhr die Geschichte von Bettina, die ihren Vater mehr als 20 Jahre nicht gesehen hat.
Donnerstag 28. April 2016 um 11:45
Man kann immer nur hoffen, dass ein Elternteil, der sein Kind für derart manipulative Zwecke, ja, mann muss bereits sagen, missbraucht, eines Tages zu sich kommt und realisiert, was er da eigentlich angerichtet beziehungsweise wie er sich verhalten hat. Ich möchte an dieser Stelle nicht behaupten, dass so etwas immer absichtlich oder aus Boshaftigkeit heraus geschieht, denn Wut macht bekanntlich blind. Aber es handelt sich hier doch um Fehler, die eigentlich nicht passieren dürfen, so wie immer, wenn Unschuldige leiden. Meiner Meinung nach sollte dies immer bedacht werden, ob nun bei einer tatsächlichen Scheidung oder einer so genannten „Trennung ohne Scheidung“ (die es gibt, obwohl es sie vor dem Gesetz eigentlich nicht gibt, wie ich lernen musste: –> http://www.ra-knauf.de/trennung-ohne-scheidung.php), denn dass hier eher die emotionalen als materiellen Werte im Vordergrund stehen sollten, wird nur zu gern vergessen.