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lebe deinen Traum!

Söhne, denkt selbst!

Erstellt von Hans-Georg Nelles am Samstag 5. Juli 2008

So lautet eine zentrale Forderung des Geschlechterforschers Gerhard Amendt im stern.de – Interview. Er fordert er eine neue, männliche Perspektive auf die Rolle von Vätern ein – und übt radikale Kritik an der Rolle der Frauen. „Männern ist heute vielfach nicht mehr klar, was von der Männlichkeit wert ist, weiter gegeben zu werden“.

‚Wer hält die Macht in modernen Gesellschaften in Händen? Frauen. Wer entscheidet, wie Söhne über ihre Väter denken?

Mehrheitlich die Frauen. Nehmen Sie die Kindergärten, die Jugendarbeit, die Schulen, Kinder- und Jugendforschung, ja, sogar die psychotherapeutischen Berufe et cetera. Frauen dominieren die Bildungswelten, sie geben den Stil vor, wie miteinander umgegangen werden soll, wie gearbeitet wird, wie Konflikte vermieden, wie gelöst oder wie Menschen kalt gestellt werden.

Und mittendrin der Mann als personalisierter Konfliktherd, wehrlos, vor allem der ältere?

Die Männer-Generation der heute über 50-Jährigen hat oft besiegte oder gar keine Väter gehabt, weil sie aus dem Krieg nicht zurückgekehrt sind. Und freilich konnten die Mütter die Väter nicht ersetzen. Viele waren verwitwet. Das Schweigen der Überlebenden hat den familiären Alltag geprägt. Dann kam mit 1968 die ganz große Vorwurfshaltung gegenüber den Vätern. Die Rolle der Mütter im Nationalsozialismus stand hingegen bis in die 90er Jahre nicht zur Debatte. Das beginnt jetzt erst und leitet die Auflösung vom Mythos der friedfertigen Frauen ein.

Bleiben wir bei den Männern.

Aber Sie können über Männer nicht reden, wenn Sie nicht gleichzeitig über Frauen reden. Die gehören nun einmal zusammen. Deshalb ist gerade auch die feministische Debatte über Männer und Väter noch immer die Fortsetzung der 68er-Debatte über die damalige Vätergeneration: Angeblich haben sie alles falsch gemacht, und deshalb seien sie auch allein an allem Schuld. …

Das klingt nach Opferrolle. Wenn es so ist, warum bilden gerade die im Leben stehenden „Best ager“ eine starke aber schweigende Minderheit?

Diese Männer-Generation hat sehr viel gesehen, gehört, sehr viel mitbekommen und noch mehr einfühlsam geahnt, aber wenig an elterlicher Offenheit erfahren. Sie hat einen hölzernen Diskurs über sich ergehen lassen. Und parallel zum Schweigen verlief die aktiv betriebene Erosion der Männlichkeit. Durch beschämtes Schweigen haben die Männer das selber mitgetragen. Wenn man keine gute Väter-Tradition hat oder sogar meint, keine haben zu dürfen, dann ist es sehr schwer, ein Mann zu sein. Dann ist man nicht nur emotional vaterlos, sondern man kann seinen Söhnen wiederum kein einfühlsamer Vater sein. Männern, auch jüngeren, ist heute vielfach nicht mehr klar, was von der Männlichkeit wert ist, weiter gegeben zu werden – nicht nur an die Söhne sondern genauso so sehr an die Töchter.

Was angesichts der deutschen Geschichte ja kein Wunder ist.

Männer sollten sich daher offensiver über ihre Väter und Großväter informieren und sich fragen: Was habe ich eigentlich für Erinnerungen? Ist es allein die Erinnerung, dass die meisten Nazis und Mitläufer oder Mitwirkende waren? Aber diese politische Existenz ist nicht identisch mit Väterlichkeit. Wenn sich die Männer mit der Erinnerung auseinander setzen, werden sie feststellen, dass der Großteil der Väter eben ambivalent war, dass sie auch gute Seiten hatten. Männer müssen einen emotionalen Bezug zu ihrer Kindheit, zu ihrem Erinnern herstellen. Und sie müssen, das gilt auch für die jüngeren Generationen, ein eigenes Bild ihrer Väter entwickeln. …‘

Das ganze Interview können Sie hier lesen.

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